Von Tasja Klusmeyer
Versmold-Bockhorst. Das Versmolder Traditionsunternehmen Menzi ist wirtschaftlich angeschlagen. Beim zuständigen Amtsgericht in Bielefeld liegt ein Antrag auf Insolvenz vor; am Dienstag wurde ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Eineinhalb Jahre, nachdem der Betrieb seinen Neubau am Bockhorster Landweg bezogen hat, droht nun die Zahlungsunfähigkeit.
Vor mehr als 60 Jahren gegründet, hat sich der Familienbetrieb in den vergangenen Jahrzehnten stets weiter entwickelt. Der Spezialist für die Herstellung und den Vertrieb von Feinkostartikeln wollte zuletzt mit einer Millioneninvestition am Bockhorster Standort die Weichen für die Zukunft stellen - und hat sich mit dem Neubau und der Zusammenlegung der Standorte an einer Adresse damit möglicherweise übernommen.
Die wirtschaftlich schwierige Situation soll sich nach HK-Informationen 2014 zunehmend zugespitzt haben. In der jüngeren Vergangenheit sollen bereits bekannte Unternehmer aus der Lebensmittel- und Fleischwarenindustrie aus der Region im Betrieb gesichtet worden sein. Dies waren vermutlich erste Anzeichen dafür, dass das Unternehmen bei seinem Sanierungskurs auf Investoren angewiesen sein würde oder dass bereits vor einiger Zeit über einen Verkauf nachgedacht worden war.
Nun wird sich der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Yorck Tilmann Streitbörger aus Bielefeld einen Überblick über die wirtschaftliche Situation verschaffen und Entscheidungen zur Zukunft treffen müssen. Für eine Stellungnahme war der Jurist gestern bis Redaktionsschluss nicht erreichbar; ebenso Menzi-Geschäftsführer Thorsten Fuest.
Im Insolvenzeröffnungsverfahren wird es nun darum gehen, die Sanierungschancen zu prüfen und notwendige Maßnahmen zur Fortführung des Unternehmens in die Wege zu leiten. Der Betrieb geht derzeit offenbar wie gewohnt weiter.
Das Unternehmen stellt - so hieß es 2013 gegenüber dem HK - mehr als 100 verschiedene Suppen, Eintöpfe und Fonds her, die an Gastronomie und Einzelhandel verkauft werden. Seinerzeit waren etwa 50 Mitarbeiter in dem Betrieb beschäftigt. Über Jahrzehnte hat Menzi mehrere Standorte betrieben: die Produktion an der Sandortstraße, Etikettierung und Verpackung an der Friedrich-Menzefricke-Straße auf dem Nagel-Areal. Dieser Bereich zog 2003 aufs neue Gelände am Bockhorster Landweg um; 2013 folgte die Produktion in die neue 4000 Quadratmeter große Halle dorthin. Am Gebäude an der Sandortstraße hätten sich Investitionen nicht mehr gelohnt, hieß es damals von der Geschäftsführung. Ebenso sprach Geschäftsführer Fuest bereits seinerzeit von einem Marktumfeld, das sich im Wandel befinde.
Dieser Wandel scheint nun auch dem Bockhorster Familienbetrieb schwer zu schaffen zu machen.