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Eine Schule vor kniffligen Hausaufgaben

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Von Tasja Klusmeyer

Versmold.
Ausgelegt war die Schule beim Bau einst für mehr als 1000 Schüler, 167 sind es aktuell. Wenn im Sommer zwei zehnte Klassen ihren Abschluss machen, werden es noch gut 120 Hauptschüler sein. Der letzte Jahrgang, der überhaupt die Versmolder Schule besuchen wird, ist gar einzügig. Eine Schule mit nur einer Klasse? Das ist - von außen betrachtet - kaum vorstellbar und wirft deshalb immer wieder die Frage auf, ob die städtische Hauptschule tatsächlich bis zu ihren besiegelten Aus im Sommer 2018 Bestand haben wird. Die Stadt als Schulträger und Schulleiter Martin Bauer scheinen davon überzeugt.

Ende 2014 hatten Schule und Stadt zum Elternabend eingeladen, um die besondere Situation der Hauptschule zu beleuchten. "Unser Wille ist es, alle Schüler hier bis zum Ende so qualitativ wie möglich zu beschulen", bekräftigt Fachbereichsleiter Hans-Jürgen Mat-thies die Absicht der Stadt. Gespräche mit der Bezirksregierung und dem Schulamt des Kreises würden dies stützen.

Wie sich der Schulalltag allerdings im Detail gestalten wird, das können die beiden zurzeit noch nicht sagen. Mit sinkender Schülerzahl werden auch die Lehrerstunden, die von der Bezirksregierung im Detmold zugewiesen werden, weniger. Zwei Pensionierungen zum Sommer hin gleichen das im kommenden Schuljahr aus. "Aufgrund des Auflösungsprozesses muss dann niemand gehen", sagt Martin Bauer, um zu ergänzen: "Danach wird es aber einen Bruch geben."

Verständlich, dass sich das Kollegium an der Hauptschule zunehmend mit dem Gedanken befasst, wo es künftig arbeiten kann. Ein Wechsel zum privaten Träger CJD kommt laut Bauer für den überwiegenden Teil nicht infrage, wäre damit doch die Aufgabe des Beamtenstatus verbunden.

Somit bliebe den Landesbediensteten der Antrag auf (vorzeitige) Versetzung, dem allerdings erst stattgegeben werden muss. Mit diesem Steuerungsinstrument kann die Bezirksregierung die Lehrerstunden an der Schule sicherstellen - anders als in der freien Wirtschaft, wo sich Mitarbeiter mit dem Wissen, dass ihr Betrieb demnächst schließt, wohl längst umorientiert hätten.

Was für die Lehrer gilt, gilt auch für den Leiter. "Nächstes Schuljahr bin ich auf alle Fälle noch hier", so Martin Bauer, sagt aber auch ganz klar, sich ab 2016 nach einer künftigen Aufgabe umschauen zu wollen. Auch hier muss die Bezirksregierung grünes Licht geben.

Bei allen Gedanken, den sich die Lehrer um ihre Situation machen - der Schulalltag mit aktuell 167 Kindern und Jugendlichen sowie 16 Kollegen läuft "wie eh und je", so Bauer. Knifflig könnte es in den letzten beiden Jahren bei der Gestaltung des Stundenplanes werden. Denn auch wenn genügend Lehrerstunden zur Verfügung stehen, benötigt es entsprechend Personal für Fachunterricht. Eine Idee ist, mit der benachbarten CJD-Schule zusammenzuarbeiten - Gespräche dazu müssten noch geführt werden. Auch das Pendeln von Lehrern anderer staatlicher Schulen stundenweise nach Versmold wäre denkbar.

Was es seit Jahresanfang allerdings als Konsequenz der sinkenden Schülerzahlen nicht mehr gibt, ist ein eigener Förderverein. "Wenn sich dort mehr Lehrer als Eltern engagieren, macht es irgendwann keinen Sinn mehr", sagt Martin Bauer. Ein "großes Loch" würde der Wegfall zwar nicht reißen, man müsse nun aber schauen, wie einige Projekte nun zu finanzieren seien.

Mittlerweise sind die Hauptschüler an der Schulstraße deutlich in der Minderheit. Die Zahl der Realschüler nebenan ist etwa doppelt so groß. "Es sind zwei Schulsysteme, die nebeneinander herlaufen, die aber Berührungspunkte haben", sagt Martin Bauer über die Nachbarschaft. Bei der Sporthallenbelegung, der Nutzung der Fachräume, dem Mensabetrieb, dem Bereich Schulsozialarbeit und den Pausen gibt es diese Berührungspunkte.

Nach der anfänglichen Aufregung, die es nach der politischen Entscheidung, die Hauptschule aufgeben zu wollen, gegeben habe, sei inzwischen Ruhe eingekehrt, so Bauer. Ruhiger ist es auch geworden, was Baulärm betrifft. Die Um- und Neubaumaßnahmen an der Schulstraße sind weitgehend abgeschlossen. Ob es während der Hauptschulzeit noch zur Umgestaltung des Schulhofes kommt, ist indes unklar. Die vor einiger Zeit angedachten Pläne, das Außengelände aufzuwerten, wurden bislang seitens der Stadt nicht weiterverfolgt.

Von den neuen Räumlichkeiten aber profitieren nun in ihren letzten dreieinhalb Jahren die Hauptschüler. Acht Klassen- und vier Differenzierungsräume können zum neuen Schulhalbjahr bezogen werden. Der naturwissenschaftliche Trakt ist bereits fertiggestellt. "Das ist für unsere Schüler ein ganz wichtiges Zeichen", sagt Martin Bauer.

Beim Rundgang durchs Gebäude trifft er prompt auf ein bekanntes Gesicht. Der junge Mann in Arbeitskleidung, der sich um die Elektrik kümmert, war früher selbst einmal Schüler an der Hauptschule und kennt die Räume nur im alten Zustand. "Das hätte mal früher gemacht werden sollen - schade", sagt er.


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