Von Andreas Großpietsch
Borgholzhausen.
Öffentlich ist es in letzter Zeit etwas ruhiger geworden um die Bürgerinitiative »Keine 380-kV-Höchstspannungsleitung am Teuto«. Was aber eher als Ruhe vor dem Sturm interpretiert werden sollte, wie Hartmut Halden und seine Mitstreiter versichern. Sie fanden jetzt heraus, dass es außer der aktuellen Planung noch weitere elektrisierende Ideen gibt.Eine dieser Ideen verbirgt sich hinter dem Kürzel »HGÜ 4«. Eigentlich sollte diese Idee planerisch schon beerdigt sein, doch als Ute und Hartmut Halden kürzlich in Berlin waren, um bei der Vorstellung des neuesten bundesweiten Netzentwicklungsplans dabei zu sein, trauten sie beim Blick auf die Karte kaum ihren Augen. Denn da waren aus den drei skizzierten Nord-Süd-Verbindungen wieder vier geworden. Und diese vierte, kurz HGÜ 4 genannt, ist aus heimischer Sicht besonders brisant. Denn sie führt mitten durch Ostwestfalen und verläuft zu einem nicht unbeträchtlichen Teil direkt neben der ebenfalls in der bundesweiten Planung zu findenden 380-kV-Höchstspanungsleitung Gütersloh-Osnabrück.
Die Karte oben stellt diese Leitung, die durch Borgholzhausen führt, als dicken schwarzen Strich da und führt sie als eine der Netzverstärkungen im Startnetz. Sie ist Teil des bundesweiten Netzentwicklungsplans, der in regelmäßigen Abständen an die aktuelle Entwicklung angepasst wird. Eine dieser Entwicklungen ist nun offenbar, dass von den großen Stromnetzbetreibern die bisher geplanten drei HGÜ-Leitungen nicht mehr als ausreichend betrachtet werden und eine vierte dazukommen soll.
Noch ist das Ganze sicher nur eine Skizze auf dem Papier, doch Halden und seine Mitstreiter sind trotzdem hellhörig geworden. "Es ist ein Poker um Leitungen, der derzeit läuft", meint Dierk Bollin. Und ein nicht unwesentlicher Teil solcher Betrachtungen ist auch die Länge, die eine solche Leitung haben müsste. Gerade bei diesem Punkt schneidet der »Korridor B 2 GW«, wie er in der Planung auch genannt wird, nicht schlecht ab, wie die Karte zeigt.
2017 soll die 380kV-Höchst-spannungsleitung bereits in Betrieb gehen (siehe Bericht unten), während für die HGÜ-Leitung mit knapp zehn Jahren mehr bis zu einer möglichen Inbetriebnahme gerechnet wird. Doch technisch scheint eine Nutzung der Masten für beide Leitungsformen zugleich nicht ausgeschlossen. Und planungsrechtlich ist ein Ausbau einer bestehenden Leitung allemal leichter umzusetzen als ein kompletter Neubau.
Deshalb will die Bürgerinitiative die Entwicklung auf dem HGÜ-Sektor auch weiterhin im Blick behalten, während sie sich auf den Anhörungstermin vorbereitet. In dem müssen die Planer unter anderem die Frage beantworten, warum ab der Landesgrenze zu Niedersachsen plötzlich ganz andere Regeln gelten sollen.
Denn während man im Nachbarland bereits jetzt sehen kann, dass in einem Raumordnungsverfahren auf den Schutz von Wohngebieten deutlich mehr Rücksicht genommen wird als in einem Planfeststellungsverfahren, soll dieser verstärkte Schutz in Borgholzhausen nicht umgesetzt werden. Eine Forderung der Initiative ist es deshalb, ab dem Umspannwerk Hesseln eine andere Vorgehensweise zu wählen. Dort ist aus technischen Gründen ein Zwangspunkt für die Leitung, der in Zukunft eher noch mehr Bedeutung erfahren dürfte, als er schon heute hat.