von Anja Hanneforth
Werther.
Wozu braucht Werther einen Hochwasserschutz? Die Stadt liegt weder an Rhein noch Elbe und Schneemassen, die im Frühjahr schmelzen und den Ort unter Wasser setzen könnten, gibt es auch nicht. "Stimmt", sagen Bürgermeisterin Marion Weike und Umweltbeauftragter Werner Schröder. Doch die besondere Lage Werthers am Hang des Teutoburger Waldes mit entsprechendem Gefälle reiche aus, im Fall eines Jahrhunderthochwassers schlimmstenfalls Schäden in Millionenhöhe zu produzieren. Ein Drohpotenzial, das die Politik ernst genommen und entschieden hat, in ein Siektal hinter dem Hof Venghaus zwei hintereinander geschaltete Rückhaltebecken zu bauen. Die Aufträge für das 750 000-Euro-Projekt werden noch in diesem Monat vergeben, sobald es die Wetterverhältnisse zulassen, können die Bagger anrücken.Durch die vielen Regenfälle der vergangenen Tage scheint es nicht mehr abwegig, dass Werther mit Hochwasser ein Pro-blem bekommen könnte. Die Böden sind durchweicht, der Schwarzbach führt deutlich mehr Wasser als sonst und in Hanglagen haben sich hunderte kleiner Rinnsale gebildet, die sich ihren Weg zu tiefer liegenden Flächen bahnen. Würde jetzt ein Sturm mit Starkregen über Werther hinwegfegen, könnte der ohnehin schon vollgesogene Boden die Wassermengen kaum mehr aufnehmen.
Spätestens der Sturm »Kyrill« im Januar 2007 hat gezeigt, welch verheerende Kraft die Natur haben kann: Als nämlich innerhalb kürzester Zeit so viel Regen fiel, dass das Wasser des Schwarzbaches nicht mehr unter der Bielefelder Straße hindurchpasste - weil zu allem Übel der davor befindliche Rechen mit Ästen verstopft war. Trauriges Ergebnis: Das Wasser bahnte sich seinen eigenen Weg und sorgte bei mehreren Häusern in der Innenstadt für einen massiven Schaden.
Und es hätte fast noch schlimmer kommen können. Denn eine im Nachgang angefertigte Schadenspotenzialanalyse hat im Fall eines Jahrhunderthochwassers für den Bereich der Alten Bielefelder Straße eine mögliche Schadenshöhe von 3,1 Millionen Euro ausgerechnet. Doch so weit, da sind sich die Wertheraner Entscheidungsträger einig, darf es nicht kommen.
Schon jetzt hat die Stadt mit Regenrückhaltebecken hinter der Aral-Tankstelle, unterhalb des Ahornwegs und zwei oberhalb der Schützenklause Vorsorge getroffen. Alle Becken haben das gleiche Ziel: den Regen aufzunehmen und geordnet in den Bach oder den Kanal abzugeben. Dass nicht nur der Stadt Werther, sondern auch dem Land NRW der Hochwasserschutz am Herzen liegt, zeigt die Tatsache, dass das geplante Projekt hinter dem Hof Venghaus zu 80 Prozent mit Landesmitteln gefördert wird.
Auf einer Fläche von 1,8 Hektar, die die Stadt erwerben konnte, sollen zwei hinterein-ander geschaltete Rückhaltebecken in ein natürliches Siektal »eingegraben« werden. Für die beachtliche Baumaßnahme auf einer Länge von 200 und einer Breite von rund 80 Metern werden etwa 20 000 Kubikmeter Boden ausgehoben. Um in der natürlichen Geländelage am Ende ein Fassungsvermögen von 32 000 Kubikmetern zu erreichen.
Klingt viel, ist es auch. Allerdings ist, wie Werthers Umweltbeauftragter Werner Schröder erläutert, auch der Einzugsbereich für die Becken mit mehr als vier Quadratkilometern Hanglage groß. Die beiden Becken würden durch eine Ton-Lehmschicht abgedichtet, an den jeweiligen Enden würden zwei Drosselbauwerke errichtet, die der gezielten Abgabe des angestauten Wassers in den parallel fließenden Schwarzbach dienen.
Die Aufträge für das Großprojekt werden in diesem Monat vergeben, im Frühjahr, wenn es trockener ist, könnte mit dem Bau der Rückhaltebecken begonnen werden. Die dann, wenn alles gut läuft, im Herbst bei Bedarf ihren Dienst aufnehmen könnten.