Von Andreas Großpietsch
Borgholzhausen.
Wer derzeit auf der B 68 unterhalb der Burg Ravensberg fährt und nach dem Wahrzeichen des Ravensberger Landes schaut, sieht nichts - außer grauen Wolken. Doch obwohl das geschichtsträchtige Bauwerk den Blicken entzogen ist, steht die Burg derzeit im Fokus. Der Grund dafür ist eine jüngst beschlossene Satzungsänderung, durch die sich die Zusammensetzung des sogenannten Stiftungsrats deutlich verändern wird. Mitte Februar soll das Gremium neu gewählt werden - und etliche bisher dort vertretene Institutionen sollen dann nicht mehr dabei sein.Die Vorbereitung dieser Neuaufstellung lief allerdings deutlich weniger harmonisch ab, als es die nüchterne Darstellung des Endergebnisses andeutet. In der entscheidenden Sitzung des Stiftungsrats sollen deutliche und teils auch unfreundliche Worte gefallen sein. Außerdem sei das Meinungsbild keineswegs so eindeutig gewesen, wie es der einstimmige Beschluss nahelegt, der am Ende gefasst wurde.
Was auch daran liegen dürfte, dass einige der Stiftungsratsmitglieder laut der alten Satzung nicht stimmberechtigt waren und nur in beratender Funktion an den Sitzungen teilnahmen. Wie zum Beispiel der Vertreter der Stadt Borgholzhausen und des Kreises Gütersloh.
"Es sind überkommene Strukturen aus den Anfangstagen der Stiftung, die damals sinnvoll waren und es heute eben nicht mehr sind", sagt Wolfhart Kansteiner, von dem die Initiative zur Satzungsänderung ausging. Darüber nachgedacht habe man schon länger, aber als Auslöser nannte er die Entscheidung des Landes Nordrhein-Westfalen, aus Kostengründen keine offiziellen Vertreter mehr zu den Sitzungen zu schicken.
Dass Aufsichts- oder eben auch Stiftungsräte mit Vertretern von Institutionen besetzt würden, sei ohnehin ungewöhnlich, sagt Kansteiner weiter. Im Fall der Stiftung Burg Ravensberg müsste man den stürmischen Beginn dieser Institution berücksichtigen, die zu dieser besonderen Konstellation geführt habe.
Am Anfang stand im Jahr 2001 der Wunsch des Landes Nordrhein-Westfalen, sich von einer geschichtsträchtigen, aber auch teuren Immobilie zu trennen. Die ersten Gedankenspiele - vielleicht war die Sache auch schon ein wenig über dieses Stadium hinaus - sahen die Veräußerung der romantischen Ruine auf dem Ravensberg an einen interessierten Privatmann vor.
Der dadurch ausgelöste Sturm der Entrüstung sorgte dafür, dass die Verantwortlichen - namentlich der damals zuständige Landesminister Dr. Michael Vesper - dringend nach einer anderen Lösung suchten. Und die bot sich mit der privaten »Stiftung für die Natur Ravensberg«, die eine unselbstständige Stiftung unter ihrer Treuhandschaft vorschlug. Die Stiftung selbst steuerte 300 000 Euro des heutigen Grundkapitals von einer Million Euro bei.
Eine ebenso große Summe kam von der NRW-Stiftung und 200 000 Euro kamen durch zahlreiche größere und kleinere Spenden zusammen, die von den Menschen des Ravensberger Landes und einigen Firmen, die sich dem Wahrzeichen verpflichtet fühlten, aufgebracht wurden. Damit wurde 2004 die unselbstständige Stiftung gegründet, aus der 2009 die eigenständige Stiftung Burg Ravensberg geworden ist. Mit kleineren Summen trugen auch die Stadt Borgholzhausen und der Kreis Gütersloh einen Anteil zum Kapitalgrundstock bei, der den langfristigen Erhalt der Burg sichern soll. "Zusammen macht das rund 2 Prozent der Stiftungssumme aus", sagt Wolfhart Kansteiner. Ausdrücklich nicht vorgesehen ist eine laufende finanzielle Unterstützung der Stiftung durch Land, Kreis oder Stadt. Für Kansteiner zwar finanziell kein schöner Umstand, aber einer, den er akzeptiere. Allerdings nicht, ohne darauf hinzuweisen, dass sich der Kreis Gütersloh im Falle eines anderen herausragenden heimischen Kulturdenkmals, dem Erbe von Peter August Böckstiegel, in ganz anderer Weise finanziell engagiere. Für ihn sei es deshalb nur konsequent, dass sich künftig im Stiftungsrat nur diejenigen fänden, die mit aktiver oder finanzieller Unterstützung den Stiftungszweck voranbrächten. Und sich auch nicht als Vertreter von Institutionen, sondern als Privatpersonen engagieren.
Daraus ergibt sich, dass die Stadt Borgholzhausen, der Landesbetrieb Wald und Holz, aber auch der Heimatverein Borgholzhausen nicht mehr Teil des Gremiums sein werden. Das Land und die NRW-Stiftung hätten sich bereits aus eigenem Antrieb aus der Arbeit zurückgezogen. Im Falle des Landes unter ausdrücklichem Verweis auf die mit dem Engagement verbundenen Kosten.
Mitte Februar soll ein neuer Stiftungsrat gewählt werden, kündigte Kansteiner an. Aus seiner Sicht werde die Stiftung damit einen Schritt weiter auf ihrem Weg vorangekommen. Für sich persönlich kündigte er die Suche nach einem Nachfolger an, der in "ein bis zwei Jahren" seine Aufgaben übernehmen soll.