Steinhagen (HK/joda). Die Baukosten in NRW sind auf einem Fünf-Jahres-Tief. Entsprechend viele Bauanträge für Mehrfamilienhäuser wurden in OWL im vergangenen Jahr genehmigt. Einfamilienhäuser wurden wegen der hohen Grundstückspreise im Verhältnis deutlich weniger beantragt. Die Entwicklung in Steinhagen liegt allerdings nicht im Trend.
In den ersten drei Quartalen des Jahres 2014 haben die Bauämter in Nordrhein-Westfalen 17 819 neue Wohnungen in Mehrfamilienhäusern genehmigt. Das sind 12,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum (Zahlen vom Landesamt für Statistik).
Auch in Steinhagen herrschte verhältnismäßig rege Bautätigkeit. Sowohl die Anzahl von bewilligten Bauanträgen für Ein- als auch von Zwei- und Mehrfamilienhäusern stieg. Waren es in den ersten drei Quartalen 2013 noch insgesamt 38, wurden 2014 46 bewilligt. (Dabei gilt zu berücksichtigen, dass die Gemeinde mit Baueinheiten kalkuliert, das Landesamt hingegen mit Wohnungen.)
Mit 992 neu genehmigten Wohnungen absolut belegt der Kreis Gütersloh beim Wohnungsbau in OWL sogar den Spitzenplatz, vor dem Kreis Paderborn und der Stadt
Bielefeld.
Sichere Renditen und günstiges Baugeld aufgrund der gegenwärtigen Entwicklungen auf dem Finanzmarkt sowie die niedrigen Zinsen und allgemein niedrige Baukosten geben Experten als Gründe für den Trend an.So lag der Preisindex für Bauleistungen (der angibt, was ein Bauprojekt durchschnittlich kostet) in NRW im November 2014 nur 0,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor, für Wohngebäude sanken die Preise sogar. "Das gab es zuletzt vor fünf Jahren", erklärt Karlgünter Eggersmann, Obermeister der Baugewerken-Innung Gütersloh.
Bei den Baukosten sieht er das Ende der positiven Entwicklungen allerdings erreicht. Grund sei zum einen die aktuelle allgemeine Lohnerhöhung im Bauhauptgewerbe zur Jahresmitte, zudem stehe 2016 die neue Energieeinsparverordnung ins Haus und die werde die Anforderungen an die Gebäudehülle und die technische Gebäudeausrüstung erhöhen.
Dazu komme noch die Erhöhung der Grunderwerbssteuer um 1,5 Prozent zum Jahresanfang, erklärt Steinhagens stellvertretender Bauamtsleiter Marco Bloy. Dadurch hätten sich auch in Steinhagen Bauherren bemüht, ihre Projekte 2014 voranzutreiben.
Auch im Kleinen, beim Bauen im Bestand, zum Beispiel im Dachgeschossausbau, verzeichnen die Bauämter in Nordrhein-Westfalen ein Plus von 13,2 Prozent bei den genehmigten Bauvorhaben.
Rückläufig ist in NRW dagegen der Trend beim Einfamilienhausbau (minus 4,6 Prozent in den ersten drei Quartalen 2014). Das spiegelt sich auch im Kreis Gütersloh wider: Die Zahl genehmigter Wohnungen in Mehrfamilienhäusern stieg hier in den ersten neun Monaten des Jahres 2014 um 2,5 Prozent auf 515, während die Zahl neu geplanter Einfamilienhäuser von 308 auf 287 zurückging. Das entspricht einem Minus von mehr als acht Prozent.
Dem steht die Entwicklung in Steinhagen entgegen. Hier sind im entsprechenden Zeitraum 2014 35 Einfamilienhäuser bewilligt worden, ein Jahr zuvor waren es nur 32 gewesen. Die Sonderstellung Steinhagens begründet sich nach Einschätzung von Marco Bloy darin, dass die Vermarktung der Häuser in der Siedlung an der Osterfeldstraße im vergangenen Jahr gut vorangegangen sei. Die Klimaschutzsiedlung am Hilterweg hingegen habe in den vergangenen Jahren noch keine große Rolle gespielt. Auch hier seien aber mittlerweile alle Bauplätze reserviert. Veränderungen könnten sich nur noch durch eventuell verzichtende Bauherren ergeben.
Als einen Grund für die im Landesdurchschnitt geringere Nachfrage nach Einfamilienhäusern nennt die Bau-Innung die gestiegenen Preise für Bauland. Sie wirken sich im Einfamilienhausbau stärker aus als im Mehrfamilienhausbau. Grund für die Preissteigerung ist unter anderem die hohe Nachfrage.
Die Baugewerken-Innung sieht die Landespolitik gefordert. "Das Land muss neben dem sozialen Wohnungsbau das Wohneigentum für Familien attraktiver machen", kündigt Obermeister Eggersmannn eine Initiative des westfälischen Baugewerbes mit der Wohnungswirtschaft in NRW an.