Von Tasja Klusmeyer
Versmold.
Die Abrissbagger sind seit einem halben Jahr verschwunden - Baufahrzeuge hingegen sucht man auf dem AWO-Gelände an der Wersestraße vergeblich. Und das, obwohl doch ursprünglich die gesamte Fertigstellung einmal für Ende 2014 angepeilt war. Die erneute Zeitverzögerung hat ihren Grund. Mit dem Kreis Gütersloh hat sich zwischenzeitlich ein weiterer Mieter für das geplante AWO-Haus gefunden, was eine Überarbeitung der Pläne erforderlich gemacht hatte. Der Kreis will seine beiden Angebote vor Ort - eine Nebenstelle des Jugendamtes und das Jobcenter - an neuer Adresse unter einem Dach bündeln. An zwei anderen Stellen in Versmold entstehen dadurch neue Raumkapazitäten.Jobcenter zieht um
Unterschrieben sind die Verträge noch nicht, doch scheinen sich beide Parteien einig. Wie Jan Focken, Sprecher des Kreises, auf HK-Nachfrage bestätigt, würden diese Woche abschließende Gespräche mit dem AWO-Bezirksverband geführt. Auf 120 Quadratmetern will der Kreis an der Wersestraße eine zentrale Anlaufstelle in Versmold schaffen. Bisher ist das Jobcenter, wo Hartz-IV-Empfänger betreut werden, im Rathaus angesiedelt. Drei Räume werden dort zurzeit von Mitarbeitern des Kreises belegt. Künftig könnte die Versmolder Stadtverwaltung diese Büros wieder nutzen. "Das würde unsere Raumsituation natürlich entspannen. Uns ist es wichtig, dass das Jobcenter hier in Versmold bleibt", sagt Carsten Wehmöller von der Stadt.
Jugendamt zur Wersestraße
Zweite Einrichtung des Kreises vor Ort ist eine Nebenstelle der Regionalstelle West des Jugendamtes, die ihren Sitz in Harsewinkel hat. Bislang sind die Kreismitarbeiter im Haus der Familie an der Altstadtstraße beheimatet. Auch hier ist Vermieterin die AWO - allerdings der kleine Versmolder Ortsverein. Im zweiten Obergeschoss hat der Kreis zwei Büros angemietet. Erweiterte Brandschutzvorschriften für öffentliche Gebäude mit sozialen Einrichtungen, so Ortsvereinsvorsitzender Udo Brune, hätten vor einiger Zeit eine Begehung des Gebäudes erforderlich gemacht. Mit dem Ergebnis, dass die Situation an der Altstadtstraße nicht den aktuellen Anforderungen des Kreises entspricht. Die Treppe ist zu schmal und im zweiten Stock fehlt ein weiterer Ausgang. Eine Behebung der Mängel kann baulich nicht umgesetzt werden, "selbst wenn wir das Geld hätten", sagt Udo Brune.
Stadt bleibt an Altstadtstraße
Die anderen Mieter des AWO-Gebäudes, das als Haus der Familie bekannt ist, tangieren die gesetzlichen Vorschriften nicht. Die erste Etage beispielsweise wird unter anderem von der Stadt (Gleichstellung, Jugendpfleger) genutzt. Die bekräftigt, weiterhin mit diesen Angeboten an der Adresse bleiben zu wollen.
Für die aller Voraussicht nach in einem Jahr frei werdenden Räume unterm Dach möchte der AWO-Ortsverein einen Nachmieter finden. Noch allerdings liegt Udo Brune keine Kündigung vor. Glaubt man dem Kreis und dem Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt wird diese bald folgen.
Neue Pläne für AWO-Haus
Die Pläne für die Wersestraße wurden in den vergangenen Monaten modifiziert, unter anderem um eine weitere Etage für die Kreis-Einrichtungen. Zudem mussten einige Hürden, zum Beispiel wegen der Hochwasserproblematik am Aabach, im Genehmigungsverfahren genommen werden. Nun wartet man in Bielefeld bei der AWO auf grünes Licht, um mit dem Bau loslegen zu können. Die Genehmigung für den vierten Baustein - dem Wohnkonzept Jung und Alt - liegt inzwischen vor. Mit diesem Projekt soll es auf dem Gelände als Nächstes baulich weitergehen. Als letzter Schritt soll schließlich das AWO-Haus folgen. Dorthin wird neben dem Kreis die Physiotherapiepraxis Bischoff ziehen; zudem bietet die AWO selbst verschiedene Beratungs- und Anlaufstellen an. Im Erdgeschoss entsteht eine teilstationäre Mutter-Kind-Versorgung.
Projektleiter Thomas Euler von der AWO geht davon aus, dass die Bauarbeiten je nach Verlauf des Winters spätestens im Frühjahr beginnen werden. Beide Projekte sollen übergangslos im Parallelbetrieb realisiert werden. "Wir gehen davon aus, dass beide Gebäude Ende 2015 bezugsfertig sein werden", skizziert Euler den Zeitplan. Damit wäre das Millionenprojekt der AWO gut fünf Jahre nach Bekanntgabe des neuen Käufers umgesetzt.
Abriss des OP-Traktes
Und dann wäre da noch der allerletzte Trakt des einstigen Krankenhauses. Der frühere OP-Teil, in dessen Keller die Physiotherapiepraxis Bischoff ein einsames Dasein fristet, wartet darauf, dem Boden gleichgemacht zu werden. Anschließend wird das Areal mit ins Konzept Aabachhof eingebunden werden können. "Dort könnte aber auch losgelegt werden, wenn das Gebäude noch steht", sagt Carsten Wehmöller. Mittel für den Abriss sind im Haushalt 2015 eingeplant. Im kommenden Jahr dürften die Abrissbagger voraussichtlich ein letztes Mal zu sehen sein.