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Der Kanal unter dem Bach unter der Straße

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Von Andreas Großpietsch

Borgholzhausen.
Scheinbar leicht wie eine Feder schwebt das mächtige Bauteil zentimetergenau an seinen Platz. Die tonnenschwere Betonplatte mit den Abmessungen 2,60 mal 5,50 Meter hängt am Ausleger des Spezialkrans und wird den Deckel für eines der komplexesten Bauwerke bei der Sanierung des Violenbachs bilden. Zwei kreisrunde Löcher kennzeichnen die Stelle, an der später Einstiegsluken in der Martin-Luther-Straße zu sehen sein werden. Sie sollen dazu dienen, die knifflige Anlage später regelmäßig kontrollieren zu können.

Zwischen den beiden rechteckigen Schachtbauwerken soll schon in einigen Wochen der Violenbach unter der Martin-Luther-Straße sein neues Bett gefunden haben. Noch unter der Sohle des Gewässers, die an dieser Stelle der Stadt ohnehin schon rund zwei Meter unter dem Straßenniveau liegt, kreuzt ein großes Rohr die Baustelle. Das 1,35 Meter hohe, eiförmige Gebilde ist der Mischwasserkanal für die oberhalb der Baustelle liegenden Häuser.

Derzeit wird es ein Stück weiter oben von einer Art aufblasbarer Plastikblase verstopft, vor der sich das verschmutzte Wasser staut. Über eine provisorische Leitung wird es über den Krater hinweggepumpt, der sich in diesen Tagen mitten in der Martin-Luther-Straße auftut. Für die Unterquerung des Bachs mussten die Planer eine nicht alltägliche Lösung finden.

Das Kanalrohr wurde abgeschnitten und mündet jetzt in den ersten der beiden großen Kanalschächte, die gestern früh auf die große Fundamentplatte an der tiefsten Stelle der Baugrube aufgesetzt wurden. Zwei runde, 60 Zentimeter durchmessende Rohre sollen künftig das Schmutzwasser aufnehmen und zum zweiten Kanalschacht leiten, der nur drei Meter entfernt aufgestellt worden ist.

"Diese aufwendige Maßnahme ist nötig, weil die Sohle des Violenbachs hier nach Abschluss der Bauarbeiten noch ein wenig tiefer liegen wird als bisher", erklärt Fred Peters, Tiefbau-Experte bei der Stadtverwaltung. Das Gewässer wird künftig nicht mehr in relativ engen Rohren, sondern in einem kastenförmigen Durchlass unter der Straße hindurchgeführt.

Das hat zum einen sicher auch ökologische Gründe, weil nur so eine Art Bachbett auf dem nackten Beton eingerichtet werden kann. Es soll Wasserlebewesen erlauben, den Bach in längeren Abschnitten als bisher zu bewohnen. Der aus Sicht der Stadt aber noch wichtigere Aspekt bei der Aufweitung des Baches ist die dadurch deutlich verbesserte Aufnahmekapazität für Wasser.

An den meisten Tagen des Jahres präsentiert sich der Violenbach als sanft dahinplätscherndes Bächlein, doch wenn es regnet, schwillt er schnell auf erstaunliche Größe an. "Der Violenbach entwässert ein Gebiet von 77,6 Hektar Fläche", erklärt Eckhard Strob, der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters. Bei den aufwendigen Planungsarbeiten habe man die Wasseraufnahmekapazität nach der Regenmenge berechnet, die bei einem Starkregen vorkommt, wie er rein statistisch gesehen alle 100 Jahre zu erwarten ist.


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