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Amshausens Bergvolk sträubt sich

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Von Ekkehard Hufendiek

Steinhagen-Amshausen. Henrik Müller möchte sein Künsebecker Kalkwerk erweitern: 2,75 Hektar Abbaufläche in Richtung Osten zwischen B 68 und Ascheloher Weg sind geplant. Das Vorhaben stellte das Landschaftsarchitekturbüro Kortemeier/Brokmann jetzt auch im Gerätehaus des Amshausener Löschzugs vor. Unter Leitung von Udo Bolte traf sich die Interessengemeinschaft Amshausen-Fans und erörterte den Vorschlag.

Durch eine Erweiterung käme der Kalksteinbruch der Amshausener Gemeindegrenze bis auf zirka 200 Meter nahe. Die betroffenen Anlieger, das "Amshausener Bergvolk" (Bolte) sträubt sich indes gegen die Planung. Burkhard Stüssel, Landwirt, Landschaftswächter und direkt von der Erweiterungsplanung betroffener Amshausener, lehnt den Vorschlag des Architekten Brokmeier strikt ab: "Dies ist ein massiver Einschnitt in die Landschaft", sagte Stüssel. Er spreche dabei für alle Anlieger, die sich einig seien in ihrer Ablehnung.

Dabei hofft Stüssel, dass die Gemeinde Steinhagen ihren einzigen Trumpf ausspielt: Eine schmale Wegeparzelle, die durch die Erweiterungsfläche verläuft, gehört der Gemeinde. "Ich bitte Sie, das Grundstück nicht zu verkaufen", wandte sich Stüssel an den anwesenden Bürgermeister Klaus Besser und die anderen Ratsvertreter. Die schönen Fotos gäben nicht das wieder, was in der Realität zu erwarten sei, sagte Stüssel. Dann sprach er Henrik Müller direkt an: "Sie können mich aus ihrer Kundenkartei streichen." Er verzichte ganz auf Kalk, denn er löse sein PH-Wert-Problem mittlerweile mit Gärsubstrat. Es gehe also auch ohne Kalk, betonte Stüssel.

Gelassen erwiderte Landschaftsarchitekt Brokmann, dass die Bedenken der Anwohner in die Kompromissplanung bereits mit aufgenommen seien. Außerdem werden alle maßgeblichen staatlichen Richtwerte zu Lärm, Erschütterungen und Staub in Wohnhausnähe unterschritten. Die geplante Erweiterungsfläche sei jetzt im Kompromissvorschlag halbiert worden - nach den Bedenken gegenüber dem Hauptantrag aus dem Jahr 2012. Auswirkungen auf das Grundwasser seien ebenfalls nicht zu erwarten. Entsprechende Vorgaben eines Hydrogeologen werden befolgt, sagte Brokmeier. Die Waldkulisse, die das derzeitige Abbaugebiet einrahme, solle bestehen bleiben. "Wir haben einen guten Kompromissvorschlag getätigt", schloss der Herforder Landschaftsarchitekt. Burkhard Stüssel hingegen sprach von "Flächenfraß" und nannte das ganze Vorhaben "ein Unding". Gerade für ihn als Ackerbauer seien Flächen enorm wichtig. Autobahnbau, Ravenna-Park und die geplante Erweiterung des Kalksteinbruchs nähmen Gebiete aus der landwirtschaftlichen Produktionsfläche, sagte Stüssel weiter. Dem hielt Brokmann entgegen, dass die Flächen, die wegfallen sollen, ohnehin nicht günstig landwirtschaftlich zu nutzen seien.

Steinhagens Bürgermeister Klaus Besser kündigte derweil eine Entscheidung zur Erweiterung für den Jahresanfang 2015 an.


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