Von Anja Hanneforth
Werther/Schröttinghausen. "Da drüben steht mein Auto", hatte der Geschäftsführer des Hessischen Ponyzuchtverbandes, Klaus Biedenkopf, gesagt. "Binden Sie ihn an der Anhängerkupplung fest, ich nehme ihn dann mit." - Natürlich taten Anke und Hans-Werner Pahde nichts dergleichen. Ihr Shetlandponyhengst »Winnie Puuh vom Eichenhof« stieg selbstverständlich auf den eigenen Hänger und fuhr zurück in seinen Stall nach Schröttinghausen. Dennoch hinterließ der kecke Ponyhengst einen bleibenden Eindruck in Hessen. Anfang des Monats gewann er im dortigen Landgestüt Dillenburg die Hengstleistungsprüfung - mit einer Wertnote von 8,31 und dem Prädikat »Publikumsliebling«.
Es ist etwas ganz Besonderes, wenn Pferdezüchter es schaffen, einen selbst gezogenen Hengst erst durch die Körung und dann durch die Leistungsprüfung zu bekommen. Noch seltener ist es, wenn der Hengst in beiden Fällen als Sieger hervorgeht. Beides erreichten Anke und Hans-Werner Pahde mit ihrem »Winnie Puuh«. Er ist nun im Hengstbuch I des Westfälischen Pferdestammbuchs geführt und kann uneingeschränkten Vaterfreuden entgegensehen.
Dass der kleine Hengst so viele Anhänger hat und auch den Geschäftsführer des Hessischen Ponyzuchtverbandes derart begeisterte, dass er ihn am liebsten selbst behalten hätte ("solche Hengste braucht Hessen!"), kommt nicht von ungefähr: »Winnie Puuh« ist tatsächlich eine Augenweide. Seine helle, dichte Mähne, die großen, aufgeweckten Augen, das hübsche Gesicht, überhaupt sein gesamter Anblick wissen zu gefallen. Das war schon bei der Körung so, die er als Siegerhengst verlassen hat - und das war bei der Hengstleistungsprüfung, die er jetzt absolvierte, nicht anders.
Inzwischen fünfjährig, stellte sich »Winnie Puuh« in Hessen den kritischen Augen der Kommission. "In Hessen darum, weil wir zur Zeit der westfälischen Leistungsprüfung im Urlaub waren", erzählt Anke Pahde.
Lange vor der Prüfung begannen im heimischen Stall die Vorbereitungen. Weil die Leistungsprüfung bei Shetlandponys das Fahren vor der Kutsche vorsieht - da es schwierig wäre, entsprechend kleine, aber erfahrene Reiter für die lebhaften Hengste zu finden - musste »Winnie Puuh« zunächst eingefahren werden. Das übernahm ein Landgestütsbeamter aus Warendorf. Danach übte Hans-Werner Pahde mit dem Pony, bevor es im Oktober in den Ausbildungsstall von Franca Lange nach Lichtenau ging. Hier wurde »Winnie Puuh« gezielt auf die Prüfung in Dillenburg hin trainiert.
"Es war ein bisschen peinlich, als sie bei uns vorbeikam, um sich den Hengst anzuschauen", erinnert sich Hans-Werner Pahde. »Winnie Puuh« hätte nämlich, voll überschüssiger Energie, nichts anderes zu tun gehabt, wie ein Karnickel vor der Kutsche durch die Gegend zu springen. Alle blieben oben - und für den kleinen Fuchs begann in Lichtenau der »Ernst des Lebens«.
Der Einsatz zahlte sich aus. Bei der Hengstleistungsprüfung in Dillenburg glänzte er so wie sein dichtes Winterfell. Bis auf eine 7,5 im Schritt - für einen Shettyhengst dennoch eine überdurchschnittlich gute Note - erhielt er Wertnoten von 8 und 8,5 für Interieur, Trab, die Fahraufgabe und die Geländeprüfung; und zur Freude seiner Züchter eine 9,0 im Fremdfahrertest. Hier setzt sich ein Fahrer, der die Hengste nicht kennt und damit unvoreingenommen die Bewertung vornehmen kann, an die Leinen. "Ein tolles Ergebnis", strahlt Ehepaar Pahde. Mit einer 8 vor dem Komma hätten sie gerechnet - dass es am Ende eine Gesamtnote von 8,31 und das Prädikat »Siegerhengst« gab, war das Tüpfelchen auf dem i.
Jetzt steht »Winnie Puuh« also allen Shetlandponybesitzern uneingeschränkt als Deckhengst zur Verfügung. Im eigenen Stall wird er nur begrenzt für Nachwuchs sorgen können, da fast alle Tiere miteinander verwandt sind. Ein Verkauf kommt dennoch nicht in Frage. "Niemals", waren sich Anke und Hans-Werner Pahde schon nach der Körung einig - und sind es noch immer. "So eine Granate verkaufen wir nicht!"
Und sie haben noch ein zweites Ass im Ärmel. »Whisky«, den Vollbruder von »Winnie Puuh«. Die Körung hat er bereits absolviert, demnächst soll er eingefahren werden. Um 2015 seine Hengstleistungsprüfung abzulegen - vielleicht mit dem gleichen Erfolg wie der ältere Bruder.