Von Andreas Großpietsch
Borgholzhausen.
Schon das knallige Gelb der Maschine, die gemächlich ihre Bahnen über den Casumer Acker zieht, macht neugierig. Und als beim Näherkommen ihre wahre Größe erkennbar wird, ist klar: Solche Maschinen sieht man in unserer Gegend nicht alle Tage. Es ist ein Euro-Tiger V 8-4, der dort mit bemerkenswerter Technik Zuckerrüben erntet.Fast 15 Meter lang ist das Ungeheuer, das Dirk Klockenbrink mit Hilfe eines erstaunlich kleinen Lenkrads steuert. "Fährt sich wie ein Gokart", kommentiert er trocken das Erstaunen darüber, wie leicht die Maschine auf die Steuerung reagiert, wie genau sie sechs Reihen Zuckerrüben auf einmal erntet und wie schnell sie den 40 Kubikmeter oder 28 Tonnen fassenden fahrenden Rüben-Bunker füllt.
Denn im Gegensatz zu den derzeit allgegenwärtigen Maishäckslern, die große Mengen Pflanzenmasse in kürzester Zeit zu kleinen Schnipseln verarbeiten, muss eine Erntemaschine für Zuckerrüben fast filigran vorgehen. Zunächst wird das Blattgrün abgeschlegelt, kleingehäckselt und als Gründüngung wieder auf dem Ackerverteilt. Zu diesem Zeitpunkt hat die zweite Abteilung der Erntemechanik schon Maß genommen, um mit einer Art Messer den Blattansatz, gemeinhin Strunk genannt, auf passender Höhe abzuschneiden.
Auch dieser Teil der Pflanze landet wieder auf dem Feld, während die eigentlichen Zuckerrüben aus dem Boden gerodet werden. Unterhalb der vier Meter in die Höhe ragenden Fahrerkabine werden sie über Rüttelsiebe nach hinten transportiert. Denn Zuckerrüben werden meist auf besseren, oft lehmhaltigen Böden angebaut und möglichst wenig davon mit der Ernte abzutransportieren, ist eine wichtige Eigenschaft.
"Wenn der Bunker voll ist, lade ich die Rüben in einer Miete am Feldrand ab", erklärt Dirk Klockenbrink. Von September bis Ende November steuert er die 500 000 Euro teure Maschine, die ohne Umbau mit 25 Stundenkilometern über die Straßen zum nächsten Einsatzort zuckelt.
Trotz eines Antriebsaggregats mit knapp 600 PS kann man sich in der voll klimatisierten Kabine fast in Zimmerlautstärke unterhalten. Auf gleich drei Bildschirmen kann er dabei die Arbeitsprozesse überwachen. Die Rüben aus Casum werden später kleingehäckselt und zum Futter einer Biogasanlage.