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Stadt betreut Flüchtlinge selbst

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Von Silke Derkum

Versmold.
Bilder mit Flüchtlingen, die ihr Leben aufs Spiel setzen und übers Mittelmeer nach Europa kommen, bestimmen seit Monaten die Schlagzeilen. Nun ist noch die menschenunwürdige Behandlung in einigen deutschen Asylbewerberheimen hinzugekommen. Auch in Versmold reißt der Strom der Menschen, die Krieg und Verfolgung in ihrer Heimat entkommen wollen, nicht ab. Die Betreuung in den Unterkünften ist jedoch ausschließlich in städtischer Hand.

"Private Sicherheitsdienste gibt es bei uns nicht", sagt Fachbereichsleiter Hans-Jürgen Matthies im Hinblick auf schockierende Bilder, die in den vergangenen Tagen aus Flüchtlingsheimen anderer Orte an die Öffentlichkeit gelangt sind. "In Einrichtungen, in denen mehrere Hundert Menschen leben, gibt es vielleicht derartigen Bedarf; bei uns ist das nicht der Fall", sagt er. Die Stadt Versmold setze zudem ausschließlich auf Betreuung durch eigene Mitarbeiter.

Neben Sozialarbeiterin Hildegard Kempf kümmert sich Hausmeister Heinrich Hübner um die Belange der Asylsuchenden. Eine dritte Bezugsperson leitet die Flüchtlinge bei der gemeinnützigen Arbeit an, die ihnen helfen soll, Struktur in ihren Alltag zu bringen und die der Integration in den Arbeitsmarkt diene, erklärt Matthies.

Insgesamt leben zurzeit 60 Menschen in den Versmolder Asylbewerberheimen. In den zwei Häusern an der Bielefelder Straße sind es 16 beziehungsweise 14. Im Heim an der Bundesstraße sind 30 untergebracht. "Wir sind froh, dass wir das große Haus an der Bundesstraße haben, das jetzt zur Hälfte belegt ist", sagt Mat- thies. 2008 hatte man, aufgrund der bundesweit niedrigen Asylbewerberzahlen, über den Verkauf des Hauses diskutiert. Bis Ende 2012 stand es leer.

"Rein rechnerisch hätten wir dort noch Platz für weitere 30 Menschen", sagt Matthies, schränkt aber gleich ein, dass eine derartige Belegung in der Praxis nur schwer möglich sei. "Man kann nicht ohne weiteres Menschen aus allen Nationen zusammenbringen." Kulturelle Unterschiede, religiöse Praktiken oder selten auch Nationalitätskonflikte seien bei der Unterbringung zu berücksichtigen. "Die Leute leben dort sehr eng zusammen, nutzen zum Beispiel Gemeinschaftsküchen; da passt nicht immer jeder zu jedem", sagt Matthies.

Da ein Abbruch des Flüchtlingsstroms derzeit nicht abzusehen ist, macht man sich bei der Stadt schon Gedanken um weitere Unterbringungsmöglichkeiten. "Wir denken über die Anmietung privater Wohnungen nach oder auch über Wohncontainer, wie sie seinerzeit am Hölmerweg gestanden haben", sagt Matthies.

Zurzeit kommen wöchentlich neue Flüchtlinge in Versmold an. "Es lässt sich nie voraussagen, wie viele Menschen wir beim nächsten Mal unterbringen müssen", sagt Hans-Jürgen Matthies im Hinblick auf den Verteilungsschlüssel.

Überraschend angesichts der Nachrichtenlage ist die Tatsache, dass die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien, die in Versmold ankommen, recht überschaubar ist. Nur fünf der 60 Versmolder Asylsuchenden kommen aus dem Kriegsgebiet. Die größte Gruppe stellen die Armenier mit acht Personen. Insgesamt stammen die Flüchtlinge in den Versmolder Unterkünften aus 21 verschiedenen Nationen. Die meisten von ihnen sind alleinstehende Männer. Wenige sind Frauen; nur vier Kinder leben derzeit in den drei Heimen.


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