VON FLORIAN GONTEK
Halle.
In München erzählt man sich, dass der neue Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter vor dem Oktoberfest häufig die Ruhe im Keller sucht, um mit dem Hammer auf leere Bierfässer einzudreschen. Halles erste Frau, Anne Rodenbrock-Wessel-mann, tut das nach eigener Aussage nicht. Dass das Bier in der Lindenstadt an beiden Tagen nur in Strömen auf den Boden und nicht ins Glas floss, lag vielmehr am Zapfhahn, der ihrer Wucht nicht standhielt. Nach dem dritten Schlag am Samstagabend, und etwas Nachhilfe, fand das Festbier aber auch bei der zwölften Auflage des Haller Wiesn literweise den Weg in die Krüge.Anne Rodenbrock-Wessel-mann, Moderator Frank Hofen, Hausherr Stefan W. Kohlhase und Andreas Prante (Warsteiner Brauerei) konnten über das Malheur an beiden Tagen schmunzeln. Ansonsten war die Doppelauflage des Haller Oktoberfestes ein prächtiges Fest, sie wurde mit 1050 Besuchern am Freitagabend und 1400 Wiesn-Fans am Samstag auch exzellent angenommen.
Einige Haller holten daher ihre Lederhose am Wochenende sogar zweimal aus dem Schrank. "So bekommt jeder die Möglichkeit. Es ist überragend was hier los ist. Man muss nicht nach München fahren und kann in Halle bayerische Lebensart genießen", ist Stammgast Mat-thias Rasper begeistert von dem, was er an beiden Tagen im Event Center geboten bekam.
Eine ganz neue Welt dagegen tat sich für Svenja Langer auf. Obwohl ihr Vater aus München stammt, besuchte sie am Samstagabend zum ersten Mal ein Oktoberfest. Mit 21 Arbeitskolleginnen zog sie ein positives Fazit ihrer Premieren-Wiesn: "Als Gruppe, alle so festlich gekleidet, macht das schon richtig Spaß. Auch die Musik ist zum Schunkeln absolut okay." Bereits zum achten Mal war dies Sache der Münchener »Bierhaus Band«, die unter der Leitung ihres Kapellmeisters Herbert Tikovsky mit ihrer Hofbräuhaus-Show für beste Stimmung im Zelt sorgte. Neben klassischen Oktoberfest-Klängen wie »Ein Prosit der Gemütlichkeit« fanden auch Klassiker aus Schlager und Rock zu späterer Stunde ein begeistertes Publikum, das auch in diesem Jahr wieder größtenteils das Dirndl geschnürt, die Lederhosen geklopft und die Haferlschuhe aus dem Keller geholt hatte.
Ebenso wie Bier, Brezn und Haxe gehört zum Haller Oktoberfest auch der Dirndl-Wettbewerb dazu - und zwar an beiden Tagen. Am Freitagabend trug Marnie Pohlmann aus Brockhagen die schönste Tracht aus einer Auswahl von acht Frauen. Einen Tag später durfte sich Nicole Härtel über einen Fashion-Gutschein in Höhe von 300 Euro freuen. 407 Stimmen machten sie zur schönsten Frau des Abends. Den dehnten viele Oktoberfest-Besucher bis in die Nacht aus. Das Bier-Malheur zu Beginn war da schon längst vergessen.