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Extremer Gestank verunsichert Anwohner

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Von Frank Jasper

und Andreas Eickhoff

Steinhagen.
Nach dem Störfall am Donnerstagabend beim Chemikaliengroßhandel Hanke und Seidel an der Waldbadstraße konnte die Firma am Freitagmorgen wieder den Betrieb aufnehmen. Aus Sicht von Firmenchef Jörg Seidel haben unglückliche Verkettungen zu dem Großeinsatz und unnötigerweise zu Besorgnis in der Bevölkerung geführt. Im Unternehmen wurden Maßnahmen ergriffen, damit sich ein derartiger Vorfall nicht wiederholen kann.

Wie Jörg Seidel am Freitag im Gespräch mit dem Haller Kreisblatt erklärte, habe sich bei der Herstellung von einem Düngemittel durch Hitzebildung eine Wasserdampfwolke gebildet, die den Brandmelder in Gang gesetzt habe. "Das Düngemittel ist nicht neu, aber wir produzieren es erstmals bei uns im Unternehmen für einen bekannten Anbieter", berichtete Seidel. Die Wasserdampfwolke sei nicht gefährlich gewesen. "Weil sie sich zu dem Zeitpunkt gebildet hat, als dem Düngemittelgemisch Ammoniak zugegeben wurde, entstand der extreme Geruch."

Das Unternehmen reagierte am Freitag auf den Zwischenfall: Die Reihenfolge, in der die Zutaten für das Düngemittel zusammengemischt werden, wurde geändert. Auf diese Weise soll die Hitzebildung, die zu der Qualmentwicklung geführt hatte, vermieden werden. Außerdem soll der Brandmelder neu eingestellt werden. Der Melder war nach Angaben von Jörg Seidel zu sensibel eingestellt und hätte seiner Meinung nach noch gar nicht Alarm schlagen müssen. "Da wurde aus einer kleinen Mücke schnell ein Elefant", resümiert Seidel die Donnerstagnacht.

In der hatten sich viele Anwohner Sorgen um giftige Schadstoffe in der Luft gemacht. Lutz Mescher, Einsatzleiter der Freiwilligen Feuerwehr, bestätigte am Freitag aber noch einmal, was erste Untersuchungen bereits kurz nach dem Vorfall belegt hatten: "Es war ein extremer Gestank, aber wir haben keine Giftstoffe in der Luft festgestellt."

Rückblick: Um 20.20 Uhr hatte sich am Donnerstagabend die Brandmeldeanlage des Unternehmens gemeldet. Zu diesem Zeitpunkt war niemand mehr in dem Gebäude. Als die herbeigeeilten Feuerwehrleute eine Tür öffneten, war ihnen die extrem riechende Wolke entgegengekommen. Großalarm wurde ausgelöst, alle Türen wieder verschlossen.

Neben dem Löschzug Steinhagen rückten die Löschzüge Amshausen und Brockhagen aus. Ferner wurden der ABC-Zug des Kreises Gütersloh sowie weitere Spezialkräfte aus Delbrück zum Einsatzort gerufen, die auf die Abwehr von Umweltgefahren spezialisiert sind.

Nachdem der gesamte Produktionsprozess in dem Werksgebäude an der Waldbadstraße zunächst unterbrochen worden war, wurden die Kühlelemente wieder eingeschaltet. Der betroffene Behälter, in dem es zu der Hitzebildung gekommen war, kühlte wie erwartet ab, so dass nach der intensiven Lüftung der Betriebsräume der Einsatz gegen 2 Uhr beendet werden konnte. 120 Einsatzkräfte waren im Einsatz. Verletzt wurde bei dem Unfall niemand.

"So ein Störfall stellt uns vor besondere Herausforderungen. Anders als bei einem Feuer oder einem Verkehrsunfall sehen wir nicht, womit wir es überhaupt zu tun haben", zog am Freitag Einsatzleiter Lutz Mescher Bilanz. Weil die Feuerwehr zunächst nicht wusste, welche Stoffe den Geruch verursachten, mussten die Feuerwehrleute in Sicherheitsanzügen agieren.

"In so einer Ausrüstung ist man natürlich einigermaßen gehandicapt. Versuchen Sie damit mal, eine kleine Schraube loszudrehen", veranschaulicht Mescher die schwierigen Rahmenbedingungen. Aus Sicherheitsgründen können die teuren Anzügen - eine Ausstattung kostet nach Angabe von Lutz Mescher einen vierstelligen Betrag - nicht mehr verwendet werden und müssen neu beschafft werden.

Der Störfall vom Donnerstagabend ruft Erinnerungen an den 10. August 2010 wach. Da war es bei Hanke und Seidel beim Umfüllen von Lösungsmitteln zu einem Brand gekommen, bei dem ein Mitarbeiter starb.


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