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Wo bitte gehts ins Neubaugebiet?

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Versmold (tas).
Die Politiker waren am Mittwochabend in der Minderheit. Neben 13 Stadtvertretern, einigen Verwaltungsmitarbeitern und Fachplanern drängten sich knapp 30 Besucher in den kleinen Sitzungssaal des Rathauses, der mit mehr als 50 Personen an seine Kapazitätsgrenze gekommen war. Ein Großteil der Bürger interessierte sich für Tagesordnungspunkt zwei des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung: das Neubaugebiet an der Friedhofstraße.

Dabei ging es im Zuge der Bebauungsplanaufstellung erneut um die Erschließung - Knackpunkt der bisherigen Debatten. Und auch nach der Sitzung des Fachausschusses ist noch nicht abschließend klar, ob sich die Politik in der Ratssitzung am 25. September mit deutlicher Mehrheit für eine Variante entscheiden wird.

Wahrscheinlich scheint nach Abschluss der öffentlichen Auslegung nun doch eine geteilte Erschließung über Friedhofstraße und Berliner Straße. Mit sieben Jastimmen (CDU, FDP und UWG), einem Nein (Grüne) und fünf Enthaltungen (SPD) wurde der Verwaltungsvorschlag angenommen.

Bereits vor einigen Jahren, als die Stadt grundsätzlich über die

Versmolder Bauleitplanung diskutierte, kam das Areal an der Friedhofstraße auf den Tisch - und relativ schnell auch wieder herunter. Fachplanern bewerteten das Gebiet als wenig attraktiv. Hauptpunkt damals: die schwierige Zuwegung. Genau die sollte sich in den weiteren Diskussionen als kompliziert herausstellen.

Etwa 20 Grundstücke sollen auf dem 1,5 Hektar großen Gebiet - derzeit Ackerland - entstehen. Drei Varianten zur Erschließung stellte Planer Dirk Tischmann Anfang März vor: ausschließlich über Friedhofstraße (Nummer I), beidseitig mit durchgehender Straßenführung (II) und nur über Berliner Straße (III). Letztere wurde seitens der Verwaltung leicht favorisiert. Von der Politik und von den betroffenen Anliegern allerdings nicht.

Vielmehr forderte der Fachausschuss einen weiteren Entwurf mit beidseitiger Erschließung, allerdings ohne Durchgangsverkehr. Einen solchen Plan, wonach die Hälfte der Fahrzeuge über Friedhofstraße, die andere über Berliner Straße fließen soll, stellte Tischmann Ende März vor. Der Plan mit der Nummer IV schien für viele am Sitzungstisch ein gangbarer Weg. Die SPD beantragte im Verlauf der Ratssitzung die alleinige Erschließung über die Friedhofstraße und fand in der UWG Unterstützer.

Mit Variante I ging die Stadt nach dem knappen Beschluss in die Öffentliche Beteiligung. Erwartungsgemäß lehnten darin die Bürger der Friedhofstraße die Pläne ab. Zudem äußerte der Kreis Bedenken hinsichtlich der Verkehrssicherheit auf der Friedhofstraße, die zurzeit nur ein Wirtschaftsweg ist.

Die Verwaltung schlug der Politik nun vor, zu Variante IV zurückzukehren. Der Frage des Ausschussvorsitzenden in die Runde, ob es Wortbeiträge gebe, folgte zunächst Schweigen. "Das wundert mich", kommentierte Torsten Gronau.

Heiner Kamp (FPD) war der Erste, der Worte fand. "Schade, dass wir nicht schon im März so abgestimmt haben", sagte er und bezeichnete die geteilte Erschließung als guten Interessenausgleich. Ähnlich sah es CDU-Mann Andreas Holtkamp, der die zeitliche Verzögerung bedauerte: " Wir hätten ein halbes Jahr sparen können."

Die politischen Mehrheiten haben sich inzwischen geändert, die Ansichten offenbar auch. So stimmte Sascha Flottmann (UWG) nun für die vierte Variante. SPD-Fraktionschefin Liane Füllung und ihre Parteikollegen sahen indes noch Beratungsbedarf. Ausschlagender Punkt bei der Entscheidung für die Erschließung über die Friedhofstraße sei seinerzeit die Position des Kreises hinsichtlich der verkehrlichen Situation gewesen. Zudem würde bei geteilter Erschließung - bei ohnehin schon knappem Baulandangebot - auf ein Grundstück verzichtet werden müssen. Der veränderte Standpunkt von Kreis und Verwaltung ändere die Grundlage ihrer Entscheidung, so Fülling.

"Sind Sie denn jetzt nun weiter für die Friedhofstraße?", hakte Heiner Kamp nach. "Wir werden uns heute enthalten und das in der Fraktion beraten", antwortete Liane Fülling.

Sollte es bei Variante IV bleiben, muss der Entwurf überarbeitet und erneut öffentlich ausgelegt werden. Auf die Ratssitzung am 25. September können Anwohner und Bauwillige gespannt sein. Gut, dass im großen Sitzungssaal dann mehr Platz für Zuschauer wäre.


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