Kreis Gütersloh (HK). Der Kreis Gütersloh will den Rettungsdienst künftig komplett in Eigenregie führen. Anlass dafür sind die Verträge mit dem Arbeiter-Samariter-Bund und dem Malteser Hilfsdienst, die Ende dieses Jahres auslaufen. Die Verträge wurden aufgrund einer europaweiten Ausschreibung geschlossen und sehen lediglich eine einmalige Verlängerungsoption bis zum 30. Juni 2015 vor. Die Kreisverwaltung schlägt den politischen Gremien nun vor, auf eine erneute europaweite Ausschreibung zu verzichten. Stattdessen sollen die Aufgaben spätestens bis zum 1. Juli 2015 in eigener Zuständigkeit durchgeführt werden. Der Kreistag soll darüber in seiner Sitzung am 29. September abschließend entscheiden.
Derzeit werden bereits fünf von sechs Rettungswachen in Trägerschaft des Kreises Gütersloh von kommunalem Personal betrieben - neben den Wachen in
Halle und Versmold aus dem Altkreis sind dies noch Rietberg und Schloß Holte-Stukenbrock mit eigenen Mitarbeitern sowie die Rettungswache in Verl im Rahmen einer Personalgestellung mit Mitarbeitern der Stadt.
Langfristige Beschäftigung
Die Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund Regionalverband Ostwestfalen-Lippe e. V. und der Malteser Hilfsdienst Gütersloh e. V. betreiben lediglich die Rettungswache in Harsewinkel sowie den Krankentransport in Halle und am Standort in Güters-loh/Avenwedde, für den der Kreis zuständig ist. "Bei einer erneuten - aber immer nur mittelfristigen - Vergabe der Rettungsdienstleistung könnte derjenige, der den Zuschlag erhält, seinen Mitarbeitern keine langfristig gesicherte Beschäftigung in Aussicht stellen. Durch eine einheitliche Aufgabenwahrnehmung in Trägerschaft des Kreises hingegen könnte die Entwicklung und Bindung des Personals verbessert und das Personal innerhalb der Rettungswachen flexibler eingesetzt werden", argumentiert die Kreisverwaltung. "Zudem könnte eine flächendeckende und kontinuierliche Durchführung der Aufgaben der Notfallrettung und des qualifizierten Krankentransports ge-währleistet werden."
Diese Vorteile nehmen aus Sicht der Verwaltung einen höheren Stellenwert ein als die entstehenden Mehrkosten. Laut Berechnung der Verwaltung würden sich durch die Übernahme der bisher ausgeschriebenen Rettungsdienstleis-tungen jährliche Mehrkosten von gut 240 000 Euro ergeben.
27 neue Stellen
Dies sei insbesondere bedingt durch erhöhte Personalkosten. Insgesamt müssten im Kreishaushalt zu Lasten des Rettungsdienstgebührenhaushaltes rund 27 neue Stellen geschaffen werden. Vor dem Hintergrund, dass der Rettungsdienst "eine herausragende und in hohem Maße auf den Schutz und die Rettung menschlichen Lebens ausgerichtete Aufgabe darstellt, sollte der durchgängigen Qualitätssicherung gegenüber etwaigen Kostenvorteilen jedoch der Vorzug gegeben werden.
Die im Kreis Gütersloh aktiven Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund, Malteser Hilfsdienst, Deutsches Rotes Kreuz und Johanniter-Unfall-Hilfe sind in den vergangenen Wochen laut Aussage der Kreisverwaltung über die geplante Vorgehensweise informiert worden. Dabei hätten diese Bedenken gegen die beabsichtigte Verfahrensweise erhoben und deutlich gemacht, dass die Einbindung in den Rettungsdienst für sie erhebliche Vorteile mit sich bringe: zum einen wegen der engen Verbindungen zu den Aufgaben im Bereich des Katastrophenschutzes und zum anderen wegen der Einbindung in das Konzept für den Massenanfall von Verletzten (MANV).
Es wurde daher vereinbart, gemeinsam ein Konzept zu erarbeiten, das die wichtige Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisatoren - auch bei einer Entscheidung für eine Kommunalisierung - auch für die Zukunft sicherstellt.
Diverse Stellen beteiligt
"Die Krankenkassen als die wesentlichen Kostenträger des Rettungsdienstes haben Anfang Juli in einem gemeinsamen Gesprächstermin die beab-sichtigte Vorgehensweise des Kreises zur Kenntnis genommen", erklärt Pressesprecher Jan Focken. Zudem befasst sich der Gesundheitsausschuss am 10. September mit dem Thema, bevor sich der Kreistag in seiner Sitzung am Montag, 29. September, abschließend entscheiden soll.