Von Marc Uthmann
Halle.
Mit Balkendiagrammen ist das so eine Sache. Eigentlich verkünden sie einfache Wahrheiten: Ihre Höhe misst Qualität, und die ist auf einen Blick abzulesen. Wenn es so einfach wäre, würden sich Michael Flohr und das Team für Gebäudemanagement im Haller Rathaus nicht beschweren. Seit zwei Jahren vergleicht sich die Stadt mit anderen Kommunen, was die Effizienz der Bewirtschaftung von öffentlichen Gebäuden angeht. An manchen Stellen schneidet sie passabel ab, gerade bei den Heizkosten gibt es jedoch Handlungsbedarf. Doch um den zu ermitteln, müssen die in Balkenform so simplen Ergebnisse intensiv untersucht werden.Genau genommen treibt Michael Flohr immer die gleiche Frage um: Wo lassen wir Geld liegen. "Unser Ziel muss es sein, jeden Euro so zu investieren, dass er eine möglichst große Steigerung der Effizienz ermöglicht", sagt der Abteilungsleiter für Bauverwaltung und Stadtentwicklung. "Diese Entscheidungen werden wir langfristig nicht alleine treffen können. Deshalb planen wir die Kooperation mit einem Energiebüro."
Unter anderem den Betrieb seiner beiden Rathäuser hat Halle mit Kommunen ähnlicher Größe und Struktur verglichen, Michael Flohr gibt einen Überblick über die Ergebnisse für 2013.
GESAMTKOSTEN
Der Blick auf das Diagramm bedeutet zunächst einmal kein Ruhmesblatt für die Stadt Halle: Die Gesamtkosten je Quadratmeter Bürogeschossfläche liegen für das Rathaus 2 an der Graebestraße mit knapp 170 Euro um fast das Dreifache über dem zugrunde gelegten Mittelwert (62 Euro). Und auch das Rathaus 1 an der Ravensberger Straße verbucht mit 80 Euro deutlich überdurchschnittliche Kosten. Blickt man hingegen nur auf die Betriebskosten je Qua-dratmeter, relativiert sich das Bild: Hier liegen Rathaus 1 (41 Euro) und Rathaus 2 (43 Euro) zwar immer noch über dem Durchschnitt von 34 Euro, aber weit weniger alarmierend. Zu völlig verschiedenen Ergebnissen kommt die Untersuchung, wenn man die Kosten auf Nutzer oder auf die Fläche bezieht. Die Resultate sind also vorsichtig zu deuten. "Die hohen Kosten für das Rathaus 2 sind auch auf Sondereffekte zurückzuführen - Handlungsbedarf haben wir aber allemal", sagt Michael Flohr.
WÄRMEKOSTEN
37 000 Euro gab die Stadt Halle im Jahr 2013 für die Beheizung des Rathauses 1 aus, 22 000 Euro für ein warmes Rathaus 2, in dem »nur« die Kämmerei und die Abteilung Soziales untergebracht sind. Damit liegen die Anteile der Wärmekosten an den Betriebskosten bei gut 27 beziehungsweise 28 Prozent - Werte weit über dem Durchschnitt von 18 Prozent. "Hier spielt das Alter der Gebäude natürlich eine Rolle. Wir haben hier zum Teil historische Fenster von 1910, die natürlich nicht energieeffizient sind", sagt Michael Flohr Doch verböten sich viele Maßnahmen aufgrund des Denkmalschutzes für die Häuser. "Wir sind aktuell in Gesprächen mit dem Denkmalamt, um Ideen zu entwickeln, die sich mit dem Denkmalschutz vertragen", erklärt der städtische Gebäudeverantwortliche. "In diesem Bereich liegt Geld, das wir einsparen können." Zum Teil vergleiche die Stadt Halle sich allerdings mit nagelneuen Rathäusern.
STROMVERBRAUCH
Sowohl Rathaus 1 (22 Kilowattstunden je Quadratmeter) als auch Rathaus 2 (11 kWh) liegen beim Stromverbrauch unter dem Mittelwert von 25 kWh. Für den extrem niedrigen Wert des Rathauses 2 in dieser Auswertung hat Michael Flohr eine relativ einfache Erklärung: "Wir nutzen dort mit Blick auf die Heizkosten das Dachgeschoss nicht mit, das aber bei der Fläche mit eingerechnet wird." Generell sei das Einsparungspotenzial beim Stromverbrauch allerdings gering, viel hänge von den Nutzern ab.
ERHALTUNGSAUFWAND
Etwa 94 Euro je Quadratmeter steckte die Stadt Halle im vergangenen Jahr in Erhaltungsmaßnahmen im Rathaus 2, im Rathaus 1 waren es demgegenüber nur 15 Euro. Insgesamt gab die Stadt 2013 knapp 170 000 Euro für die Erhaltung des Rathauses 2 und gut 50 000 Euro für das Rathaus 1 aus. "Wir investieren generell viel in Unterhaltung der öffentlichen Gebäude. Darüber hinaus war das vergangene Jahr an der Graebestraße ein besonderes: Wir haben einen Fahrstuhl eingebaut, das Erdgeschoss modernisiert und schließlich auch ein neues Schlosssystem installiert", sagt der Fachmann aus dem Rathaus.
Immense Kosten, die laut Flohr für das aktuelle Jahr sinken müssten. Das ist ein Anspruch, an dem er sich wieder messen lassen wird - und dabei dürften nicht zuletzt zahlreiche Balkendiagramme erneut eine wichtige Rolle spielen.