Von Andreas Großpietsch
Borgholzhausen (HK).
Das namenlose Gewässer aus Wichlinghausen würde sich vielleicht als besserer Graben an der Straße Masch in Borgholzhausen entlangziehen, wenn man es nicht schon vor Jahrzehnten in eine unterirdische Rohrleitung gezwängt hätte. Daran wird sich auch künftig nichts ändern, wenn auch die Bauarbeiten an der Masch unter dem Obertitel Renaturierung laufen. Die findet an anderer Stelle im Stadtgebiet statt. An diesem neuralgischen Punkt geht es nur darum, die durchaus reale Gefahr von Hochwasserschäden zu minimieren.Und dazu muss das Wasser im Fall des Falles auch schon mal bergauf fließen. Denn der namenlose Bach mündet ein Stück weiter in Richtung Rathaus in den ebenfalls unterirdisch verlaufenden Violenbach, der seinen Lauf sogar unter einer Reihe von Garagen Richtung Sundernstraße fortsetzt. Was bei der derzeitigen Wetterlage ein leises Plätschern ist, kann bei einem starken Regen zu einer brausenden Welle werden, die immer mehr Wasser in das durch den selben Regen bereits vollgefüllte Rohr des Violenbachs schwemmt.
Genau in diesem Fall soll das Wasser künftig in die andere Richtung fließen, denn der namenlose Bach erhält eine neue Einmündung in den Violenbach. Dazu wird im nächsten Bauabschnitt ein großes Rohr entlang der Oststraße verlegt. Es verläuft unterhalb der Parkplätze der katholischen Kirchengemeinde und mündet fast auf Höhe der Nicolaistraße in den Violenbach.
Der ist an dieser Stelle nicht mehr in sein Korsett aus Betonröhren gebunden, sondern ist zumindest mit bloßem Auge sichtbar. Zwar wäre die Beschreibung als naturnahes Gewässer sicher sehr optimistisch, aber immerhin verfügt er über ein Bachbett, das deutlich größer ist als die Rohrleitung, aus der er hervorgeht. Und deshalb kann er im Fall des Falles eben auch sehr viel mehr Wasser aufnehmen, als es die Rohrleitung könnte. Die Verbindung funktioniert als eine Art Bypass und soll diese kritische Stelle entschärfen.
Denn frühere sogenannte Starkregenereignisse brachten die Kanaldeckel schon mal in Bewegung. Und wenig spricht dafür, dass besonders starke Regenfälle künftig seltener als heute werden - im Gegenteil. Der Entlastung des Violenbachs dienen noch weitere Maßnahmen. So soll sein Bachbett im Bereich der Kindertagesstätte Pusteblume breiter und naturnäher werden.
Dadurch soll die Fließgeschwindigkeit sinken, was für viele Bachbewohner die Überlebenschancen deutlich erhöhen würde. Bislang würden sie durch die höhe Fließgeschwindigkeit losgerissen und vom Violenbach fortgespült.
Entlastung in das System dürfte auch der Bau des Regenrückhaltebeckens im Park der früheren Firma Poppenburg bringen. Das Regenwasser stammt vor allem von den Dächern der Firma Bartling, die auch Bauherr ist. Aufgenommen wird aber auch ein guter Teil Regenwasser von städtischen Straßen und Baugebieten, die höher liegen. Die Durchführung der Bauarbeiten hat sich aus planungsrechtlichen Gründen etwas verzögert, aber die Baumaßnahme soll möglichst noch in diesem Jahr fertiggestellt werden.
So lange müssen die Nutzer der Straße Masch natürlich nicht warten. Bis zum Wochenende, so die Ablaufplanung, sollen die neuen und alten Rohre wieder tief unter der Straße vergraben worden sein und der Autoverkehr zumindest auf der Masch wieder fließen können. Oststraße und Rosenberger Straße bleiben noch mindestens rund zwei Wochen lang gesperrt.
Bislang blieben größere Überraschungen aus, weder Blindgänger noch archäologische Funde traten ans Tageslicht. Allerdings zeigt das Gewirr an Rohrleitungen, dass dieser Teil Borgholzhausens in der Vergangenheit schon des öfteren durchwühlt worden ist.