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Auf der Erfolgswelle

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Von uwe Pollmeier

Versmold-Peckeloh. Weite Sandstrände, blauer Himmel und aus dem Radio dröhnt permanent Musik der Beach Boys - klingt gut, klingt nach Surfen, muss aber nicht so sein. Der beste deutsche U 15-Wellenreiter lebt nämlich nicht auf Sylt oder Norderney, sondern in Peckeloh, wo der Himmel auch mal grau ist.

Das oftmals eher bescheidene Wetter hat den 14-jährigen Niklas Siems allerdings nicht davon abgehalten, knapp 12 000 Kilometer vom Surferparadies Hawaii entfernt regelmäßig aufs Brett zu hüpfen und damit über die ostwestfälischen Wellen zu reiten. Denn die sind - da mag der erste Eindruck täuschen - tatsächlich auch fernab von Chiemsee und Lübecker Bucht vorhanden, selbst wenn es mal nahezu windstill ist.

"Man benötigt gar nicht so viel Wind fürs Surfen", erklärt Niklas Siems. Selbst wenn nur ein laues Lüftchen weht, könne man sich mit einem größeren Segel oder dem »Pumpen« - einem permanenten Ziehen am Segel - behelfen. Wie man das Board perfekt übers Wasser bewegt, weiß der 14-Jährige.

Schließlich sicherte sich der Schüler des Versmolder CJD-Gymnasiums gerade bei den deutschen Meisterschaften im niederrheinischen Hünxe-Bruckhausen den Titel der unter-15-Jährigen. "Die Bedingungen waren optimal", sagt Niklas Siems. Schon nach dem ersten von drei Wertungstagen hatte sich der Sechstplatzierte des Vorjahres einen großen Vorsprung auf seine Konkurrenz herausgefahren. "Es konnte fast nichts mehr schief gehen. Ich hätte mich schon verletzen müssen", sagt Siems.

Der Peckeloher ist surftechnisch familiär vorbelastet. Sein Vater Frank steht auch regelmäßig auf dem Brett und hat bei seinem Sohn früh die Lust aufs Wellenreiten geweckt. "Mit sechs Jahren habe ich es zum ersten Mal ausprobiert", erinnert sich Niklas. Bei einem Besuch der Großeltern an der Ostseeküste bot sich die günstige Gelegenheit.

Mit acht Jahren entschied sich Niklas Siems dann dafür, Mitglied im Surfclub Warendorf zu werden. Damit war für den Fußballer des SC Peckeloh auch klar, dass Surfen ab sofort Vorrang hat. "Wenn ich mich zwischen beiden Sportarten entscheiden müsste, würde ich Surfen wählen", sagt Siems. Der zentrale Mittelfeldspieler stand einst sogar vor der Berufung in die Kreisauswahl, bevor er für sich entschied, dass das Wellenreiten ihm den größeren Kick verschafft.

Im nächsten Jahr rutscht er in die höhere Altersklasse. Sein Ziel ist dann ein Platz auf dem Treppchen bei den U 17-Meister-schaften oder der Meistertitel mit dem Team. "Das Wichtigste ist für mich aber, den Spaß am Sport zu behalten", sagt der 14-Jährige.

Am liebsten dreht er seine Runden auf der Ostsee, da Nordsee-Salzwasser schlecht für das Surfbrett ist, welches gut 1000 Euro kostet. Den Urlaub plant Familie Siems stets nach ganz eigenen Kriterien. Wellnessangebote, All-inclusive-Verpflegung oder Kabel-TV auf dem Zimmer sind nebensächlich, was zählt, ist eine Surfgelegenheit. "Kürzlich waren wir in der Türkei", erzählt Niklas’ Mutter Manuela, die als einziges Familienmitglied nicht vom Surffieber befallen ist. Auch dort habe man zuerst geschaut, ob es vor Ort vernünftige Surfbretter zum Ausleihen gibt. "Es lohnt sich preislich nicht, diese im Flugzeug mitzunehmen", erklärt Manuela Siems.


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