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Stallarbeit am Balaton

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„Jó napot”, liest Sarah Neumann aus ihrem Wörterbuch vor und es klingt ganz anders, als sich die Buchstaben auf dem Papier lesen. „Das heißt »Guten Tag«. Aber einen guten Tag wünscht man auch nur den Männern - Frauen und alten Leuten gegenüber heißt es »Küss die Hand«. Ungarisch ist echt schwierig”, sagt sie und verdreht die Augen. „Aber die Frau auf dem Hof, auf dem ich arbeiten werde, kommt aus Deutschland. Das beruhigt mich etwas”, fügt sie lächelnd an. Hinzu kommt, dass Sarah Neumann nicht etwa in irgendeiner Kammer für Mägde und Knechte ohne fließend Wasser wohnen muss, sondern überaus zivilisiert im benachbarten Hotel. „Das ist der Club Dobogomajor”, erzählt die junge Frau, „und auf dem Reiterhof nebenan dürfen die Besucher ebenso reiten wie die Kinder aus der Umgebung.” Der Lohn für ihre Mitarbeit ist freies Essen und Trinken sowie die Unterbringung in der Ferienanlage. Mit dem Flugzeug geht es am 31. August zunächst von Hannover nach Wien, von Wien aus muss die Abiturientin dann mit dem Zug bis Budapest fahren und noch einmal umsteigen. Davor hat sie gerade fast die größten Manschetten. „Aber mit Englisch, so hoffe ich, werde ich das schon schaffen.” Damit die Gepäckberge nicht zu groß werden - schließlich kommt Sarah im Sommer an und bleibt bis in den Winter hinein -, werden Reit- und Wintersachen mit der Post vorweggeschickt. Und wenn die Zeit am Balaton vorbei ist, geht es auch nicht auf direktem Wege nach Hause, sondern nach Österreich, um mit der Familie Weihnachten zu feiern. So wie in jedem Jahr. „Wenn ich erst einmal wieder hier bin, würde ich wahrscheinlich nicht sobald wieder wegfahren”, erklärt die 18-Jährige. „So sehr ich mich auf die Zeit freue, so sehr werde ich meine Freunde, meine Familie und vor allem mein Pferd vermissen. Ohne Pferde könnte ich mir das Leben gar nicht vorstellen”, fügt sie lächelnd an. „Dieser Sport ist so schön, Teamsport eben. Er macht Spaß und verlangt doch zugleich hohe Verantwortung. Und dann sind da natürlich die Verbindungen, die man zu den anderen Pferdebesitzern aufbaut. Im Stall treffe ich immer auf Freunde, wir verbringen halt auch viel Zeit zusammen.” Während Sarah in Ungarn schuftet, müssen sich übrigens Bruder Christoph und Mama Sabine um »Carnival« kümmern - bis Sarah in Ungarn »a viszontlátásra« sagt. Das heißt nämlich »Auf Wiedersehen«.

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