Von Alexander Heim
Borgholzhausen.
Tomatensuppe kann für einen Künstler ganz schön inspirierend sein. Vor allem dann, wenn sie - wie ein roter Faden oder ein running gag - während der Tage eines Aufenthaltes immer wieder irgendwo oder in irgendeiner Form auftaucht. Die lettische Künstlerin Antra Galzone hat die Tomatensuppe nicht nur kulinarisch genossen, sie hat sie während ihrer Teilnahme am Symposium in der Künstlerwerkstatt »Daun-Town« auch malerisch verarbeitet.Noch zwei Wochen lang sind ihre Bilder und die Arbeiten ihrer Kollegen Janis Galzons, Iveta Gudeta und Aivars Benuzs sowohl im Borgholzhausener Rathaus als auch im Museum zu sehen. "Es ist eine außergewöhnliche Ausstellung mit außergewöhnlichen Projekten", freute sich Kulturvereins-Vorsitzende Astrid Schütze im Zuge der Vernissage.
Froh war sie auch darüber, mit Ursula Bolte einen besonderen Gast begrüßen zu dürfen. Als Landrätin hatte diese vor Jahrzehnten die erste Ausstellung lettischer Künstler im Kreishaus eröffnet. Beate Freyer-Bongartz, die nun den Austausch in Richtung Borgholzhausen initiiert hatte, erläuterte: "Die Künstler hatten Material von zu Hause mitgebracht und hatten bestimmte Vorstellungen, was sie damit machen wollten. Zehn Tage sind nicht viel Zeit, um zu arbeiten. Es ist interessant zu sehen, wie sich das, was sie sich vorgenommen hatten, durch das neue Umfeld verändert hat."
"Sie arbeiten alle sehr unterschiedlich. Und doch gibt es einige Gemeinsamkeiten", hob auch Dr. Silvana Kreyer in ihrer Moderation hervor. Jeder der vier Künstler aus Lettland habe dabei die aktuellen Erfahrungen, die ihm während des Aufenthaltes zuteil wurden, auf die für ihn oder sie jeweils typische Art aufgegriffen und verarbeitet.
"Wenn ich morgens um 5 Uhr aufgestanden bin und vor das Haus ging, dann sagten mir die Hasen »Guten Morgen«. Das war wie im Märchen", erläutert etwa Janis Galtons. "Ein Märchenwald wie bei Hänsel und Gretel." Die Naturerlebnisse beeinflussten ihn bei seinem Schaffen. erklärte er.
Iveta Gudeta wagte Ausflüge in die abstrakte Kunst. Und Aivars Banuzs schuf unter anderem ungewöhnliche Tier-Skulpturen. Etwa 20 Arbeiten sind so während des mehrtägigen Symposiums in den Künstler-Ateliers von Daun-Town entstanden.
Sie und die Bilder der Ausstellung im Rathaus sind noch zwei weitere Wochen, bis zum 23. August, der Öffentlichkeit zugänglich.Ursprünglich sollte die Ausstellung im Rathaus nur für eine Woche hängenbleiben.
Doch nicht nur aus Arbeit bestand der Besuch der Künstler aus Valmiera. Sie genossen es auch, sich in den unterschiedlichsten Museen der Region inspirieren zulassen. So waren sie etwa in der Abtei Liesborn zu Gast, besuchten das Museum Wiedenbrücker Schule, machten einen Abstecher ins Marta nach Herford und waren bei der Ausstellungseröffnung im KuK Dissen am vergangenen Donnerstag mit zugegen.
Am Freitagabend ergab sich für die vier aus Valmiera, die allesamt als Dozenten tätig sind - Iveta Gudeta und Aivars Benuzs an der Kunstmittelschule in Valmiera, Antra Galzone und Janis Galzons in der Kunstschule in Rujiena - auch eine Führung auf der Ravensburg. Die Museumsleiterinnen Iveta Blume und Guna Medne hatten sich zudem zum Heinz-Nixdorf-Museum aufgemacht.
Nun geht es zurück in die lettische Heimat. Ein Gegenbesuch im kommenden Jahr? Den schließt zumindest Beate Freyer-Bongartz nicht aus. Und natürlich gab es zum Ausklang dieser besonderen Vernissage im Museum auch noch einmal etliche Geschenke, die gegenseitig ausgetauscht wurden. Und: einen besonderen Dank an die Familien, bei denen die vier Künstler wohnen durften.