Aus Vrdnik berichtet
Silke Derkum
Vrdnik/
Versmold.
Flaggen, Hymnen, Fernsehteams und wichtige Politiker - als am Samstagabend das Festival »Europa tanzt in Vrdnik« eröffnet wurde, präsentierte sich der kleine 5000-Einwohner-Ort wie ein ganz großer. Nicht nur den Organisatoren um Ortsvorsteher Dragan Dragicevic und Ehefrau Mira, auch den Vrdnikern bedeutete das Festival viel. Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die Beiträge der 150 Tänzer aus fünf Ländern zeigten so unterschiedliche Musik, Kostüme und Tänze, dass die vier Stunden wie im Flug auf den letzten Tanz zusteuerten: den serbischen Reigentanz, den die Teilnehmer aus allen Ländern in den dreieinhalb Festivaltagen so oft zusammen getanzt hatten - Hand in Hand und bunt gemischt.Was die internationalen Gäste den Serben bedeuteten, zeigte sich nicht nur am Interesse der Vrdniker und an der Herzlichkeit, mit der die Delegationen umsorgt wurden. Serbiens sehnlichster Wunsch ist es, sich nach den Jugoslawienkriegen in Europa zu integrieren. "Heute tanzt Europa in Serbien; wir hoffen, dass auch Serbien bald in Europa tanzt", sagte Nenad Borovcanin, Staatssekretär im serbischen Ministerium für Sport und Kultur.
Zumindest für die ausländischen Beobachter bemerkenswert war das herzliche Verhältnis zwischen den serbischen Gastgebern und ihren Gästen aus Tuzla. Liegt der Krieg zwischen den beiden Volksgruppen doch erst 19 Jahre zurück. Die jungen muslimischen Bosnier gehörten zu den Lieblingen des Publikums und bekamen schon vor ihren Auftritten viel Applaus.
Am lautesten bejubelt wurde jedoch die Tanzsportgarde Harsewinkel, die für Versmold auf die Bühne ging. Trainerin Daniela Schafarik hatte in 50 Stunden, die die Kinder zusätzlich zu ihren zwei bis drei wöchentlichen Trainingseinheiten absolviert hatten, eine anspruchsvolle Choreographie zusammengestellt. Mal warfen die 33 Tänzer Beine und Arme völlig synchron kerzengerade in die Luft, mal wurde zeitgleich in jeder Ecke der Bühne eine Hebefigur, ein Spagat oder ein Flickflack präsentiert, so dass die Zuschauer nicht wussten, wo sie zuerst hinschauen sollten.
"Ich hoffe, dass wir nächstes Jahr in einem anderen Ort wieder zusammen tanzen können", hatte Dragan Dragicevic zur Eröffnung den Staffelstab zur Weitergabe hingehalten. Bisher hat ihn zwar noch niemand ergriffen, doch die Jugendlichen halten auch so Kontakt miteinander: Auf Facebook wurden seit Sonntag kreuz und quer durch die Nationen zahlreiche neue Freundschaften geschlossen.