Von Alexander Heim
Borgholzhausen.
Die Stile ihrer Arbeiten sind zutiefst unterschiedlich: Mal wollen sie, dass der Betrachter einen Blick auf sich selbst wirft. Dann wieder sind es Städteporträts, die ihm oder ihr begegnen. Manch Stillleben erwartet da die Besucher der Ausstellung. Oder aber es ist zuvorderst der kompositorische Aufbau, der zu dem Kunstinteressierten sprechen möchte. Seit Sonntag stellen die vier lettischen Künstler Iveta Gudeta, Aivars Benuzs, Janis Galzons und Antra Galzone im Rathaus aus. Und ihr Besuch ist dabei mehr als nur die Stippvisite einiger Kunstschaffenden.Seit mehr als 20 Jahren nämlich verbindet den Kreis Gütersloh und den Kreis Valmiera in Lettland eine enge Partnerschaft. Kein Wunder also, dass Piumer Künstler wie Wolfgang Meluhn oder im Vorjahr Beate Freyer-Bongartz den Weg ins Baltikum fanden, jeweils bereits große Einzelausstellungen dort präsentieren durften. Nun fanden umgekehrt, wieder einmal einige lettische Künstler den Weg in den Kreis Gütersloh. Und machten dabei erstmals auch Station in der Lebkuchenstadt.
Zu Gast in »Dauntown«
Umso mehr freute sich am Sonntag Bürgermeister Klemens Keller, die vier Kunstschaffenden begrüßen zu dürfen. "Über Kunst und Kultur verstehen sich die Menschen ja oft besonders gut", so Piums Bürgermeister in seiner Ansprache. "Daher freut es mich, dass Sie gemeinsam arbeiten und die gemeinsamen Arbeiten auch am nächsten Wochenende gezeigt werden."
Eine Woche lang nämlich arbeiten Iveta Gudeta, Aivars Benuzs, Janis Galzons und seine Frau Antra Galzone nun beim Symposium in der Künstlerwerkstatt »Dauntown«, die in der ehemaligen Bettfedernfa-brik in Kleekamp beheimatet ist. Was dabei in Pium entsteht - am Samstag wird es ab 14 Uhr im Museum Borgholzhausen öffentlich zu sehen sein. "Am Freitagabend sind wir bereits auf der Burg Ravensberg verabredet, um gemeinsam dort zu essen", so Kulturvereins-Vorsitzende Astrid Schütze.
20 Jahre Kulturaustausch
Sie sprach dazu eine herzliche Einladung an alle weiteren Interessierten aus. Ihren großen Dank entbot sie zum einen dem Dauntown-Team, zum anderen Joseph Schräder, dem Zweiten Vorsitzenden des Kulturvereins, der sich um das Entstehen der Ausstellung vor Ort gekümmert hatte.
Doch: Wer sind die vier Künstler eigentlich, die nun im Bergstädtchen zu Besuch sind? Darüber informierte Dr. Silvana Kreyer. Seit vielen Jahren ist sie für den Kulturaustausch zwischen dem Kreis Gütersloh und dem Kreis Valmiera zuständig. Sie führte am Sonntag nicht nur ins Werk der Künstler ein, sie übersetzte auch simultan die Reden der Gastgeber ins Lettische.
Während Antra Galzone und ihr Mann Janis Galzons bereits öfter im Kreis Gütersloh zu Gast waren, sind die Besuche und Ausstellungen von Iveta Gudeta und Aivars Benuzs echte Premieren. "Aivars Benuzs ist fast unbemerkt zu einer der leuchtendsten Künstlerpersönlichkeiten in der lettischen zeitgenössischen Kunst geworden", erläuterte Dr. Silvana Kreyer. Plakativ seien seine Arbeiten, erklärte sie weiter.
"Mit einer gewissen Ironie geht er an seine Themen heran. Er blickt auf seine Mitmenschen, auf die Attribute ihres Stolzes." Und fordere mit einer gewissen Nettigkeit dazu auf, den Blick auf sich selbst zu richten. Dabei sticht vor allem auch seine Technik heraus, bei der er auf Metallplatten arbeitet, in sie ritzt, ätzt, sie dann mit Farbe überzieht. "Ich wüsste nichts Vergleichbares schon einmal gesehen zu haben", machte Dr. Silvana Kreyer auf diese Bilder neugierig.
Janis Galzons hingegen ist überzeugt von der Kraft der Inspiration. "Jede Arbeit ist der Widerschein einer neu geschaffenen Gefühlswelt", erläuterte die Musikwissenschaftlerin Dr. Silvana Kreyer. Was Galzons interessiere sei die assoziative Grenze zwischen der realen, sichtbaren Welt sowie das eigene, innere Gefühl für die Welt. »Nachtgespräch«, »Herzklopfen« oder »Warte auf mich« hat er einige der Werke betitelt, die nun im Rathaus zu sehen sind.
Antra Galzones’ Interesse ist es hingegen, die innere Welt von Menschen sichtbar werden zu lassen. Konkrete Orte oder Menschen sowie deren Befindlichkeiten seien es, die den geistigen Hintergrund ihrer Arbeiten bildeten. Wichtig sei ihr der kompositorische Aufbau der Bilder, dessen Rhythmus dichte und mehrschichtige Farbfelder bilden. Iveta Gudeta, als Vierte im Bunde, zeigt in Borgholzhausen Stillleben.
Fantasievolle Stillleben
"Fantasievolle Bilder, die Erinnerungen an Lettlandreisen wecken", so Dr. Silvana Kreyer. Ein großer Dank ging am Sonntag an Hans-Joachim Schwolow, den Partnerschafts-Koordinator des Kreises Gütersloh. Janis Galzons überreichte ihm als besonderes Präsent ein gerade erst erschienenes Buch, das lettische Künstler gestaltet haben.
Freundschaft und Liebe
Auch Guna Medne und Museumsleiterin Iveta Bluma, die die Künstlergruppe nach Deutschland begleiten, sprachen Worte des Dankes aus. "Im Leben eines jeden Menschen gibt es drei wichtige Dinge: Liebe, Freundschaft und Achtung. Sie haben uns viel Freundschaft und Liebe entgegengebracht. Wir möchten gerne denen danken, die die Ausstellung möglich gemacht haben."