Quantcast
Channel: Haller Kreisblatt
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262

Grüne setzen auf Doppelspitze

$
0
0

Von Anja Hanneforth

Werther.
Mit halben Sachen gibt sich Dr. Walter Arnold nicht zufrieden. Wenn der gebürtige Franke etwas macht, will er es vernünftig machen. "Ich möchte hier etwas bewegen", sagt er bestimmt und man merkt, dass er diese Worte auch so meint. Der 61-Jährige Molekulargenetiker und Honorarprofessor an der Universität Bielefeld wurde jetzt zum neuen Fraktionssprecher der Grünen in Werther gewählt. Sein Vorgänger im Amt, Heinz-Peter Kuhlmann, tritt aus beruflichen Gründen in die zweite Reihe. "Was nicht heißt, dass ich nun weniger mache", sagt er. "Aber mit weniger schlechtem Gewissen."

Die Mitglieder der Grünen-Fraktion nehmen ihre Aufgabe ernst. Als gewählte Vertreter der Bürger gehen sie stets gut vorbereitet in die Ausschüsse. "Müssen wir auch. Schließlich wollen wir wissen, worüber wir abstimmen", betont Kuhlmann. Sagt aber auch, dass das Studieren von Vorlagen, Rücksprache mit den Fraktionskollegen und Abstimmung mit den übrigen Parteien im Vorfeld der Sitzungen viel Zeit in Anspruch nimmt. Der Fraktionsvorsitzende - oder Fraktionssprecher, wie er bei den Grünen heißt - ist hier besonders gefordert, da er weitere Termine, etwa mit der Verwaltung, wahrnehmen muss.

"Ich selbst bin irgendwie in das Amt reingerutscht, als mein Vorgänger Bruno Hartmann im Juni 2013 sein Ratsmandat niedergelegt hat", blickt Kuhlmann zurück. Als Vize wäre es für ihn damals selbstverständlich gewesen, in das Amt des Sprechers nachzurücken. "Aber ich habe schnell gemerkt, dass sich die Aufgabe mit meinem beruflichen Arbeitspensum kaum vereinbaren lässt", sagt der Oberarzt und Leiter der gerontopsychologischen Abteilung der LWL-Klinik in Gütersloh.

"Das, was ich gern gemacht hätte, konnte ich oft nicht, weil die Zeit fehlte", bedauert Kuhlmann. Und freut sich daher, in Dr. Walter Arnold nun seinerseits einen würdigen Nachfolger gefunden zu haben. Mit fast 31 Prozent der Wählerstimmen hat dieser bei der Kommunalwahl im Mai in seinem Wahlkreis das beste Ergebnis der gesamten Grünen-Mannschaft eingefahren - "auch deshalb ist er für das Amt prädestiniert", findet Kuhlmann.

Intern möchten beide künftig als Doppelspitze fungieren, nach außen übernimmt die Leitung Dr. Arnold. "Allerdings sehe ich mich nicht als alleiniger Chef", betont dieser. Vielmehr als Manager einer schlagkräftigen Truppe. Die Aufgaben sollten nicht auf seinen und den Schultern Kuhlmanns allein lasten, sondern gleichmäßig verteilt werden. "Das macht uns am Ende auch stark", ist sich Arnold sicher.

Als drittstärkste Fraktion im Rat gehen die Grünen mit sieben Ratsmitgliedern, vier sachkundigen Bürgern und einem sachkundigen Einwohner in die neue Legislaturperiode. Viel »Manpower« also, sich in die verschiedenen Sachthemen einzubringen.

Und um die ist Werther nicht verlegen. Der Blotenberg werde nun wohl kommen, bedauern Arnold und Kuhlmann, obwohl ihre Fraktion die Bebauung des Areals noch immer ablehnen würde. Statt eine Fläche wie diese zu überplanen, sollte man lieber Konzepte wie »Jung kauft Alt« verfolgen. In den nächsten zehn, 15 Jahren stünden viele Immobilien in Werther vor einem Besitzerwechsel, "hier müssen wir sehen, dass die alten Häuser in gute, neue Hände kommen", betont Arnold.

Einen Schwerpunkt möchte Arnold auf Mehr-Generationen-Wohnformen legen. Singles, junge Leute, Familien mit Kindern, Senioren, alle unter einem Dach, das wäre ihm ein großes Anliegen. "Besonders für Paare, deren Kinder aus dem Haus sind, die sich aber selbst noch zu jung fürs Betreute Wohnen fühlen - für diese Übergangsgeneration fehlen in Werther entsprechende Angebote", so Arnold.

Es gibt viele weitere Akzente, die die Grünen in der nächsten, mit sechseinhalb Jahren so langen Wahlperiode wie nie setzen möchten: das Klimaschutzkonzept mit Leben füllen zum Beispiel, mehr in Sachen regenerativer Energien tun, das Radwegenetz vergrößern, den Bereich Kultur ausbauen. "Wir nennen uns Böckstiegelstadt, nun müssen wir diesem Namen auch gerecht werden", findet Kuhlmann. Ideen hätte seine Fraktion reichlich, man müsse sehen, was sich davon umsetzen ließe.

Eine eindeutige Position beziehen die Grünen zum geplanten Gewerbegebiet Rodderheide, das sie klar ablehnen. "Wir haben unsere Zweifel, ob sich die Grundstücke bei den angedacht hohen Preisen überhaupt vermarkten lassen", so Kuhlmann. Ein klares »Nein« sagen sie auch zur geplanten Ansiedlung zusätzlicher Märkte auf dem Weco-Gelände. Das weitere Vorgehen läge allerdings in den Händen von Eigentümer und Investor, "doch egal, was passiert, ohne Altlastensanierung wird es an dieser Stelle nicht gehen".

Ein anderes, kaum minder wichtiges Thema ist für die Grünen die Schullandschaft in Werther, aber auch darüber hinaus. "Wir brauchen eine intensive Kooperation zwischen den weiterführenden Schulen. Es macht keinen Sinn, dass sich diese gegenseitig die Schüler abwerben", betont Arnold. "Gesunde Konkurrenz ja, eine vernichtende Konkurrenz nein." Die Grünen wissen, dass sie hier nicht die obersten Entscheidungsträger sind, "aber wir können versuchen, Einfluss zu nehmen".

Einfluss nehmen, Projekte begleiten und auf den Weg bringen, eigene Akzente setzen: das haben sich die Grünen für die neue Legislaturperiode vorgenommen. Mit Dr. Walter Arnold und Heinz-Peter Kuhlmann an der Spitze wollen sie dieses Vorhaben in die Tat umsetzen.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262