Von Marc Uthmann
Borgholzhausen. Als es nach dem Empfang weitergeht mit den obligatorischen Reden, die zu einem festlichen Anlass nun einmal gehalten werden, sind die meisten Kinder längst verduftet. Sie klettern im Gerüst mit dem spannenden Netz, probieren einen Raum weiter die Spielsachen aus oder toben in der Turnzone auf den blauen Matten herum. Die mangelnde Aufmerksamkeit - sie wäre ohnehin etwas viel verlangt - nimmt den Kleinen niemand übel. Schließlich entdecken sie gerade ihre Welt: in der neuen Betriebskindertagesstätte des heimischen Logistikkonzerns Nagel Group. Am Samstag wurde die Einrichtung eingeweiht und was die Besucher zu sehen bekamen, war Ergebnis eines akribischen Prozesses.
Wenn es stimmt, dass erste Eindrücke von entscheidender Bedeutung sind, können die Nagel Group, Architekt Frank Schönberg und der künftige Träger der Kita, das Deutsche Rote Kreuz (DRK), bei jedem Besucher punkten, der auf den Hof fährt. Denn der Blick fällt zwangsläufig auf das prachtvoll sanierte Hauptgebäude des historischen Hofs Henkefend. "Wir haben die Gebäudehülle aufwendig aufgearbeitet", berichtet Architekt Frank Schönberg. So wurde die Bruchsteinfassade durch Sandstrahlen gereinigt und anschließend neu verfugt, neue Fenster und eine moderne Dämmung wurden eingebaut. Zwei Drittel des Gebäudes der Kita entfallen auf den Althof, ein moderner und doch zum Kern passender Anbau rundet den Komplex ab; Erzieherinnen und Kinder haben nun stolze 964 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Hinzu kommt ein mit modernsten Spielgeräten aus Holz ausgestattetes Außengelände - das gesamte Anwesen umfasst 5400 Quadratmeter. Bis zu 30 Kinder im Alter zwischen vier Monaten und sechs Jahren können im Brummihof betreut werden, das Gebäude ist auf drei Gruppen ausgelegt.
"Es war nicht leicht, den passenden Standort zu finden. Und anschließend ging es darum, den Charakter des Hofes herauszuarbeiten und zugleich eine hochmoderne Einrichtung zu schaffen", erklärt Nagel-Gesellschafterin Marion Nagel. Auch die Erschließung stellte eine Herausforderung dar, sagt Frank Schönberg: "Es ging darum, der Nagel Group die Perspektive zur betrieblichen Entwicklung zu erhalten, gleichzeitig nah am Unternehmen zu sein und auch die Nähe zur A 33 zu berücksichtigen." Letzteres gelang unter anderem durch die Errichtung von Lärmschutzwällen.
Im Januar lag die Baugenehmigung vor; jetzt ist das Projekt abgesehen von kleineren Restarbeiten bereits abgeschlossen. "Damit wollen wir ein Zeichen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf setzen", sagt Marion Nagel mit einer Portion unternehmerischen Stolz. Und die Eltern sind nach ihrem ersten Rundgang beeindruckt. "Es gibt große helle Räume und ein tolles Außengelände", sagt Daniel Reuter.
Die Borgholzhausenerin Bärbel Biermann ist froh, einen Platz für ihren Ben ergattert zu haben: "Ich habe durch Mund-zu-Mund-Propaganda davon erfahren. Zuerst dachte ich, die Kita sei nur für Nagel-Mitarbeiter." Auch Maik Stricker freut sich über den Platz für Töchterchen Mara: "Wir haben Glück gehabt. Wir wohnen zwar in der Nähe, aber das pädagogische Konzept mit vielen naturwissenschaftlichen Akzenten gefällt mir auch."
Einrichtungsleiterin Sara Schürmann erläutert den Ansatz: "Wir setzen auf die Reggio-Pädagogik. Die Kinder sollen ihre Wege selbst gehen. Wenn sie zum Beispiel die Idee zu einem Lagerfeuer haben, tragen sie selbst Verantwortung. Bis hin zum Anruf beim Bürgermeister zwecks Genehmigung." So weit dachten die Kinder am Samstag noch nicht: Sie nahmen erst einmal ihre neue Welt in Besitz.