Von Anja Hanneforth
Werther.
Eigentlich sollte es ein unbeschwerter Familienurlaub werden, mit der Konfirmation seiner beiden Enkelkinder als Höhepunkt. Doch es kam anders. Pastor Walter Moritz, der zusammen mit seiner Frau Hilde nach Namibia aufgebrochen war, um seine Tochter und deren Familie zu besuchen, musste wie so häufig »Erste Hilfe« leisten. Zwei seiner Kindergärten, die er seit vielen Jahren unterstützt, waren in Schwierigkeiten geraten. Die Kirche hatte sich als Träger zurückgezogen und die Mitarbeiterinnen waren gezwungen, schnell eine Alternative zu finden. Aber wo, in einem Land, in dem Geld knapp und Räume kaum vorhanden sind? "Inzwischen glaube ich aber, dass wir es hinbekommen werden", ist Moritz optimistisch, dass beide Einrichtungen fortgeführt werden können.Auch wenn es inzwischen über 40 Jahre her ist, seit Pastor Walter Moritz als Missionar in Namibia tätig war - er ist fest mit dem Land und seinen Menschen verwurzelt. Dass seine Tochter Birgit hier inzwischen verheiratet ist und mit ihrem Mann und den drei Kindern lebt, macht seine Beziehung noch intensiver. Er fühlt sich verbunden mit dem Land im Südwesten Afrikas - und verpflichtet zu helfen, wann immer Not am Mann ist. Wie jetzt auf seiner inzwischen 21. Reise nach Namibia.
Schon vor seiner Fahrt wusste er von den Problemen, die viele Kindergärten dort haben: Die Kirche hat sie geschlossen, "offenbar aus finanziellen Gründen", berichtet Moritz. Betroffen sei leider auch der nach ihm benannte Walter-Moritz-Kindergarten in Otjiwarongo, einer knapp 30 000 Einwohner zählenden Kleinstadt 240 Kilometer nördlich von Windhoek, in der auch seine Tochter lebt.
Bereits Anfang 2013 schloss der Kindergarten seine Türen; in dem Gebäude ist jetzt eine staatliche Vorschule untergebracht. "Unser aller Wunsch ist es natürlich, dass der Kindergarten weitergeführt wird; notfalls an anderer Stelle", betont Moritz.
Und erzählt von der ehemaligen Leiterin des Walter-Moritz-Kindergartens, die mit großem Engagement die Einrichtung in ihren eigenen vier Wänden unterbringen möchte. Entsprechende Qualifikationen seien vorhanden, die Genehmigung läge inzwischen vor, "es wäre toll, wenn das klappen könnte", so Moritz.
Leider wären die meisten Einrichtungsgegenstände, die aus Spendengeldern - auch aus Werther - für den Kindergarten angeschafft wurden, also Bänke, Tische und Spielzeug, zunächst in der Vorschule verblieben. Lediglich einen Satz Bauklötze hätte die ehemalige Leiterin mitnehmen dürfen.
Annähernd gleiche Probleme hat der Kindergarten in Swakopmund, 360 Kilometer von Windhoek entfernt an der Atlantikküste gelegen. Auch zu ihm pflegt Pastor Moritz seit vielen Jahren Kontakte und auch er steht vor dem Aus.
Doch auch hier haben sich die Mitarbeiterinnen zusammengefunden, um ihn an anderer Stelle weiterzuführen. "Derzeit verhandeln sie mit der Stadt über ein Grundstück, um es zu mieten oder vielleicht sogar zu kaufen", berichtet Moritz. "Ob es glückt, kann ich aber noch nicht sagen."
Wie in so vielen Fällen hatte Pastor Moritz auch dieses Mal Geld dabei, um die verschiedenen Einrichtungen mit einer Spende zu unterstützen. Geld, das dringend gebraucht wird.
Etwa in einem Internat in Otjiwarongo. Für 80 Kinder ausgelegt, leben hier inzwischen fast 100 Jungen und Mädchen im Grundschulalter, "die Hälfte von ihnen Aidswaisen", so Moritz. Mit dem Geld sollen zwingend nötige Reparaturen durchgeführt werden, außerdem stehen die Sanierung der Waschküche und anderer Räume an. Dies alles wird teuer, "aber wir kriegen das hin", ist Moritz optimistisch.
Nicht zuletzt darum, weil ihn viele Bürger aus Werther und Umgebung immer wieder mit Spenden unterstützen würden. "Und das ist einfach wunderbar. Vielen Dank dafür!", sagt der pensionierte Pastor.
Wieder zurück in Werther ist es derzeit für ihn nicht leicht, sich aktiv an den Projekten zu beteiligen. "Mit Telefonaten und E-Mails ist das schwierig", weiß er.
Daher ist für ihn jede Reise wie ein Geschenk. Nicht zuletzt, weil er in Namibia so viele Freunde und Bekannte trifft. Bei seinen Besuchen in den verschiedenen Einrichtungen, bei seinen Vorträgen, sogar auf dem Flughafen, wo Ehepaar Moritz unverhofft Bischof Ernst Gamxamub begegnete.
Und weil natürlich die Familie von Tochter Birgit in Namibia lebt. Dieses Mal wurde die Konfirmation von Moritz’ Enkelsöhnen Moritz und Phillip gefeiert. Ein paar Tage an der Küste und ein verlängertes Wochenende mit der ganzen Familie auf einer Gästefarm in den Bergen, zu der auch Moritz’ Sohn Volker aus Amsterdam angereist kam, rundeten die 21. Reise nach Namibia ab.
Wann es das nächste Mal nach Afrika geht, weiß Pastor Moritz noch nicht. Jetzt schreibt der 80-Jährige erst einmal an seinem neuesten Buch »Mission unter den Damara«. "So hole ich mir mein Stück Afrika nach Werther", sagt er lächelnd.