Schnell war den Verantwortlichen klar, dass das Bild restauriert werden muss. Mit Hilfe des Restaurierungsprogramms »Bildende Kunst des Landes Nordrhein-Westfalen« lässt die Peter-August-Böckstiegel-Stiftung das Bild seit Dezember 2012 wiederherstellen. Gesteigert wird der Wert des Fundes durch die Tatsache, dass sich auf der Rückseite eine bislang völlig unbekannte Aktdarstellung des Künstlers von 1914 verbirgt.
Restauriert wird das Bild im Atelier der Diplom-Restauratorin Ilka Meyer-Stork in Bensberg bei Köln. Erste wesentliche erhaltende Maßnahmen hat sie mit Hilfe Ihrer Kollegin Kerstin Remme bereits durchgeführt. Dabei wird die stark deformierte und geknickte Leinwand zunächst auf einen Arbeitsrahmen gespannt und das Bild in einem sogenannten Klimazelt somit behutsam geglättet.
Hierzu wird innerhalb des Zeltes die Luftfeuchte über einen längeren Zeitraum gezielt erhöht. Dann können die von der Leinwand gelösten Farbschollen wieder fixiert werden. Wie bei einem großen Puzzle müssen dabei teils winzige Farbreste mit Pinzette und Skalpell an den richtigen Platz gesetzt werden. Die anschließend erfolgte Oberflächenreinigung hat den Eindruck des Bildes völlig verändert.
„Jetzt kommen die Nuancen der Farben und die starken Kontraste des Bildes endlich wieder zur Geltung”, sagt Ilka Meyer-Stork. Begleitet wird die Arbeit auch von der Bielefelder Fotografin Marion Denis, die mit der Kamera die wichtigsten Arbeitsschritte des Projektes festhält. Später sollen ihre Fotos in einer kleinen Ausstellung die spannende, aber später kaum noch wahrnehmbare Arbeit der Res-tauratorinnen vermitteln.
Bei einem Ortstermin im Atelier der Restauratorin konnte das Bild zum ersten Mal gewendet und die Rückseite, die Böckstiegel zehn Jahre zuvor gemalt und dann wohl verworfen hatte, begutachtet werden. Ursula Bolte, Vorsitzende des Vorstands der Böckstiegel-Stiftung, zeigt sich begeistert: „Ich habe das Bild zum letzten Mal im seinem traurigen Zustand direkt nach dem Fund gesehen, die Fortschritte bei der Restaurierung zeigen schon jetzt, dass sich der große Aufwand gelohnt hat.”
An der rückseitigen Aktdarstellung werden die nächsten Arbeiten erfolgen. Diese Schritte werden bis Januar 2014 abgeschlossen sein. Die Verantwortlichen der Böckstiegel-Stiftung müssen dann über die weiteren restauratorischen Maßnahmen entscheiden. Ihnen stellt sich die wichtige Frage, wie die größeren Fehlstellen im Bild ergänzt werden und wie weit die Restauratorinnen den ursprünglichen Zustand wiederherstellen sollen.
In vielen Fällen lässt sich zwar erahnen, wie die ursprüngliche Farbigkeit in den Fehlstellen gewesen sein muss, doch es muss darüber diskutiert werden, wie weit im Zweifelsfall interpretiert werden soll und wie viel von der besonderen Geschichte des Bildes ablesbar bleiben muss. Das sieht auch Dorothee Fobes, Koordinatorin des NRW-Restaurierungsprogramms, so. Sie beobachtet die Arbeit der Restauratorinnen und steht bei Fragen beratend zur Seite.
Das »Familienbild« als Hauptwerk des heimischen Künstlers wird nach Auffassung von David Riedel neue Blicke auf Böckstiegel ermöglichen und sicher noch die eine oder andere Frage aufwerfen. Historische Fotografien des Bildes im originalen Zustand zeigen möglicherweise, dass Peter August Böckstiegel das Bild übermalt und damit verändert hat.
David Riedel hat Geduld: „Nach dem kurzen Moment großer Freude, so ein Bild gefunden zu haben, war mir schnell klar, dass es viel Arbeit erfordern wird. Umso mehr freue ich mich, dass vom Ministerium und allen anderen Seiten so viel positive Signale kommen.”
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