Von Silke Derkum
Versmold/Harsewinkel. Es werden ganz besondere Sommerferien sein für den neunjährigen Luca Tusanovic. Denn er wird als Botschafter seine deutsche Heimatstadt Versmold in Serbien, der Heimat seiner Eltern, vertreten. Gemeinsam mit seinen Versmolder und Harsewinkeler Freunden ist Luca als Tänzer beim internationalen Festival »Europa tanzt in Vrdnik« dabei. Rund 250 Kinder und Jugendliche aus fünf Ländern kommen Anfang August in dem serbischen Kurort zusammen, um zu tanzen und ein ander kennenzulernen. Für Versmold gehen dabei die Jugendlichen der Tanzsportgarde aus dem Nachbarort Harsewinkel an den Start.
Das Tanzfestival, zu dem die Stadt Versmold im vergangenen Oktober ihre drei Partnerorte eingeladen hatte, hat Mitwirkende und Publikum gleichermaßen von den Sitzen gerissen. Da waren einerseits die temporeichen Tänze der Gruppen aus dem polnischen Dobczyce, dem spanischen Tui und dem serbischen Vrdnik. Und auf der anderen Seite die Freundschaften, die die jungen Leute über Länder- und Sprachgrenzen hinweg miteinander schlossen.
"Nächstes Jahr kommen alle zu uns", hatte Dragan Dragicevic, Initiator der Freundschaft zwischen Vrdnik und Versmold, damals spontan gesagt - und Wort gehalten. Vom 7. bis 10. August heißt es nun »Europa tanzt in Vrdnik«. Einladungen gingen an Versmold und dessen Partnerstädte Dobczyce und Tui sowie das griechische Thessaloniki und das bosnische Tuzla.
Polen, Griechen und Bosnier sagten sofort begeistert zu. Wegen der immensen Reisekosten für die rund 3000 Kilometer lange Strecke kam eine spanische Teilnahme nicht in Frage. Und in Versmold überlegte man, wer denn für die Stadt das Tanzbein schwingen sollte. Tänzer, die sich hinter dem professionellen Niveau der übrigen Länder nicht zu verstecken brauchen, waren gefragt. Und zugleich junge Leute, die offen für die Begegnung mit anderen Kulturen sind und so den europäischen Gedanken weitertragen.
In der eigenen Stadt gab es zwar keine entsprechende etablierte Gruppe, aber durchaus motivierte Tänzer, wie Luca Tusanovic oder die Schwestern Madeleine und Luisa Landwehr. Sie schwingen seit Jahren in der Tanzsportgarde Harsewinkel der Roten Funken das Tanzbein. Und die ist mit 35 deutschen Meistertiteln im karnevalistischen Tanzsport eine beachtliche Größe.
"Als die Anfrage vom Freundeskreis Vrdnik-Versmold kam, war ich zunächst etwas skeptisch", gibt Daniela Schaffarik, Trainerin der Tanzsportgarde, unumwunden zu. Serbien hatte sie als Reiseland bisher nicht auf dem Plan. "Aber dann empfand ich es als große Ehre, dass wir ganz offiziell die Stadt Versmold vertreten dürfen." Eine Abfrage bei den rund 100 Kindern und Jugendlichen der Tanzgarde brachte ein ebenso eindeutiges Votum.
33 von ihnen erklärten sich sofort bereit, mitten in den Sommerferien die 20-stündige Reise in das bislang unbekannte Land anzutreten - und dafür extra Trainingseinheiten in Kauf zu nehmen. Denn die Gruppe wird dort nicht nur ihre bewährten Tänze aufführen. Hauptteil der zwei 15-minütigen Auftritte ist eine eigens entwickelte Choreographie, in die Jazz, Akrobatik und Hip-Hop einfließen.
"Dafür schiebt unsere ehrenamtliche Nähabteilung zurzeit Sonderschichten und fertigt extra Kostüme", sagt Daniela Schaffarik nicht ohne Stolz auf den Einsatz des Vereins. Und damit die Tänzerinnen sich nicht nur als gute Vertreter Versmolds, sondern bei dem internationalen Festival auch als Repräsentanten ihres Landes erweisen, hat Daniela Schaffarik sogar einige Elemente mit Deutschlandflaggen in den Auftritt integriert.
Die Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen sieben und 22 Jahren sind auf jeden Fall schon voller Vorfreude auf die Reise. »S-E-R-B-I-E-N 2014« steht in bunten Zuckergussbuchstaben auf dem Kuchen, den eines der Kinder zur Tanzprobe mitgebracht hat. Und auch ihre Kenntnisse über das Land und die Partnerschaft zwischen Versmold und Vrdnik haben sie inzwischen bei einem Infoabend vertieft.
"Wir machen in den Sommerferien ohnehin Urlaub in Serbien und freuen uns natürlich besonders, dass Luca dort nun für Versmold tanzen kann", sagt dessen Vater Sasa Tusanovic, der den Familienurlaub nun um einen Aufenthalt in Vrdnik erweitern wird.