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Politische Weichen sind gestellt

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Von Marc Uthmann

Versmold. Dieser Abend im großen Sitzungssaal des Versmolder Rathauses war feierlich, bewegend und spannend zugleich. Feierlich, weil die Vereidigung des neuen Stadtrates und von Bürgermeister Michael Meyer-Hermann einen besonderen Moment darstellte. Bewegend, weil Alterspräsidentin Ulrike Poetter (FDP)
die richtigen Worte fand, um die neue politische Periode in
Versmold einzuläuten. Und spannend, weil kurz darauf das Alltagsgeschäft begann - mit einer wichtigen Personalie.

Wie nach den Beratungen erwartet, hatte die SPD Horst Hardiek (68) als Kandidaten für den Posten des Ersten stellvertretenden Bürgermeisters nominiert, die CDU schlug Jörn Hainer vor. Nach geheimer Wahl setzte sich Amtsinhaber Hardiek hauchdünn mit 18:17-Stimmen durch - damit ist Jörn Hainer Zweiter Stellvertreter von Bürgermeister Michael Meyer-Hermann.

Horst Hardiek nutzte seine kurze Antrittsrede jedoch zu einem Blick auf die eigene Zukunft - wobei der obligatorische Scherz zum Auftakt nicht fehlen durfte: "Ich bewege mich auf ein knackiges Alter zu. Überall knackt es." Darum kündigte der Sozialdemokrat, der in seinem Wahlkreis Peckeloh zuletzt wieder ein Direktmandat holte, einen Abschied auf Raten an: "2015 werde ich mein Amt als Schiedsmann der Stadt aufgeben und 2017 vor der Sommerpause auch als stellvertretender Bürgermeister zurücktreten." Das würde den Weg für Petra Pölzing frei machen, die bislang zu den Stellvertretern des Bürgermeisters gehörte. "Wenn der Posten von Horst neu besetzt würde, wäre sie unsere Kandidatin dafür", bestätigte die SPD-Fraktionsvorsitzende Liane Fülling.

Sein Stadtratsmandat will Hardiek bis 2020 erfüllen - und dann die politische Laufbahn beenden. Seinen schrittweisen Rückzug erklärte er am Rande der Sitzung mit einem Augenzwinkern: "Von 100 auf 0, das schaffe ich einfach nicht." Mittendrin im politischen Geschehen steckt auch weiterhin Ulrike Poetter (FDP) - und zwar als Alterspräsidentin: "Einst war ich die Jüngste im Kreistag, jetzt bin ich die Älteste im Stadtrat", sinnierte die 70-Jährige, die standesgemäß die Sitzung eröffnete und auch Bürgermeister Michael Meyer-Hermann den Amtseid abnahm. "Ich habe Ihren Großvater noch einige Jahre im Amt erlebt, er wäre sicher stolz auf Sie", gab sie dem 31-Jährigen mit auf den Weg. Auch Michael Meyer-Hermann übernahm seine erste Ratssitzung mit getragenen Worten: "Ich hoffe, dass wir uns im Dialog um die besten Ideen bemühen - auch bei unterschiedlichen Positionen."

Diese unterschiedlichen Positionen wurden allerdings im Anschluss ausgetragen - bei der Entscheidung um die Einrichtung von zwei zusätzlichen Ausschüssen. Mit den Stimmen von SPD, Grünen und UWG setzte sich der Vorschlag, neue Ausschüsse für Energie, Klima und Umwelt (EKU) sowie für Inte-gration, Generation, Inklusion und Soziales (IGIS) einzurichten, hauchdünn mit 18:17 durch. Bürgermeister und CDU hatten im Vorfeld der Abstimmung vor Doppelberatungen und zusätzlichen Kosten gewarnt - SPD und Grüne hingegen die Wichtigkeit der Zukunftsthemen betont.

Die vermeintliche Sommerpause - sie wird für die Versmolder Kommunalpolitiker in jedem Fall eine arbeitsreiche werden. Denn nun sind Bürgermeister, Fraktionen und Stadtverwaltung gefordert, den neu zusammengesetzten Ausschüssen ein Gesicht zu verleihen. Themen müssen zugeordnet, Zuständigkeiten definiert und Sitzungsintervalle festgelegt werden. Dabei wird er gefordert sein, der faire Dialog. Denn eines steht mit Blick auf die kommenden gut sechs Jahre fest: Die Versmolder Politik ist angesichts knapper Mehrheitsverhältnisse viel spannender geworden.


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