Von Marc Uthmann
Versmold.
Eine Welle der Spaß-Videos schwappt in diesen Wochen nach Versmold hinein. Und die Protagonisten werden dabei im wahrsten Sinne des Wortes nass bis auf die Haut. »Cold Water Challenge« nennt sich die Herausforderung, die im Internet von Tag zu Tag weiterwandert. Wer bei der Ehre gepackt wird, muss innerhalb einer festgelegten Frist ein Video drehen, in dem sich unerschrockene Akteure auf möglichst witzige Art und Weise ins kalte Wasser stürzen. Sonst hat sich der Herausforderer eine Grilleinladung verdient. Dieser Ansporn mutiert auch in Versmold zum echten Renner.Wer sich vor den Rechner setzt, das Video-Portal Youtube oder Facebook aufruft und »Cold Water Challenge« eingibt - der sieht Menschen fliegen, tauchen, kreischen. Von hochgefahrenen Treckerschaufeln segeln die Darsteller ins Wasser, vom Rand selbst gebastelter Schwimmbäder oder aus luftiger Höhe per Seilbahn. Wenn so viel Spaß in Aussicht gestellt wird, mag man sich nicht lumpen lassen. Das galt auch für die Landjugend Loxten. "Wir wollten schon zeigen, dass wir uns das zutrauen. Da springen sogar die ins kalte Wasser, die sonst eher warm duschen", sagt Hendrik Ruwisch und schmunzelt. Er moderiert das Loxtener Video, für das die Landjugendlichen extra einen Pool aufgebaut hatten - das "neue Loxtener Freibad", wie Ruwisch es im Clip nennt. "Der Pool bestand aus Rundballen aus Silage, die mit Spanngurten aneinander befestigt wurden. Auf den Boden wurde Folie gelegt - und das Bassin war dicht." Den Absprung wagten die Loxtener vom ebenfalls einmal selbst gebastelten Partybus.
Eine Menge kreativer Aufwand, um einen Grillabend zu vermeiden - "aber es war Fronleichnam, und wir hatten für den Tag ohnehin etwas geplant", sagt Ruwisch. Er findet es allerdings selbst faszinierend, wer sich alles vom »Cold-Water-Virus« hat anstecken lassen. "Das Ganze geht ja im Internet rum wie eine Seuche, verbreitet sich über die sozialen Netzwerke und Whats App weiter." Von Teams, die ihre Herausforderung nicht bestanden haben, weiß Ruwisch noch nicht. "Ich höre nur von Motivierten, die ihren eigenen spektakulären Clip planen."
Das Prinzip der Wasservideos ähnelt einem Kettenbrief: Wer eine Herausforderung erhält, erfüllt seine Aufgabe und gibt sie an drei andere Gruppen weiter. Kein Wunder, dass auch in Versmold schon die verschiedensten Vereine, Unternehmen und Feuerwehrlöschzüge mitmischten. Das Team des Bockhorster Entsorgers Schnur erfüllte ebenso online seine Aufgabe wie die Landjugenden Loxten und Oesterweg sowie die Löschzüge Oesterweg, Hesselteich und Bockhorst.
Gerade bei den Verantwortlichen der Brandbekämpfer und der Stadtverwaltung kamen die spaßigen Aktionen allerdings nicht so gut an. Darum wird der Löschzug Versmold seiner Herausforderung auch nicht mehr nachkommen. "Wir haben das in Absprache mit der Stadt untersagt", bestätigt Wehrführer Dietrich Pleitner auf Anfrage des Haller Kreisblattes.
Dabei will er nicht als Spielverderber verstanden werden, verweist aber auf einige Probleme beim Wasserspaß: "Das sind keine dienstlichen Einsätze. Werden dabei zum Beispiel Feuerwehrfahrzeuge verwendet, ist die Aktion nicht versichert. Dann wird es im Schadensfall richtig teuer." Dass mit den Videodrehs der Zusammenhalt unter den Kameraden gestärkt werden könne, ist für Pleitner ebenfalls kein stichhaltiges Argument: "Mit fehlt insgesamt der Bezug zur Feuerwehr."
Abgeebbt ist die spaßige Videowelle im Internet damit aber noch lange nicht: Einige Versmolder Gruppen basteln gerade an ihren Antworten. Sie werden auf Youtube also noch eine Weile weitersegeln ...