Von Marc Uthmann
Versmold. Es ist Stadtring-Sprechtag. Die Stadtverwaltung lädt heute ab 17 Uhr in den großen Sitzungsaal des Rathauses ein, um über den aktuellen Planungsstand des umstrittenen Verkehrsprojektes zu informieren. Im Fokus steht der zweite Bauabschnitt. Nach den Sommerferien wird es einen ersten konkreten Trassenvorschlag geben.
Das zweite Teilstück der Ortsentlastungsstraße soll das Industriegelände anbinden und dann bis zur Knetterhauser Straße (K 51) führen. Zusätzlich ist ein südlicher Zubringer vorgesehen, der von der Friedrich-Menzefricke-Straße auf die Knetterhauser Straße führt. Befürworter des Projektes argumentieren, dass die bis jetzt nur unzureichend genutzte Straße erst mit diesem nächsten Schritt ihre Wirkung entfalte. Kritiker sehen die Ortsentlastung hingegen bereits als gescheitert an.
Sechs verschiedene Trassenverläufe wurden mittlerweile gutachterlich untersucht - nach städtebaulichen Gesichtspunkten und mit Blick auf die Umweltverträglichkeit. Unter beiden Aspekten liegt derzeit die sogenannte Variante 1.2 vorne. Sie verläuft vom geplanten Kreisverkehr im Industriegelände zunächst geradlinig über Ackerland, macht dann einen Schlenker um einen Hof an der Speckstraße und führt auf die Knetterhauser Straße. Die Alternativtrassen orientieren sich entweder entlang der Speckstraße (3.1 und 3.2) oder entlang des Tonwegs und Alten Tecklenburger Weges (2.1 und 2.2, siehe Abbildung).
Dass die Variante 1.2 vorne liegt, ist allerdings keine Vorentscheidung auf dem Weg zum Bebauungsplan, wie die zuständige städtische Fachbereichsleiterin Nina Herrling betont: "Zum einen sind die Unterschiede in den Bewertungen häufig sehr klein. Zum anderen fehlen uns im Entscheidungsprozess noch Erkenntnisse."
Denn mit der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit werden nun die Bürger in den Prozess einbezogen. Noch bis zum 11. Juli hängen die Pläne im Fachbereich 3 des Rathauses aus - und heute stehen die Gutachter Dirk Tischmann (Städtebau) und Hans Lutermann (Umweltverträglichkeit) im großen Sitzungssaal ab 17 Uhr Rede und Antwort. "Sie werden den Stand des Verfahrens und die Ergebnisse ihrer Bewertung vorstellen", sagt Herrling. "Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung und die Stellungnahmen zuständiger Behörden fließen dann in unsere weitere Planung ein. Das wird noch ein sehr spannender Prozess."
Nach den Sommerferien will die Verwaltung der Politik die Ergebnisse der Beteiligung präsentieren und auf dieser Grundlage einen konkreten Trassenvorschlag machen. Baurecht ist wie berichtet eine wesentliche Voraussetzung, damit Fördermittel des Landes für die Ortsentlastungsstraße fließen. Mit fünf Millionen Euro ist der zweite Bauabschnitt kalkuliert, 70 Prozent der Mittel erhofft sich Versmold aus dem Fördertopf des Landes. Wann die überhaupt fließen, ist derzeit allerdings nicht abzusehen (das HK berichtete). Die Verwaltung treibt die Bauleitplanung kontinuierlich voran, um zumindest ihre Hausaufgaben erledigt zu haben.
"Wir arbeiten konsequent die notwendigen Schritte ab, die ja ohnehin schon feststanden", sagt Nina Herrling. Dass bei den Grundstücksverhandlungen für den zweiten Bauabschnitt bislang keine Einigung erzielt wurde, spiele für die Schaffung von Baurecht keine Rolle.
Wie berichtet lehnen es zwei Grundstückseigentümer ab, ihre Flächen für den Weiterbau der Ortsentlastungsstraße zur Verfügung zu stellen. "Wir haben viele Gespräche geführt. Bislang konnten wir noch nicht die Bereitschaft erkennen, sich einer der Trassen anzunähern", sagt Herrling. Sie setzt weiterhin auf eine Einigung in den Verhandlungen. Das immer wieder ins Spiel gebrachte Enteignungsverfahren liege "in weiter Ferne".