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Klappern für die Zukunft der Kinder

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von jonas damme

Steinhagen.
Nein, einen Spielplatz habe es noch nie gegeben in seinem Heimatort, ist sich Comlan Marcellin Djanato sicher. Allgemein sei so etwas in Benin sehr selten. Mit Hilfe des Steinhagener Bürgerkomitees, das bereits am Bau der Grundschule von Agbanto beteiligt war, wird es bald einen geben. Um sich für die Unterstützung seiner Arbeit im Kolpingwerk Benin zu bedanken und um weitere Hilfe zu erbitten, ist Djanato gegenwärtig in Nordrhein-Westfalen unterwegs. Gestern hatte er in Steinhagen ein volles Programm.

"Auch klappern ist wichtig", sagt Heike Kunter. Sie meint damit das Herumreisen Comlan Marcellin Djanatos zwischen all den Gemeinden, die seine Hilfsarbeit in Benin finanziell und materiell unterstützen. Gestern Morgen war Djanato bei Klaus Besser zu Gast, um dem Bürgermeister von seiner Arbeit zu berichten und sich in Goldene Buch der Gemeinde einzutragen.

Djanato ist ein unkomplizierter Mensch. Dabei gerät schnell seine Leistung in Vergessenheit. Der 58-Jährige gründete 1991 die erste der mittlerweile 17 Kolpingsfamilien in Benin und hat als Leiter seitdem viele Projekte dort verwirklicht. In Agbanto wurde ein Krankenhaus errichtet und mit Steinhagener Hilfe eine Grundschule, ein Kindergarten und nicht zuletzt eine Schreinerei, die Arbeitsplätze schafft. Gleichzeitig wurden medizinische und Bildungsprogramme aufgelegt.

Alles begann mit seiner Ausbildung als Fischereibetriebswirt in Deutschland. Hier lernte Djanato Günter Werthmann vom deutschen Kolpingwerk kennen. Der Kontakt hielt auch, als der Beniner 1988 in seine Heimat zurückkehrte. 1991 gründete er das Kolpingwerk Benin und kurze Zeit später die erste Krankenstation. "Als Werthmann uns 1992 zum zweiten Mal besuchte, gab es einen tödlichen Unfall", erzählt Djanato. "Eine Frau wurde schwer verletzt. Auf dem Weg ins weit entfernte Krankenhaus verstarb sie." Ein Schlüsselerlebnis für Djanato und Werthmann. Wenig später beginnen die Arbeiten an der lokalen Krankenstation in Agbanto. Für nur 1500 Euro pro Monat arbeiten dort jetzt zwei Ärzte.

"Das Krankenhaus war die Kernzelle", erklärt Heike Kunter, die die Hilfe des Steinhagener Bürgerkomitees koordiniert. Stetig werden die Gebäude des Kolpingzentrums erweitert. Neben dem Krankenzentrum »Centre de Santé Adolph Kolping« entstanden Grundschule und Kindergarten.

Nun soll der Spielplatz zwischen den drei Gebäuden angelegt werden, so dass alle Kinder eine festen Ort zum Spielen haben. Die Spielgeräte dafür stammen zum Großteil aus Deutschland. "Normalerweise würde so ein Transport ökonomisch keinen Sinn machen", erläutert Harald Kunter. Allerdings startet bald ein Schiffscontainer mit medizinischen Geräten und Ausrüstung für das Krankenhaus aus Deutschland. In diesem ist noch Platz. So können die vielen aus Steinhagen gespendeten Geräte - eine Rutsche, Schaukeln, ein Trapez und vieles mehr - gratis mitgenommen werden. Medizinisches Gut und Spielzeug werden beim Kolpingwerk Lennestadt im Sauerland gesammelt, das das Krankenhaus finanziert. Um sich an der guten Sache zu beteiligen, spendet nun auch die Gemeinde Steinhagen zwei abgebaute, aber noch verwendungsfähige Spielgeräte.

Zusätzliche Spielhäuser, sollen vor Ort in der Kolping-Schreinerei gebaut werden. Dabei zeigten sich ungeahnte Probleme. "Wir haben bereits Pläne dorthin gesandt, allerdings konnte sich niemand etwas darunter vorstellen", sagt Heike Kunter. Da Spielplätze in Benin fast unbekannt seien, müsse jemand den Tischlern genau erklären, worauf bei so einem kleinen Haus für Kinder geachtete werden muss. Deswegen steht nun ein dienstlicher Besuch im Tierpark Olderdissen an. Die dortigen Häuschen sollen als Vorbilder für die in Benin herhalten.

Noch bis zum 26. Juni ist Djanato in NRW unterwegs, um Menschen für ihre Unterstützung zu danken. Im Januar wollen Heike und Harald Kunter ihn dann wieder in Benin besuchen, um sich über die Fortschritte dort zu informieren. Bis dahin planen sie auch an weiteren Projekten. Eine Idee ist eine Schulbücherei mit französischen Kinderbüchern; ein Gedanke, den Comlan Marcellin Djanato mit Begeisterung aufnimmt - was einmal mehr zeigt, wie sehr es in Benin am Nötigsten mangelt.

Wer mehr über die Arbeit von Djanato und dem Bürgerkomitee Steinhagen erfahren will oder etwas spenden möchte, kann sich unter ` (0 52 04) 74 08 melden oder per E-Mail an Heike Kunter (toepferhof@ tonline.de) wenden.


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