von christian helmig
Halle.
Lennart Zynga machte einen Luftsprung und reckte die Faust in Richtung des kleinen Fanclubs, der ihn von der Tribüne auf Court 2 angefeuert hatte. Im zweiten Anlauf gewann der Regionalligaspieler des TC BW Halle sein erstes Match bei den Gerry Weber Open.6:4, 3:6, 6:2 hieß es am Ende aus Zyngas Sicht in der ersten Runde der Qualifikation gegen Neven Krivokuca. Auch wenn der Sieg des schlaksigen Hallers über den in der Weltrangliste nicht notierten Kroaten eigentlich keine Überraschung war, war Zyngas Freude riesig. Denn der 22-Jährige blickt auf eine lange Leidenszeit zurück. Ein Lungenriss, den er im November während einer Trainingseinheit erlitt, hatte Zynga im Winter buchstäblich umgehauen. "Ich lag wochenlang nur auf der Couch. Insgesamt hat mich die Verletzung fast fünf Monate gekostet", blickt er zurück.
Doch Zynga, der sich noch am Anfang seiner Profikarriere befindet und derzeit die Nummer 965 der Welt ist, ließ sich nicht unterkriegen. Er zog sogar Positives aus der Situation, die "mich stärker gemacht hat, als ich vorher war. Ich weiß die kostbare Zeit auf dem Tennisplatz jetzt viel mehr zu schätzen" sagt er.
Nachdem Zynga bei seinem Rasendebüt im Vorjahr noch Lehrgeld gezahlt hatte, war ihm die Spielfreude im Match gegen Krivokuca anzusehen. Spektakulär, wie er im dritten Satz das entscheidende Break zum 4:2 perfekt machte: Zynga kam beim Return ins Straucheln, platzierte den Ball im Fallen aber dennoch unerreichbar für seinen völlig verdutzten Gegner.
Lohn für den Sieg war das größte Match seiner bisherigen Karriere: In Illya Marchenko traf Zynga in der zweiten Runde auf den 180. der Weltrangliste, der zugleich sein Trainingspartner in der Haller Breakpoint-Base ist. Auch wenn es beim 3:6, 4:6 nicht für einen weiteren Coup reichte, darf Zynga aus dem Turnier viel Selbstvertrauen mitnehmen. 565 Euro Preisgeld waren ein angenehmer Nebeneffekt.
Der Ukrainer Marchenko zog am Ende ebenso ins Hauptfeld ein wie Pierre-Hugues Herbert. Der smarte Franzose, der im Sommer das Bundesligateam des TC BW Halle verstärkt, bewies auch gestern beim 7:6, 6:2-Sieg über den polnischen Wimbledon-Halbfinalisten Jerzy Janowicz, welches Potenzial in ihm steckt. Knallharte Aufschläge und konsequentes Serve-and-Volley-Spiel könnten Herbert auch in der Ende des Monats beginnenden Bundesliga-Saison zu einer Geheimwaffe an der Weststraße werden lassen.
Für einen zweiten Haller Neuzugang lief es dagegen nicht optimal: Der deutsche Tim Pütz war am Samstag erst um 2 Uhr nachts in der Lindenstadt eingetroffen und absolvierte nach nur 20 Minuten Training sein erstes Match überhaupt auf Rasen. Pütz unterlag dem Schweizer Yann Marti mit 0:6, 6:3, 4:6.
Auch für Marco Chiudinelli, Rückkehrer zur Haller Breakpoint-Base, war das Turnier nach einer 6:7, 3:6-Schlappe gegen den Mexikaner Santiago Gonzales mal wieder früh beendet. Schöner Trost für den 32-jährigen Schweizer: Er darf mit seinem Freund und Landsmann Roger Federer im Doppel antreten.