Von Detlef Hans Serowy
Werther/Deppendorf. An einen Pullover dachte am Pfingstmontag wohl keiner der zahlreichen Gäste beim 7. Mühlentag in Deppendorf. Bei hochsommerlichen Temperaturen ging es den Menschen eher darum, sich im Schatten der Bäume abzukühlen und mit Getränken zu erfrischen. Petra Voss dagegen beschäftigte sich den ganzen Tag - im Schatten - mit einem Pullover. Genau gesagt mit der Wolle für einen Pullover. Sie verspann die "Babywolle" des Alpaka- Jungtieres Maira, aus der ein Pullover werden soll.
Deppendorf ist ja nicht nur für die historische Wassermühle von Karin und Hans-Georg Baumeister bekannt. Alexander Vogt züchtet hier auch seine Alpakas. Gemeinsam mit seiner Frau Angela gehört Vogt zur Stammbesatzung des Mühlentages. Kinder und Erwachsene erfreuten sich gleichermaßen an seinen kleinen Kamelen. »Teutonia Alpacas«, wie der Hof von Angela und Alexander Vogt heißt, präsentierte auch Erzeugnisse aus weicher Alpakawolle. Für ihre sehr feine Köperbehaarung werden die Tiere gezüchtet.
"Es läuft alles richtig gut", erklärte Mühlenbesitzer Hans-Georg Baumeister am frühen Nachmittag. Das Wetter sei ganz ausgezeichnet, verwies er auf strahlenden Sonnenschein und räumte ein: "Für manche Radfahrer ist es sicher schon zu heiß gewesen. Der Andrang war nicht ganz so groß, wie beim 6. Mühlentag 2012. Trotzdem zog ständig ein Strom von Besucherinnen und Besuchern an der historischen Wassermühle entlang. Bevorzugtes Verkehrsmittel war, trotz der Hitze, das Fahrrad. Autoparkplätze am Wegesrand waren bei diesem Mühlentag ausnahmsweise leicht zu bekommen.
Die Organisatoren vom »Förderverein Wassermühle Baumeister«, vom Initiativkreis Deppendorf-Schröttinghausen und das Besitzerehepaar Baumeister haben inzwischen große Routine beim Ausrichten des Mühlentages.Trotzdem seien die Aktiven bereits seit Wochen mit den Vorbereitungen befasst, so Hans-Georg Baumeister. Die Mühe hatte sich gelohnt, denn die Angebote der Mühlenfreunde wurden gut angenommen.
Kulinarisch blieb beim traditionellen Kuchenbuffet wieder kein Wunsch offen. Die selbst gebackenen Torten, Kuchen und Waffeln sind einer der Gründe, warum der Mühlentag in Deppendorf zum Besuchermagneten geworden ist. Freunde herzhafter Speisen kamen bei Pommes und Bratwurst auf ihre Kosten. Die Würstchen und den wichtigen Kühlwagen lieferte die Fleischerei Paul, am Grill, am Getränkestand und an der Kuchentheke standen zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.
Für Kinder wurde beim 7. Mühlentag in Deppendorf viel geboten. Es gab ein Kinderschminken, ein Torwandschießen und ein Schubkarrenrennen, bei dem Essensgutscheine zu gewinnen waren. Erwachsene und Kinder erfreuten sich an den historischen Traktoren des »Pferde-Stärken-Clubs« aus Isselhorst, dessen Mitglieder mit sechs Fahrzeugen zum Mühlentag angereist waren und mit teils spektakulärem Motorklang für Aufsehen sorgten.
Für den musikalischen Rahmen sorgte unermüdlich Horst Heitholt mit seinem Akkordeon. Der Deppendorfer stimmte bekannte Volkslieder wie »Jetzt kommen die lustigen Tage«, »Am Brunnen vor dem Tore« oder »Muss i denn zum Städtele hinaus« an und fand immer wieder einen Kreis von - vorwiegend weiblichen - Gästen, die begeistert mit einstimmten. "Der Horst hat früher Unterhaltungsmusik bei Hochzeiten gemacht", berichtete Hans-Georg Baumeister und sang ebenfalls mit.
Auch stille Attraktionen fanden ihr Publikum. Im Schatten eines großen Baumes hatte sich Petra Voss einen Verkaufsstand und ihren Arbeitsplatz eingerichtet. Die Handarbeitslehrerin an der Waldorfschule in Schildesche betreibt im Nebenerwerb ihre Wollwerkstatt »Fadenlauf - rund um Wolle«. "Ich verarbeite mit meiner Spinngruppe viel von der Wolle, die Alexander Vogt hier mit seinen Alpakas erzeugt", erklärte sie an ihrem Spinnrad.
Am Mühlentag ging ganz besondere Wolle durch ihre Finger. "Diese Wolle stammt von der ersten Schur der Alpakadame Maira, die gerade 13 Monate alt ist." Maira gehört Jannis Pospitsch, der sie von einem Onkel geschenkt bekommen hat. Pospitsch ist Erzieher und arbeitet bei Angela Vogt in Deppendorf mit Maira in der tiergestützten Heilpädagogik.
"Als Gegenleistung hat sich der Onkel gewünscht, einen Pullover von der ersten Wolle des Tieres zu bekommen", sagte Petra Voss und verwies auf eine Plastiktüte mit rund zwei Kilogramm "1A-Qualität" an Babywolle. Diese Menge reiche aus, um dem Onkel einen Pullover zu stricken, erklärte sie und ließ die Spindel weiter kreisen.