Von Nicole Donath
Halle.
Der Morgen vor der 25. Hauptversammlung der Gerry Weber International AG begann wie immer. Volle Parkplätze, lange Schlangen, Kaffee und akkurat belegte Brötchen im Foyer. Und ein aufgeräumter Gerhard Weber, der auf dem Weg zum Podium noch einen lockeren Spruch für Vorstandskollegen Dr. David Frink in petto hatte, der sich nachträglich zum 73. Geburtstag gratulieren ließ und souverän für das obligatorische Vorstandsfoto posierte. Indes - auf dem Podium, da war nichts wie sonst.Schon die einleitenden Worte des Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Ernst F. Schröder fielen dieses Mal anders aus als in den Vorjahren. Neben den allgemeinen Informationen zur Unternehmensentwicklung und der Bekanntgabe, dass es bei einer Dividende von 0,75 Euro pro Aktie bleiben soll, ging der persönlich haftende Gesellschafter der Dr. August Oetker KG auf das Ende der Ära Gerhard Weber ein. Er sprach von der "außergewöhnlichen Lebensleistung" und zollte dem Ausnahme-Unternehmer, der es gemeinsam mit seinem Partner Udo Hardieck in 41 Jahren von einem Haller Hosen-Hersteller zum weltweit agierenden Modekonzern gebracht hat, "Respekt, große Anerkennung und aufrichtigen Dank". Da brandete das erste Mal Applaus auf.
Doch die Regie setzte noch eins drauf und hatte die Meilensteine der 41-jährigen Firmengeschichte in Form von Bildern aufbereitet, die untermalt von Musik über die Großleinwand liefen: Gerhard Weber und Udo Hardieck Anfang der 90er Rücken an Rücken mit verschränkten Armen vor blauem Himmel. Ein Zeitungsausschnitt, der Gerhard Weber und die erst 17-jährige Steffi Graf zeigt. Bilder von der Halle 29 in Düsseldorf ...
Aus dieser sehr emotionalen Stimmung heraus war es nun an Gerhard Weber, die Aktionäre über die neuesten Zahlen des Konzerns zu informieren sowie grundsätzliche Ausführungen über das laufende Geschäftsjahr und die strategischen Ausrichtungen zu machen - und bei jedem Satz im Hinterkopf, dass es die letzte Rede als Vorstandsvorsitzender auf einer Hauptversammlung der Gerry Weber International AG ist. Als er die Blätter schließlich vor sich ablegte und ehemaligen wie aktuellen Mitarbeitern dankte sowie seinen Vorstandskollegen Dr. David Frink, Arnd Buchardt und seinem Sohn Ralf Weber bei der Führung des Unternehmens viel Erfolg wünschte, bei der Führung seines Unternehmens, versagte ihm die Stimme endgültig. Loslassen ist nicht leicht. Doch erneut trug ihn der Applaus der Aktionäre und Jella Benner-Heinacher, Haupt-geschäftsführerin der Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz, die sich so manches Gefecht mit Gerhard Weber geliefert hatte, trat schließlich nach vorne: "Ich bin heute in Schwarz und Weiß gekleidet. Schwarz zum Zeichen der Trauer, weil Gerhard Weber als Vorstandsvorsitzender geht. Und Weiß zum Zeichen der Freude, dass das Unternehmen für die Zukunft gut aufgestellt ist." Wirtschaft