Borgholzhausen.
Mit seinen Taten prahlen, das war Kurt Lückebergfelds Sache eigentlich nie. Und doch musste der bodenständige Casumer Landwirt auf diesem Gebiet umdenken. Denn wer in der Politik nicht über das redet, was er tun will, tut und eben auch getan hat, der wird nicht gewählt. Kurt Lückebergfeld aber wollte gewählt werden. Zwei Jahrzehnte lang saß er für die Borgholzhausener CDU im Rat der Stadt. Bei der jüngsten Kommunalwahl trat er nicht mehr an. HK-Redakteurin Kerstin Spieker sprach mit ihm.Herr Lückebergfeld, was brachte Sie als Landwirt dazu, politisch aktiv zu werden?
KURT LÜCKEBERGFELD: Als junger Mann ging ich in die Landjugend. Dann heiratete ich, wurde Vater, übernahm den elterlichen Hof und mit Mitte 40 etwa wählte mich der Landwirtschaftliche Ortsverein zu seinem Vorsitzenden. Als Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins wirkte ich damals mit dem Verkehrsverein an der Konzeption für den Kartoffelmarkt mit und brachte die Idee von der Dreschvorführung auf das Programm. Aber neben solchen ja sehr angenehmen Aufgaben kamen zunehmend auch politische Themen auf den Ortsverein zu. Das Höfesterben hatte eingesetzt und wir Landwirte versuchten, uns zu wehren. Wir organisierten Demonstrationen gegen eine Agrarpolitik, die uns aus unserer Sicht die Existenzgrundlage entzog. So wurde ich politisch aktiv. Und als es im Zuge der Kommunalwahl 1994 zu einem Neuanfang in der Borgholzhausener CDU kam, fragte man mich, ob ich nicht mitmachen wollte. Ich sah in meinem Mitwirken eine gute Gelegenheit, die Anliegen des Außenbezirks stärker in die Politik des Ortes hineinzutragen. Also sagte ich zu.
Was sprach aus Ihrer Sicht gerade für die CDU?
LÜCKEBERGFELD: Als selbstständiger Landwirt stand ich der CDU immer nahe. Eine hundertprozentige Übereinstimmung mit den eigenen Vorstellungen und Zielen findet man wohl in keiner Partei. Aber mit der CDU waren die Übereinstimmungen bei mir am größten. In der Kommunalpolitik stehen dann ohnehin die Sachfragen im Vordergrund und man muss sich mit anderen politischen Gruppierungen arrangieren, um zu Ergebnissen zu gelangen.
Was waren aus Ihrer Sicht Höhepunkte Ihrer politischen Arbeit?
LÜCKEBERGFELD: Dazu gehört sicherlich der Bau des Stadions in direkter Nachbarschaft zu den Schulen. Das war aus unserer Sicht absolut sinnvoll. Es waren ja auch andere Standorte in der Diskussion. Stolz bin ich auch darauf, dass die CDU in Borgholzhausen die Entscheidung für die Gesamtschule in Trägerschaft des Kreises Gütersloh mitgetragen hat, damit Borgholzhausen eine weiterführende Schule bekommen konnte. Diese Entscheidung stellt sich heute als richtig dar. Und auch darüber, dass wir gezeigt haben, dass ein Zweckbau für die Freiwillige Feuerwehr eine gute Lösung darstellt, bin ich froh.
Als Vorsitzender des Tiefbauausschusses und später des Werksausschusses fiel der Neubau der Borgholzhausener Zentralkläranlage unter meine Pflichtaufgaben. Wir haben dafür gesorgt, dass in der Planungsphase ein neuer Planer eingesetzt wurde und alle Varianten geprüft werden mussten. Insgesamt hat dieses Vorgehen zu enormen Kosteneinsparungen beim Bau dieser Kläranlage geführt.
Gab es Momente, in denen Sie nahe dran waren, alles hinzuschmeißen?
LÜCKEBERGFELD: Das kam nie in Frage. Ich hatte durchaus Krisen durchzustehen, etwa als ich als Mandatsträger der CDU, die grundsätzlich den Ausbau der Windenergie nicht befürwortete, mich an dem Casumer Windrad beteiligte, weil ich dort Land im Windvorranggebiet habe.
Auch habe ich mir immer vorbehalten, mal Positionen zu beziehen, die nicht der Parteilinie entsprechen. So kann ich dem dritten Bauabschnitt des Interkommunalen Gewerbegebietes nicht zustimmen, weil man betroffenen Landwirten eben keine vernünftigen Tauschflächen mehr anbieten kann. Da erlaube ich mir, in erster Linie als Landwirt und nicht als Christdemokrat zu denken. Auch hoffe ich noch immer, dass man bei der Gestaltung der Ausgleichsmaßnahmen für die A 33 noch zu vernünftigeren Lösungen kommt als gute Ackerflächen dafür zu verwenden.
Warum hören Sie gerade zu diesem Zeitpunkt auf?
LÜCKEBERGFELD: Mit 70 Jahren ist es doch an der Zeit. Wenn man so dabei ist, fällt es einem nicht ganz leicht aufzuhören. Aber jetzt müssen mal Jüngere ran.
Was werden Sie mit der vielen Zeit anfangen, die Sie künftig nicht mehr für die Politik aufwenden?
LÜCKEBERGFELD: 1990 haben meine Frau Christa und ich mit Volkstänzen angefangen. Dadurch sind wir in Borgholzhausen als Trachtenpaar bekannt geworden. Das bleibt unser Hobby. Genauso wie die Dreschtruppe. Unsere beiden Enkelsöhne wohnen nebenan. Wenn die beiden Fußball spielen, kicke ich manchmal mit oder beschäftige mich anders mit ihnen. Das macht mir Freude. So kriege ich auch immer wieder mit, wie gut es ist, den Kunstrasenplatz und das Freibad in Borgholzhausen zu haben. Auch im Haus und auf dem Hof ist immer reichlich zu tun. Da gehen mir die Beschäftigungen nicht aus.
Würden Sie alles aus heutiger Sicht wieder so machen?
LÜCKEBERGFELD: Das würde ich. Als Bauer ist man ja immer allein bei der Arbeit. Da war es gut für mich, mich zu engagieren. So war ich gezwungen, auch mal über den Tellerrand zu schauen und das hat mir sicher gutgetan. Ich war auch fünf Jahre Schöffe beim Landgericht und auch das hat zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen. Es hat meinen Blick auf viele Dinge verändert. Mit 30 oder 40 hätte ich nie gedacht, dass ich mal Ratsherr, Fraktionsvorsitzender oder stellvertretender Bürgermeister werden würde. Ich bin froh, dass ich mich darauf eingelassen habe. Es waren wertvolle Erfahrungen.
Herr Lückebergfeld, vielen Dank für das Gespräch.