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Auf Papas Spuren

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Von Philipp Kreutzer

Werther.
Zum verabredeten Treffpunkt kommen Raoul und Neilan Kempmann im Sportdress. Die kurze Strecke von der eigenen Haustür zum Stadion sind sie gelaufen. Alles andere hätte auch überrascht: Als Triathlet muss man die sich bietenden Gelegenheiten nutzen, um das Trainingspensum zu erfüllen. Zumal dann, wenn man so ehrgeizig ist wie die beiden Wertheraner.

Raoul Kempmann ist ein erfahrener Triathlet. Vor mittlerweile 23 Jahren entdeckte er die Sportart für sich, zuvor hatte er Fußball gespielt. "Es war Zeit für Abwechslung", erinnert sich der heute 48-Jährige. Kempmann zählt zu den Pionieren der Sportart, er fing an, als Triathlon in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte. Die Entwicklung des Materials, beispielsweise der Fahrräder, Helme oder Schwimmanzüge, ist inzwischen weit vorangeschritten. Der Reiz der Sportart hat sich dagegen nicht verändert, findet Kempmann: "Das Faszinierende am Triathlon sind die Gemeinschaft mit anderen Athleten und die faire Rivalität. Man unterstützt einander im Wettkampf, reicht dem Gegner die Wasserflasche oder feuert ihn an."

Außerdem liebt er es, an seine Grenzen zu gehen. Kempmann, der für den TSVE Bielefeld startet, trainiert noch immer fast täglich, zur Arbeit in Gütersloh fährt der Ingenieur gelegentlich mit dem Rad. Zu seiner besten Zeit fiel das Pensum noch höher aus. Kempmann absolvierte viele Triathlons und sammelte Siege, 1999 verpasste er in Roth in 9:42 Stunden die Qualifikation für die WM auf Hawaii in der Altersklasse M 30 nur um eine Minute.

Seinen Ehrgeiz hat er ganz offensichtlich auf seinen Sohn Neilan übertragen. Der Zwölfjährige ist kürzlich NRW-Duathlon-Meister der Jahrgänge 2001/2002 geworden, zudem gehört er der Talentfördergruppe des Landesverbands an. Der Sport-Leidenschaft im Hause Kempmann - auch Mutter Simone ist als Schwimmradläuferin unterwegs, Schwester Liv ist Schwimmerin und Leichtathletin - konnte sich Neilan im Grunde gar nicht entziehen. "Ich hatte ihn schon im Babyjogger bei meinen Läufen dabei", erzählt Raoul Kempmann lachend, "später hat er dann bei meinen Wettkämpfen mit leuchtenden Augen an der Strecke gestanden. Er hat Triathlon gesehen und war begeistert."

Die Namen der Stars dieser Sportart wie Faris Al-Sultan, Timo Bracht oder Norman Stadler kannte Neilan bald wie andere Kinder Fußballstars. 2007 folgte für ihn, der wie sein Vater zunächst gekickt hatte, der erste Wettkampf. Inzwischen trainiert er längst konsequent und systematisch und ist auf Papas Spuren unterwegs. "Ich sitze halt nicht so gern zu Hause vor dem PC, ich möchte lieber raus", sagt er und begründet damit sein hohes Pensum. Zwei Mal wöchentlich trainiert Neilan bei den Wasserfreunden Bielefeld, hinzu kommen ebenfalls zwei Laufeinheiten und ein Radtraining. Eine Lieblingsdisziplin hat er nicht. "Ich finde die Zusammensetzung aus drei ganz verschiedenen Sportarten so toll", sagt er. Neben der Schule - Neilan besucht die sechste Klasse des Evangelischen Gymnasiums in Werther - bleibt ihm gerade noch etwas Zeit zum Schlagzeugspielen.

Bedenken, dass es zu viel für seinen Sohn sein könnte, hat Kempmann senior nicht. "Ich trainiere ja oft mit ihm und weiß es aus eigener Erfahrung einzuschätzen", sagt er, "außerdem muss ich Neilan oft bremsen, nicht noch mehr zu tun. Zum Training überreden muss man ihn jedenfalls nicht."

Solch hohe Eigenmotivation ist sicher nicht die schlechteste Voraussetzung, wenn man sich Ziele setzt wie Neilan. Er weiß genau, was er will: "Ich möchte bei der WM auf Hawai starten."


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