Quantcast
Channel: Haller Kreisblatt
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262

Ein Plädoyer für die Honigbiene

$
0
0
Borgholzhausen (anke).
Bienen sind nicht nur sehr geschätzte Honigproduzenten, sondern auch eines der wichtigsten landwirtschaftlichen Nutztiere. Sie fliegen von Blüte zu Blüte und sorgen für die Bestäubung von Obstbäumen und vielen anderen Pflanzen. Nur so können die überhaupt Früchte ausbilden. Doch die Bienen kämpfen ums Überleben und der Mensch tut aus Sicht der Bienenzüchter nicht gerade viel dafür, die fleißigen Sammlerinnen zu unterstützen.

Insektengifte, Milben, Kälte, Monokulturen und die Vorstellung der Menschen von einem schönen Garten sind die Faktoren, die dazu führen, dass die Anzahl der Bienen zurückgeht. Eine dramatische Entwicklung, denn weit mehr als die Hälfte aller Pflanzen sind von ihrer Arbeit abhängig. "Wir haben unseren Garten nach den Bienen ausgerichtet", sagt Gerda Pieper, Imkerin aus

Borgholzhausen.
In ihrer kleinen Oase finden sich Hunderte verschiedener Blumen, Stauden, Bäume und blühende Sträucher, die den Bienen das ganze Jahr über Blütenpollen liefern.

Willi und Gerda Pieper kritisieren, dass Landwirte, Landschaftspfleger und Gärtner zu wenig über die Bedeutung von Bienen nachdenken. "Schlimm finde ich, dass beispielsweise Kopfweiden schon vor der Blüte gestutzt werden", sagt Willi Pieper. "Sie sind der erste wichtige Eiweißlieferant im Jahr für die Bienen", fügt Gerda Pieper hinzu. Den Weiden schade es hingegen nicht, sie erst nach der Blüte zu schneiden.

Eine ebensolche Katastrophe für die Bienen seien Monokulturen wie beispielsweise Mais. "Dabei gibt es gerade für die Verwendung für Biogasanlagen Alternativen", sagt Gerda Pieper. Als Beispiel nennt sie die durchwachsene Silphie, eine in Nordamerika beheimatete Pflanzenart aus der Familie der Korbblüter. Sie ist eine mehrjährige Pflanze, die aufgrund ihrer großen Biomasseproduktion und einer Wuchshöhe von bis zu drei Metern als Energiepflanze angebaut werden kann und ausgiebig blüht. "Es gibt hier schon einige Felder", hat Gerda Pieper festgestellt. Sie hofft, dass sich die Blühpflanze den hiesigen landwirtschaftlichen Raum erobert.

Seit Ende der 1970er Jahre haben die Imker in Europa zudem mit der aus Asien eingeschleppten Varroamilbe zu kämpfen. Wird der Schädling nicht bekämpft, wofür vor allem organische Säuren eingesetzt werden, sterben die Bienenvölker unweigerlich. Wilde Bienenschwärme haben daher in freier Natur nur eine geringe Überlebenschance. "Die Bienen sind inzwischen auf uns angewiesen", macht Gerda Pieper auf die Bedeutung der Imker aufmerksam.

Ohne die Fürsorge der Imker wäre die Honigbiene in ernster Gefahr. Und leider widmen sich immer weniger Menschen der faszinierenden Freizeitbeschäftigung Imkerei. Die notwendige flächendeckende Verteilung von Bienenvölkern ist nicht mehr überall gewährleistet und es gibt bereits Gegenden ohne Honigbienen.

Zum einen hat der Mensch die Umwelt zuungunsten der Honigbienen verändert, zum anderen macht auch die intensive Landwirtschaft den Bienen zu schaffen. "Viele Pestizide sind Nervengifte, die bei den Bienen im Gehirn Schäden anrichten", sagt Gerda Pieper. Sie verlieren ihre Navigationsfähigkeit und finden den Weg zurück zum Bienenstock nicht.

Dass nun gegenüber der Wohnung der Piepers eine Obstbaumwiese als Ausgleichsmaßnahme für den Autobahnbau angelegt wurde, ist für die neun Bienenvölker von Gerda Pieper ein wahrer Segen. "Die Obstblüten bieten zusätzliche Nahrungsquellen", sagt die Imkerin. Willi Pieper hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und auf der Obstbaumwiese Blühstreifen ausgesät.

Mit einer bunten Sommermischung will er den Bienen seiner Frau zusätzliche Sammelplätze verschaffen, die auch dann noch Erträge bringen, wenn die Obstbäume und der Raps nicht mehr blühen. Verwendet hat er verschiedene Sommerblumenmischungen, unter anderem die Mössinger Mischung, die auch die Versmolder Initiative »Blüten-Mehr« verwendet.

Gerda Pieper appelliert derweil an alle Gartenbesitzer, den Blühpflanzen wieder mehr Platz in ihren Gärten einzuräumen. "Es ist völlig egal, welche Blumen man verwendet", sagt sie. In jeder guten Gärtnerei bekämen Gartenfreunde Auskunft darüber, welche Sträucher und Blumen geeignet sind und gewährleisten, dass die Honigbienen die ganze Saison über Pollen sammeln können.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262