Quantcast
Channel: Haller Kreisblatt
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262

Horst Grube löscht bald die Flammen

$
0
0

Von Marc Uthmann

Versmold.
Horst Grube scheut keine Entscheidungen. Und der 63-Jährige vertritt sie auch, wie er mit einem Schmunzeln zugibt: "Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, ziehe ich das durch." Zum Jahreswechsel war es Zeit für einen solchen Entschluss, nun schafft der Kaufmann Fakten: Am 30. Juni schließt Grube sein Unternehmen »Lünstroth Kamin- und Kachelofenbau GmbH«. Eine Tradition und eine beachtliche berufliche Laufbahn enden.

Horst Grube referiert mit Hingabe über sein Metier, über die Unterschiede zwischen Kachelöfen, Kaminen und Kaminöfen, über ein besonderes Handwerk, dessen Arbeit perfekt auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten werden muss. Dabei wollte der Kaufmann ursprünglich Maurer werden. "Als Günter Lünstroth, der mit seinem Betrieb damals am Bockhorster Landweg zu Hause war, das hörte, kam er 1965 zu meinen Eltern", erinnert sich Grube. "Er sagte: ’Mensch, ich brauche einen - er muss auch nicht nur ins Büro’. So begann ich die Lehre als Bürokaufmann im Handwerksbetrieb."

Grube stellte Grabsteine auf, verlegte Teppiche und erledigte Maurerarbeiten. Denn Lünstroth war damals ein großer Betrieb, der neben dem Kerngeschäft mit Fliesen eine breite Produktpalette - unter anderem eben das Kamingeschäft - aufzuweisen hatte. Nach der Lehre wechselte die hoffnungsvolle Nachwuchskraft dann doch ausschließlich in den kaufmännischen Bereich, leitete mit einem Kollegen die Abteilung Fliesen- und Plattierungsarbeiten. Nachdem der Betrieb Mitte der 70er-Jahre abgebrannt war, baute Grube zunächst im Übergangsquartier an der Nordfeldstraße und später im Neubau am Bockhorster Landweg ein Kaminstudio auf. "Ich hatte ein Budget und habe die gesamte Planung übernommen. 1983 wurde der Neubau bezogen", erzählt der Geschäftsmann - und blickt gerne zurück: "Eine tolle Aufgabe."

Doch 1986 folgte der Schock: Lünstroth ging pleite, viele Angestellte standen auf der Straße. Immerhin hatte der Betrieb rund 100 Mitarbeiter und stolze 330 Händler deutschlandweit. Über die Gründe des Konkurses mag Horst Grube nicht mehr viele Worte verlieren. "Es lag nicht am Produkt", sagt er nur. Für den Kaufmann stand schnell fest: "Ich mache mich selbstständig. Schließlich hatte ich die Kaminabteilung schon vorher geleitet und vor allem an der Planung viel Spaß gehabt."

Mit Paul Gerhard Bentlage, Karl-Heinz Possehl und Hermann Habighorst wagt Grube im Dezember 1986 an der Ro-thenfelder Straße die Gründung des eigenen Unternehmens. Sein cleverster Schachzug: Er erhält den Namen Lün-stroth und profitiert damit vom Bekanntheitsgrad des untergegangenen Betriebes. "Wir haben damals sogar bei Katja Ebstein einen Kamin eingebaut", liefert Grube eine Anekdote zur Stärke der Marke.

Den Schlüssel zum Erfolg im Geschäft mit einem Produkt, das nicht am Fließband gekauft wird, sieht der Bockhorster nicht nur im Namen. "Unseren guten Ruf haben wir mit hoch qualifizierten Mitarbeitern und Erfahrung ausgebaut."

14 bis 15 Stunden täglich schuftet Horst Grube in den ersten Jahren, besucht die Kunden, berät sie bei Auswahl und Zuschnitt, kümmert sich um die Bücher. Vier Kamin- und Kachelofenbauer, ein Fahrer, eine Zeichnerin und eine Bürokraft bilden das Team. "Massenware war nie unser Ding. Wir haben Stein auf Stein, Kachel für Kachel gesetzt." Trotzdem präsentiert er frühzeitig auch Kaminöfen - abgeschlossene Elemente, die nur an den Schornstein angeschlossen werden müssen.

"So konnte ich mit dem Markt gehen und Kosten sparen", sagt Grube. Und er schaffte es zugleich, das Schrumpfen des Teams durch Wechsel in die Selbstständigkeit und Ruhestände zu verkraften. Das Geschäft schrumpfte - doch bestehen konnte der Kaufmann immer. Heute kümmert er sich um den Vertrieb und vergibt Aufträge an drei Monteure. Das Wesen seines Geschäftes habe sich aber nicht wesentlich verändert, sagt Horst Grube. "Eine Feuerstelle bleibt eine Feuerstelle." Seinen Kunden legt er ab 30. Juni den Steinhagener Kaminbauer Frank Melis ans Herz - der hat natürlich bei Lünstroth gelernt.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262