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Channel: Haller Kreisblatt
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Lustvolle Selbstironie

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„Ihr seid ein Ort?” Schleudert die Entertainerin ihren Fans entgegen, als sie die Bühne betritt und ergänzt frech: „Ich dachte, das wäre hier nur eine Halle in Westfalen.” Brav wie das Tennispublikum sitzen die 7000 auf ihren Stühlen und bedenken die stimmgewaltige Entertainerin mit anerkennendem Applaus. Von der zunächst eher zurückhaltenden Atmosphäre lässt sich die 1,65 Meter große Powerfraum aber nicht beeindrucken. »Da sacken die Jungs über 40 in sich zusammen« Mit großartiger Stimme füllt sie das weite Rund des Tennisstadions. Dabei drehen sich nicht nur ihre Lieder um Liebe, Sex und die Schrecken des Älterwerdens. „Die Natur ist eine alte Sau”, beklagt sich Ina Müller über den Zahn der Zeit, der auch an ihrer Schönheit nagt. Freude und Leid einer Beziehung mit einem deutlich jüngeren Mann verarbeitet die 47-Jährige in ihren Liedern und mit Selbstironie. Im Song »Mitte 20« pries sie die Vorzüge junger Männer und ließ beißenden Spott auf die nicht wenigen mittelalten Herren im Publikum niedergehen. „Da sacken die Jungs über 40 in sich zusammen und finden mich doof”, schreit sie ins Mikro und setzt noch einen drauf: „Das nächste Mal gehen die lieber zu Helene Fischer.” »Ich hatte gut Spaß mit euch« Ina Müller will zwei bekannte Internetanbieter für Schuhe und Schlüpfriges zusammenbringen, um Frauen und Männer zu beglücken, beklagt sich über hartnäckigen Wanderschmerz und will, dass ihr Gesicht die Fresse hält, wenn es stimme, dass jede Falte eine Geschichte erzählen könne. Sie will erst aufhören zu essen, wenn der Weg über sie länger ist als um sie herum und auch Nena, „die ruhig mehr essen könnte”, bekommt ihr Fett weg. Und dann kann sie unerwartet auch noch schweigen, zusammen mit dem Publikum genießt sie die Soli ihrer Musiker und der beiden Backgroundsängerinnen. Zum Schluss gibt sie noch einmal alles, singt plattdeutsch zu Bob Dylans »knockin' on heaven's door«, gibt Jeffrey einen Klaps auf den Po und geht mit den Worten: „Ich hatte gut Spaß mit euch.” Ihre Fans auch, die sich schon vor der Zugabe von ihren Sitzplätzen erhoben hatten - die zumindest im Innenraum an diesem Abend fehl am Platz waren. Mitgehen und Tanzen war nicht angesagt, doch das ist laut Ina Müller im Norden ohnehin verpönt: „Wer tanzt, der hat kein Geld zum Saufen.” Ja, dann ...

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