von marc uthmann
Versmold.
Ein bisschen geht mir Frank Korfsmeier schon auf die Nerven. Was aber nicht seine Schuld ist. "Du musst locker in den Knien sein - und im Oberkörper auch", ruft er mir mit einem Lächeln zu, beugt sich lässig nach vorn und rollt weg. Ein wenig verbissen sehe ich dem Mann nach, der uns gerade in die Geheimnisse des sogenannten Segways einweiht. Schließlich stehe ich zum ersten Mal auf dem motorisierten Untersatz mit Fahrradlenker - und der reagiert auf jede Zuckung meines unbeholfenen Körpers.Es ist ein seltsamer Anblick, der sich den Passanten am Mittwochvormittag auf dem Parkplatz des Rathauses bietet: Zwei Frauen und zwei Männer kurven auf ihren surrenden Öfen mehr oder minder geschickt um die Autos, freuen sich über jedes gelungene Manöver - während Trainer Frank Korfsmeier gutmütig applaudiert oder mit einer Spur Mitleid in der Stimme korrigierend eingreift.
Die Stadt Versmold bietet am 23. Mai für Interessierte eine Segway-Tour an und hat im Vorfeld die Presse eingeladen, zu berichten. Und wer über die rollenden Podeste schreiben will, muss sie doch auch ausprobieren - haben sich jedenfalls Kerstin Walter vom Stadtmarketing und Frank Korfsmeier gedacht. Und so stehe ich ängstlich und zugleich steif wie ein Brett auf diesem vier PS starken Mysterium, während mein Trainer auch noch am Lenker rüttelt. "Damit du ein Gefühl dafür bekommst", erklärt er und sein Blick soll mir offensichtlich Vertrauen einflößen. Aber wie soll das funktionieren, nachdem er mir gerade eingetrichtert hat, welche Gefahren bei Fehlverhalten drohen?
Immerhin müssen auch die Ideengeberin und stellvertretende Bürgermeisterin Petra Pölzing, der kommissarische Verwaltungschef Hans-Jürgen Matthies sowie Kerstin Walter selbst ins luftige Cockpit - ein schwacher Trost.
Doch die ausführliche Einweisung hat ihren Sinn gehabt. Das merke ich, als ich den Oberkörper vorbeuge und mein Gefährt langsam auf Touren bringe: Keine zu große Hektik, kontrollierte Bewegungen und das Segway nimmt Fahrt auf. Einem breiteren Publikum wurde das Gefährt durch den Kinofilm »Der Kaufhauscop« bekannt, in dem Kevin James elegant durch die Gänge kurvt.
Von so viel Eleganz bin ich weit entfernt. Was kein Wunder ist, denn die Segways werden mit Körperkontrolle gesteuert. 100 Mal pro Sekunde tasten die Sensoren der Roller, deren Batterie für 35 Kilometer reicht, den Boden ab - den Rest bestimmt der Fahrer. Körper nach vorne: Tempo. Körper zurück, ein wenig auf die Hacken stellen: Stop. Und wer den Lenker in eine Richtung drückt, fährt auch in diese Richtung.
Andere fahren, ich holpere. Frank Korfsmeier hingegen hat seine Bestimmung gefunden. Nach 20 Jahren auf dem Lkw wollte er seinem Leben eine neue Richtung geben - und tut das seit zweieinhalb Jahren als Segway-Händler und -Trainer in Bad Oeynhausen. "Ich habe das in Österreich ausprobiert und war begeistert", sagt er - und diese Begeisterung trägt ihn auch über den Parkplatz in Versmold.
Immerhin: Als mir der Fahrtwind ein wenig um die Nase weht, werde auch ich lockerer. Und der Neid auf Frank Korfsmeier weicht einer gewissen kindlichen Freude.