Von Anja Hanneforth
Werther.
Das wäre sicher im Sinn Peter August Böckstiegels gewesen: An dem Tag, da Werthers großer Künstler 125 Jahre alt geworden wäre, weihten Stadt und Böckstiegel-Stiftung eine neue Tafel ein, die über Leben und Werk des Malers und Bildhauers kündet. Und zwar mitten in Werther, vor dem Storck-Haus am Alten Markt. In Maigrün, mit fast drei Metern Länge und einem Meter Höhe, erklärt sie in Schrift und Bild anschaulich das Schaffen Böckstiegels und weist ganz nebenbei auf das Böckstiegel-Haus und den Pfad hin, der direkt von der Tafel nach Arrode führt.Die Idee, eine große Infotafel im Ort anzubringen, hegten Stadt und Stiftung schon lange. Nun wurde der Gedanke also in die Tat umgesetzt. "Weil wir den Zusatz »Werther - die Böckstiegelstadt« durchaus als Auftrag verstehen", kommentiert Bürgermeisterin Marion Weike. "Und weil wir Böckstiegel in der Stadt sichtbar machen wollen", unterstreicht David Riedel, künstlerischer Leiter des Böckstiegel-Hauses - und zwar mehr, als das bisher der Fall gewesen wäre.
"Dabei haben wir durchaus schon eine Menge erreicht", bilanziert Marion Weike. Da gäbe es die Büste des »Westfälischen Bauern« vor dem Rathaus, den Bauernjungen an der Runden Ecke, dazu die Gaul’schen Rehe im Park des Hauses Werther und natürlich die beiden Böckstiegel-Mosaike an der Ampelschule und in der Tiefenstraße. Nicht zu vergessen den Böckstiegel-Pfad, der von der Innenstadt zum Geburtshaus des Künstlers und noch darüber hinaus zur Deppendorfer Mühle führt.
"Das sind viele kleine Schritte, die den Namen »Böckstiegelstadt« mit Leben füllen", freut sich Marion Weike. Man dürfe es aber auch nicht übertreiben, findet David Riedel. Denn es wäre nicht zielführend, im ganzen Ort Böckstiegel-Plastiken aufzustellen, das Böckstiegel-Haus darüber jedoch zu vergessen. Und dass auf dem Geburtshaus in Arrode der klare Fokus liegt, ist für den künstlerischen Leiter unbestritten. "Das ist es, was wir der Öffentlichkeit zeigen möchten."
Umso schöner findet es Riedel, dass nun die große Hinweistafel auf das Böckstiegel-Haus verweist. Für den Inhalt ist der studierte Kunsthistoriker verantwortlich, die Gestaltung hat Grafikerin Kirsten Beckmann übernommen. Zusammen mit dem halbjährlich erscheinenden Programm des Böckstiegel-Hauses wirkt nun alles aus einem Guss. Und die Quelle neuer Ideen ist noch längst nicht versiegt.
Denn bekanntlich erhält das kleine Haus in Arrode in naher Zukunft Zuwachs - indem es um einen Museumsbau erweitert wird. Die Finanzierung steht, der erste Spatenstich ist für 2016 angekündigt; bereits in diesem Jahr soll es einen Architektenwettbewerb geben, der das Aussehen und die innere Gestaltung des neuen Museums vorgeben soll. "Auf die Ergebnisse sind wir natürlich sehr gespannt", berichtet Riedel, dass der Wettbewerb in diesem Sommer über die Bühne geht.
Ebenfalls zeitnah möchten die Verantwortlichen von Stadt und Stiftung außerdem den Böckstiegel-Pfad beleben. Er empfindet den Weg nach, den der große Maler zu Lebzeiten häufig gegangen ist. Kein Wunder, dass sich entlang der Strecke von Werther nach Arrode zahlreiche Motive finden, die Böckstiegel auf Leinwand gebannt hat - darunter bekannte Höfe, Erntefelder, die Landschaft. "Und man muss sich das einmal überlegen", sagt der stellvertretende Bürgermeister Karl-Hermann Grohnert: Während Böckstiegel mit seiner Staffelei auf den Feldern gestanden und und gemalt hätte, hätten die Bauern ringsum die Äcker bestellt. Dass diese dem Künstler wenig Verständnis entgegenbrachten, wäre daher nicht verwunderlich. "Umso bemerkenswerter, dass Böckstiegels Eltern ihren Sohn stets unterstützt und gefördert haben."
Zukünftig, da waren sich alle Beteiligten einig, soll es noch mehr Spaß machen, den Böckstiegel-Pfad zu erwandern. Und zwar sowohl für Erwachsene als auch für Familien mit Kindern.
Auf den Pfad mit seinen Stationen weist natürlich auch die neue Tafel auf dem Alten Markt hin, flankiert durch das Programm, das wenige Meter weiter wetterfest verpackt im Schaukasten hängt.
Dass Stadt und Stiftung als Standort für die Infotafel den Alten Markt ausgewählt haben, kommt nicht von Ungefähr: Möglichst zentral sollte sie angebracht werden, an einer Stelle, die von vielen Menschen besucht wird. Was wäre also geeigneter als hier, mitten in Werther und gleich neben der Eisdiele, die während der Sommermonate Dreh-, Angel- und Treffpunkt zahlreicher Menschen auch von außerhalb ist.
Damit die Tafel etwas »Luft zum Atmen« hat, wurde der Fahrradständer kurzfristig vom Storck-Haus vor die Kirche umquartiert. Somit lassen sich die Sitzgelegenheiten auf der kleinen Mauer vor dem Schild ab sofort leichter mit Beschlag belegen. "Sich mit einem Eis in der Hand über Böckstiegel zu informieren und dann auf dem Pfad zum Böckstiegel-Haus zu wandern - das ist doch eine schöne Vorstellung", findet Marion Weike. Und die übrigen Beteiligten nicken.
¦ Wer sich über das Programm im Böckstiegel-Haus informieren möchte, kann dies über die Homepage oder unter ` (0 52 03) 32 97 tun.