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Prüfung für den Ernstfall

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„Einmal im Jahr muss jeder Rettungshund eine Prüfung ablegen”, berichtet der Vorsitzende Lars Poggenklas aus Verl. Dabei wird getestet, ob der Hund die an ihn gestellten Erwartungen noch erfüllt. Den rund 20 Teilnehmern stand zur »Flächensuche« ein 25 000 Quadratmeter großes Gebiet zur Verfügung, das die Hunde nach vermissten Personen absuchen mussten. Ein bis drei Mitglieder der Staffel versteckten sich im Dickicht des Waldes und warteten darauf, von den Spürnasen gefunden zu werden. Die Hunde durchstöberten das Gebiet und schlugen an, sobald sie jemanden gefunden hatten. Und bellten so lange, bis der Hundeführer sein Tier erreicht hatte. Zur Belohnung gab es dann eine Leckerei oder ein Spielzeug. Für die Suche brauchten die Hunde nicht mehr als 25 Minuten. „Man kann sagen, dass ein Hund in der Fläche eine Hundertschaft ersetzen kann”, erklärt Poggenklas. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Hund mit seiner Nase sucht und nicht mit den Augen. Und die ist beim Hund hervorragend ausgestattet. „Ein Hund hat über 100 Millionen Geruchszellen, der Mensch nur fünf Millionen.” Aufgabe des Hundeführers ist es, den Hund entsprechend der herrschenden Windrichtung so loszuschicken, dass er im Suchgebiet Gegenwind hat. „Sonst wird der Geruch vom Hund weggetragen”, erklärt Karlheinz Elges, einer der Hundeführer. Zur Bestimmung der Windrichtung verwenden die Hundeführer ein Puder oder Seifenblasen. Im Gegensatz zu Mantrailern, die anhand einer Geruchsprobe nach einem ganz bestimmten Menschen suchen, suchen die Rettungshunde nach Menschen allgemein. „Wir haben ihnen beigebracht, dass Menschen ganz toll sind”, erklärt Karlheinz Elges die Motivation der Tiere, auch dichtestes Gestrüpp, Trümmerhaufen oder große Waldgebiete abzusuchen. Nicht nur bei der Suche nach Dano waren die Rettungshunde im Einsatz, auch vor einem Jahr im Fall der verschwundenen Zeitungsbotin Gabriele Obst in Halle waren sie angefordert worden. „Wenn man davon ausgeht, dass der Gesuchte nicht mehr lebt, setzt man Leichenspürhunde ein”, nennt Lars Poggenklas die dritte Kategorie der Suchhunde. Die Hundeführer trainieren zwei- bis dreimal in der Woche, damit die Vierbeiner ihr Können nicht verlernen. Zwar verfügt die Rettungshundestaffel über ein eigenes Trainingsgelände. Um für Abwechslung zu sorgen, sind die Hundeführer aber immer auf der Suche nach Privatleuten, die ihre Flächen oder Wälder in einer Größe von mindestens zwei Hektar für ein Training zur Verfügung stellen, so wie jetzt die Familie Gehring aus
Steinhagen.
„Im Grunde eignet sich jeder Hund zur Suche nach Menschen. Allerdings sollte er eine gewisse Größe haben”, erklärt Lars Poggenklas weiter. „Kleine Hunde haben es in dichten Wäldern sehr schwer.” Begonnen werden sollte mit dem Training bereits im Welpenalter. „Es dauert etwa drei Jahre, bis ein Hund zuverlässig eingesetzt werden kann.” Die Hunde der Rettungshundestaffel Lippe-Ems sind durchweg Familienhunde. „Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist eben nun mal, dass der Hund Menschen toll findet.” Nicht alle Hunde, die jetzt geprüft wurden, haben die Anforderungen erfüllt. Manchmal liegt der Fehler auch beim Hundeführer, der sich zu früh in Sicherheit wiegt, dass alle Statisten gefunden wurden. „Die Hundeführer wissen vorher nicht, wie viele Personen der Hund suchen muss”, so Karlheinz Elges. Wer durchgefallen ist, muss sich in die Prüfungen benachbarter Staffeln einreihen und den Test wiederholen.

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