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Vor Ort werden die Schwächen der Häuser klar

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Borgholzhausen (AG).
Frieren muss vermutlich niemand, der im Borgholzhausener Rathaus arbeitet. Dank der Investitionen in energetische Sanierung und Nahwärmeversorgung fallen für diesen erstrebenswerten Zustand geringere Kosten als früher an. Intensive Beratung war nötig, um das zu erreichen. Für die Hausbesitzer in Borgholzhausen gibt es eine solche Beratung in den kommenden Wochen sogar kostenlos. Josef Dieding und Oliver Vredenburg klingeln in ausgewählten Bezirken an der Haustür.

"Wer nicht in den Straßen wohnt, auf die wir in diesem Jahr unsere Haus-zu-Haus-Aktion konzentrieren, kann sich im Rathaus für eine Beratung anmelden", sagt Dirk Nolkemper. der unter ` (0 54 25) 8 07 31 erreichbar ist. Die beiden Energieberater Josef Dieding und Oliver Vredenburg sind aber auch die richtigen Ansprechpartner, wenn es um eine neutrale Beratung zum Thema Fotovoltaik geht.

"Wenn der persönliche Stromverbrauch passt, kann sich eine solche Anlage für Privatleute immer noch rechnen", sagt Vredenburg. 50 Beratungen hat er zusammen mit seinem Kollegen 2013 durchgeführt und zahlreiche neue Anlagen sind daraufhin auf Borgholzhausener Dächern entstanden. "Das ist auch ein Teil unseres Klimaschutzkonzepts", sagt Eckhard Strob, der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters.

Den Bürgern dabei zu helfen, nicht nur selbst Energie zu erzeugen, sondern auch welche einzusparen, ist eine weitere wichtige Säule in diesem Konzept. Eine rund 45-minütige, kostenlose und vor allem neutrale Beratung kann da ein wichtiger erster Schritt sein. In Zusammenarbeit mit dem Kreis Gütersloh bietet Borgholzhausen solche Beratungen an.

"Wichtig ist, dass wir dafür ins Haus kommen", sagt Josef Dieding. Denn vor Ort lassen sich mögliche Schwachstellen leichter erkennen - vor allem für geschulte Augen. Und die haben Dieding und Vredenburg in den vergangenen Jahren bei zahlreichen Beratungen trainieren können. Der erste Schritt sei es stets, die Bedürfnisse der Bewohner zu ermitteln. Dann folgt der Blick auf das Haus.

Sind die Verbrauchsabrechnungen zur Hand, fällt die Einordnung einer Immobilie deutlich leichter. Es gab längere Phasen in der Nachkriegszeit, in der Heizenergie billig war und an Wärmedämmung kam gedacht wurde. Erst ab 1995 gehört Wärmeschutz zu den Bauvorschriften. Vor dieser Regelung war Energiesparen eher die Ausnahme. Kleiner Trost: Die größten Verschwender haben heute auch das größte Einsparpotenzial

Für eine Beratung nicht anmelden müssen sich in diesem Jahr die Bewohner von Ziegel-, Gerhart-Hauptmann-, Berg- und Dietrich-Bonhoeffer-Straße sowie der Goldbrede, bei denen Josef Dieding klingeln wird. Oliver Vredenburgs Arbeitsschwerpunkt liegt an Bahnhof-, Hoff- und Osnabrücker Straße sowie der Verbindung »An der Bundesstraße«.


"Für den roten Faden verantwortlich"

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Steinhagen.
Seit dem 1. März ist Olaf Grintz bei der Spvg. Steinhagen im Amt. Als Jugendkoordinator ist er nicht nur für eine der größten Nachwuchsabteilungen im Handballkreis Gütersloh verantwortlich, sondern auch maßgeblich an der Organisation der Steinhagener Jugendturniere am Wochenende beteiligt. Vor dem Anpfiff sprach Christian Helmig mit dem 46-Jährigen, der von sich selbst sagt: "Ich bin ein positiv Handballverrückter."

Herr Grintz, was macht eigentlich ein Jugendkoordinator?

Olaf Grintz: Ich bin dafür verantwortlich, dass es im Verein von den Minis bis zu den Senioren einen roten Faden gibt, nach dem die Trainer arbeiten. Dazu gehört es, sie zu schulen und Inhalte abzustimmen. Mittlerweile habe ich auch angefangen, selbst ins Training zu gehen und die Trainer bei gewissen Schwerpunkten zu unterstützen.

Für Übungsleiter Ihres Kalibers dürfte es an Angeboten nicht mangeln. Warum haben Sie sich ausgerechnet für die Spvg. Steinhagen entschieden?

Grintz: Der Verein ist seit vielen Jahren für seine gute Jugendarbeit bekannt. Die Atmosphäre ist sehr familiär und die Mitglieder stellen gemeinsam viel auf die Beine. Reizvoll war für mich vor allem, dass es hier schon ganz viel an Struktur gibt, auf die wir aufbauen können und nicht bei null anfangen müssen. Zum Beispiel gibt es hier zwei Jugendwarte, die sich um das ganze Drumherum kümmern. So kann ich mich ganz auf das Sportliche konzentrieren.

Nebenbei trainieren Sie noch die Steinhagener Frauen in der Oberliga, arbeiten als Lehrwart im Kreis Bielefeld/Herford, Stützpunkttrainer und schreiben Beiträge für Handballzeitschriften. Woher nehmen Sie die Zeit dafür?

Grintz: Ich habe vor einem halben Jahr bei meinem Arbeitgeber meine Stelle auf 30 Stunden reduziert. In der Regel habe ich zwischen 13 und 14 Uhr Feierabend und kann so den Rest des Tages in Handball investieren.

Ist der Handball für Sie noch ein Hobby? Oder schon ein berufliches Standbein?

Grintz: Dafür müsste ich damit mehr verdienen, als es jetzt der Fall ist. Anfangs war es reines Hobby, aber nachdem ich die A-Lizenz gemacht habe, ist es schon ein Traum von mir, dass sich irgendwann mehr daraus ergibt. Erst mal möchte ich aber in den nächsten Jahren in Steinhagen erfolgreich arbeiten.

Sie haben in Steinhagen jahrgangsübergreifende Trainingseinheiten eingeführt. Was versprechen Sie sich davon?

Grintz: Die Idee gab es hier schon länger. Wir haben das jetzt konkretisiert und dafür zusätzliche Trainingszeiten freigeschaufelt, an denen die Spieler freiwillig teilnehmen können. Es geht darum, dass wir Dinge aufarbeiten, für die die Trainer im normalen Alltag keine Zeit haben. Wir haben in jeder der beiden Gruppen (D-/C-Jugend und B-/A-Jugend/Jungsenioren, die Red.) 25 bis 30 Teilnehmer. Das ist eine gute Resonanz, finde ich.

In Lina Schäper ist eine talentierte Torhüterin aus der A-Jugend zum TuS Brockhagen gewechselt, einige A-Jungen haben sich dem TV Verl angeschlossen, weil sie dort Oberliga spielen können.Wie wollen Sie so etwas künftig verhindern?

Grintz: Das ist in der Tat schade. Wir müssen unsere Talente deshalb so gut fördern, dass sie sagen: ’Hier in Steinhagen habe ich alles, was ich brauche’, und nicht in die vermeintlichen Leistungszentren nach Lemgo, Minden oder Nettelstedt abwandern. Dazu müssen wir in allen Nachwuchsklassen eben so hoch wie möglich spielen. Gelingt uns das, so wie bei Paul Blankert, der seit Jahren Angebote aus Minden bekommt, aber trotzdem bei uns bleibt, wird es auf Sicht einfacher, das Niveau unserer Seniorenmannschaft zu halten oder sogar noch zu verbessern.

Ihre Tochter Maren hat sich dagegen für einen Wechsel aus Jöllenbeck zum TV Verl entschieden.

GRINTZ: Ich hätte sie natürlich gerne nach Steinhagen mitgenommen, aber das Verler Angebot war für sie persönlich einfach interessanter. Mittlerweile spielen wir schon die dritte Saison gegeneinander. Ich habe mich daran gewöhnt.

Was erwarten Sie von den Turnieren am Wochenende?

Grintz: In erster Linie Eigenwerbung. Der Verein kann über die Grenzen hinaus Interesse wecken, Kontakte knüpfen und zeigen, zu was er in der Lage ist, nämlich ein tolles Turnier mit 31 Mannschaften über zwei Tage zu organisieren. Ich bin begeistert, wie viele Helfer es hier gibt, die als Zeitnehmer, Schiedsrichter oder beim Kuchenverkauf mitziehen.

Haben Sie sich einen Zeitraum gesetzt, in dem Sie Ihre Ziele in Steinhagen verwirklichen wollen?

Grintz: Als ich hier angefangen habe, hab ich gesagt: Es wäre super, wenn wir es schaffen, in drei Jahren regelmäßig mit vier unserer sechs Mannschaften in der C-, B- und A-Jugend überkreislich zu spielen. Bei den Frauen möchte ich in zwei bis drei Jahren so guten Nachwuchs haben, dass wir nicht jedes Jahr um den Klassenerhalt zittern müssen.

Apropos Frauen: Mit der Oberligamannschaft haben Sie am Wochenende ein Testspiel gegen Ihren Ex-Klub VfB Holzhausen, bei dem Ihre Steinhagener Vorgängerin Anja Kracht auf der Bank sitzt.

Grintz: Das ist wirklich Zufall, dass wir jetzt die Jobs getauscht haben. Anja und ich kennen uns schon lange und haben einen guten Draht zueinander. Auch dem Verein Holzhausen bin ich immer noch sehr verbunden. Ich freue mich auf das Spiel.

Trommeln zeigen den Weg in die Trance

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VON FLORIAN GONTEK

Halle. Ruhig ist Andreas Fichtner nicht wirklich. Das verwundert bei jemandem, der Trainer in einer Sportart ist, die viele in eine Art Trance verfallen lässt: eine himmlische Ruhe, gefangen im Rhythmus, konzentriert auf den Moment, der leise von wohligen Klängen aus Fernost begleitet wird.

Auch der sympathische Mann mit kahlem Haupt hat sich davon anstecken lassen. Bis 2009 trommelte Andreas Fichtner regelmäßig bei den »Timken Dragon Fighters« der Betriebssportgruppe des Nadellagerwerkes, das heute unter dem Namen Koyo in Künsebeck sitzt. "Wir waren eine super Truppe, in ganz Deutschland unterwegs", erinnert sich Fichtner. Doch mit der Übernahme der Japaner endete die Zeit der Drachenboote und des Trommelns. Der Maschineneinrichter der INA-Schaeffler KG machte sich auf die Suche und entdeckte Taiko.

Schnell sog er alles in sich auf, ließ sich über Seminare in ganz Deutschland zum Taiko-Trainer ausbilden und fand in der Asia Sport-Akademie an der Langen Straße 70 nicht nur Menschen, die seine Begeisterung teilten, sondern auch Räume, die er mit selbiger füllen konnte.

"Als Taiko-Trainer lernst du nie aus", sagt Fichtner. In seinem Training fänden sich auch Kung-Fu-Elemente - von der Sportart also, die er zuvor mehrere Jahre betrieben hat. Wer sich selbst einmal daran versucht, mit den Trommelsticks, »Bachis« genannt, dem vom Fichtner vorgegebenen Rhythmus zu folgen, merkt, was dieser Sport verlangt: Kraft, Koordination, Ausdauer, Taktgefühl. "Und dennoch benötigt man keine speziellen Voraussetzungen, jeder kann hier mitmachen und sich verbessern", unterstreicht Fichtner und lächelt. In Halle betreut er die einzige Taiko-Gruppe Ostwestfalens. Und die wächst seit etwa einem Jahr stetig.

Derzeit sind es neun Teilnehmer gemischten Alters und von unterschiedlicher Statur, die jeden Sonntag an die Lange Straße kommen, um gemeinsam zu trommeln. Sonja Bräuer ist eine davon. Die Suttorferin ist bereits seit eineinhalb Jahren dabei. Nur Ralf Lünstroth, der gemeinsam mit Fichtner 2009 begonnen hat, ist noch länger Mitglied der Trommler. Bräuer kam einst durch ihre Tochter Channon (8), die in der Asia Sport-Akademie Taekwondo betreibt, zum Taiko. "Hier kann man alles geben, was in einem ist, das ist der perfekte Ausgleich zum Alltag", erklärt sie. Den hat Ralf Kleine-Tebbe wiederum nicht zwingend gesucht, aber eine Sportart, die "gut anstrengend" ist, gefunden.

Christiane Walter-Vösing macht das Taiko-Trommeln "ganz viel Spaß". Sowohl das klassische Ballett von früher, erzählt sie, als auch das Yoga, das sie nebenher betreibt, finde sich in dieser Sportart wieder. "Ich habe das Gefühl, dass man in Trance fällt", sagt sie, ehe sie die Bachis in die Hand nimmt.

Das Taiko-Training findet jeden Sonntag von 16 bis 18 Uhr statt. Interessenten können sich bei Andreas Fichtner unter ` (01 62) 9 02 34 97 melden. Ende 2015 - so Fichtners Prognose - will die Asia Sport-Akademie um Meisterin und Leiterin Andrea Stitz neue Räumlichkeiten in Gartnisch bezogen haben. Dann plant der Haller sein Taiko-Angebot auf Kinder, Burn-Out-Patienten und Menschen mit Gewichtsproblemen auszubauen.

Stammgast in der Muckibude

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Von Uwe Pollmeier

Versmold.
Kurt Klein ist wie sein Cabrio. Schnell, schnittig und - wie er selbst sagt - frei von Ersatzteilen. Allerdings liegen zwischen der Ausstellung der Geburtsurkunde des Peckelohers und der Anfertigung des Fahrzeugbriefs fast 90 Jahre. Heute werden auf Kleins Geburtstagstorte genau 93 Kerzen brennen. Die Puste zum Löschen der brennenden Wachsstifte hat er locker, hapern dürfte es eher an der Zeit.

"Ab 15 Uhr bin ich in der Muckibude", verrät Klein am Telefon und kurz darauf fährt er vor der Fitness Lounge vor. Weder mit Rollator noch mit Rolls Royce und Chauffeur, stattdessen mit einem sportlichen Cabrio, auf dessen Gaspedal der 93-Jährige stets selber drückt. Und zwar gerne auch bis zum Anschlag. "Neulich habe ich auf der Autobahn nach Osnabrück mit 170 Sachen die Polizei überholt. Die haben dumm geguckt", verrät Klein.

Sein Ziel war in diesem Fall mal wieder die Eisbahn. Der 93-Jährige dreht regelmäßig seine Pirouetten, mal in Osnabrück, mal in Münster. Sein Terminkalender ist proppenvoll, schließlich geht es auch noch täglich zum Reitstall und jeden Sonntag zum Tanzen nach Bad Rothenfelde. Aber nun ist Fitnessstudio angesagt. Zweimal pro Woche ist er dort und längst bekannt wie ein bunter Hund. "Hallo Kurt. Setz dich doch. Willst du ’nen Kaffee?", begrüßt ihn Inhaber John-Robert Haselhorst freundlich.

"Lieber einen Tee", antwortet Klein und setzt sich aufs Sofa, um aus seinem Leben zu erzählen. Er gehört zur Generation, denen der Krieg die Jugend raubte. Mit 19 meldet er sich freiwillig als Soldat, da ihn sein Job langweilt und Freunde ihm erzählt haben, wie "toll es doch mit all dem Wein und den Frauen in Frankreich sei". "Ich wusste ja nicht, dass der dämliche Hitler schon den Krieg mit Russland geplant hatte."

Anfangs hat er Glück. Dient weit hinter der Gefechtslinie in der Funkstation. "Ich habe gut gelebt und musste auf niemanden schießen", erinnert er sich. Mit dem Kriegsende beginnt für Klein die russische Gefangenschaft und somit die schlimmste Zeit seines Lebens. "Es war schrecklich. Wir konnten uns ein halbes Jahr nicht waschen und haben Schnee gegessen. Die Läuse und Wanzen hätten uns fast aufgefressen", sagt Klein. Die Hälfte der 800 Inhaftierten stirbt. Er selbst überlebt, geht zunächst ins schleswig-holsteinische Eutin und fährt später mit dem Fahrrad innerhalb von drei Tagen nach Dortmund.

Viele Jahre lang malocht Klein im Pott. Oft zwölf Stunden am Stück, Tag- und Nachtschicht im Wechsel. Mit 60 geht er in Rente und kauft sich ein Haus in Peckeloh, direkt am Heidhorstsee. Die dortige Luft scheint dem in Schettnienen nahe Kaliningrad geborenen Klein gutzutun. Er blüht förmlich auf, und als sich im 70. Lebensjahr Rheuma breitmacht und sein Arzt einfach nur resigniert "üblicher Verschleiß" murmelt, stellt er seine Ernährung um, betreibt ganz viel Sport. "Wenn es bis 100 so bleibt, ist alles gut", sagt Klein. Angepeilt habe er jedoch das Jahr 2042. "Dann bin ich 121 Jahre alt, aber ich weiß nicht, ob der das oben das so macht", sagt er mit einem Schmunzeln.

Zum 90. Geburtstag hat ihm sein Enkel iPhone und iPad geschenkt. "Ich hatte bis dahin ja noch nie einen Computer bedient und wusste gar nicht, was ich damit anfangen soll", gesteht Klein. Er lässt es sich erklären, bringt sich selbst viel bei und surft heute so rasant durch das Internet wie ein Jugendlicher. Seit gut einem Jahr postet er bei Facebook, twittert, verschickt Fotos und chattet mit seinen Freunden. "Ich kaufe auch oft in Onlineshops ein", sagt der Peckeloher. Er habe auch schon einmal dem örtlichen Apotheker den Tablet-PC mit den Versandhandelspreisen unter die Nase gehalten und um ähnliche Preise gebeten. Aber die Mühe lohnt sich kaum, denn Klein ist einfach zu selten in einer Apotheke. Er braucht ja nichts, denn er hat ja nichts.

Jeden Sonntag fährt Klein mit seinem flotten Flitzer nach Bad Rothenfelde, um dort ordentlich über das Parkett zu tanzen. Bei der Wahl der Tanzpartnerin zeigt er sich flexibel. "Ich nehme auch gerne mal eine andere", mag er sich nicht auf eine bestimmte Person festlegen. Gerne dürfe es auch mal eine knackige 50-Jährige sein, schließlich tanze er, so werde ihm immer wieder bestätigt, wie der junge John Travolta. "Die haben mich noch nie müde gekriegt. Und die Knochen halten immer", sagt Klein.

"Neulich war ich in der Türkei. Die Reise hatte ich gewonnen", erzählt Klein und bleibt beim Thema Frauen. Seine Reisebegleiterin sei eine 51-jährige Bekannte aus der Nachbarschaft gewesen. Ihr Foto präsentiert er mit nur einem Wisch über die iPad-Oberfläche. Man habe ihn dann gefragt, ob sie seine Tochter sei. "Nein, das ist meine Sekretärin. Die verwaltet meine Millionen", habe er geantwortet.

Ein Steinhagener übersetzte die Bibel

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Von Jonas Damme

Steinhagen.
Jede Gemeinde hat so ihre berühmten Söhne. Steinhagen hat mindestens einen berühmten Sohn, den hierzulande aber niemand kennt: Der Missionar Dr. Alfred Nottrott ist für die evangelisch-lutheranische Goßner-Kirche in Indien eine zentrale Figur. Am nächsten Sonntag, 7. September, wird auf dem alten Steinhagener Friedhof eine Gedenktafel zu seinen Ehren feierlich enthüllt.

Jeder Deutsche weiß, wie wichtig die Übersetzung der Bibel in die Sprache des Volkes ist. Martin Luther begründete damit quasi eine eigene Kirche. Der deutsche Alfred Nottrott übersetzte die Bibel in die Sprache der Oraon- und Munda-Völker in Indien. Der Missionar war vom Berliner Pfarrer Johannes Evangelista Goßner ausgesandt worden, um den christlichen Glauben in Indien zu verbreiten.

Kreisheimatpfleger Martin Maschke ist in vielen historischen Bereichen bewandert. Die indische Missionsgeschichte ist aber auch für ihn ein ungewohntes Feld. Als er erfuhr, dass am 7. September eine Gedenktafel für Alfred Nottrott in Steinhagen enthüllt werden soll, grub er in seinem Archiv. Bereits vor einigen Jahren war der Missionar, der lange in Steinhagen lebte, einmal Thema eines Vortrags.

Seine Geschichte beginnt im 19. Jahrhundert: 1845 legen deutsche Missionare im ostindischen Ranchi in der Region Jharkand den Grundstein für eine Missionsstation. Anfangs tun sich Missionare und Einheimische schwer, zueinander zu kommen. 1846 willigen sechs Waisenkinder ein, sich taufen zu lassen. In den Folgejahren verbreitet sich die christliche Botschaft, die Missionare gewinnen an Akzeptanz und die Goßner-Mission festigt ihre Stellung. 1851 beginnt die Gemeinde mit dem Bau einer Kirche.

In den folgenden Jahrzenten folgt die Goßner-Mission der Geschichte der Oraon und der Munda. 1857 bricht der indische Unabhängigkeitskrieg gegen die englischen Kolonialherren aus.

Die Gläubigen beteiligen sich aber nicht daran, weil sie von den indischen Landbesitzern genauso drangsaliert werden wie von den Engländern. Nach dem englischen Sieg wechseln einige Missionare zur anglikanischen Kirche, andere zur Jesuiten-Mission. 1867 kommt der Missionar Dr. Alfred Nottrott nach Chotanagpur nahe Ranchi. Auch seine Ehefrau Marie lebt und stirbt hier.

Die Goßner-Gemeinden verselbstständigen sich in dieser Zeit weiter. Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlicht der erste Pastor aus dem Volk der Munda, Nathanael Tuyu, mit Hilfe von Nottrott ein eigenes Gesangbuch. Etwa zu dieser Zeit beginnt Nottrott mit der Übersetzung der Bibel in die Sprache seiner Gemeinde, Mundari. 1911 ist er damit fertig. Gleichzeitig beschäftigt er sich mit den Rechtsgrundlagen der Menschen und versucht ihre Situation zu verbessern. In Konflikten mit Europa und den indischen Behörden stellen sich die Missionare häufiger als bei anderen Kirchen auf die Seite der indischen Gemeinden.

Als die Gemeinden selbstständig agieren können, beginnen sich die europäischen Missionare zurückzuziehen. Nottrott geht 1913 - nach 46 Jahren - zurück in die alte Heimat. In Deutschland lebt Nottrott, der gebürtig aus Thüringen stammt, gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Elisabeth Hartmann - der Schwester von Marie - im eigenen Haus in

Steinhagen.
Grund dafür ist nach Einschätzung von Historiker Martin Maschke die Tatsache, dass Nottrotts Schwager als Pastor schon lange Jahre der hiesigen Gemeinde vorsteht. Seine Frau schenkt ihm sechs Kinder.

Im Jahr 1920 gründet sich schließlich die autonome »Evangelisch-Lutheranische Goßner-Kirche in Chotanagpur und Assam«. Alfred Nottrott stirbt am 20. Januar 1924 in

Steinhagen.
Die indische Goßner-Kirche besteht bis heute.

Olympionike in komplexen Zahlenräumen

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von Alexander Heim

Werther. Ob er im weiten Feld der Mathematik besondere Interessen hat? "Ich mag gerne Zahlentheorie", verrät Johannes Linn. "Geometrie ist eher nicht so mein Ding. Da geht es ja viel darum, Sätze auswendig zu lernen." Gleichungen zu lösen - das macht dem Neuntklässler am Evangelischen Gymnasium Werther (EGW)
hingegen großen Spaß. Vor den Sommerferien hat Johannes an der 53. »Mathe-Olympiade« teilgenommen. Und er schaffte es dabei nicht nur bis in den Bundeswettbewerb. Am Ende winkte ihm auch ein dritter Preis und damit ein ausgezeichneter siebter Platz.

Ein Junge, der sich zu Hause - tagein, tagaus - nur mit der Mathematik beschäftigt? Wer diesem Klischee verfällt, der liegt bei dem Gymnasiasten völlig falsch. "Ich spiele Trompete", zählt der 13-Jährige eines seiner Hobbys auf. Auch sportlich ist Johannes aktiv, beim Handball. Wann ihm aufgefallen sei, dass er zudem ein Händchen für die Mathematik hat? "Ziemlich früh", entgegnet der Teenager da. "In der Grundschule waren ja viele gut in Mathe. Aber am Gymnasium hab ich gemerkt, dass einige in dem Fach auf eine Drei rutschen."

"Wir bekommen die Einladung zur »Mathe-Olympiade« immer über die Bezirksregierung ins Haus", erzählt EGW-Schulleiterin Barbara Erdmeier. Der Landesverband Mathematik übernimmt die Organisation. Kurz vor den Herbstferien 2013 startete Johannes in die erste Runde des Wettbewerbes.

"Man bekommt Aufgaben für eine Woche nach Hause und gibt sie dem Mathelehrer zurück", erläutert Johannes das Prozedere. "Wir gucken dann, wer für die nächste Runde am geeignetsten ist", erläutert sein Mathelehrer Thorsten Becker. Wieso die Wahl auf Johannes fiel? "Bei den Aufgaben wird ein relativ hohes Abstraktionsvermögen erwartet. Ich glaube, dass Johannes intuitiv einen guten Zugang zu Beweisstrukturen hat."

Anfang Dezember fuhr der Achtklässler zur Regionalrunde nach Gütersloh. Dort hatte er eine zweistündige Klausur zu bestehen. "Die besten fünf oder sechs qualifizieren sich für die nächste Runde." Johannes erreichte einen ersten Platz. Damit war er mit von der Partie, durfte zur Landesrunde nach

Bielefeld.
Diesmal war es eine dreieinhalbstündige Klausur, die Johannes in Räumen des Helmholtz-Gymnasiums zu lösen hatte.

Wer hier zu den besten drei einer Jahrgangsstufe gehörte, hatte sich für den Bundeswettbewerb qualifiziert. Mit Platz zwei löste der Wertheraner sein Ticket als einer von 14 Schülerinnen und Schülern aus Nordrhein-Westfalen. "Das hat nichts mit Schulmathematik zu tun", erklärt Thorsten Becker. "Da bewegen wir uns in Bereichen, die ein Mathematikstudent am Studienanfang als Anforderung vorfindet."

Und so machte sich Johannes Linn Mitte Juni mit dem Zug auf den Weg nach Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern zum Bundeswettbewerb. "Wir hatten drei Aufgaben pro Tag zu lösen", erzählt er. Jeweils eine aus dem Bereich Geometrie, Zahlentheorie und Logik. Zwei Klausuren von jeweils viereinhalb Stunden Länge galt es zu schreiben.

"Wir sind am Freitag losgefahren, Samstag und Sonntag waren die Klausuren, und Montag ging es zurück", erzählt er. Dafür war Johannes Linn von der Schule freigestellt: "Das war ein schöner Nebeneffekt", sagt er schmunzelnd. "In Greifswald gab es auch ein Rahmenprogramm", erinnert er sich gerne an Besuche im Institut für Plasmaphysik oder im Ozeaneum.

Nach der Einsicht in seine Klausuren wurde es noch einmal spannend: Johannes legte Einspruch ein. Und bekam Recht. "Es hatte für Verwirrung gesorgt, dass bei einer trigonometrischen Funktion die Sinusamplitude zu groß gewählt worden war", erläutert Thorsten Becker. "Da bewegen wir uns im Bereich der Komplexen Zahlen - das ist nicht einmal für den Leistungskurs vorgesehen."

Am Ende winkte Johannes ein dritter Preis. "Das entspricht etwa einem siebten oder achten Platz", freut er sich. "Ich bin superstolz auf ihn", freut sich Klassenlehrerin Nadine Reimann mit ihrem Schüler. Schulleiterin Barbara Erdmeier gratulierte Johannes mit einem Gutschein zu seinem doppelten Erfolg. Denn nebenbei hatte er auch am »Känguru-Wettbewerb« teilgenommen und - wie schon 2013 - den 1. Platz erreicht.

Was er mal werden will? "Davon hab ich noch keine richtige Vorstellung", erzählt Johannes. "Aber ich hab vor, Mathe und Physik zu studieren" - seine Lieblingsfächer. Ob er in diesem Jahr wieder mit am Start ist bei der »Mathe-Olympiade«? Die Frage ist schnell geklärt. Da grinst Johannes und sagt: "Ja."

Peckeloh ist noch nicht satt

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Altkreis Halle (clam/helm). Der Derbyqualm hat sich verzogen. Eine Woche nach dem spektakulären 4:4 am Cronsbach haben die heimischen Fußball-Landesligisten die nächsten schweren Aufgaben vor der Brust: SC Peckeloh empfängt den starken Aufsteiger Suryoye Paderborn, die Spvg. Steinhagen tritt bei Angstgegner SV Avenwedde an.

SC Peckeloh - Suryoye Paderborn. Es läuft derzeit richtig rund für die Mannschaft von Markus Kleine-Tebbe: Dem gefühlten Sieg in Steinhagen ließ der SCP am Dienstag ein 10:0-Pokal-Schützenfest in Senne folgen. "Die Jungs sind noch nicht satt", stellt Peckelohs Trainer erfreut fest. Was diese Erfolge wirklich wert sind, wird sich am Sonntag zeigen: Die Paderborner sind für Kleine-Tebbe "der stärkste Gegner der bisherigen Saison". Der Aufsteiger scheint die Verluste seiner beiden Topstürmer Stefan Dalmis (zum TuS Dornberg) und Raffaele Wiebusch (RW Erklinghausen), die in der Vorsaison gemeinsam über 50 Tore erzielten, mühelos weggesteckt zu haben und unterstrich seine Qualität am vergangenen Wochenende mit einem 4:0-Erfolg über Westfalenliga-Absteiger RW Mastholte. Auch Peckeloh wird seinen Torjäger am Sonntag wohl ersetzen müssen: Matthias Gök, in Steinhagen schon frühzeitig ausgewechselt, hat wegen muskulärer Probleme mit dem Training ausgesetzt. "Wir werden kein Risiko eingehen, denn wir brauchen ihn ja nicht nur in diesem einen Spiel", sagt Kleine-Tebbe. Ein anderer hat derweil eine Einsatzgarantie: Torwart Roman Benzel wird an Stelle von Tom Weber zwischen die Pfosten zurückkehren. "Das war schon vor dem Derby so abgesprochen", betont der Trainer, dass der Wechsel nichts mit den vier Gegentoren zu tun hat. Kleine-Tebbe lobt Benzel, der seinen Trainingsrückstand aufgearbeitet und sich auch sonst während seiner Zeit auf der Bank "hervorragend verhalten hat".

SV Avenwedde - Spvg.

Steinhagen.
Spiele gegen den SV Avenwedde gehören nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen der Spvg.
Steinhagen.
Die jüngsten vier Meisterschaftspartien wurden verloren. Die Gütersloher sind zudem das bislang letzte Team, das Steinhagen vor gut einem Jahr eine Heimpleite in einem Punktspiel beibrachte. "Es gibt solche Gegner, die einem nicht liegen", sagt Steinhagens Trainer Carsten Johanning. Besonders mit dem schnellen Konterspiel der Avenwedder hatte die Spvg. zuletzt ihre Schwierigkeiten. Ein Grund, von der offensiven Grundausrichtung für diese Partie abzuweichen, ist das laut Johanning aber nicht. "Im Sturm hat es zuletzt ja gut geklappt", sagt er mit Blick auf Sebastian Herrmanns Viererpack gegen Peckeloh. Zudem fehlte den Gastgebern bisher Stürmer Marco Rüskaup, in der Vergangenheit des Öfteren Unruheherd im Steinhagener Strafraum. Die Gäste müssen auf die Urlauber Niklas Kraft und Andreas Kretschmann, den verletzten Philipp Willmann sowie Florian Goertzen (Gelb-Rot-Sperre) verzichten. Beide Mannschaften haben aus den ersten beiden Spielen jeweils erst einen Punkt mitgenommen.

Ein kurzes Soldatenleben

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Von Frank Jasper

Steinhagen-Brockhagen. Es sind die Spuren eines kurzen Lebens, die Friedrich-Wilhelm Dickenhorst von seinem Onkel Hermann Dickenhorst zusammengetragen hat. Der Brockhagener kämpfte während des Ersten Weltkriegs an der Westfront in Frankreich. Am 25. Juni 1917 erlag er dort seinen schweren Verwundungen. Er wurde nur 26 Jahre alt.

Friedrich-Wilhelm Dickenhorst, der in Schröttinghausen lebt und in Brockhagen durch die Veröffentlichung des Höfebuches als Geschichtsexperte bekannt ist, hat die Dokumente zusammengetragen, die an seinen Onkel erinnern, und schiebt ein Familienfoto über den Tisch: "Das da hinten rechts ist mein Onkel. Daneben stehen seine Eltern, Heinrich und Eleonore Dickenhorst, davor sitzen seine Schwestern Helene, Alwine, Klara und Amanda. Hermann war auf dem Foto 15 Jahre alt." Fotos, die ihn als Soldat zeigen, liegen nicht vor. Außer einem Gruppenbild aus einem Lazarett, auf dem er jedoch nicht eindeutig zuzuordnen ist.

Bereits im ersten Kriegsjahr 1914 ging es ins Gefecht. Ob sich sein Onkel freiwillig zum Militärdienst meldete oder eingezogen wurde, weiß Friedrich-Wilhelm Dickenhorst nicht. Fest steht: Er kämpfte an der Westfront in Frankreich und kam auch dort zu Tode. Nur wenige Feldpostkarten erzählen von dem Soldatenleben und lassen erahnen, wie es um den jungen Brockhagener stand.

Aus einem Brief, den der junge Mann im Juli 1915 aus Frankreich an seine Familie schickte, erfährt man, dass die Soldaten aus der Heimat mit Naturalien und nützlichen Geschenken versorgt wurden: "Teile Euch mit, dass ich die Pakete und auch die Eier (die wohl gekocht waren) und die Wurst dankend erhalten habe. [...] Von Familie Rolf habe ich eine Flasche Steinhäger bekommen. [...] Wenn Ihr mir mal was schicken wollt, dann könnt Ihr mal ein oder zwei Paar Strümpfe schicken, denn die kann ich bald gebrauchen."

Bereits 1915 lässt sich aus den Texten von Hermann Dickenhorst eine gewissen Kriegsmüdigkeit herauslesen. Auf einer Feldpostkarte, abgestempelt am 11. November 1915, schreibt er: "Bin nun wieder im Schützengraben, im allgemeinen ist es hier ruhig, doch etwas Artilleriefeuer gibt es ja immer, haben auch gute Unterstände. Bei Nacht, wenn der Rauch nicht auffällt, können wir auch heizen. [...] Sollten wir hier den Frieden erleben können, wollen wir zufrieden sein, denn endlich muss es doch mal alle werden."

Doch den Frieden erlebt der junge Soldaten aus Brockhagen nicht mehr. Am 25. Juni 1917 stirbt Hermann Dickenhorst als Unteroffizier in Frankreich an der Aisne an den Folgen schwerer Verwundungen. Die Familie trauert sehr um ihn und gibt im Haller Kreisblatt eine Todesanzeige auf, die seinem Neffen Friedrich-Wilhelm Dickenhorst vorliegt. In der Anzeige erfährt der Leser auch den Grund für die Verwundung: Ein Bauchschuss hat den Unteroffizier verletzt.

"Auch im Kriegerdenkmal ist Hermann Dickenhorst als Gefallener des Ersten Weltkriegs verzeichnet", berichtet sein Neffe. Die Familie erhält nach dem Tod noch ein Gedenkblatt vom damaligen Kriegsminister Von Stein. Das letzte Stück Papier, das an Hermann Dickenhorst erinnert.


Ein bisschen Religiosität war auch dabei

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Werther (BNO).
Mit »Ich bin dann mal weg« landete Hape Kerkeling 2006 einen Bestseller. Der amüsante Bericht des TV-Komikers über seine Erlebnisse auf dem Jakobsweg begeisterte nicht nur Millionen von Lesern, sondern führte auch dazu, dass viele von ihnen selbst auf den Pilger-Geschmack kamen. Lucas Thomas und Tjark Arnold sind zwei von ihnen. Die beiden Abiturienten aus Werther waren diesen Sommer »mal weg«.

"Das Buch von Hape Kerkeling haben wir in der achten Klasse gelesen und da war für uns schon klar: Das machen wir auch mal!", berichtete Lucas Thomas jetzt vor rund 35 Zuhörern im evangelischen Gemeindehaus. Und der Plan war auch nach dem Abitur noch aktuell. "Ich wollte meinen Horizont erweitern, mal weg von zuhause sein", erläutert Lucas Thomas, was ihn auf den Jakobsweg trieb, und fügt hinzu: "Ein bisschen Religiosität war natürlich auch dabei."

Kein Wunder, denn seit Jahrhunderten pilgern Gläubige den Jakobsweg entlang nach Santiago de Compostela, wo die Gebeine des heiligen Jakobus bestattet sein sollen. Dessen Spuren sind auch in Werther zu finden. Nicht nur, dass die St. Jacobikirche nach dem Heiligen benannt wurde. Im ältesten Teil des Gotteshauses ist zudem eine Muschel als Schlussstein verbaut. Die Jakobsmuschel ist das Symbol des Jakobsweges, der sich durch ganz Europa zieht.

Heute beschränken sich die Pilger meist auf den bekanntesten Abschnitt, den sogenannten Camino Francés, der in den Pyrenäen beginnt und sich unter anderem durch Kastilien und den Stationen Burgos und León bis nach Santiago de Compostela zieht. "70 Prozent der 215 000 Pilger wählten im vergangenen Jahr diesen Weg", so Lucas Thomas.

Für den 19-Jährigen und seinen Schulfreund Grund genug, die alternative nördliche Route zu wählen, die direkt entlang der Nordküste Spaniens verläuft. "Die ist noch nicht so kommerzialisiert, obwohl wir auch an diesem Weg Werbung von Taxiunternehmen gesehen haben", so Lucas Thomas. In Irun, kurz hinter der französisch-spanischen Grenze im Baskenland ging es los. Dann über Bilbao, Santander und Oviedo immer weiter Richtung Westen. Eine Strecke von rund 850 Kilometern.

"Landschaftlich war die Route einfach der Wahnsinn", ist Lucas Thomas begeistert von dem Weg, der sich über weite Strecken entlang der nordspanischen Steilküsten windet. Lucas Thomas und Tjark Arnold starteten am 25. Juli. Am 29. August waren sie am Ziel, Santiago de Compostela. Das Kap Finisterre, für viele Pilger nach Santiago eine weitere Station, stand von Anfang an nicht auf ihrem Plan. "Zu Fuß hätten wir das nicht mehr geschafft und fahren kam für uns nicht infrage", sagte Lucas Thomas lächelnd.

Für ihn haben sich sämtliche Erwartungen an seine Pilgerreise erfüllt: "Es war eine Mischung aus Spaß und Besinnlichkeit, einfach mal Ruhe zum Nachdenken, zum Zu-sich- selbst-Finden zu haben." Für den Wer-theraner steht fest: Es war nicht die letzte Pilgerreise. "Tjark und ich sind schon am überlegen, wann wir beide wieder vier Wochen Zeit haben könnten, um uns erneut auf den Weg zu machen."

Große Leere im Zwergenland

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Von Uwe Pollmeier

Versmold-Peckeloh. Nicole Henkefend war schon als kleines Kind liebend gern im Kindergarten. "Als ich dann in die Schule musste, wollte ich am liebsten dort bleiben", erinnert sich die 42-Jährige. Zwar ging sie später zur Telekom, aber ihren Traum hat sie nie aus den Augen verloren. Vor neun Jahren machte sie sich dann als Tagesmutter selbstständig und eröffnete in Peckeloh das Zwergenland. Nun beendet sie das Betreuungsangebot und geht in ihren alten Job zurück, da die Nachfrage nach einem Platz bei einer Tagesmutter immer mehr nachgelassen hat.

"Bis Mai hatte ich keine einzige Anfrage von Eltern", sagt Henkefend. Sämtliche Betreuungsverträge liefen zum Sommer aus, da die Kinder in den Kindergarten kamen. Bis dahin hatte sie neun Kinder im Alter von wenigen Tagen bis zu drei Jahren in der Betreuung. Unterstützung im Zwergenland erhielt sie von der Kollegin Hesna Zengin, die nun als Tagesmutter in einer Familie weiterarbeitet. Kurz vor Ende des alten Kindergartenjahres drohte ihr somit ein Zwergenland ohne Einwohner und Einnahmen.

Henkefend zog die Notbremse und entschied sich schweren Herzens, ihren Kindheitstraum aufzugeben. Als Beamtin der Telekom hatte sie bis zu 15 Jahre lang und somit inklusive Elternzeit bis zur Volljährigkeit ihres jüngsten Kindes Anspruch auf Urlaub ohne Bezüge. "Ich hätte mich somit erst 2018 entscheiden müssen, ob ich meinen Beamtenstatus zugunsten der Kinderbetreuung endgültig aufgeben möchte", sagt Henkefend. Die mangelnde Perspektive zwang sie förmlich, wieder zurück in ihren alten Job zu gehen. Verglichen mit anderen Kolleginnen der Tagesmutterbranche, die ihre Tätigkeit aufgeben, fällt sie jedoch als Beamtin recht sanft.

Dabei hatte vor neun Jahren alles so verheißungsvoll angefangen. Henkefend absolvierte eine Ausbildung zur Tagesmutter und eröffnete im Sommer 2005 das Zwergenland an der Münsterstraße 144. In der zuletzt von ihrem Schwiegervater genutzten Einliegerwohnung richtete sie sich ein Spielparadies ein. Hinzu kommt ein großer Garten, in dem die Bobbycars samt Fahrer kreuz und quer über die Grasnarbe rollen konnten. Jahrelang hatte sie lange Wartelisten, aber als die Kitas großflächig mit der U 3-Betreuung starteten, ging es bergab.

Jeannette Paaschen, Leiterin der Kita Gartenstraße und der Vermittlungsstelle für Versmolder Tagesmütter, sieht in Nicole Henkefends Schicksal keinen Einzelfall. "Tendenziell ist es so, dass die Nachfrage nach Tagesmüttern zurückgeht", sagt Paaschen. Kürzlich habe sie sogar eine Anfrage einer Tagesmutter aus Gütersloh gehabt, die gerne ein Versmolder Kind betreut hätte. Der Vorteil der Tagespflege, die für die Eltern mit exakt denselben Kosten verbunden ist wie ein Platz in der Kita, ist, dass man jederzeit einsteigen kann. Im Laufe eines Kindergartenjahres in der Kita ist das kaum möglich. "Daher wird das Angebot gerne von Zugezogenen genutzt. Oft aber auch nur, bis ein Kindergartenplatz frei ist", sagt Paaschen.

Derzeit gebe es in Versmold noch 15 Tagesmütter. Wichtig sei, so Paaschen, dass Eltern die Tagesmütter nicht als Babysitterersatz sehen. "Es ist nicht möglich, dass man sein Kind mal eben für ein oder zwei Stunden abgibt", sagt die Kita-Leiterin. Für die Betreuung von Tagesmütterkindern gelte eine Mindestgrenze von 15 Stunden pro Woche, maximal dürfen von einer Tagesmutter fünf Kinder betreut werden.

Henkefend trauert ihrem Traumjob in diesen Tagen ein wenig nach, weiß aber auch, dass es rein wirtschaftlich gesehen die beste Lösung ist. Gehaltstechnisch steht sie zukünftig ohnehin besser da. "Als Tagesmutter wird man wirklich nicht reich", sagt sie. Die Eltern hätten zuletzt immer kürzere Betreuungszeiten gewählt, entsprechend geringer seien auch die Einnahmen gewesen. "Und für die Zeit, wenn die Kinder weg sind und ich mit Aufräumen und Saubermachen beschäftigt war, hat es ohnehin kein Geld gegeben", sagt Henkefend.

"Es geht nur noch ums Geld"

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Borgholzhausen/Dissen (anke).
"Mein Vater hat mal gesagt, Politik sei ein schmutziges Geschäft", sagte Bürgermeister Hartmut Nümann bei der ersten Mahnwache gegen die Schließung des Dissener Krankenhauses. "Heute weiß ich, was er meinte", fügte er an. Die Menschen zählten heutzutage nichts mehr. Es gehe nur noch ums Geld.

Zwischen 500 und 700 Menschen waren es, die zur ersten Mahnwache auf den Rathausplatz gekommen waren. Deutlich mehr, als der Bürgermeister und seine Mitstreiter angenommen hatten. "Es ist eine Katastrophe, was hier geschehen soll", sprach Nümann aus, was viele derzeit fühlen. 110 Jahre gebe es das Dissener Krankenhaus. Ein Krankenhaus der Regelversorgung, das am 1. November geschlossen werden soll. "Das Sozialministerium in Hannover sehe auf seinem Plan nur, dass es mehrere Krankenhäuser im Osnabrücker Land gibt", so Nümann. Die verkehrliche Situation und die Entfernung nach Osnabrück oder Melle sähen sie nicht. "Wir brauchen dieses Krankenhaus", sagte das Stadtoberhaupt.

Nicole Verlage von der Gewerkschaft ver.di lobte das Engagement der Stadt und der Menschen in der Region. Sie schlug ihrerseits vor, eine Menschenkette von Dissen nach Osnabrück zu initiieren. "Sind Sie dabei?", fragte die Gewerkschaftlerin und erntete begeisterte Zustimmung. Auch Stefanie Hörning als Zweite Vorsitzende des Albertine-Fördervereins hatte noch einige Aktionen im Gepäck. Sie machte auf eine Postkartenaktion aufmerksam, die der Förderverein und die Stadt gemeinsam auf den Weg gebracht haben. "Die Postkarten können Sie jetzt schon auf der Internetseite der Stadt Dissen herunterladen. Sie werden auch an alle Haushalte in Dissen, den Nachbargemeinden und auch in Borgholzhausen und Versmold verteilt.

"Am 10. September tagt die zweite Regionalkonferenz", so Hörning weiter. "Wir wollen mit ganz vielen Menschen da hinfahren", kündigte sie an. "Kommen Sie bitte alle mit." Um 8.30 Uhr werden am Lutherhaus Busse bereitstehen, mit denen auch die nicht mobilen Menschen nach Osnabrück fahren können, um pünktlich um 10 Uhr am Kreishaus zu sein.

Pastor Rainer von Oppen sagte, dass es bei all diesen Aktionen, die bis zum 31. Oktober noch geplant sind, natürlich in erster Linie um das Krankenhaus gehe. "Es geht aber auch um eine Haltung", sagte er. Die Menschen im südlichen Landkreis müssten deutlich machen, dass sie nicht alles mit sich machen ließen. Am kommenden Freitag, 5. September, findet erneut eine Mahnwache am Rathaus statt. Nümann und seine Mitstreiter hoffen dann erneut auf viele Demonstranten. Beginn ist wieder um 16 Uhr.

Vom Arbeiterkind zur Erfolgsautorin

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Von Andreas Großpietsch

Halle-Hörste. Die Geschichte von Gila van Deldens neuem Buch »Ach du liebes Leben ...!« beginnt mit dem Versuch, alles perfekt zu machen. Mit einem neuen Server-Computersystem mit batteriegestützter automatischer Datensicherung - und der Erkenntnis, dass ein falsch installiertes Kabel perfekt klingende Pläne schnell durchkreuzen kann. Mit der Verzweiflung über den Totalverlust vieler wichtiger Daten und der nicht zu erwartenden glücklichen Fügung, dass sie sich an anderer Stelle finden lassen. Und der Inspiration, die daraus erwächst.

Eigentlich also eine ganz typische Geschichte von Gila van Delden, die durchaus auch ins eigentliche Buch passen würde, so aber nur den Weg ins Vorwort fand. "Als die Dateien alle unrettbar verloren schienen, war ich fast geneigt, das als Zeichen zu nehmen, kein weiteres Buch mehr zu schreiben", sagt die Autorin im Rückblick. Dann aber tauchte unerwartet doch noch eine Sicherheitskopie auf und für sie war klar, dass dieses Buch auf jeden Fall geschrieben werden sollte.

"Es floss nur so aus mir heraus. Ich habe fast Tag und Nacht geschrieben", beschreibt Gila van Delden, wie die Sache weiterging. Und vielleicht hätte sie die verlorenen Dateien gar nicht so sehr gebraucht, denn die interessanten Erfahrungen mit den Teilnehmern ihrer Seminare hat sie natürlich auch so stets präsent.

Doch beim Nachlesen ihrer Notizen sei ihr der Gedanke gekommen, mehr von ihrer eigenen Kindheit und Jugend zu erzählen. "Ich bin ein Arbeiterkind", sagt sie zum Beispiel. Die Verhältnisse zu Hause waren einfach, aber geordnet. "Wir haben unsere Rechnungen immer bezahlt, aber Geld war stets knapp", erzählt sie. Und erinnert sich an frühe Versuche, die materielle Situation aufzubessern: als achtjährige Austrägerin von »Unsere Kirche« zum Beispiel.

Oder dem Job in der Buchbinderei in der Nachmittagsschicht ab 14 Uhr, direkt nach der Schule, den sie mit 15 hatte. Dass es diese Buchbinderei ist, in der später auch ihre eigenen Werke hergestellt werden, dass sie den ehemals angehimmelten Lehrling als Chef wiedertrifft, entlockt ihr noch heute ein Lächeln.

"Der hat mich damals gar nicht wahrgenommen, so pummelig und pickelig, wie ich war", sagt sie. Sie habe sich sehr oft Sorgen um ihr Aussehen gemacht. In ihrem Buch schreibt sie: Der Spiegel schien mein Gegner zu sein, in dem ich mich ständig mit allen anderen verglich. Logisch, dass ich immer schlecht dabei abschnitt. Entscheidend war für mich, was andere Menschen von mir dachten.

Mangelndes Selbstbewusstsein, gepaart mit dem Wunsch, alles 110-prozentig zu machen, seien lange bestimmende Charaktermerkmale gewesen, gibt sie zu. Viele der anekdotischen Geschichten, die sich in dem von ihr als »«heiterer, spiritueller Lebensrückblick« bezeichneten Buch finden, schildern diese Ängste und Unsicherheiten in humorvoller Weise.

Dass Gila van Delden heute als selbstbewusste Seminarleiterin erfolgreich ist, sieht sie als Ergebnis einer lange Reise, auf der es auch an Irrtümern nicht gefehlt hat. Das Ziel dieser Reise sei die Entwicklung ihrer eigenen Seele, ihrer eigenen Persönlichkeit. "Gern hole ich mir den Rat anderer ein, aber ich entscheide allein, weil es mein Leben ist, für das ich die Verantwortung übernommen habe", so fasst sie die veränderte Grundhaltung zusammen.

Allein entscheiden wird sie sicher auch, ob sei noch ein weiteres Buch schreibt. Neben dem bislang sechsten der biographischen Tatsachenberichte, wie sie ihre Erzählweise beschreibt, ist sie auch die Autorin von zwei Lebenshilfebüchern. Ihr Erstling »... nicht heulen, Husky«, der ihre Auswanderung nach Kanada schildert, war ein spektakulärer Erfolg, der sogar erfolgreich fürs Fernsehen verfilmt wurde.

Das Schreiben von Büchern ist für Gila van Delden aber eigentlich nur Nebenjob. Ihre Haupttätigkeit sind Seminare, in denen es um die spirituelle Weiterentwicklung der Teilnehmer geht. Sie selbst spricht von Wellness für die Seele, die dort gefunden werden könne. Obwohl Gila van Delden in einem Alter ist, in dem viele andere bereits die Rente genießen, denkt sie für "die nächsten fünf Jahre" nicht ans Aufhören.

»Ach du liebes Leben ...!« ist erschienen im Country-Verlag, den die Autorin selbst gegründet hat. Gila van Delden kann auf eine treue Leserschaft zählen. Die Startauflage beträgt 3000 Exemplare, der Preis 24,90 Euro. Ab heute ist das Werk im Buchhandel erhältlich.

Tanzfreudiger Nachwuchs gesucht

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Borgholzhausen (anke).
Wie vielen anderen Vereinen macht auch den Jazzgruppen im TV Jahn der Ganztagsunterricht an den weiterführenden Schulen zu schaffen. Nach den Sommerferien haben sich einige Gruppen stark dezimiert. Nun wird verstärkt Nachwuchs gesucht für eine Sportart, die gesund ist und großen Spaß macht.

In den beiden Jazz- und Modern-Dance-Gruppen von Lisa Neitzel, ehemals Tänzerin in der Jazz- und Modern Dance-Formation »Spirits«, sind nur noch neun Kinder. "Drei in der Gruppe der Acht- bis Zwölfjährigen, sechs in der Gruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen", erzählt die 20-Jährige. Mit mehr Aktiven würde das Ganze deutlich mehr Spaß machen, "man könnte ganz andere Choreografien tanzen", sagt sie.

Wer Lust auf Tanzen hat, kann donnerstags zwischen 17 und 18 Uhr oder freitags zwischen 17 und 18.30 Uhr im Tanzsportraum am ehemaligen Hotel Meyer, Freistraße 9, unverbindlich in die Trainingsstunde hineinschnuppern.

"Das Training beginnt regelmäßig mit einem Aufwärmprogramm", erzählt die Trainerin. Danach werden verschiedene Choreografien eingeübt. JazzDance hat das Merkmal, dass es keine festgelegte Form gibt und ist daher für viele Stile offen. Elemente aus Folklore über Klassik bis zu Sport und Akrobatik werden im Jazz Dance verarbeitet.

Natürlich kommt auch die Geselligkeit nicht zu kurz. "Wir gehen auch mal essen, gucken Tanzfilme und wir haben auch schon mal im Tanzraum übernachtet", berichtet Lisa Neitzel. In der Gruppe könne man Freundschaften schließen, ein wunderschönes Hobby teilen und dabei noch eine ganze Menge für die eigene motorische Entwicklung tun.

Wem Jazztanz nicht so liegt, der kann auch in eines der anderen Angebote des TV Jahn hineinschnuppern. Kinder und Jugendliche können immer mittwochs in den Unterricht in den Bereichen Kindertanz/Jazztanz, Bambini-Ballett, Videoclip-Dancing und Hip-Hop in den Unterricht hineinschnuppern. Der Tanztrainer ist Francisco Afonso.

Erwachsenenpaare sind zu den Tanzabenden am Montag und Mittwoch willkommen. Wer Lust auf Discofox, Langsamen Walzer, Wiener Walzer, Rumba, Cha-Cha-Cha und Tango hat, darf vorbeischauen und mitmachen. Infos im Internet bei www.tvjahn1919.de oder unter ` (0 54 24) 29 81 24 und (0 54 25)15 72.

Mittendrin miteinander feiern

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Werther (BNO).
Das Motto erinnerte ein wenig an jenes, das der erste Kaiser von China für sein Reich gewählt hatte: »Gemeinsam unter einem Himmel« lautete am Sonntag die Überschrift des Sommerfestes der Evangelischen Stiftung Ummeln. Zum zweiten Mal fand dies nun nicht mehr auf dem Gelände der »Waldheimat« am Teutoburger-Wald-Weg, sondern mitten in
Werthers Zentrum statt.

Wie es am Hof des ersten Kaisers von China zugegangen ist, kann man sich vorstellen. Sehr steif vermutlich. Von solcherart Stimmung war beim Sommerfest, das sich vom Venghauss-Platz bis in den Stadtpark erstreckte, nichts zu merken. Die Organisatoren hatten sich ein buntes und fröhliches Fest gewünscht und dieser Wunsch sollte auch in Erfüllung gehen.

Grundlage für das gelungene Fest war eine reibungslos funktionierende Logistik. Denn nicht nur die »Waldheimat« feierte jetzt ihr Sommerfest. Auch die Stiftungs-Standorte Bielefeld, Halle und Rheda-Wiedenbrück feierten mit. Die Behindertenhilfe der Evangelischen Stiftung unterstützt in stationären und ambulanten Wohnformen derzeit rund 420 Menschen mit Anspruch auf Assistenzleistungen oder Eingliederungshilfe.

Die Wohn- und Betreuungsangebote der Jugendhilfe werden augenblicklich von etwa 120 Personen wahrgenommen. Die Stiftung beschäftigt momentan rund 480 Mitarbeitende. Bisher feierte jeder Standort und jeder Geschäftsbereich sein eigenes Sommerfest. Diese Zeiten sind seit der Premiere im vergangenen Jahr vorbei.

Zunächst war angedacht gewesen, das Fest in jedem Jahr an einem anderen Standort zu feiern. Doch der reibungslose Ablauf im vergangenen Jahr bewog die Organisatoren von der Evangelischen Stiftung dazu, wieder die Böckstiegelstadt als Veranstaltungsort zu wählen.

"Die Mitwirkung aller Beteiligten und die freundlichen Rückmeldungen der Stadt Werther waren so positiv, dass wir uns auch in diesem Jahr dazu entschlossen haben, hier zu feiern", so Pastor Uwe Winkler vom Stiftungsvorstand. Dass mitten in der Stadt gefeiert wird, ist nach wie vor das zentrale Element des Konzepts, das auch dem Plan der Stiftung entspricht, im Sinne der Inklusion ihre Wohneinheiten nach und nach in den Zentren der Städte anzusiedeln.

Erst vor wenigen Wochen wurde ein neues Wohnprojekt für 24 Klienten des diakonischen Trägers an der Bielefelder Straße in Werther eröffnet und bezogen. Dadurch erhoffen sich die Mitarbeiter der Evangelischen Stiftung nicht zuletzt mehr Kontakte zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen.

Möglichkeiten, miteinander ins Gespräch zu kommen, bot das Sommerfest jede Menge. Zumal viele Institutionen und Gruppen am Erfolg der Veranstaltung mitwirkten: Der Chor des Offenen Ganztags (OGS) der Grundschule Werther war genauso vertreten wie der Freizeitverein, der BV Werther, der AWO-Waldkindergarten »Waldkauz« und das Team des »Jacobi live«-Gottesdienstes zum Abschluss der Veranstaltung.

An zahlreichen Ständen präsentierten sich zudem die verschiedenen Geschäftsbereiche und Projekte der Stiftung. Zu ihnen zählt unter anderem die Anker Villa in Rheda-Wiedenbrück. Hier arbeiten sechs Menschen ohne und vier mit Behinderungen erfolgreich Seite an Seite. "Man muss einfach nur sehr viel aufeinander Rücksicht nehmen und genau darauf schauen, was der Eine kann und der Andere nicht", nannte Köchin Waltraud Gehlhaar das einfache Rezept, das ohne weiteres in so gut wie allen Bereichen des Miteinanders angewendet werden kann.

Zwei, die Musik lieben und leben

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Von Tasja Klusmeyer

Versmold-Bockhorst. Sie hat in den vergangenen 40 Jahren Generationen Bockhorster Kinder durch ihre Kindergartenzeit begleitet. Er prägt seit 25 Jahren die Kirchenmusik in der kleinen Gemeinde. Eine Erzieherin, ein Kantor - ihr Tätigkeitsfeld ist ein unterschiedliches, und doch haben Heike Ellerbeck und Andreas Schnell vieles gemeinsam: die Liebe zu Bockhorst und die Liebe zur Musik. Am Sonntagmorgen feierten die beiden ihre Berufsjubiläen gemeinsam und besonders Kantor Schnell ließ dabei mehr die Musik denn die Worte sprechen.

Einem Familiengottesdienst in der Dorfkirche folgte der Empfang im Gemeindehaus mit Sekt, Kaffee, Kuchen, kleinen Geschenken und großen Worten. Die Redner - Marlene Ens als Kindergartenbeauftragte des Kirchenkreises, Kitaleiterin Christine Mescher, Kreiskantorin Annette Petrick und Georg Vogel vom Förderverein Kirchenmusik - waren voll des Lobes und Dankes für die beiden "Schätze" der Gemeinde.

"Wir können uns freuen, so langjährige Mitarbeiter wie Sie zu haben", sagte Ens an Heike Ellerbeck gerichtet. In vier Jahrzehnten habe sie viele Veränderungen der Pädagogik, der gesetzlichen Rahmenbedingungen oder im gesellschaftlichen Denken erlebt. Mit einem Gespür für die Kinder und die Bedürfnisse der Familien sowie mit der nötigen fachlichen Kompetenz habe sie viele Mädchen und Jungen beim Großwerden begleitet.

Eine wichtige Rolle in ihrer Arbeit als Erzieherin spielt die Musik. Heike Ellerbeck, selbst lange Zeit Mitglied im Kirchenchor, ist im Bockhorster Kindergarten für ihr Gitarrenspiel bekannt. Gemeinsam mit An-dreas Schnell baute sie darüber hinaus den Karibu-Kinderchor der Gemeinde auf. "Der Kindergarten profitiert von ihrer musikalischen Bildung und die Gemeinde profitiert von An-dreas Schnells Engagement als Kantor", sagte Christine Mescher über die beiden Jubilare.

Andreas Schnell, der im Harz aufwuchs, verschlug es aus Zufall nach Bockhorst. Nach seinem Studium der Kirchenmusik in Herford absolvierte er seinen Zivildienst. "Ich brauchte damals einen Nebenjob, weil ich eigentlich noch Klavier studieren wollte." So fing er nebenberuflich als Kirchenmusiker in Bockhorst an - eine Tätigkeit, die ihm große Freude bereitete. Besonders das Miteinander unter den Menschen im Ort schätzt er. Eine Eigenschaft, die der heute 51-Jährige offenbar nicht missen möchte.

Die Aussicht auf eine hauptamtliche Stelle ließ ihn zwischenzeitlich mit seiner Ehefrau Susanne Koebbel in die Lüneburger Heide ziehen. Bereits nach wenigen Monaten packte die beiden das Heimweh und sie gingen zurück ins vertraute Bockhorst.

Sein 25-jähriges Arbeitsjubiläum feierte Andreas Schnell gestern noch als nebenberuflicher Kirchenmusiker. Mit dem heutigen 1. September ist er hauptberuflich Kantor mit einer 50-Prozent-Stelle in Bockhorst und weiteren 30 Prozent in

Borgholzhausen.
Es dürfte also kaum das letzte Jubiläum sein, das Andreas Schnell in seiner großen Bockhorster Musik-Familie gefeiert hat.

Möglicherweise ist Heike Ellerbeck beim nächsten Mal auch mit dabei. Nicht mehr als Jubilarin, denn sie geht noch dieses Jahr in den Ruhestand, aber vielleicht wieder als Sängerin im Kirchenchor ...


Kein Pardon bei der Promi-Dusche

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Von Frank Jasper

und Birgit Nolte

Steinhagen-Brockhagen (BNO).
"Der Brockhagener scheint wetterfest zu sein", freute sich Klaus Landwehr, Vorsitzender der Kyffhäuser-Kameradschaft, angesichts der zahlreichen großen und kleinen Bürger, die sich am Samstagabend in den Fackelzug durch den Ort einreihten. Feucht-fröhliche Momente bestimmten das Dorfgemeinschaftsfest das ganze Wochenende über.

Bei der Brockhagen-Olympiade gestern Nachmittag war die Promi-Dusche eine der Jux-Disziplinen. Die Kandidaten mussten mit einer Feuerwehrpumpe Bürgermeister Klaus Besser, Pfarrer André Heinrich und die heimischen Vereinsvorsitzenden nass machen. Und die Teilnehmer kannten kein Pardon.

Der neue Festplatz, auf dem das Fest erstmals stattfand, kam bei Organisatoren und Besuchern gut an. "Der Platz ist größer, so dass wir mehr Gestaltungsmöglichkeiten haben, allerdings ist es auch mehr Arbeit, weil die Versorgungsleitungen länger werden", berichtete Stephan Kaiser vom Organisationsteam.

Im großen Zelt hatten bereits am Freitag Bands gespielt. Auch am Samstagabend bebte die Bühne (siehe Bericht auf der zweiten Steinhagener Lokalseite).

Kurz bevor es am Samstag zum Fackelumzug ging war der 25. Jugendkönig beim Dorfgemeinschaftsfest ausgeschossen worden. 22 Kinder und Jugendliche hatten den Holzadler ins Visier genommen. Als 2. Adjutantin stand um 18.57 Uhr Betty Wienke fest, die den linken Flügel abschoss. Der rechte Flügel und damit das Amt des 2. Adjutanten ging um 19.17 Uhr an Paul Pohlmann. Janis Jurke stand um 19.52 Uhr als 25. Jugendkönig fest. Er hatte schließlich den Rumpf abgeschossen. Dem neuen Jugendthron waren nicht nur die Glückwünsche der Organisatoren des Schießens, KK-Jugendleiter Uwe Wagemann und Schießwart Daniel Wiggers, sicher. Das Trio freute sich zudem über nagelneue Fußbälle.

Gestern versammelte sich Brockhagen am frühen Nachmittag zum Festumzug. Zur musikalischen Untermalung waren der Spielmannszug Marienfeld und - erstmals dabei - der Feuerwehrmusikzug Spexard nach Brockhagen gekommen. Am Mahnmal erinnerte Pfarrer André Heinrich an die Opfer der Weltkriege, spannte aber auch den Bogen zu aktuellen Krisen.

Mit Spannung erwartet wurden die Gewinner der großen Verlosung. 39 attraktive Gewinne gab es zu vergeben und die Moderatoren Harald Godt und Stephan Kaiser zelebrierten die Preisvergabe regelrecht. Über den Hauptgewinn, ein Fahrrad von Zweirad Magerkohl, freute sich schließlich Friedrich-Wilhelm Uhlemeyer. Den Hotelgutschein für zwei Übernachtungen in Berlin, gespendet vom Haller Kreisblatt, gewann Yannik Diestelkamp. Einen Rundflug von Gerd Zimmermann erhielten Friedel Elbracht, Jens Vahle und Nils van Genabith. Den 100-Euro-Gutschein von Gerry Weber nahm Sigrid Ordelheide mit. Heute Abend wird mit den Emsperlen weitergefeiert.

Weite Schläge bringen den Sieg

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von Alexander Heim

Halle. Olympiasiegerin In-grid Mickler-Becker, Schauspieler Simon Licht, Geburtstagskind Wolf Walther, Boxer Sven Ottke oder Fußballer Patrick Owomoyela haben sich allesamt beachtlich geschlagen bei der siebten Auflage des Good Hope Charity Golf Cups.

Am Ende aber setzte sich doch erneut die Jugend durch. Maximilian Sattler (22) und Marie-Elisabeth Hohn (26) gewannen souverän das Turnier, bei dem der Spaß nicht zu kurz kam.

Mit 32 Nettopunkten ging der 22-jährige Recklinghausener als Sieger aus dem Turnier hervor. Bereits zuvor konnte Werner Schulze-Erdel, der die Siegerehrung moderierte, ihm gratulieren. Schließlich hatte Maximilian Sattler auch den »Longest Drive« mit mehr als 300 Metern für sich entschieden. Bei den Damen gelang Marie-Elisabeth Hohn die längste Weite (mehr als 200 Meter). »Nearest to the pin« spielten Volker Vornbäumen vom GCTW (1,99 Meter). »Nearest to the bottle« kam Eckhard Hahn (ebenfalls GCTW), mit 84 Zentimetern.

Als »Sexiest Woman of the Tournament« wurde Christine Nölker ermittelt. Der »Sexiest Man« war Radfahr-Olympiasieger Olaf Ludwig. In den Nettoklassen gewannen (Klasse A) Dr. Hans-Jürgen Noske (39 Punkte), Volker Saß (35) und Bernd Batthaus (35). Klasse B: Christine Nölker (44), Wolf Walther (43) und Sonya Heine (39) sowie (Klasse C) Barbara Faber (39), Frank Nölker (39) und Karsten Vogt (37).

Trotz leichter Wetterkapriolen kamen alle Spieler zufrieden ins Ziel. "Es hat einfach unfassbar viel Spaß gemacht, dass man sich einmal nicht an die Regeln halten musste", erklärte Marie-Elisabeth Hohn. "Da macht man plötzlich Schläge, die man noch nie gemacht hat." Auch Maximilian Sattler freute sich: "Der Flight war wirklich super, das Wetter hat - bis auf 20 Minuten Regen - gehalten, der Platz war in einem guten Zustand."

Der nächste Good Hope Cup ist für August 2015 geplant.

Bulanov kann’s nicht fassen

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Von Claus Meyer

Peckeloh. Das dritte Meisterschaftsspiel der Saison von Fußball-Landesligist SC Peckeloh war laut Trainer Markus Kleine-Tebbe "das dritte gute Spiel in Folge von uns". Für einen Dreier reichte es im Heimspiel gegen Suryoye Paderborn aber nicht. Mit einem für die Gäste schmeichelhaften 1:1 (0:0) endete die gestrige Partie.

Schmeichelhaft war das Remis für Paderborn vor allem gemessen an zwei Szenen aus der zweiten Halbzeit. Bis es so weit war, besorgte zunächst Pawel Matejewski das 1:0 (67.), als er eine Freistoßmaßflanke von Marvin Heinsch aus kurzer Distanz per Kopf zur verdienten Führung in die Maschen wuchtete.

Anschließend vergab Heinsch eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff die Chance zum 2:0. Nach einem an Thomas Göktas verursachten Foulelfmeter scheiterte er zunächst an Benedikt Ernst im Paderborner Tor und traf anschließend den Nachschuss nicht richtig. "Bei 2:0 wäre das Spiel entschieden gewesen", war sich nach Schlusspfiff nicht nur Kleine-Tebbe sicher. "2:0 und zehn Mann wären tot gewesen", kommentierte Elfmeterkiller Ernst die Situation ähnlich.

So aber waren die Gäste drei Minuten später wieder quicklebendig. Mit einem Steilpass war die Peckeloher Hintermannschaft ausgehebelt und Paul Schäfer behielt allein vor SCP-Torwart Roman Benzel die Nerven - 1:1 (78.).

Knackpunkt Nummer zwei war dann die Szene aus der 90. Minute: Wieder fand ein Freistoß von Heinsch den Kopf von Matejewski. Ernst brachte den Ball nicht unter Kontrolle, was der gerade eingewechselte Alexander Bulanov nutzte, um das Leder im Fünfmeterraum nah am Schlussmann stehend ins Tor zu köpfen. Statt zur Mitte zu zeigen, entschied Schiedsrichter Thorsten Milde jedoch auf indirekten Freistoß für Paderborn. Seiner Meinung nach war Bulanov Ernst regelwidrig angegangen. Eine Meinung, für die der Unparteiische einen fassungslosen Blick vom verhinderten Siegtorschützen erntete - und nach der Partie eine verbale Schelte von Kleine-Tebbe: "Der Torwart fängt den Ball einfach nicht. Da muss der Linienrichter den Schiedsrichter auch einmal korrigieren dürfen."

Zwei Minuten später hatte der SCP-Coach erneut Grund, sauer auf Milde zu sein. Der zeigte Jonay Torrez Diaz nach relativ harmlosem Einsteigen gegen Ernst in der Nachspielzeit die Ampelkarte.

Niveau fordert Tribut

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Von Claus Meyer

und Jörn Möller

Altkreis

Halle.
An Sercan Özdil ließ sich am Sonntag ein Dilemma des SC Peckeloh festmachen. Der Landesligist spielt derzeit ansehnlichen Fußball, so auch beim 1:1 gegen Suryoye Paderborn. Das Niveau aber fordert seinen Tribut.

In kräftezehrender Kooperation mit Kevin Ikeakhe sorgte Özdil auf der rechten Abwehrseite dafür, dass der Laden gegen gefährlich konternde Paderborner dicht blieb. Kurz vor der Halbzeit war dann Schluss. Sicherheitshalber nahm Trainer Markus Kleine-Tebbe den angeschlagenen Özdil aus dem intensiv geführten Spiel, als nach 44 Minuten Schwerstarbeit eine Zerrung drohte. "Die Belastung war enorm", sagte Kleine-Tebbe. Denn mit seiner vor dem Anpfiff geäußerten Vermutung, Suryoye werde dem SCP alles abverlangen, lag der Trainer richtig. Ob Özdil in der kommenden Partie bei Schlusslicht RW Kirchlengern auflaufen kann, entscheidet sich laut Kleine-Tebbe heute.

Auch bei Sebastian Selchert und Dennis Schmidt hatte die Partie gegen Paderborn Spuren hinterlassen. "Für Dienstag melde ich mich schon einmal ab", ließ Selchert den Trainer nach Abpfiff wissen. Mit einem "Da humpelt er" verabschiedete Kleine-Tebbe derweil seinen Defensivstrategen Schmidt in die Kabine, der einen Schlag auf die Wade bekommen hatte. "Das ist wie ein Pferdekuss", so Kleine-Tebbe. Kevin Ikeakhe (Rippenschmerzen) und Torschütze Pawel Matejewski, bei dem der Fuß zwickt, mussten schon mit dem Anpfiff auf die Zähne beißen. Die Personalsorge wird nicht kleiner beim Blick auf Matthias Gök, der gegen Paderborn weiterhin fehlte, und seinen Vertreter Jonay Torres Diaz, der gegen Kirchlengern nach seiner gelb-roten Karte gesperrt fehlen wird.

Wie passend, dass der SCP in Vincent Hall eine Alternative erhält. Der vielseitige Defensivspieler wechselt von Ligakonkurrent SV Avenwedde an die Wöste. Schon im März hatte Peckeloh den 20-Jährigen als Neuzugang vom SC Verl II gemeldet. SCP-Abteilungsleiter Jan Fahrenwald: "Dann hat ihn Avenwedde offenbar noch einmal umgebogen." Nun hat es kurzfristig doch mit der Verpflichtung geklappt, offenbar auch auf Halls eigenes Betreiben. Fahrenwald: "Er ist für uns eine Verstärkung."

Hall geht, dafür baute Avenwedde beim 3:0 über die Spvg. Steinhagen auf Cem Okan Can. Er kam in der 65. Minute in die Partie und legte Fitim Syla neun Minuten später das 3:0 auf. Der SVA hatte Can erst am Freitag von Westfalenligist VfB Fichte losgeeist.

Bei Bezirksligist BV Werther ist die Stimmung nach dem 3:3 beim FC Muckum im Keller. Kotrainer Guido Nowak: "Wenn wir so gegen Varl antreten, bekommen wir eine richtige Klatsche." Dass es in der Nachspielzeit fast noch zum Sieg gereicht hätte, tröstet wenig: "Nach dem Spiel hätten wir es nicht verdient gehabt." Neben der mageren sportlichen Darbietung machte Nowak noch ein anderer Aspekt Sorgen: "Dennis Bresser musste mit muskulären Problemen raus, bei Sascha Ostermann könnte es ernster sein. Den Punkt haben wir uns teuer erkauft."

Auch Lokalrivale SV Häger könnte für seinen Punktgewinn gegen Union Minden einen hohen Preis gezahlt haben. In seiner letzten Aktion verletzte sich Spielertrainer Pascal Hofbüker im gegnerischen Strafraum: "Ich bin da unglücklich umgeknickt." Falls er ausfiele, könnte in der kommenden Woche Frederic Kollmeier seinen Platz in der Fünferkette einnehmen. Kollmeier kehrt aus dem Urlaub zurück. Auch Torhüter Filip Dragic und Stürmer Gökay San stehen vor der Rückkehr ins Training.

Nur wenige Kilometer hinter Häger herrscht beim TuS Jöllenbeck eitel Sonnenschein. "Ein so gutes Ergebnis hätte ich im Vorfeld der Partie niemals erwartet", sagte Trainer Tobias Demmer nach dem 7:1-Schützenfest gegen den VfL Theesen II. Der TuS ist mit dem Sieg gegen den Ortsrivalen nun punktverlustfreier Zweiter der Bezirksliga. Theesen II ziert dagegen den vorletzten Platz mit nur einem Zähler. "Wir haben den Jöllenbeckern viel zu viel Möglichkeiten zu Kombinationen geboten", bemängelte Trainer Daniel Pohl. Nach zwölf Minuten stand es 2:0 für die Gastgeber, und es war klar, dass für den VfL an diesem Nachmittag keine Punkte zu holen waren. Mit den schnellen Toren zum 3:0 und 4:0 nach der Pause (49., 51.) war der Deckel endgültig drauf auf der Partie.

Vandalen an der Waldbadstraße

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Von Jonas Damme

Steinhagen-Amshausen. Die vielgescholtene »Spur der Verwüstung« hinterließen ein oder mehrere Täter am Wochenende in Amshausen. In der Nacht von Samstag zu Sonntag zerstörten sie drei Bushaltestellen entlang der Waldbadstraße. Der Schaden ist erheblich. Bei der Polizei haben sich bereits mehrere Zeugen gemeldet, weitere werden gesucht.

"In diesem Ausmaß hatten wir so etwas noch nie", sagt Erwin Rellmann, stellvertretender Leiter des Steinhagener Ordnungsamts. "Dass bei der einen oder anderen Bushaltestelle eine Scheibe beschädigt wird, kommt schon mal vor. Aber drei komplett zerstörte Haltestellen, so schlimm war es bisher noch nicht." Die Täter blieben aber nicht gänzlich unbemerkt. So wurde Ordnungsamtsmitarbeitern berichtet, dass mehrere auffällige Personen nachts gesehen wurden.

Eine Amshausenerin berichtet außerdem, dass sie von einem "scheppernden Geräusch" aufgewacht sei. Danach habe sie zwei Männer gehört, die ihrer Beobachtung nach nicht lallten oder sonst betrunken gewirkt hätten. 3.15 Uhr habe da der Wecker angezeigt. Die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, wohnt am Rosenplatz - am nächsten Morgen war die dortige Bushaltestelle zerstört. Auf dem Weg der Vandalen lagen außerdem die Haltestellen »Florex« - nahe der Bahnhofstraße - und »Altenzentrum« am Matthias-Claudius-Haus. An allen drei Wartehäusern wurden mehrere oder alle Glasscheiben eingeschlagen. "Das ist Sicherheitsglas", sagt Rellmann. "Dazu muss man schon einige Energie aufwenden." Ein kleiner Stein würde nicht ausreichen, mindestens ein Pflasterstein oder eine schwere Stange seien nötig, um die Scheiben zu zerstören. "Da hatte jemand eindeutig zu viel Kraft." Um Verletzungen und weiteren Beschädigungen vorzubeugen, begannen die Mitarbeiter des Bauhofes bereits am Sonntag damit, den Schaden zu beseitigen. Am Montagmorgen war von der Zerstörung selbst schon nichts mehr zu sehen. Der finanzielle Schaden wird gegenwärtig erhoben. "Die Preise pro Scheibe liegen je nach Größe zwischen 200 und 300 Euro", sagt Erwin Rellmann. Demnach läge der Sachschaden pro Haltestelle bei weit mehr als tausend Euro, die Kosten für eventuelle Reparaturen an den Metallträgern noch nicht mitgerechnet. Die Polizei sucht Zeugen. Hinweise und Angaben zu den Geschehnissen in der Nacht zu Sonntag nimmt sie in Halle unter ` (0 52 01) 8 15 60 entgegen.

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