Steinhagen.
Sollte Klaus Besser am 25. Mai als Bürgermeister wiedergewählt werden, feiert er im Herbst sein »20-Jähriges« auf dem Chefsessel. Doch noch ist es nicht so weit, ein paar Tage Wahlkampf liegen noch vor dem 54-Jährigen. Im Gespräch mit den HK-Redakteuren Sonja Faulhaber und Frank Jasper spricht Klaus Besser über seine bisherige Arbeit, seine Ziele für die nächsten sechs Jahre und warum er sich besonders für sozial schwache Familien einsetzt.
Herr Besser, Ihr Wahlkampf am Grill läuft schon einige Wochen. Wie viele Würste haben Sie denn bisher gewendet?
Klaus Besser: Wir haben allein bei den ersten sieben Events mehr als 1500 Würstchen gegrillt. Und ich rechne beim Abschluss am Spielplatz Brückhof noch einmal mit vielen Besuchern.
Grillen liebt jeder. Aber bei Ihnen drehen sich im Holzkohlerauch die Gespräche ja weniger um den perfekten Bräunungsgrad als vielmehr um Lokalpolitik. Was brennt den Steinhagenern unter den Nägeln?
Besser: Das sind ganz unterschiedliche Themen, die die Bürgerinnen und Bürger da ansprechen. Das sind Dinge aus dem Schulbereich, baurechtliche Fragen oder einfach mal ein Problem mit dem Müll. Die Gelegenheit wird genutzt, alle Themen, die bewegen, dort anzusprechen.
Bleiben wir mal beim Thema Schule. Die Sekundarschule ist für die SPD noch nicht vom Tisch?
Besser: Für uns ist am Ende der Elternwille entscheidend. Das muss man akzeptieren, aber man muss ihn auch erst einmal erfragen. Vor allem müssen wir offen sein für Veränderungen, wenn die Eltern es wünschen. Daher muss man aus meiner Sicht schon die Grundschuleltern befragen, um zu sehen: Gibt es Wünsche in Richtung Sekundarschule, Gesamtschule oder Beibehaltung der Realschule. Deshalb wollen wir jährlich nachfragen.
Vermutlich ist die Autobahn das zweites große Thema beim Grillen?
Besser: Eigentlich weniger. Da geht es eher um pragmatische Fragen: Wann wird der Upheider Weg wieder aufgemacht oder wie hoch ist der Lärmschutzwall am Baugebiet Diekmann.
Wie ist denn die Stimmung beim Thema »A 33«? Haben die Steinhagener sich damit abgefunden?
Besser: Bei vielen ist die Stimmung nach wie vor kritisch. Aber gut, die Entscheidung ist im September 1968 getroffen worden. An der Trasse können wir einfach nichts mehr ändern.
Straßen.NRW verspricht: 2017 rollt der Verkehr. Sie glauben nicht daran?
Besser: Nun ja, beim ersten Spatenstich 2009 wurde 2013 als Fertigstellungstermin verkündet. Das liegt lange hinter uns. Nun soll es 2017 werden. Ich bin da sehr skeptisch, aber wir warten es einfach mal ab - immerhin sieht man ja, dass es vorangeht. Auch wenn man an den meisten Stellen dem Bauzeitenplan hinterherhinkt.
Freuen Sie sich über jeden Monat, den die Arbeiten länger dauern? Immerhin lässt auch der Autobahn-Lärm dadurch auf sich warten?
Besser: Nein, ganz im Gegenteil. Aus meiner Sicht wäre es für die Steinhagener wesentlich schöner, wenn die Bauzeit möglichst kurz wäre. Jeder Monat Bauzeit führt zu einer größeren Belastung für die Bürger.
Falls Sie wiedergewählt werden, welche Projekte packen Sie in der nächsten Legislaturperiode an?
Besser: Da gibt es für den Bürgermeister unendlich viel zu tun. Es gilt zum Beispiel das Familienaudit umzusetzen. Wir sind zwar schon familienfreundlich, aber der Rat hat uns für die kommenden drei Jahre viele Ziele gesetzt, um noch familienfreundlicher zu werden. Außerdem gilt es, das Klimaschutzkonzept umzusetzen. Zum Dritten gibt es eine Menge zu tun im Bereich der Gemeindeentwicklung. Ich erinnere zum Beispiel an die Ortskernsanierung, da sind wir mittendrin.
Mittendrin? Da hat man eher das Gefühl, es stockt.
Besser: Nein, wir haben Bindungsfristen in Bezug auf die Landesmittel. Die Umsetzungsphase war immer angedacht bis 2019 und fällt damit komplett in die nächste Legislaturperiode. Außerdem passiert demnächst wieder etwas: Der Park um den Dorfteich herum soll im Herbst gebaut werden und als Nächstes steht dann der Bereich rund um die Kirche an. Da laufen zurzeit die Untersuchungen, was unter der Erde los ist. Wir wollen feststellen, wie die Kanäle und anderen Versorgungsleitungen aussehen. Und danach geht es mit dem Marktplatz weiter.
Noch mal zurück zur Kirche. Wie geht es mit dem Pflaster weiter?
Besser: Man muss sich von der Vorstellung lösen, dass man den Blaubasalt so drinlassen kann. Er muss komplett hochge-nommen werden, um an die darunter verlaufenden Versorgungsleitungen zu kommen. Doch es ist politischer Wille, dass der Blaubasalt wieder verwendet wird. Er ist viel zu schade und zu wertvoll, um ihn
nicht wieder zu verwenden.
Den kenne ich schon aus Kindheitstagen. Auf dem Basalt bin ich schon mit dem Mofa drübergefahren. Und außerdem ist er typisch für unseren Ortskern.
Was ist in der letzten Wahlperiode nicht so gut gelaufen?
Besser: Tja ... (kurze Pause) Es ist uns nicht gelungen, die Eltern zu überzeugen, dass die Sekundarschule eine Chance gewesen wäre. Sie hätte bei ähnlichen Schülerzahlen deutlich mehr Lehrkräfte gebracht.
Von Ihrem Herausforderer Alexander Alt wird oft bemängelt, dass der Dialog mit den Nachbarkommunen nicht gut funktioniert. Beispiel »Gesamtschule Halle«. Da hatte man das Gefühl, dass die Kommunen sich nicht absprechen. Täuscht dieser Eindruck?
Besser: Ich glaube, das ist an dieser Stelle weniger mir vorzuwerfen, sondern eher der Kommune, die jetzt unbedingt eine Gesamtschule durchsetzen möchte. Ansonsten ist die Zusammenarbeit sehr intensiv zwischen den Kommunen im Kreis Gütersloh. Sei es im Bereich Wirtschaftsförderung oder Tourismus. Und auch bei den Schulfragen, wenn ich zum Beispiel an die Diskussion über Inklusion und Förderschule denke. Oder bei der Abfallbeseitigung und bei der Volkshochschule - da gibt es eine Vielzahl von Kooperationen. Aber natürlich muss man auch die Interessen seiner Gemeinde vertreten, wenn eine Nachbarkommune versucht, ihre eigenen Interessen durchzusetzen, ohne mal den Blick über den Tellerrand zu wagen.
Gibt es im Bereich Wirtschaft Bestrebungen, mit Nachbarkommunen zusammenzuarbeiten - zum Beispiel bei interkommunalen Gewerbegebieten?
Besser: Steinhagen wäre dazu durchaus bereit. Das ist bisher aber daran gescheitert, dass von der Bezirksregierung keine zusätzlichen Flächenpotenziale zugestanden worden sind. Wir müssten Potenziale nachweisen, die wir im eigenen Gemeindegebiet nicht realisiert bekommen. Steinhagen hat jedoch genug Gewerbeflächen. Daher war eine Beteiligung zum Beispiel am Ravenna-Park nicht möglich. Wir haben in Steinhagen sogar Überschüsse. Deswegen die Rücknahme von einem Hektar Gewerbefläche im Gebiet Detert an der Bahnhofstraße.
Wenn Sie wiedergewählt werden, welche Projekte möchten Sie auf jeden Fall verwirklicht sehen?
Besser: Wir müssen die Familien in Steinhagen weiter im Blick haben. Und wir müssen für junge Familien ein attraktiver Wohnstandort bleiben. Was mir persönlich wichtig ist: sozial Schwächere dabei nicht zu vergessen. Bildung und Erziehung dürfen nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Jedes Kind verdient die gleichen Chancen in dieser Gemeinde. Sei es in der Kindertagesstätte, in der Schule oder beim Freizeitangebot. Da gibt es nach wie vor eine Menge zu tun. Das ist ganz wichtig für mich - hängt vielleicht auch mit meiner eigenen Sozialisation zusammen. Ich komme aus einem einfachen Arbeiter-Elternhaus, bin in bescheidenen Verhältnissen groß geworden. Ich weiß wie es ist, wenn man kein Geld hat und einem Kind manchen Wunsch nicht erfüllen kann.
Wie kann die Gemeinde da eingreifen?
Besser: Da gibt es viele Möglichkeiten: Zum Beispiel dieses schöne Projekt »Jedem Kind ein Hobby«. Das hat dazu geführt, dass einzelne Kinder in den Vereinen geblieben sind. Wir müssen aber auch darauf achten, dass ein Hobby zum Beispiel nicht daran scheitert, dass Geld für Turnschuhe oder einen Badeanzug fehlt.
Wie viel Prozent der Wählerstimmen wollen Sie am 25. Mai einfangen?
Besser: Da habe ich keine Zahl im Kopf. Mein Ziel ist es, wiedergewählt zu werden. In den vergangenen 19 Jahren habe ich mich aber bei jeder Wahl etwas steigern können. 1999 waren es 59 Prozent, 2004 waren es 65 Prozent und 2009 waren es 74 Prozent. Wenn man das noch einmal steigern könnte, wäre es schön, aber am Ende reichen 50 Prozent plus eine Stimme, um für sechs Jahre wiedergewählt zu werden.
Am Ende der nächsten Legislaturperiode, 2020, werden Sie wie alt sein?
Besser: Ostersonntag 2020 werde ich 60 Jahre alt.
Würden Sie dann noch einmal antreten wollen oder soll Ina Bolte als Ihre Nachfolgerin aufgebaut werden?
Besser: Ich halte Ina Bolte für eine sehr fähige und geeignete Person, aber diese Frage stellt sich im Moment nicht. Ob ich noch einmal antrete, weiß ich jetzt noch nicht. Ich plane immer nur von Wahlperiode zu Wahlperiode. Die Frage entscheide ich kurz nach meinem 60. Geburtstag.