Als Sophie Eickmeyer erklären soll, wie die Fotografien im Studio entstanden, lächelt sie verlegen und hebt fast entschuldigend die Arme: „Wir haben dies und das probiert - und dabei sind irgendwie diese Arbeiten herausgekommen.” Bescheidenheit, welche die Leistung der Zehntklässler jedoch nicht schmälert. »Wir können auch anders!« ist schließlich ein selbstbewusster Titel für das Fotoprojekt.
Die Kunstschüler haben sich selbst gegenseitig fotografisch inszeniert, und zwar in ganz anderen Rollen als jenen, die sie im Alltag meist einnehmen. Und wenn seine Schützlinge schon selbst so zurückhaltend mit dem Ergebnis umgingen, fühlte sich ihr Lehrer und Projektverantwortlicher Karl-Heinz Lünstroth zuständig für die ultimative Lobhudelei: „Ich war wirklich überrascht, als ich die tollen Ergebnisse der Fotosessions auf meinem Bildschirm gesehen habe. Das ist schon professionell geworden”, sagte der Pädagoge, der selbst ein leidenschaftlicher Künstler ist - und setzte dann noch eins drauf: „Wenn eure Arbeiten in einer Ausstellung der Fotografie-Päpstin Cindy Sherman auftauchen würden, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigt - man könnte nicht sofort einen Unterschied feststellen.”
Martin Bauer, Leiter der städtischen Hauptschule, hatte seine Schützlinge bei der Vernissage nicht nur als Kreative, sondern auch als Persönlichkeiten im Blick: „Das ist wieder einmal ein Beispiel dafür, dass wir an der Schule nicht nur fördern müssen, sondern auch fordern sollten. Denn in euch steckt viel mehr, als ihr manchmal an der Oberfläche zeigt.” Unter anderem solche Kunst wie die Fotografien, die nun bis zum 21. Juni im Foyer des Rathauses zu sehen sein werden. „Denn Kunst ist dafür geschaffen, ausgestellt zu werden”, so Bauer.
Freiraum dafür stellte auch die Stadt Versmold gerne zur Verfügung, wie Hans-Jürgen Matthies, allgemeiner Vertreter von Bürgermeister Thorsten Klute, in seiner Ansprach betonte: „Ihr habt ein Potenzial genutzt, dass so noch nicht bekannt war.”
In den neuen Rollen fühlten sich die jungen Künstler dabei durchaus wohl, wie Christoph Engel verrät, der sich in cooler Pose mit Baseball-Cap selbst am Kragen zupfen musste: „Das haben wir eigentlich ganz schnell hingekriegt”, sagt der Zehntklässler und grinst. Manchmal waren auch 50 Fotos nötig, um das neue Ich freizulegen, doch immer war am Ende klar: Diese Schüler können wirklich anders.
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Konfrontiert mit einem anderen Ich
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Opfer teilen mit den Helfern
Für die Haller bestand die Aufgabe darin, die Siedlung Burggraben zu verteidigen, die Sicherung eines Kindergartens zu übernehmen und Arbeitsstellen auszuleuchten, an denen die Bewohner selber Hand anlegten, vorwiegend in der Nacht. Geschlafen wurde in Turnhallen, der Schulbetrieb war eigens eingestellt worden. Wobei - nur wenige hätten angesichts der großen Geräuschkulisse schlafen können, berichtet Andreas Hanel, der für das THW als Kraftfahrer im Einsatz war und bereits am Samstagabend zurückgekehrte.
Die schlimmsten Momente seien die gewesen, in denen man den Menschen hätte erklären müssen, dass man aufgibt. Aufgeben muss! „Wenn wir sagen mussten: Wir kriegen es nicht hin!”, berichtet Andreas Hanel leise. „Und dann stehen diese armen Menschen vor dir, die zusehen müssen, wie ihre Häuser Minute für Minute voller Wasser laufen, haben ihre Kinder auf dem Arm und schwanken zwischen Angst, Entsetzen und Traurigkeit.” Das, so Hanel, sei nur furchtbar gewesen. Dieser Moment, in denen sie dich mit großen Augen fragen: „Ihr wollt doch jetzt nicht wirklich gehen ...? Was wird denn jetzt aus uns ...?”
Umso größer war die Bewunderung für die Großzügigkeit jener Hochwasseropfer, wenn es darum ging, die Helfer zu versorgen. „Wir waren aus dem Verpflegungsrhythmus des DRK rausgekommen, weil wir viele Nachtschichten hatten. Als wir einmal durch die Straßen gingen und nach einem Café fragten, drückte uns ein Mann sogleich 30 Euro in die Hand und sagte „Esst auf meine Kosten!”, erzählt Andreas Hanel. Wieder andere Menschen teilten die Reste in ihren Kühltruhen mit den Helfern und luden zum Grillen ein. „Solche Momente sind ohne Frage sehr besonders”, unterstreicht Hanel und lobt mit Blick auf diese Ausnahmesituation den Haller Einheitsführer Christian Gruhl. „Er war für acht Leute verantwortlich und musste dafür sorgen, dass es uns gut ging, dass wir Übernachtungsmöglichkeiten erhalten, dass er den Überblick behält und uns immer wieder motiviert - trotz des großen Schlafmangels und trotz der Ausnahmesituation. Und das hat er - vor allem angesichts seines Lebensalters - super gemacht.”
Entsprechend motiviert fuhren gestern Morgen die Ablösehelfer nach Schönebeck: Bereits um 7.30 Uhr hatten Marc-Andre Schulze, Timo Salzsieder, Alexander Sochart und Julian Hainer ihre Taschen gepackt - um Siedlungen zu verteidigen. Arbeitsstellen auszuleuchten. Zu sehen, was Wasser anrichten kann. Um die freundlichen Menschen zu erleben. Und auf dem Heimweg zu schätzen wissen, wie gut es uns in Ostwestfalen geht. „Angesichts dieser Katastrophe an der Elbe erträgt man hier gerne mal ein paar Wochen Landregen”, meinte Andreas Hanel.
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Grünes Licht für Weber-Werksverkauf
Nach der gestrigen Vorlage der Verwaltung wurde beschlossen, den Betrieb in Brockhagen 1:1 zu übernehmen. Danach sind 4500 Quadratmeter für den Werksverkauf und weitere 1750 Quadratmeter für Produkte von Vertriebspartner vorgesehen. Um die Ansiedlung eines anderen ähnlichen Geschäftes in den bisherigen Verkaufshallen in Brockhagen zu erreichen, hat der Gerry-Weber-Konzern dies in Brockhagen durch eine Baulast auf das Betriebsgrundstück ausgeschlossen.
Die Einwände der Nachbarstädte gegen diese Verlagerung wurden zurückgewiesen.
Ausführlich berichten in unserer nächsten Ausgabe über den Sitzungsverlauf.
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Ein Sieg für die Ewigkeit
Zum ersten Mal gewann eine deutsche Rollstuhl-Tennisspielerin eines der großen Major-Turniere. Es ist ein Erfolg für die Ewigkeit. Ellerbrock schaffte den ersten Grand-Slam-Sieg bei ihrer zweiten Finalteilnahme. Der 6:3, 3:6, 6:1-Erfolg über die Niederländerin Jiske Griffioen ist der größte in ihrer Karriere. Damit rückt sie in der aktuellen Weltrangliste wieder auf Platz zwei vor. Zur Weltspitze, die momentan die Niederländerin Aniek van Koot innehat und die Ellerbrock im Pariser Halbfinale schlug, fehlen ihr nur noch 326 Punkte. So nah war sie der Nummer eins noch nie.
„Als sie den Matchball für sich entschieden hatte, standen uns die Tränen in den Augen”, sagte Vater Hartwig Ellerbrock: „Sie hat klar und verdient gewonnen - und das, obwohl sie die Woche Schulterprobleme hatte und in der Mehrheit von ihrem zweiten Aufschlag leben musste.” Sabine Ellerbrock reagierte auf ihren Titelgewinn nach eigener Aussage „sehr emotional”, vergoss „ungewöhnlich viele Tränen” und widmete den Erfolg einer kürzlich gestorbenen Freundin. „Sie hatte gesagt: ,Spiel für mich!’”
Zurück im Alltag hat Sabine Ellerbrock selbst große Sorgen, die ihr mehr zu schaffen machen, als sie sich über ihren sportlichen Husarenritt freuen kann. Heute muss sie wieder ins Krankenhaus nach Osnabrück. Dort wird die Lehrerin noch einmal neu mit Medikamenten eingestellt. Seit ihrer Operation im Februar hat die 37-Jährige wieder Schmerzen, weil ihre Krankheit, der Morbus Sudeck, erneut ausgebrochen ist. Dazu kommt der berufliche Stress. „Ich hatte meine Klausuren mit in Paris, ansonsten würde ich zurzeit mein Pensum nicht schaffen”, gesteht Ellerbrock. Überdies hatte sie bei ihren Reisen mit Unwägbarkeiten zu kämpfen. Als sie am vorvergangenen Wochenende vom Turnier aus Japan zurückkehrte, fehlte am Transportband ihr Sportrollstuhl. „Die hatten den Flughafen Münster mit München verwechselt”, erzählt Vater Ellerbrock.
Aus diesem Grund reiste Tochter Sabine erst am Dienstagabend nach Paris und musste am Mittwoch ohne Training gegen die Deutsche Katharina Krüger antreten. Unter diesen Voraussetzungen ein großes Turnier zu gewinnen, grenzt schon an ein Wunder. „Beim Tennis empfinde ich nie negativen Stress”, sagt Sabine Ellerbrock. „Der Sport richtet sie auf”, ergänzt ihr Vater.
Glückwünsche vom DTB kommen nicht gut an
Gar nicht gut hingegen kommen die Glückwünsche von Karl-Georg Altenburg, Präsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB), im Hause Ellerbrock an. Der sagte: „Ihre Entwicklung zu einer der weltbesten Rollstuhltennis-Spielerinnen verfolge ich seit einigen Jahren mit großer Spannung. Nicht nur durch diesen Sieg, sondern auch durch ihren Ehrgeiz und ihr außerordentliches Engagement neben dem Platz ist sie ein wunderbares Aushängeschild für das deutsche und das internationale Rollstuhltennis.” Diese Sätze empfindet Hartwig Ellerbrock als leere Phrasen: „Darüber kann ich nur müde lächeln. Die Realität sieht nämlich anders aus. Ich hatte nicht den Eindruck, dass dort jemand intensiv Anteil an Sabine nimmt.”
Wie soll es nun weitergehen? Beruflich strebt Sabine Ellerbrock im Sommer die Verbeamtung an. Sportlich möchte die Bielefelderin, die für den TC Herford startet, die Nummer 1 in der Welt werden. Gesundheitlich lässt sich momentan nur sagen, dass sie diese Woche keinen Tennisschläger mehr in die Hand nimmt, weil es die Schmerzen und ihre lädierte Schulter nicht zulassen. Gute Besserung.
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Zehn Tage Trubel in Lößnitz
Das Festprogramm zur 775-Jahr-Feier ist gewaltig, ganze zehn Tage lang herrscht in Lößnitz der Ausnahmezustand. Die Stadt hat verschiedene Ausstellungen zur Stadtgeschichte organisiert, bietet Vorträge, unter anderem zur Bedeutung des Salzhandels für die Stadt Lößnitz an und lädt zu Stadtführungen, Lesungen und einem großen Festumzug ein. Dazwischen gestreut wurde ein Vielzahl an Tanzaufführungen, Konzerten, Ritterkämpfen und anderen mittelalterlichen Vorführungen.
Den Auftakt zur Festwoche machte die große Eröffnungsgala am 7. Juni in der Erzgebirgshalle, zu der auch Bürgermeister Klemens Keller eingeladen war. Er stellte fest, dass ein Stadtjubiläum ein Grund zum Feiern, aber auch Anlass für eine Rückbesinnung sei. „Beides wird hier in einem beeindruckend vielfältigen und abwechslungsreichen Programm umgesetzt, für das ich Ihnen ein großes Kompliment ausspreche”, sagte er.
Keller nahm die anwesende Festgesellschaft mit ins Jahr 1238, in dem »Lesnitz, der Wald-ort« erstmals urkundlich erwähnt wurde und verglich die Stadt im Erzgebirge mit Borgholzhausen im Teutoburger Wald. „Unsere Orte können beide auf eine lange Geschichte zurückblicken. Sehr frühe Besiedlungen sind sowohl bei Ihnen als auch bei uns weit vor der ersten urkundlichen Erwähnung nachgewiesen”, sagt er. Im Vergleich mit der Stadt Borgholzhausen gebe es noch weitere Ähnlichkeiten. „Auch wir sind ein Waldort, deshalb zunächst auch »Holthusen«, genannt. 2019, wenn sich der Mauerfall zum 30. Mal jährt, werden wir die 300-jährige Stadtrechtsverleihung von 1719 feiern können.”
Keller ging weiterhin auf die Wiedervereinigung ein und berichtete von der Entstehung deutsch-deutscher Städtepartnerschaften. „Für uns in Borgholzhausen war es sozusagen ein Glücksfall, die Partnerschaft mit der sächsischen Stadt Lößnitz zu haben und sie erleben zu dürfen. Hierdurch war uns die Möglichkeit gegeben, den in der Geschichte wohl einmaligen Prozess der Wende und den Aufbau demokratischer Strukturen bei unseren Partnern hautnah mitzuerleben”, sagte Keller. Nur so habe Verständnis für die große und langwierige Aufgabe des Einigungsprozesses geweckt werden können.
Am kommenden Wochenende wird eine Delegation aus Pium nach Lößnitz reisen, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Die Gäste werden unter anderem den großen Festumzug miterleben sowie ein bergmännisch-klassisches Festkonzert mit über 120 Bergmusikern aus der Umgebung.
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Nächtliches Glockengeläut ja oder nein?
Von Anja Hanneforth
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Werther.
Es wird eine schwierige Entscheidung und eine, vor der das Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde noch nie stand: Soll die Stundenglocke der St. Jacobikirche von 22 Uhr abends bis 7 Uhr morgens schlagen oder nicht? - Ein Anwohner hatte in einem Schreiben an die Kirchengemeinde gefordert, dass die Glocke schweigen möge, da er sich in seiner Nachtruhe gestört sieht. Nun haben die Bürger Gelegenheit, zum Thema Stellung zu beziehen. „Denn wir wollen dies nicht über die Köpfe der Wertheraner hinweg entscheiden”, betont Pfarrer Holger Hanke. Noch bis zum 8. Juli haben die Bürger Zeit, ihre Ansichten kundzutun. Dann kommt das Gremium zu seiner nächsten Sitzung zusammen. Zwei Glocken sind es, außen und hoch oben am Kirchturm angebracht, die mit ihrem Geläut die Uhrzeit bekannt geben. Die hellere Viertelglocke schlägt einmal zu jeder Viertelstunde kurz an, die tiefere Stundenglocke entsprechend der Uhrzeit zu jeder vollen Stunde. Eine Tradition, die weit über 100 Jahre besteht und über Jahrzehnte niemand in Frage gestellt hat. Man war daran gewöhnt, die meisten Menschen nehmen das Geläut gar nicht mehr wahr. Viele finden es sogar schön, entnimmt Pfarrer Holger Hanke den ersten Einsendungen, die dazu im Gemeindebüro eingegangen sind. „So schrieb uns jemand, der selbst nicht in Hörweite der Glocken wohnt, dass er lange Zeit seine Mutter im Altenheim besucht habe. Er hätte an ihrem Bett gesessen und das Stundengeläut vor allem in den Abendstunden als schön und auf eine gewisse Weise beruhigend empfunden.” Eine Aussage, die Pfarrer Hanke als Vorsitzender des Presbyteriums genauso in die Überlegungen einbeziehen wird wie Kritik, dass die Glocken nerven, vor allem eben nachts, wenn man versucht zu schlafen. „Das Stundengeläut stammt aus einer Zeit, da niemand zu Hause eine Uhr besaß”, sagt Hanke. Das sei natürlich heute anders; jeder hätte eine Armbanduhr, ein Handy, einen Radiowecker und sonstige Uhren. Ginge es also allein um die Bekanntgabe der Zeit, könnte man sicher auf das nächtliche Schlagen der Glocken verzichten. „Doch hier spielen auch emotionale und historische Aspekte hinein”, schildert der Pfarrer den komplexen Sachverhalt. Das Stundengeläut gehöre für viele Bürger einfach zu Werther, sei eine Tradition, die mit vielen Befindlichkeiten besetzt und damit wert sei, darüber vor deren potenzieller Aufgabe zu sprechen. Als Beispiel nennt Hanke die Silvesternacht, in der viele Bürger darauf warten würden, dass die Glocken das neue Jahr einläuteten. „Etwas, dass es mit der neuen Nachtruhe möglicherweise nicht mehr geben würde.” Andererseits könnte die Aufgabe des nächtlichen Geläuts auch ein „Akt der Nächstenliebe” sein, wie Hanke es ausdrückt, etwas, mit dem man vielen Bürgern vielleicht entgegenkäme. Pfarrer Holger Hanke hat sich im Vorfeld der Diskussionen in den umliegenden Gemeinden umgehört. Und herausgefunden, dass zum Beispiel in Halle, Borgholzhausen, Dornberg, Spenge und Neuenkirchen die Stundenglocke auch nachts schlägt. „Das allein soll aber kein Grund sein, es auch in Werther so zu halten”, betont er. Und spricht allein für sich, wenn er erzählt, dass er eine Weile in Thüringen gelebt hat. Da hätte es kein nächtliches Stundengeläut gegeben. „Als ich dann nach Werther zurückgekehrt bin, fand ich das Geläut von St. Jacobi richtig schön. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.”↧
Kamin seit 343 Jahren in Betrieb
„Die haben nur Feldsteine gesucht, die richtig trocken waren, weil die sonst die Hitze nicht aushielten. Und dann haben sie teils Ziegel und teils Feldsteine verbaut. So war das immer gemischt und ganz klug gemacht.” Ferdinand Gätz, der aktuelle Hausherr, bündelt das Wissen über die Kaminrückwand seiner Feuerstelle, in der die bei Temperaturen von 1400 Grad Celsius hart gebrannten Ziegel für die nötige Stabilität sorgen.
Hinter der luftumspülten Kaminwand, die gleichzeitig als Wärmetauscher dient, führen Schächte, in denen die erwärmte Luft aufsteigen kann, bis in die zweite Etage des Hauses. Direkt unterm Dach befanden sich die zwei Gästezimmer der »Alten Posthalterei«, in denen es sich die Passagiere der ehemaligen Postkutschenlinie Münster-Hannover gemütlich machen konnten. Die Warmluft erreichte die Reisenden über das Schachtsystem, das heute scherzhaft »Haustelefon« genannt wird. Das ist der moderne Spitzname für die sogenannte Mehrraumluftheizung, über die man prinzipiell auch kommunizieren kann.
„Im mittleren Stockwerk wohnten damals die Eigentümer und Wirtsleute”, erklärt Elke Gätz, die sich mit ihrem Ferdinand nach einer fast zweijährigen Renovierungsdauer im November 1981 den gemeinsamen Traum vom Wohnen in einem uralten Haus erfüllte. „Und wenn es sich wie in diesem Fall um zwei oder mehr Zimmer handelt, wird dieser Wohnraum auf Plattdeutsch »Upsuite« genannt, ein Einzelzimmer ist eine »Upkammer«”, erläutern Wilken Ordelheide und seine Ehefrau Renate, die während der gemeinsamen Hausbesichtigung der Familie Gätz mit dem Haller Kreisblatt mit Rat und Tat und den Infos aus dem »Höfebuch« des Heimatvereins zur Seite standen.
Einst Gasthaus mit Post und Pferdewechselstation
„Der letzte Vogt von Brockhagen, Johann Georg Consbruch, heiratete 1679 die 21-jährige Anna Margaretha Völkers, deren Vater dort ein Gasthaus mit Poststation und Pferdewechsel führte”, lasen die Ordelheides daraus vor und ließen die Geschichte des Hauses, in dem damals neben den Menschen noch zwei Pferde, vier Kühe und vier Schweine untergebracht waren, lebendig werden. Die kleine Anna war schließlich acht Jahre alt, als ihre Eltern das Haus errichteten, zwölf, als der Kamin eingebaut wurde, und 18, als der Bestand ins Viehschatzregister eingetragen wurde.
Beim Einbau des zirka 60 mal 60 Zentimeter großen Kamins wurde jedenfalls im Wohnraum, in dem die Völkers wohnten, gleichzeitig mit der großen Feuerstelle auf der Deele, wo gekocht und die Gäste bewirtet werden sollten, eine weitere Feuerstätte installiert. „Das funktioniert nur, wenn die einzelnen Feuerraumöffnungen im passenden Verhältnis zum lotrechten Steigerschornstein stehen. Der muss so groß sein, dass das von den Feuerstätten produzierte Abgasvolumen abgeführt werden kann”, kommentiert Bezirksschornsteinfegermeister Gerhard Stadermann aus Halle die ausgefeilte Technik der altbewährten Heizungsanlage.
„Die Schornsteinfeger mussten sich mit Knien und Rücken im Kamin hochdrücken”, schildert Ferdinand Gätz, der noch vor ein paar Jahren einen Kaminkehrer kennenlernte, der unter Anwendung einer speziellen Steigetechnik im Posthalterei-Abzug seine Gesellenprüfung abgelegt hat. Und damit nicht genug, Gätz kann auch beschreiben, wie die ehemalige Räucherkammer, in der Würste und Schinken konserviert wurden, an dem Kamin angeschlossen war. Das i-Tüpfelchen seiner Erzählungen ist die Wiederentdeckung des kupfernen Kessels, in dem das kostbare Salz, das sogenannte »Weiße Gold«, in einer eigenen Nische trocken aufbewahrt werden konnte.
Über das alte Fachwerkhaus »Völker Nr. 78«, das seit 343 Jahren mit dem Thema Wärme im Dialog steht, ließe sich noch wesentlich mehr berichten. Zum Beispiel wie die Tür der Räucherkammer zu einem geräumigen Wohnzimmertisch mutierte, oder wie die originale Haustür von Nordosten nach Südwesten umzog. Die ehemalige Poststation, in der heute eine Fußbodenheizung für ein angenehmes Raumklima sorgt, wurde jedenfalls bis 1780 betrieben, die Gastwirtschaft bestand bis 1855. Und von Zeit zu Zeit knistert es wieder im Kamin an der Fröbelstraße und die uralten Geschichten kochen auf.
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Frische Kräfte im Kampf um die Deiche
Nervosität ist bei den sechs Oesterwegern nicht auszumachen, als sie ihr Transportfahrzeug beladen. Vielmehr dominiert die Vorfreude, nun einen Beitrag zum Kampf gegen die Flut in der sachsen-anhaltinischen Kleinstadt Schönebeck mit ihren 32 000 Einwohnern leisten zu können. 1000 Einsatzkräfte sind rund um die Uhr damit beschäftigt, die Deiche mit zu stabilisieren. „Zwar gehen die Pegelstände langsam zurück, aber es drohen immer noch Deiche durchzuweichen”, berichtet Versmolds Wehrführer Dietrich Pleitner, der am Sonntag selbst vor Ort war, weil er frische Feuerwehrkräfte zum Einsatzort brachte.
45 000 Sandsäcke gilt es zu stapeln, ständig müssen zudem die Deiche unter Beobachtung sein, wird Wasser abgepumpt - länger als zwei Tage sind die kräftezehrenden Arbeiten für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute kaum auszuhalten. Zudem kommen die Verpflichtungen des regulären Berufes dazu. Am Freitag setzte die Bezirksregierung Detmold die ersten Kräfte der sogenannten Bezirksreserve in Bewegung - zu ihr gehörten unter anderem 52 Feuerwehrleute aus dem Kreisverband Gütersloh. Aus dem Norden des Kreises ist lediglich der Löschzug Oesterweg vertreten. „Eigentlich sind die Oesterweger für das Modul Waldbrand eingeteilt - aber da es keine Spezialgruppen für Hochwasser gibt, werden jene Kräfte zusammengezogen, deren Profil am besten zu dieser Aufgabe passt”, erklärte Dietrich Pleitner.
Er brachte als Busfahrer am Sonntag die erste Ablösung für das Kontigent des Kreises nach Schönebeck - dieses wiederum wurde gestern von der dritten Schicht mit weiteren 68 Kräften abgelöst. Der Kurzbesuch in Schönebeck hat bei Pleitner tiefen Eindruck hinterlassen.
Nachtwache am Deich und Rast auf den Sandsäcken
Zum einen macht ihn die prekäre Lage vor Ort betroffen: „Das ist beängstigend. Hochwasser bei uns sind dagegen Pfützen. Die Einsatzkräfte kämpfen mit bloßen Händen.” Beeindruckt haben ihn die Solidarität und der Zusammenhalt bei Bevölkerung und Betroffenen: „Die Hilfsbereitschaft der unter der Flut leidenden Menschen für die Einsatzkräfte der verschiedenen Organisationen ist fantastisch.” Dabei stehe schon fest, dass viele fast alles verlieren werden: „Man wird Häuser abreißen müssen, weil sie so schwer beschädigt sind. Die Leute dort brauchen vor allem eins: Geld.”
Der Oesterweger Löschzugführer Daniel Vahrenhorst steht mit der ersten Einsatzgruppe vor Ort in Kontakt: „Es werden uns dort kurze Nächte und lange Arme erwarten”, sagt er und berichtet über die außergewöhnlichen Bedingungen, unter denen die Kameraden derzeit schuften: „In der vergangenen Nacht haben sie Wache an den Deichen gehalten und zwischendurch immer mal wieder geschlafen - meistens gleich auf den Sandsäcken.”
Erlebnisse, vor denen die sogenannte Jahrhundertflut an der Oder vor elf Jahren noch einmal in anderem Licht erscheint. Damals waren keine Einsatzkräfte aus Nordrhein-Westfalen zu Hilfe gerufen worden - weil das Gebiet damals einfach viel kleiner und nicht so dicht besiedelt war. Noch ein Beleg mehr für die Herkulesaufgabe, vor der die Helfer von Feuerwehr, Johannitern, THW, DRK, DLRG, Bundeswehr und Maltesern stehen. Unter ihnen eine kleine Oesterweger Gruppe, ausgerüstet mit Gummistiefeln und Tatkraft.
¦ Lokales Steinhagen
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Wenns den Schafen an die Wolle geht
Als das Surren der Schafschere verstummt, streift Günter Gronert das Wollflies wie einen dicken Mantel vom Koburger Fuchs. Nun muss Friedhelm Schabbehard das Muttertier halten. Der Schafschermeister greift zur imposanten Nagelschere, mit deren Hilfe er die Klauen der Schafe in Form bringt. Nur einmal zuckt der »Fuchs« kurz auf und lässt dann auch diese Prozedur klaglos über sich ergehen. „Das ist, als wenn euch eure Mutter zu Hause die Fingernägel schneidet”, erklärt Günter Gronert und ergänzt: „Der Unterschied ist, dass ihr dabei nicht festgehalten werden müsst.” Als Friedhelm Schabbehard und Günter Gronert das Fuchs-Schaf auf die Beine stellen, ist es für einen kurzen Moment sichtlich unentschlossen, setzt sich dann aber mit einem lang gezogenen »mäh« in Richtung Weide in Bewegung.
Wolle für Bettunterlagen, Jacken und Pullover
Als das nächste der insgesamt zehn Muttertiere von Marianne Hoppe aus dem Verschlag des Offenstalls geholt wird, schauen nicht nur die Kinder gebannt zu. Auch das Koburger-Fuchs-Schaf scheint großes Interesse daran zu haben, wie es den übrigen Tieren der Herde ergeht. Die frisch geschorene Wolle stopft Friedhelm Schabbehard derweil in einen großen Leinensack. „Die Tiere sind froh, dass sie die Wolle los sind”, sagt Marianne Hoppe und erklärt weiter: „Aus der Wolle werden zum Beispiel Bettunterlagen gemacht oder sie wird für Pullover oder Jacken gesponnen.”
Die Kinder aus der benachbarten Kita sind begeistert - besonders als Marianne Hoppe ein schwarzes Lämmchen aus dem Verschlag holt und sich zu ihnen ins Gras setzt. Vorsichtig berühren sie das seidige Fell des Jungtieres. „Ich finde es wichtig, dass die Kinder Erfahrungen mit Tieren machen, dass sie sehen wie sie aufwachsen und wie sie leben”, sagt Marianne Hoppe, die neben der Schafzucht auch als Tagesmutter arbeitet.
Derweil holen Günter Gronert und Friedhelm Schabbehard schon das nächste Schaf aus dem Verschlag und setzen es auf den flachen Tisch. Die anderen Tiere quittieren es mit lautem Blöken, als würden sie den Menschenauflauf und die ganze Aufregung ziemlich blöd finden.
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Viel mehr als Folklore
Odonjavkhlan Dorlig, dessen Schamanenname Okoo ist, sitzt im Wohnzimmer der Familie Tudev und lächelt herzlich. In Jogginghose und Pullover wirkt er auf den ersten Blick nicht wie jemand, der eine Verbindung zur Geisterwelt hat. „Diese Gabe haben nur ganz wenige Leute. Okoo hat sie von seinem Vater geerbt”, erklärt Tumurbaatar Tudev, bei dem der Schamane drei Wochen zu Gast ist.
In der Mongolei gehört der Schamanismus zum Alltag. Reisende, die in der mongolischen Weite unterwegs sind, entdecken alle paar Kilometer mit blauen Tüchern geschmückte Steinhügel, an denen die Mongolen um Fürsprache bitten. Schamanen, erklärt Tudev, werden häufig aufgesucht, wenn es um Lebensberatung geht oder um Fragen der Gesundheit. Odonjavkhlan Dorlig sei in der Mongolei ein gefragter Mann.
„Wir kennen uns noch aus der Kindheit”, erklärt Tudev. Als er einem deutschen Arbeitskollegen erzählte, dass er mit einem echten Schamanen befreundet sei, war dieser Feuer und Flamme und bat Dorlig, nach Deutschland zu kommen, um die Genesung seiner erkrankten Ehefrau mit Hilfe schamanischer Rituale zu beschleunigen.
Okoo wird nun vom deutschen Bekanntenkreis der Tudevs in Anspruch genommen. Am Freitag ist er bei einer Meditationsgruppe in Brockhagen eingeladen, wo es ein schamanisches Feuerritual in freier Natur geben wird. Auch fürs Haller Kreisblatt lässt er sich nicht lange bitten. Denn es ist einfacher zu sehen, was ein Schamane macht, als es zu erklären.
Okoo verlässt den Raum und kommt kurz darauf in einem seidenen Mantel und schweren Stiefeln zurück. „Die Kleidung hilft ihm, den Zustand zu erreichen, in dem er sich in Trance versetzen kann”, sagt Tudev. Genauso wichtig sind mehrere Amulette, die der Schamane zum Teil von seinem Vater geerbt hat. Bänder, Glocken, Holzperlenketten und bunte Tücher gehören ebenso dazu.
Odonjavkhlan Dorlig setzt sich eine Kappe auf, von der dicke schwarze Kordeln herabhängen und das Gesicht verdecken. „Das ist wichtig, damit er nicht abgelenkt wird”, sagt Tumurbaatar Tudev. Und dann geht es los. Mitten im Gästezimmer der Tudevs schlägt Okoo eine mit Hirschleder bespannte Trommel und stimmt einen monotonen Gesang an. Dann steht er plötzlich auf und setzt sich eine andere Kopfbedeckung auf, die ebenso das Gesicht verdeckt, aber zusätzlich von einem stilisierten Geweih gekrönt wird.
Der Rhythmus auf der Trommel wird schneller und dann erhebt sich der Schamane vom Stuhl, taumelt scheinbar blind im Zimmer umher und lässt sich in den Schneidersitz fallen. Nun sei er in Trance, erklärt Tudev. Und der Schamane spricht mit veränderter Stimme, schnaubt und gibt ein tiefes Lachen von sich. Dann dürfen die Anwesenden - inzwischen hat sich ein staunender Arbeitskollege Tudevs eingefunden - Fragen an den Schamanen richten. Der drückt die Hände der Ratsuchenden, streicht ihnen mit einem Stab aus Hirschhorn über Arme und Nacken und sagt dann ein paar Sätze über das Leben seiner Klienten, die Tumurbaatar Tudev aus dem Mongolischen übersetzt. Okoo steht auf, taumelt noch ein wenig und wird dann von seinem Gastgeber auf einen Stuhl dirigiert.
Langsam scheint er zu sich zu kommen. Er nimmt den schweren Kopfschmuck ab, wirkt erschöpft und atmet tief durch. Dann lächelt er wieder, als er die Anwesenden im Raum wahrnimmt und begrüßt Tudevs Arbeitskollegen, der erst hinzugekommen war, als Okoo schon in Trance war. „Er kann sich an nichts erinnern”, erklärt Tudev. Die Gäste sind beeindruckt. „Und? Wie hat es Ihnen gefallen?”, fragt die Reporterin den eher wortkargen Arbeitskollegen. „Schaden”, sagt der, „kann es auf jeden Fall nicht.”
¦ Wer Interesse an der Kunst des Schamanen hat, kann sich bei den Tudevs informieren, ` (01 76) 32 43 05 65.
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Verkaufsfläche mit Gürtel
In der Sitzung des Planungsausschusses verwendete Städteplaner Dirk Tischmann sehr viel Zeit darauf, den Politiker detailiert die Planungsproblematik noch einmal zu erläutern. In Brockhagen, so Tischmann, verfüge das Unternehmen über rechtliche Rahmenbedingungen, mit denen die Verkaufsflächen noch vergrößert werden könnten. Außerdem hätten sich in der Umgebung des Gerry-Weber-Werksverkaufes zahlreiche andere Outlet-Geschäfte angesiedelt. Damit herrsche hier ein Marktplatz, der bereits jetzt in Konkurenz zu den Nachbargemeinden stehe. Bei einer Verlagerung nach Halle-Künsebeck, um gut sieben Kilometer, verschiebe sich der Einflussbereich minimal. Durch den direkten Autobahnanschluss verbessere sich die Erreichbarkeit bei einer angenommenen Anreisezeit von 30 Minuten in Richtung Paderborn und Osnabrück.
Im Gegenzug sei das Haller Modeunternehmen bereit, die Erweiterungsmöglichkeiten in Brockhagen aufzugeben und sich auf eine Gesamtfläche von 4500 Qudaratmeter begrenzen zu lassen. Außerdem lasse das Unternehmen auf das Brockhagener Grundstück eine Baulast eintragen, die eine Weiternutzung dieser Flächen „für zentrenrelevanten Einzelhandel mit Textilien” ausschließe. Das Unternehmen sehe durch die Nähe zwischen Werksverkauf und Outlet eine erhebliche Steigerung der Effektivität wegen deutlich kürzerer Wege.
Auch lasse der Bebauungsplan in Halle die Angliederung weiterer Einzelhandelsbetriebe mit zentrenrelanten Einzelhandel nicht zu, im Gegensatz zu Brockhagen. Seitens der Bauverwaltung wurde erklärt, dass neben der festgestellten Atypik des eigentlichen Fabrikverkaufes auch das in der Gesamtfläche von 4500 Quadratmeter integrierte Ergänzungssortiment (maximal 1750 Quadratmeter) wegen des vorhandenen Bestandes für vertretbar gehalten wird.
Landesplanerisch werde von der Bezirksregierung das Vorhaben nicht beanstandet, da die vorgesehene Gesetzesveränderung, die eine Ansiedlung von großem Einzelhandel auf der grünen Wiese stoppen soll, derzeit noch nicht gelte.
In der anschließenden Diskussion der Ausschussmitglieder stellte Stefan Siemens (CDU) fest: „Nach gründlicher Abwägung habe ich mich für die eine Zustimmung zu dem Projekt entschieden, selbst wenn wir mit rückläufigem Textilumsatz in der Stadt rechnen müssen, da ich insgesamt mit einem höheren Nutzen rechne. Mit dem Werksverkauf habe es sich so entwicklet, das lasse sich nicht zurückdrehen.”
Frank Marquardt und Silke Schäfer (SPD) stellten fest, dass das Einkaufen in den Outlets echte Arbeit sei, bis man ein gutes Stück gefunden habe. Es sei keine Premiumware und deshalb müsse der Haller Einzelhandel nicht wirklich um Umsatzabfluss fürchten, aber auch nicht mit Zufluss durch die Besucher von außen rechnen.
Die FDP begrüßte gründsätzlich das Vorhaben, die Grünen auch, gaben aber zu bedenken, dass die Innenstadt darunter leiden könne. Deshalb, so schlug Jochen Stoppenbrink vor, solle man sich Gedanken machen, ob es nicht möglich sei, Initiativen zu unternehmen, Teile der überregionalen Kundschaft auch in die Haller Innenstadt zu leiten. Von der UWG kam unter anderen die Nachfrage, warum man nicht intensiver versucht habe, die Firma hier zum Verzicht zu bewegen.
Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann stellte fest, dass sich die Weber-Gruppe seit einiger Zeit intensiv dafür einsetze, auch die Haller Innenstadt mit in die Aktivitäten des Unternehmens einzubinden: „Da bin ich zuversichtlich.”
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Steinhagen verteilt 14 Titel
Die alle auf dem Gelände des Reitsportzentrums unterzubringen, erfordert wieder eine starke Leistung von dem Steinhagener Verein. In allen Altersklassen werden an jenem langen Wochenende 14 Westfälische-Meister-Titel vergeben. Insgesamt stehen an dem viertägigen Turnier 43 Prüfungen auf dem Programm. „Das ist fast dreimal so viel wie sonst”, sagte Turnierleiter Hans-Georg Johannsmann gestern dem Haller Kreisblatt.
Besonders gespannt sein dürfen die Freunde des Dressurreitens: Nach einigen Jahren Abstinenz gibt es heuer - neben den Qualifikationen zum Bundeschampionat für fünf- und sechsjährige Pferde - Spitzensport bis hin zum Grand Prix Special.
Spannung pur wird es auch im Springparcours geben: Bereits donnerstags finden für die jungen Nachwuchspferde die Qualifikationen zum Bundeschampionat statt.
Freitags steigt dann der Nachwuchs aller Altersklassen in die Meisterschaften ein und abends wird bei den Senioren der Finaleinzug entschieden. Am Samstag gibt es neben dem tagsüber stattfindenden Wertungsspringen abends das Finale für die westfälischen Meisterschaften im Springreiten.
Nach der Ehrung der neuen westfälischen Meister dürfen sich die Zuschauer auf den schon traditionellen Showabend freuen, begleitet von Fernsehmoderator Carsten Sostmeier. Ab etwa 23 Uhr startet die große Reiterfete im Festzelt.
Am Sonntagvormittag werden auf dem Dressurviereck und im Parcours weitere Meistertitel vergeben. Der Sonntagnachmittag steht dann wieder ganz im Zeichen der »Herforder Top 5 Tour«, einem Drei-Sterne-S-Springen mit Stechen, dotiert mit insgesamt 12 000 Euro.
Der Eintritt am Donnerstag und Freitag ist frei. Er kostet am Samstag 7 Euro (inklusive Showabend) und Sonntag 5 Euro.
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Vom Publikum frenetisch gefeiert
Bereits Ende Mai reisten die 50 Orchestermitglieder mit ihrer Orchesterleiterin Ulrike Schilling, dem Musiklehrer Chris-toph Horstmann und der ehemaligen Schülerin Jasmin Pilgrim als dritter Begleitperson zur slowenischen Partnerschule nach Maribor. Neben einigen touristischen Highlights, die bei solch einem Besuch nicht fehlen dürfen, stand die Musik im Mittelpunkt der Konzertreise nach Slowenien.
Die Orchesterschülerinnen und -schüler kamen bei strahlendem Sonnenschein in Maribor an, das die zweitgrößte Stadt Sloweniens ist und rund 170 000 Einwohner hat. Sie wurden in Gastfamilien untergebracht. „Diesen Familien möchten wir sehr herzlich danken”, betonte Frithjof Meißner. In seinen Dank schloss der Studiendirektor auch die slowenischen Lehrkräfte und da ganz besonders Sonja Oprešnik ein. Deren unermüdlicher Einsatz habe die Reise überhaupt erst möglich gemacht.
Am zweiten Reisetag gab es für das Orchester ein touristisches Programm mit einer inte-ressanten Stadtführung, und einer Floßfahrt auf der Drau, die alle Mitglieder der Reisegruppe aus Werther sehr begeisterte. Am Donnerstagmittag gaben die Musiker für alle Schüler und Lehrer der »Osnovna šola Bojana Ilicha« ein kleines Konzert in der Turnhalle der Schule und am Freitagabend fand in der Union Hall in Maribor das große Auslandskonzert des EGW-Orchesters 2013 statt. Der Konzertsaal hat die beste Akustik in ganz Slowenien und dort haben schon viele berühmte philharmonische Orchester aus aller Welt gespielt.
„Das Konzert des EGW-Ensembles war ein grandioser Erfolg, bei dem das Publikum die Akteure frenetisch feierte”, berichtete Frithjof Meißner. Am Samstagmorgen ging es dann von der Schule in Maribor aus wieder zurück in Richtung Heimat. Der Bus kam gut durch und erreichte das EGW so pünktlich, dass alle daran Interessierten pünktlich zum Champions-League-Endspiel zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund nach Hause oder zum Public Viewing kamen.
Die Orchestermitglieder vom Evangelischen Gymnasium Werther äußerten sich auf der Rückfahrt sehr positiv über die Reise und ihre Erfahrungen. „Die Gastfamilien, die Konzerte und die Freizeitangebote wurden sehr gelobt”, so Frithjof Meißner. „Die schönen Tage in Maribor werden allen Beteiligten noch lange im Gedächtnis bleiben”, fügte der Studiendirektor hinzu.
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„Die Atmosphäre motiviert”
Herr Sansar, wie motiviert sich ein siebenmaliger Hermannslaufsieger für die »Nacht von Borgholzhausen«?
ELIAS SANSAR: Das ist ganz einfach. Es ist ein wunderschöner Straßenlauf, an dem ich sehr gerne teilnehme. Die Strecke gefällt mir, es ist hügelig, das gibt Abwechslung. Zudem motiviert die Atmosphäre am Straßenrand.
Wie sind Sie zu der Nacht von Borgholzhausen gekommen?
SANSAR: Das war, glaube ich, im Jahr 2005. Ich wollte eigentlich in Minden bei einem 3000-Meterlauf starten und hatte mir eine Zeit um die acht Minuten vorgenommen, kam aber zu spät. Auf der Rückfahrt habe ich mich entschlossen, in Borgholzhausen an den Start zu gehen. Ich dachte, das ist ein solches Kaff, da habe ich bestimmt keine Konkurrenz. Weit gefehlt: Es waren viele afrikanische Läufer da. Ich habe aber in dem Jahr ein richtiges Pfund draufgehabt. (Sansar steigerte die OWL-Bestzeit über fünf Meilen auf 23:47 Minuten, Anm. d. Red.).
Können Sie etwas von den afrikanischen Läufern lernen?
SANSAR: Nein. Sie laufen ja vorneweg. Mich stört aber auch nicht, dass sie teilnehmen. Den ein oder anderen langsameren afrikanischen Läufer kann ich auch hinter mir lassen.
Was ist Ihr Ziel für Samstag?
SANSAR: Die Nacht ist einer der wenigen Läufe, bei dem ich mich nicht so sehr unter Druck setze. Ich will hingehen, meine Leistung abliefern und unter 30 Minuten bleiben. Ansonsten gilt: laufen und genießen, denn die Nacht gehört definitiv zu meinen Lieblingsläufen.
Amanal Petros ist auch am Start. Ist er abgesehen von den Afrikanern der Hauptkonkurrent?
SANSAR: Er ist ein starker Läufer und es kann gut sein, dass er vor mir landet. Aber egal, wie es ausgeht, hinterher quatschen wir noch miteinander.
Wie haben Sie sich auf Borgholzhausen vorbereitet?
SANSAR: Eine spezielle Vorbereitung auf die Nacht habe ich nicht. Ich bin in jüngster Zeit bei einigen Straßenläufen gestartet und habe definitiv die Form dafür. In Oelde bin ich zuletzt über zehn Kilometer unter 31 Minuten geblieben.
Wie passen die Straßenläufe in die Saisonplanung?
SANSAR: Ich nehme immer wieder die kürzeren Straßenläufe als Tempotraining mit. Ich trainiere oft allein, so dass ich hier unter Wettkampfbedingungen starten kann.
Am Samstag ist auch ihr jüngerer Bruder Erkan mit dabei. Was können wir von Sansar II erwarten?
SANSAR: Er ist kein so schneller Läufer, ist just for fun dabei und macht sich keinen Stress. Erkan läuft die zehn Kilometer in 50 Minuten, vielleicht knapp da-runter.
Wie geht es für Sie nach der Nacht weiter?
SANSAR: Als Nächstes stünde am 6. Juli der Zermatt-Marathon in der Schweiz an. Wenn ich dort starte, habe ich gute Chancen vorne zu landen. Das Problem ist, dass ich noch nicht weiß, wie ich hinkomme. Das sind immerhin 850 Kilometer.
Und in der Region?
SANSAR: Im August ist der Detmolder Residenzlauf über zehn Kilometer. Er ist eine super Vorbereitung auf den Münster-Marathon im September. Der ist immer ein Saisonhöhepunkt für mich.
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Auszeichnung für Magnic Light
Am Wochenende war er zu einer Vorveranstaltung der Messe in München und zeigte sich schon von den dortigen Aktivitäten rund um das Fahrrad begeis-tert. „Es waren Tausende von Menschen auf dem Odeonsplatz, das war schon sehr beeindruckend”, erzählt er. Strothmann saß zusammen mit einigen weiteren Gewinnern auf einem Podium, das die Messegesellschaft auf dem Platz aufgebaut hatte.
Sein berührungslos arbeitender Dynamo mit dem Handelsnamen Magnic Light gewinnt in diesem Jahr den Neuheiten-Preis der ISPO in der Kategorie »Fahrradteile«. Und diese Auszeichnung ist mit einigen handfesten Vorteilen verbunden - unter anderem der Einladung nach München am vergangenen Wochenende.
Viel wichtiger für das kleine Borgholzhausener Unternehmen ist aber der mit dem Gewinn des »Brandnew Award« verbundene kostenlose Messestand an prominenter Stelle. „Der hätte uns sonst mindestens 3000 Euro gekostet”, schätzt Dirk Strothmann. Und die ISPO gehört zu den wichtigsten Messern weltweit auf dem Gebiet der Fahrräder.
Eine besonders interessante Erfahrung machte Strothmann mit dem Publikum; „Es gab viele, die schon von Magnic Light gehört hatten und das Produkt unbedingt mit eigenen Augen sehen wollten”, freut sich der Firmenchef über die weiter steigende Popularität seines innovativen Beleuchtungssystems.
Die allerdings mit ziemlich viel Arbeit verbunden ist, wie er zugibt. Zumal durch die weltweite Verbreitung auch noch ständige Modifikationen erforderlich werden, „In einigen Ländern möchten die Kunden die Lampen nicht wie konzipiert leicht abnehmen und in die Tasche stecken können, sondern fordern eine schwer knackbare Befestigung”, erklärt er.
Diese Sicherheitsvariante kann mittels spezieller Schrauben und eines entsprechenden Schlüssels gewährt werden. Über eine Anregung aus Korea muss er noch intensiv nachdenken, wie er sagt: Ein dortiger Händler regt an, das Lampen-Komplett-Set in einem edlen Aluminiumkoffer anzubieten, weil das seinen Kunden noch besser gefallen würde.
Dirk Strothmann freut sich über die große Resonanz, die sein Produkt erfährt. Gut gefällt ihm, dass einige Fahrradtüftler selbst an Innovationen wie Halterungen für spezielle Fahrräder arbeiten. Dass sich nicht wenige an Nachbauten versuchen, stört ihn nicht - schließlich hat er das Patent für die gewerbliche Herstellung. Schmunzeln muss er, wenn er feststellt, dass trotz Veröffentlichung der Baupläne im Rahmen des Patentierungsverfahrens die meisten Nachmacher über zu geringe Stromausbeute klagen. Alle Geheimnisse hat er offenbar nicht preisgegeben.
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Wenn Steine reden könnten
Unprätentiös stellt er sich vor, der Gastgeber, Georg Kerssen-brock. Sein kompletter Name? Georg Graf von Korff genannt Schmising-Kerssenbrock Graf Praschma Freiherr von Bilkau. Mitte Mai hatten er und sein Vater, Justus Maria Antonius von Praschma-Korff-Schmising-Kerssenbrock, die Türen bereits einem Team der Lokalzeit OWL des WDR geöffnet, dabei von der Historie des Hauses erzählt. Über viele Geschichtchen und Geschichten der vergangenen 700 Jahre könnte der studierte Jurist berichten. Einige greift er heraus, um sie den 20 Interessierten, die seiner Einladung und der der Volkshochschule Ravensberg gefolgt waren, zu berichten.
Jene etwa über die Zeit, als Johann Wulff von Kerssenbrock sich im 14. Jahrhundert beim Droste auf der Sparrenburg um das Lehen in Ravensberg beworben hat. Oder jene über Rembert Jost von Kerssenbrock, dessen Initialen bis heute das Haupthaus von Brincke zieren, das er erweitern und ausbauen ließ. »R I V K S W K G S« ließt man da. Und stutzt. „Die Buchstaben sind die Anker für die Balken, die das Mauerwerk halten”, führt Georg von Kerssenbrock aus. Der 56-Jährige erklärt, dass das Haus auf Holzpfählen gebaut ist, dass das umgebende Wasser eben diese Substanz schützt, weil es die Oxidation verhindert. Hochwasser schätzt man in Brincke eher als Dürre und Trockenheit.
Das Gut - es war dereinst der Ort, an dem die Menschen ihre Steuern zu entrichten hatten. „Nicht in barer Münze, sondern in Naturalien.” Und nicht immer zu ihrem Plaisir. Um die Einnahmen zu schützen, wurde eine Zugbrücke errichtet.
„In der Zeit der Reformation wurde die Grafschaft Ravensberg administrativ von Brandeburg-Preußen verwaltet und ist evangelisch geworden. Auch die Familie Kerssenbrock. Die Korff-Schmisings aus Tatenhausen aber nicht”, führt er aus. „Sibylle Wilhelmine, die Frau Rembert Josts, hat den Katholizismus wieder eingeführt. Die Menschen auf dem Gutshof haben sich dem angeschlossen. So ist die katholische Enklave entstanden.” Im Torhaus etablierte sich später sogar eine katholische Schule. „Die gab es bis 1932”, weiß Georg von Kerssenbrock. „Später wurden die Volksschule in Barnhausen und die katholische Schule zusammengelegt.”
Und dann erzählt der vierfache Familienvater, wie Ferdinand von Kerssenbrock, dereinst Domprobst in Osnabrück, schließlich das »Fideikommiss« für das Gut einrichtete, das eine feste Rechtsnachfolge regelte. Die wurde nötig, weil Ferdinand und sein Bruder Matthias keine Nachkommen hatten. 1750 war das. „Der zweitgeborene Sohn der Korff-Schmisings aus Tatenhausen sollte fortan Rechtsnachfolger auf Brincke werden.” Einzige Bedingung: Der Name Kerssenbrock musste dabei übernommen werden. „Das hat es dann auch zwei Generationen in Folge so gegeben”, erklärt Georg von Kerssenbrock.
„Ferdinand war ein machtbewusster Mensch gewesen”, vermutet Georg von Kerssen-brock in der Rückschau. „Er war Verweser des Bischofs. Das bewegliche Inventar von Haus Brincke hat er zu Gunsten des Osnabrücker Doms versteigern lassen.” Rembrandt- und Bruegel-Gemälde inbegriffen. „Ältere Gegenstände als 200-jährige gibt’s hier nicht”, so von Kerssenbrock.
Mit einer Ausnahme: das Kreuz in der Kapelle. „Es stammt wahrscheinlich aus dem 12. Jahrhundert.” Seine Ur-Großmutter fand es auf dem Dachboden der Borgholzhausener Kirche. „Sie hat es restaurieren lassen.” Auch Bänke der evangelischen Kirche finden sich auf Brincke wieder. Sie dienten zur Vertäfelung eben jenes Wohnsaales, in dem inzwischen die Ahnengalerie beheimatet ist.
Die schöne Kapelle mit ihren Säulen aus belgischem Marmor - sie ist das jüngste Gebäude auf der Gutsanlage. Anna von Spee, die Ehefrau von Franz-Xaver, bot sich diese aus. 1898/99 wurde sie errichtet. Verwunderlich eigentlich, hätte man einen solchen Bau auch schon viel früher erwarten können. Schließlich war doch schon Rembert von Kerssenbrock Bischof im Bistum Paderborn, fungierte Ferdinand von Kerssenbrock als Domprobst in Osnabrück, zog es Clemens August sogar nach Rom, wo er Geheimkämmerer von Papst Pius IX war.
Aktive Land- und Forstwirtschaft - „die hat es erst nach dem Ersten Weltkrieg gegeben. Bis dahin war das Land an Heuerlinge verpachtet”, verrät Georg von Kerssenbrock. Mehr als 400 Hektar sind daraus geworden. „Wir erzeugen jedes Jahr 1,3 bis 1,4 Millionen Kilogramm Milch”, führt er aus.
Eben jener Erste Weltkrieg kostete sowohl Joseph (1886-1917) als auch seinen Bruder Anton (1895-1918) das Leben, sodass Alois von Kerssenbrock (1891-1960) die Rechtsnachfolge antrat. Er heiratete im Jahr der großen Depression 1929 Maria Bertha von Westerhold und Gysenberg. Eben jene Gräfin Maria Bertha, nach der heute die Grundschule benannt ist.
Das Paar adoptierte später Justus Graf Praschma Freiherr zu Bilkau und seine Geschwister Bernhard und Annemone. Bis heute lebt Graf Justus auf Brincke. Sein Sohn Georg von Kerssenbrock ist vor Kurzem mit seiner Frau Ines und den Kindern wieder hierher gezogen.
Genug der Geschichte? Keineswegs. Georg von Kerssen-brock könnte noch viel, viel mehr berichten. Von der Religionsausübung in preußischen Provinzen zur Zeit der napoleonischen Kriege. Von den verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Grafen zu Stolberg oder Fürstenberg. Und sogar von schottischem Blut. Doch dafür reicht eine Führung nicht aus. Gut, dass die Volkshochschule Ravensberg bereits eine zweite geordert hat.
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Offenes Rennen mit vielen Favoriten
Von Claus-Werner Kreft
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Borgholzhausen.
Keine Frage: Gäste aus dem Schwarzen Kontinent werden morgen Abend auch die 38. Nacht von Borgholzhausen prägen. Im Männerfeld treffen fünf Kenianer, zwei Debütanten aus Eritrea sowie je ein Äthiopier, Tansanier und Marokkaner auf den Spanier Ilias Fifa, den Belgier Abdelhadi El Hachimi und die Ostwestfalen um Elias Sansar. Bei den Frauen ist Eritrea ebenfalls zweifach vertreten, je eine Läuferin stellen Äthiopien und Kenia. Das internationale Flair im Hauptrennen über sechs Meilen bleibt also gewahrt. Doch während sich früher so erfolgreiche Nachbarländer wie Holland oder Dänemark erneut zurückhalten, könnte Spanien erstmals ganz vorn mitmischen. Der 24-jährige Ilias Fifa lief in dieser Saison schon 28:34 Minuten über 10 Kilometer und beeindruckt noch mehr mit seiner 5000-m-Bestzeit auf der Bahn: 13:25,55 Minuten. Kann er aber wirklich alle Afrikaner hinter sich lassen? Ein starker Bahnläufer und ein Geheimtipp Ein starker Bahnläufer ist auch der erst 21-jährige Samson Gebreyohannes aus Eritrea, der über 5000 m mit 13:32,97 und über 10 000 m mit 28:28,05 Min. zu Buche steht. Als »Geheimtipp« für das morgige Rennen gilt sein Landsmann Abraham Sium: Vor einer Woche wurde er mit 28:34 Min. Dritter beim Oelder Citylauf über 10 km - eine Sekunde vor dem Kenianer Ezra Kipchumb. Zwischen beiden kommt es also zu einer Art Revanche. Patrick Lusato (Tansania) war bereits vor zwölf Monaten dabei, bot als Elfter aber eine eher enttäuschende Leistung für einen Läufer, der die 5000 m schon in 13:36 Minuten gelaufen ist. Tola Bane aus Äthiopien ist morgen zum dritten Mal in Folge dabei und muss wieder zu den Favoriten gerechnet werden, auch wenn er vor einer Woche beim Oelder 10-km-Citylauf überhaupt keine Rolle spielte und mit 30:07 Min. nur auf dem 16. Rang landete. Doch im Mai gewann er - wie zwei Jahre zuvor - den Mainzer Gutenbergmarathon in respektablen 2:11:17 Std. Banes Triumph bei der vorletzten »Nacht« (2011) ist noch in guter Erinnerung; 2012 verpasste er die erfolgreiche Titelverteidigung nur knapp, als ihn der Kenianer Leonard Langat um wenige Schritte bezwang. Nicht zu unterschätzen ist auch der bereits 38-jährige belgische 10 000-m-Meister mit marokkanischen Wurzeln, Abdelhadi El Hachimi. Im April absolvierte er den Antwerpen-Marathon in 2:12:54 Std. OWL-Hoffnungsträger Nummer 1 bleibt Elias Sansar von der LG Lage-Detmold. Der Hermannslauf-Seriensieger wurde 2011 Sechster, musste sich aber ein Jahr später mit Platz 13 hinter einer wesentlich stärkeren afrikanischen Phalanx begnügen. Dass er momentan in guter Form läuft, hat kürzlich sein Streckenrekord bei der Isselhorster Nacht bewiesen. Gespannt sein darf man auf ein 18-jährigesBielefelder Talent äthiopischer Herkunft: Amanal Petros (TSVE)
verbesserte sich vor drei Wochen auf 8:34,01 Min. über 3000 m, hält aber auch den Kreisjugendrekord über 10 km. Lokalmatador Dirk Strothmann vom LC Solbad, 2011 Zehnter und 2012 als zweitbester Deutscher 16., hat weniger Trainingskilometer investiert als die meisten Konkurrenten, wächst aber oft im Wettkampf über sich hinaus. Bei den Frauen ist die Favoritengruppe übersichtlicher, hier prüft ein Eritrea-Duo zwei weitere Ostafrikanerinnen: Die erfahrene Nebiat Habtemariam (34) und die noch zur Jugendklasse zählende Letekidan Hailemariam (19) treffen auf die Kenianerin Mary Arenkwony und die Äthiopierin Abiyot Eshetu. Im Schatten dieses Quartetts könnte sich auch die eine oder andere Solbaderin »einstellig« platzieren. Sabine Engels, neu in der W 45 und vor zwölf Monaten verletzungsbedingt nicht am Start, war 2011 immerhin schon Sechste - ein Achtungserfolg, wie ihn ein Jahr später Stefanie Schadt erreichte. Victoria Willcox-Heidner (W40) bot in den letzten Wochen und Monaten gute Leistungen, unter anderem wurde sie Gesamtfünfte und Klassensiegerin beim »Hermann«.↧
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Junge Stadtplaner fahren Sonntag nach Berlin
Raus aus dem Klassenzimmer, rein in die Praxis: Realisierbare Ideen waren gefragt und sollten anschaulich umgesetzt werden. Für den Galileo-Kurs des Gymnasiums eine große Herausforderung, der sich die Schüler gerne stellten. Zusammen mit dem wettbewerbs-erprobten Lehrer Andreas Frerkes fanden sie in dem Dienstleistungsunternehmen Geoplex, das zum Beispiel das Solardachkataster in Steinhagen entwickelt hat, einen geeigneten Kooperationspartner. Schließlich spielt die Energiegewinnung aus Sonnenenergie in der Stadt der Zukunft eine entscheidende Rolle.
„Ich habe den Schülern Einblicke in die regenerativen Energien gegeben”, erzählt Henrich Hardieck vom Unternehmen Geoplex. Mehrmals war er im Gymnasium zu Gast und zeigt sich noch immer beeindruckt vom Engagement und der Kreativität der Jugendlichen: „Die haben sehr viel in Eigenregie auf die Beine gestellt. Ich bin schwer beeindruckt.”
SEAN-W haben die Schüler ihr Projekt genannt. Die Buchstaben stehen für Sonne, Elektroauto, Architektur, Natur und Wireless-Strom. In mehreren Gruppen wurde zu den einzelnen Themen gearbeitet. Da wäre zum Beispiel der virtuelle dreidimensionale Nachbau des Steinhagener Wohnviertels rund um die Görlitzer Straße, anhand dessen die Schüler ihre Visionen für die Stadt der Zukunft zeigen. Natürlich sind die Dächer mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, und auf den Straßen rollen Elektro- und Solar-Autos.
Zwischen den Häusern steht der Sea-Tree, ein Baum im Wasser, der einen neuen Lebensraum für Pflanzen und wild lebende Tiere schaffen soll, die aus Großstädten zunehmend verdrängt werden. Der Baum soll vor allem in Großstädten, die am Meer liegen, gebaut werden und auf mehreren Etagen nicht nur Tieren als Lebensraum dienen, sondern den Menschen als Naherholungsgebiet.
Sehr speziell wird es in der Gruppe »Wireless Strom«. Hier haben die Schüler über die Anwendungen und Theorien von drahtloser Energieübertragung geforscht. Der hygienischen Trinkwassererwärmung hat sich eine andere Gruppe gewidmet.
In Berlin kommt es jetzt da-rauf an, dass die Steinhagener ihre Projekte auch überzeugend präsentieren. Dazu gehört auch die mit viel Liebe zum Detail erstelle Homepage, auf der die Jugendlichen ihre Stadt der Zukunft erläutern. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Gruppe vom Steinhagener Gymnasium die jüngste ist, die es überhaupt ins Finale geschafft hat. „Der Wettbewerb war für die Jahrgänge acht bis 13 ausgeschrieben”, merkt Henrich Hardieck an. Zehn Teams werden am Montag ihr Projekt vorstellen. Bewertet werden Inhalt, Praxisbezug, Präsentation und die Website.
Der Hauptgewinn ist eine Reise nach Peking. Dort können sich die Gewinner einen Eindruck verschaffen von einer Megacity, in der Zukunftsentwicklungen in der Regel als Erstes zu bestaunen sind. „Aber die Einladung nach Berlin ist ja auch schon mal eine tolle Anerkennung”, freut sich Henrich Hardieck über den ersten Erfolg des Galileo-Kurses.
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Noch einmal auf Händen getragen
Vom 30. Juni bis zum 8. Juli geht es bei den Schützen rund. Schon einige Tage zuvor, am Samstag, 22. Juni, heißt es allerdings: Antreten zum Bataillonspokalschießen. Das eigentliche Schützenfest hat seinen Auftakt beim Exerziersonntag am 30. Juni. Dann treten die vier Kompanien um 14 Uhr auf dem Marktplatz an und marschieren in den Park, um den neuen Bierkönig sowie den Jugend-König zu ermitteln. Letzterer darf nicht älter als 17 Jahre alt sein. „Den jungen Regenten entstehen keinerlei finanzielle Verpflichtungen”, betont der Vorsitzende Jörg Bechtel.
Das amtierende Königspaar wird nach den Proklamationen die Orden in den Kompanien verteilen und die Beförderungen bekannt geben. Beim Exerzieren im »Langen Gang« nehmen die Majestäten nach strengem Reglement die Reihen der Grünröcke ab.
Am Freitag, 5. Juli, geht es um 19.30 Uhr mit der Schlager-Nacht in der Schützenhalle weiter. Veranstalter ist an diesem Tag das Altstadthotel.
Der Festsonntag, 7. Juli, beginnt für viele Kameraden bereits um 6 Uhr morgens mit der Re-veille. Der Weckruf gilt für alle Schützen, die befördert wurden. Treff ist bei Hauptmann Peter Kleine, dem Chef der II. Kompanie.
Grünröcke hoffen auf geschmückte Straßenzüge
Um 14.30 Uhr machen sich die Schützen auf zum traditionellen Festumzug. Die Marschierenden wünschen sich, dass, wie in den Vorjahren auch, hunderte von Fahnen die Marschwege schmücken. Deshalb sind alle Anwohner dazu aufgerufen, den Marschweg mit Wimpeln, Fahnen und Grün festlich zu schmücken. Im Stadtpark angekommen, stehen für die kleinen Besucher schon jede Menge Attraktionen bereit. So gibt es neben einem Hüpfspielzeug einen digitalen Schießstand mit Lasergewehr. Um 20 Uhr bittet das Regentenpaar offiziell zum Tanz. Beim großen Festball verbreitet die Express-Partyband gute Stimmung. Der Eintritt im Zelt ist außer am Freitagabend an allen Tagen frei.
Der Höhepunkt folgt am Montag, 8. Juli. Um 8.30 Uhr trifft sich das Bataillon auf dem Marktplatz. Eine halbe Stunde später gibt der noch regierende König auf dem Schießstand im Stadtpark den ersten Schuss auf den Vogel ab. Die Anwärter auf den Thron werden dann schon bereitstehen. Parallel dazu wird um die Kronprinzenwürde geschossen. Hier dürfen nur diejenigen antreten, die unter 30 Jahre alt und unverheiratet sind. „Ich könnte es nochmal werden”, sagt der aktuelle Prinz Andre Hagenbrink und lacht.
Ab 10 Uhr bieten die Schützen für 10,50 Euro in der Schützenhalle ein umfangreiches Frühstücksbuffet an. Die Marken dafür sind ab sofort bei den Feldwebeln der jeweiligen Kompanien zu erwerben.
Voraussichtlich um 13 Uhr soll der Adler gefallen sein. Es erfolgt die Proklamation des neuen Königspaares. Um 13.45 Uhr marschieren die neuen Majestäten samt Gefolge durch die Stadt. Haltestationen sind traditionell die Apotheken, die ihre selbst gebrauten Apothekerschnäpse bereithalten. Etwa gegen 15 Uhr geht es in Richtung Heimat des alten Königs. Auch beim neuen Regenten zu Hause treten die Schützen an. Um 19.30 treffen der alte und der neue Thron auf dem Marktplatz ein und marschieren gemeinsam mit ihrem Volk zum Zelt, wo das Königspaar anschließend den Königsball eröffnet. An diesem Abend hält die US-Partyband die musikalischen Fäden in der Hand. Das Brillantfeuerwerk um 23 Uhr bildet den krönenden Abschluss.
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Maispflanzen statt Baustraßen
Wie Heinz-Udo Lakemper vom städtischen Bauamt gestern auf Anfrage des Haller Kreisblattes erklärte, habe es beim mehrstufigen Verfahren hinsichtlich der Bauleitplanung Verzögerungen gegeben: Davon betroffen sei zum einen die Änderung des Flächennutzungsplanes, für die die Bezirksregierung in Detmold verantwortlich zeichnet. Ferner befände man sich erst in der zweiten von insgesamt drei Phasen bei der Aufstellung des Bebauungsplanes und auch das Verfahren zur Baulandumlegung sei noch nicht abgeschlossen. „So schnell, wie wir uns die Abwicklung gewünscht hätten, geht es leider nicht voran”, meinte Lakemper. „Aber die aufgetretenen Verzögerungen waren für uns nicht vorherzusehen.” Darüber hinaus hätten die Mitarbeiter des Haller Bauamtes zurzeit außergewöhnlich große Projekte wie die Realiserung des Ravenna-Parks und den Bau der Erschließungsstraße zu bearbeiten, ergänzte Bauamtsleiter Jürgen Keil. „Aber wir arbeiten mit Hochdruck daran, möglichst viel der verlorenen Zeit wieder aufzuholen.” Und das ist im Sinne aller Beteiligten, denn laut Jürgen Keil gibt es mittlerweile über 100 Interessenten für das Baugebiet - und Zeit ist bekanntlich Geld.
Der aktualisierte Ablaufplan sieht nun wie folgt aus: Die Ausschreibung für Kanalbauarbeiten und Baustraßen erfolgt am 23. Juli, im nächsten Schritt werden die Angebote geprüft und es erfolgt die Auftragsvergabe. Ende September, Anfang Oktober - also zu einem Zeitpunkt, da eigentlich schon mit der Vermarktung begonnen werden sollte - starten nun die Erschließungsarbeiten. Bis alle Anschlüsse an das öffentliche Straßen- und Wegenetz sowie das Ver- und Entsorgungsnetz verlegt sind, vergehen etwa fünf Monate.
„Unser Wunsch wäre zwar, dass wir noch Ende des Jahres mit der Vermarktung der Baugrundstücke beginnen können”, fasste Lakemper zusammen, „realistisch ist jedoch Frühjahr 2014.” Also rund ein halbes Jahr Verzögerung zum ursprünglichen Zeitplan.
Über 100 Bauwillige
Für Bauwillige ist der »Weidenkamp« insofern besonders attraktiv, als dass die Stadt das Motto »Vielfalt erleben« ausgegeben hat: Ob es um die Farbe der Dachziegel oder um die ein-, eineinhalb- oder zweigeschossige Bauweise geht - am Weidenkamp ist vieles möglich. Sogar Holzhäuser sind erlaubt.
Nicht zuletzt ist die Grundstücksgröße überaus variabel: Flächen zwischen 450 und 1000 Quadratmetern werden angeboten. Grundsätzlich liegt der Quadratmeterpreis zwischen 75 und 110 Euro, entschieden günstiger kann der Kauf noch für Familien mit Kindern werden: Das Haller Baukindergeld entspricht einem Grundstückskauf-Rabatt von 6000 Euro pro Kind.
Das Exposé kann im Rathaus bei Heinz-Udo Lakemper unter ` (0 52 01) 18 31 39 angefordert werden. Weitere Informationen im Internet unter der Adresse www.weidenkamp.de.
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