Über politische Inhalte zu reden ist für Liane Fülling kein Neuland. Seit 2004 ist sie Sprecherin ihrer Fraktion im Stadtrat und vertritt Meinungen und Positionen der Partei auch in Pressegesprächen oder Diskussionsrunden. Wesentlich weniger liegt ihr hingegen die Selbstvermarktung. Ihre Person in den Mittelpunkt zu stellen behagt der 58-Jährigen offensichtlich nicht, und so gestaltet sich der Gesprächseinstieg über ihren beruflichen und politischen Lebenslauf ab und an sogar ein wenig mühsam. Wann war sie SPD-Ortsvereinsvorsitzende? - „Das weiß ich nicht mehr.” Seit wann im Stadtrat? - „Keine Ahnung, ist das denn wichtig?” Gut, dass die Parteikollegen Patrick Schlüter und Jan Ziervogel bei der Rekonstruktion einiger Stationen helfen können.
Ganz anders läuft es, wenn die Diplom-Kauffrau über das spricht, was sie in den vergangenen Jahren als Mitglied des Stadtrats mit auf den Weg gebracht hat. „Wir haben eine gute Basis erarbeitet, denn ohne Mehrheiten geht es in der Politik nun mal nicht”, sagt sie. Sie ist stolz auf die Sekundarschule und darauf, dass Versmold als erste Kommune interkommunal gearbeitet habe. An der Sanierung des Parkstadions habe sie genauso ihren Anteil wie am Bau der Sparkassenarena und der zukünftigen Kunstrasenplätze, zählt sie auf. „Und besonders freue ich mich darauf, dass ich im Sommer als Bürgermeisterin das Naturbad eröffnen werde”, sagt sie und gibt sich siegessicher: „Ich habe mir das vorher genau überlegt, und wenn ich mir nicht sicher wäre, dass ich gewinne, würde ich nicht antreten.”
Anfang des Jahres wurden diese Überlegungen für die Versmolderin erstmals konkret. Denn bis Ende Februar galt es noch als relativ wahrscheinlich, dass Thorsten Klute über einen Listenplatz in den Bundestag einziehen und damit nicht mehr in Versmold kandidieren würde. Fülling war damals bereits von Fraktion und Ortsverein intern als Kandidatin gesetzt worden. Doch dann entwickelten sich Klutes Berlin-Pläne anders als gedacht und damit war auch Füllings Kandidatur kein Thema mehr.
Nach der erneuten Kehrtwende, die sich Ende der vergangenen Woche abzeichnete, konnte die SPD dann wieder auf sie zurückgreifen. „Ich freue mich auf den Wahlkampf und darauf, dass ich mich auf den Rückhalt in der Fraktion verlassen kann”, kommentiert sie ihre Kür zur Kandidatin, die Anfang 2014 noch vom SPD-Ortsverein bestätigt werden muss - wohl eher eine Formalie. „Liane Fülling ist eine erfahrene Kommunalpolitikerin, die gemeinsam mit Thorsten Klute die Arbeit hier geprägt hat”, lobt der Ortsvereinsvorsitzende Patrick Schlüter schon jetzt.
Als Bürgermeisterin möchte Fülling zwei Themen besonders anpacken. Unter dem Motto »Versmold inklusiv« soll die in Schulen und Kindergärten bereits praktizierte Inklusion auf weitere Handlungsfelder wie Bauen und Wohnen, Arbeit und Beschäftigung oder Freizeit und Kultur ausgedehnt werden. Unter »Versmold energieautark« soll das vorhandene Klimaschutzkonzept weiter umgesetzt werden. So dass Versmold vielleicht 2025 unabhängig von Energielieferungen sei - „oder schon eher, wir sind ja gut aufgestellt”, sagt Liane Fülling.
Die Antwort auf die Frage, was sie von ihrem CDU-Gegenkandidaten, dem Bockhorster Michael Meyer-Hermann, hält, fällt da wesentlich knapper aus. „Ich kenne ihn nicht”, sagt sie, „er war zwei Jahre im Rat.” Jan Ziervogel sekundiert: „Wir wünschen uns gegenseitig natürlich einen fairen Wahlkampf.”
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Liane Fülling will Bürgermeisterin werden
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„Ich bin nicht aus der Welt”
Wenn Kai Treptow demnächst zum letzten Mal die Tür an der Engerstraße hinter sich abschließen wird, dann tut er das mit einem weinenden und einem lachenden Auge. „Das was ich hier gemacht habe und ja zurzeit auch noch mache, das mache ich mit viel Herzblut”, gibt Treptow unumwunden zu. Trotzdem reizt ihn der komplette Wechsel von der praktischen Arbeit an den Schreibtisch. „Ich kann dort einfach noch mal richtig konzeptionell arbeiten.”
Seit zweieinhalb Jahren ist Treptow jetzt im Bereich Jugend und Bildung Abteilungsleiter. Auf die offene Jugendarbeit entfallen drei Häuser im Kreisgebiet und den Sektor Schulsozialarbeit deckt die AWO an 36 Schulen im Kreis Gütersloh ab. Das sind die beiden Hauptaufgabenfelder, die Treptow beim Kreisverband beackert. „Und gerade der Bereich Schulsozialarbeit wächst”, verrät er. Auch deshalb wurde seine Abteilungsleiterstelle aufgestockt.
Als Kai Treptow zum 1. August 2007 nach Werther kam, hatte er dort zunächst eine ganze Stelle inne. Wenn er jetzt nach sechseinhalb Jahren geht, dann hinterlässt sein Wirken Spuren, innerhalb derer die Jugendarbeit im Funtastic sicherlich weitergehen wird. „Einer meiner Schwerpunkte war immer die konsequente Beteiligung der Kinder und Jugendlichen an der Planung für das Haus”, fasst Kai Treptow seinen Ansatz zusammen. Seine eigene Aufgabe als Leiter des Hauses habe er vor allem darin gesehen, die Möglichkeiten zur Umsetzung der Ideen zu schaffen.
Das Funtastic ist ein Gegenpol zur virtuellen Welt
Angst vor hochgesteckten Zielen hatte der 38-Jährige dabei nicht. So wurde das gesamte Haus während seiner Amtszeit komplett umgemodelt - von außen und innen. Mit dem Cafébereich entstand ein kommunikatives Zentrum, das „Herz”, der Einrichtung. Eine Disko wurde eingerichtet, ein Basketballplatz, eine Außenterrasse und ein Bandproberaum entstanden. „Hier im Funtastic finden die Kinder und Jugendlichen den Gegenpol zur virtuellen Welt, in der sie vielfach unterwegs sind. Hier können sie lernen, sich an Entscheidungsprozessen zu beteiligen und Ideen umzusetzen.”
Jugendhaus bekommt in Kürze Verstärkung
Kai Treptow dankt im Rückblick all denen, die in der Zusammenarbeit mit ihm die Arbeit im Funtastic ideell oder mit Geld unterstützt haben. „Und ich habe für unsere Ideen immer viel Unterstützung gefunden.” Auch Jugendliche selbst seien als Ehrenamtliche im Jugendhaus aktiv geworden.
Es sei ihm in seiner Arbeit oft gelungen, „viele Leute mitzunehmen”. Dazu habe sicherlich auch die Öffnung des Jugendhauses beigetragen. Flohmärkte, eine Theatergruppe und andere Initiativen haben im Funtastic ein Zuhause gefunden. Zum silbernen Jubiläum oder Sommerfesten kamen zahlreiche Besucher. „So eine Öffnung nach außen wirkt sich positiv auf die Wahrnehmung von Jugendarbeit aus”, ist sich Kai Treptow sicher und wird sicherlich zukünftig als Fachberater, der er als Abteilungsleiter gleichzeitig ist, seinen Mitarbeitern viele Tipps dazu geben können. „Ich glaube, die Kollegen sind ganz froh, dass jemand den Job übernimmt, der aus der Praxis kommt”, ist er überzeugt, 50 bis 60 AWO-Bediensteten ein guter Ansprechpartner sein zu können.
Das will er natürlich auch für seinen Nachfolger Torsten Grüter sein. Der bleibt mit einer halben Stelle am Jugendhaus und übernimmt die Leitung. Auch Sabine Tilker ist wie gehabt mit einer halben Stelle dabei. Die durch den Wechsel von Kai Treptow frei werdende halbe Stelle werde zeitnah besetzt, versicherte der Diplom-Sozialpädagoge. „Wir befinden uns gerade im Entscheidungsprozess und werden schon bald die neue Fachkraft vorstellen.”
Bis zum Jahresende heißt es nun für Treptow Abschied zu nehmen - von Kindern, Jugendlichen und Weggefährten. Das falle ihm unheimlich schwer, bekundete Treptow. Umso erleichterter sei er, dass er ja weiterhin für das AWO-Jugendhaus in Werther zuständig sei. „Ich bin nicht aus der Welt.”
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Süßes aus Griechenland
Vor sechs Monaten ist Stergios Nikoleidis mit seiner Familie nach Deutschland gekommen und ihm war klar, dass er auch hier tut, was er am besten kann: backen! In seiner Bäckerei und Konditorei erhalten Kunden Brote und Brötchen, Kuchen, Kaffeegebäck, Torten und Plätzchen. „Alles aus eigener Herstellung”, betont Stergios Nikoleidis. Besondere Freude hat er daran, seiner Kundschaft die Konditor-Kunst Griechenlands näherzubringen. So gibt es unter anderem die landestypischen Melomakarona. Die in Honigsirup getränkten Plätzchen sind die beste kindliche Weihnachtserinnerung eines jeden guten Griechen. Oder die griechischen Pastakia, die gegenüber herkömmlichem Gebäck aus Konditoreien leichter und frischer schmecken.
Ob der unangekündigte Besuch zum Kaffeetrinken oder eine größere Familienfeier - Stergios Nikoleidis und seine Familie haben auf jede Frage die richtige Antwort. Die Öffnungszeiten sind montags bis samstags von 7 bis 18 Uhr. An Heiligabend hat die Konditorei mit dem Namen »Papa Nik« von 7 bis 12 Uhr, an den beiden Weihnachtsfeiertagen von 8 bis 12 Uhr geöffnet.
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Rückkehr ins Rampenlicht
Die Teilnahme am traditionellen Jahresabschluss in ihrer sportlichen Heimat war für Nadine Jarosch Ehrensache - auch wenn sie dabei noch auf turnerische Elemente verzichtete und sich auf eine Tanzeinlage beschränkte. Dass im Publikum Freunde, Eltern, Sponsoren und damit viele bekannte Gesichter saßen, machte ihr die Rückkehr leicht.
Mit ihrem Heilungsfortschritt seit dem Trainingsunfall einen Tag vor den deutschen Meisterschaften im Mai ist die Wertheranerin zufrieden. „Dafür, dass die Operation erst ein halbes Jahr her ist, sieht es schon sehr gut aus”, berichtet Jarosch.
„Es hat sich vieles zum Guten verändert”
Gleichzeitig blickt sie aber auch auf „eine harte Zeit” zurück. Vier Wochen lang konnte sie sich im Sommer nur mit Hilfe von Krücken fortbewegen und musste danach erst langsam wieder laufen lernen. „Meine Muskulatur am linken Oberschenkel war komplett verschwunden”, sagt Jarosch. Eine Charaktereigenschaft kam ihr dabei nicht immer entgegen, wie sie schmunzelnd gesteht: „Ich bin eine sehr ungeduldige Person, die mit einem Kreuzbandriss natürlich nicht viel anfangen kann.”
Mittlerweile aber habe sich „vieles zum Guten verändert”. Der Trainingsumfang sei schon wieder genauso groß, wie vor der Verletzung. Dazu kommt täglich noch eine Stunde in der Reha. „Unabhängig vom Turnen ist es wichtig, dass mein Knie erst mal wieder ganz gesund wird. Ich brauche es ja noch mein Leben lang”, sagt sie.
Enorm hilfreich ist es für Nadine Jarosch auch, dass ihr Arbeitgeber vollstes Verständnis für ihre Karriere als Spitzensportlerin aufbringt. Seit Oktober absolviert die Abiturientin ein freiwilliges soziales Jahr beim Stadtsportverband Detmold, in dessen Rahmen sie sich um die Förderung des Kinder- und Jugendsportes in der Residenzstadt kümmert. „Ich brauchte einfach mal eine Auszeit von dem ganzen Lernstress”, erklärt Jarosch, warum sie sich zunächst gegen ein Studium entschieden hat. Gelernt hat sie trotzdem - und mittlerweile die Führerscheinprüfung mit Erfolg absolviert.
2014 sollen wieder sportliche Ziele in den Mittelpunkt rücken. Schon bei den deutschen Meisterschaften Ende Mai möchte Jarosch an den »kniefreundlichen« Geräten Barren und Balken starten. Für den Herbst ist der erste komplette Vierkampf geplant. „Wichtig ist, dass Nadine diese Verletzung auch im Kopf richtig verarbeitet. Du kannst einen doppelten Salto nicht mit 90 Prozent springen”, erklärt ihr Trainer Michael Gruhl.
Nadine Jarosch ist zuversichtlich, dass ihr Comeback gelingt. „Auf Sicht möchte ich gerne in die Nationalmannschaft zurückkehren”, sagt sie. Die Aussicht, bald wieder auf der ganz großen Bühne zu turnen, wird sie auf diesem Weg weiter motivieren.
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Den Himmelsboten auf der Spur
Die Engel zieren die Torbogen der Deelentore an alten Fachwerkhöfen. „Das Besondere ist, dass es sie in dieser großen Zahl tatsächlich nur auf dem Gebiet der einstigen Grafschaft Ravensberg gibt”, berichtete Ilse Uffmann. 1996, nach dem Brand des Bauerhausmuseums, ist die Bielefelderin auf die Engel aufmerksam geworden. Damals wurde für das Museum eine neue Bleibe gesucht. Unter anderem war der Hof Eismann als Ersatz für das Bauernhausmuseum im Gespräch. An seinem Torbogen sind solche Engel zu finden. „Seitdem bin ich süchtig nach Engeln”, gab Ilse Uffmann augenzwinkernd zu.
Im Laufe der vergangenen 17 Jahre hat Ilse Uffmann mehr als 100 Engelhöfe in Bielefeld und Umgebung fotografiert. Für sie steht außer Frage, dass es sich bei den Engeln um Schutzengel handelt. Nicht selten sind auf dem Querbalken des Torbogens Sprüche formuliert wie »Unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis das Unglück vorübergeht«, »Lass deine lieben Engelein unsere Wächter und Gefährten sein” oder »Der Engel des Herrn stellt sich schützend vor alle«. Meist halten die Engel eine Posaune, ein Zepter und manchmal auch einen Schlüssel in der Hand. Einige haben einen kronenförmigen Haarschmuck, andere einen Heiligenschein. Viele der Himmelsboten sind mit Sternen umgeben. Die Torständer sind oftmals mit Weinranken versehen, in denen Vögel sitzen und an den Trauben picken.
Die Bielefelderin zeigte zahlreiche Bilder der Engel, die oftmals erhaben aus dem Holz herausgeschnitzt wurden, manchmal aber auch nur aufgemalt sind. Viele wurden im Laufe der Jahre immer wieder mit neuen Farbschichten versehen. Manche Engel sind sehr filigran gearbeitet, andere haben den Charme eines naiven Kinderbildes. Fast alle sind lediglich mit einem Lendenschurz bekleidet, wenige tragen ein wallendes Kleid.
Die Gäste im Haus Tiefenstraße sahen eine enorm große Vielfalt dieser Himmelsboten, die nach Recherchen von Ilse Uffmann seit dem 18. Jahrhundert an den Deelentoren angebracht wurden. „Der älteste Engelhof, den ich ausfindig gemacht habe, ist der Wellhöner-Hof”, so Ilse Uffmann. Er wurde im Jahr 1789 erbaut. Mindestens fünf der Engelhöfe, die die 66-Jährige fotografiert hat, wurden bereits abgerissen.
Ilse Uffmann hat nun einen Kalender mit dem Titel »Ravensberger Engelhöfe« herausgebracht. Er wird im neuen Jahr auch im Lesezeichen zu haben sein. Auf ihm sind zwölf Engelhöfe zu sehen, teilweise auch mit Großaufnahmen der Himmelsboten. Ilse Uffmann hat vor, da-raus in den kommenden Jahren eine Serie zu machen. Die übrigen 100 Engelhöfe und die, die sie noch finden wird, werden auf kommenden Kalendern verewigt werden. In ihrer Einleitung auf dem Kalender beschreibt sie, wie die typischen Ravensberger Bauernhöfe erbaut wurden. 130 Exemplare des Kalenders sind fürs Erste gedruckt worden. Weitere Exemplare sollen bei entsprechender Nachfrage folgen.
Gemeinsam mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) bietet Ilse Uffmann übrigens Fahrradtouren im Dornberger Raum an. Der 48 Kilometer lange Weg führt über autoarme Straßen an 23 Engel-Bauernhöfen vorbei.
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Lebenslänglich
Von Nicole Donath
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Halle.
Isabel sitzt auf einem Stuhl im Aufenthaltsraum des Salons »Schnittig«. Die Hände, die bis auf die Fingerkuppen von Kompressionshandschuhen geschützt sind, liegen auf ihren Knien. Um ihren Hals ist ein Schal gewickelt, der die Narben verdeckt. Augenbrauen, Wimpern und sogar die blonden Haare - alles ist nachgewachsen, wenngleich zaghaft. Überhaupt gibt es keine markanten Auffälligkeiten im Gesicht, die an den Brandanschlag erinnern, den ihr Ex-Freund im März dieses Jahres auf sie verübt hat. Und so ist bei allen irreparablen Schäden etwas Ruhe eingekehrt. Zumindest für wenige Augenblicke. Der Prozess ist vorbei, Miroslav S. wurde zu elfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Sie hat eine neue Wohnung gefunden, ebenso einen Ausbildungsplatz. Wo - das soll nicht öffentlich gemacht werden. Und irgendwie, ja, irgendwie ist sie es mittlerweile auch leid, immer und immer wieder dieselbe Geschichte zu erzählen, immer wieder an jenen grausamen Freitagabend erinnert zu werden. Andererseits gibt es viele Menschen, die ihr helfen möchten - und Hilfe, die kann Isabel dringend gebrauchen. Vor allem finanzielle. Schließlich fängt sie in jeglicher Hinsicht bei null an. Eine dieser Aktionen hat Sara Vitale initiiert. Die Inhaberin des Haller Friseursalons »Schnittig« hat bereits vor Wochen eine Spardose aufgestellt, in die die Kunden treu und emsig Geld einwerfen. Auch die drei Mitarbeiterinnen beteiligen sich täglich mit einem Euro an der Sammlung. Jetzt ist noch die Adventskalender-Aktion hinzugekommen: „24 Päckchen mit hochwertigen Friseur-Produkten haben wir zur Versteigerung aufgerufen”, erklärt sie, „und ich bin schon sehr gespannt, was wir am 24. Dezember erreicht haben. Der gesamte Erlös soll Isabel zugutekommen, weitere Spenden sind natürlich wilkommen.” „Jeder Euro wichtig” Christian Jahn-Pabel vom Kriminalitätsopferverein »Weißer Ring«, der Isabel und ihre Familie betreut, hofft sehr darauf: „Isabel kann jeden Euro gebrauchen. Ich würde es ihr sehr wünschen, wenn möglichst viele Menschen sie unterstützen - am besten auf direktem Wege.” Noch sei nicht klar, wie hoch die Summe sein wird, die sie zu den rund 15 noch anstehenden Operationen dazuzahlen müsse, sagt Isabel. „Wir haben entsprechende Anträge beim Versorgungsamt gestellt, doch bislang ist darüber nicht entschieden”, ergänzt Jahn-Pabel. Sämtliche Narben, die über den ganzen Körper verteilt sind, müssten noch einmal gelasert werden, berichtet die junge Frau davon, was ihr noch bevorsteht. Im nächsten Frühjahr und damit ein Jahr nach dem Anschlag, in dessen Folge sie ins künstliche Koma versetzt werden musste und über Wochen in Lebensgefahr schwebte, kann mit den Korrekturen begonnen werden. Ein Programm, über dessen Erfolg in etwa fünf Jahren geurteilt werden kann. Isabel schaut auf ihren linken Arm. Dann erzählt sie, dass der besonders schlimm in Mitleidenschaft gezogen wurde. „Aufgrund der großen Hitze hatten sich die Adern zusammengezogen. Um den Arm zu retten und das Blut wieder zum Zirkulieren zu bringen, musste ein sogenannter Z-Schnitt vorgenommen werden.” Doch auch am rechten Arm und überhaupt am ganzen Körper gibt es noch Korrekturbedarf. Und weil auch die Narben am Hals weiter schmerzen, bei Wetterwechsel ganz besonders, wird auch hier noch ein Eingriff nötig sein. Umso wichtiger ist damit die Unterstützung von Freunden und Außenstehenden und entsprechend dankbar ist Isabel für diese Hilfe - wenngleich sie nicht mehr jeden Preis bezahlen würde: „Ich möchte keine Fotos mehr in den Medien von mir sehen. Erst recht würde ich mich mit meiner Geschichte nicht mehr ins Fernsehen begeben und meine Narben zeigen - auch nicht für viel Geld”, sagt sie bestimmt. „Nein, nach dem Urteil habe ich abgeschlossen. Mittlerweile bin ich sogar schon wieder ein paar Mal an der Goebenstraße vorbeigegangen und werde nicht mehr ständig von den schlimmen Erinnerungen verfolgt. Ich werde auch nicht mehr dauernd angesprochen und das tut mir gut. Jetzt konzentriere ich mich ganz auf die Arbeit und die Schule.” Augenblicke des Vergessens Und weil Isabel in ihrem Leben ohnehin niemals mehr Normalität haben wird, weil sie im Gegensatz zum Täter nämlich »lebenslänglich« bekommen hat, hofft sie zumindest auf die Chance, wenigstens für ein paar Augenblicke vergessen zu können. Wenigstens. Unter dem Stichwort »Brand-opfer Isabel Schlegel« werden vom Weißen Ring, Konto 34 34 34, Deutsche Bank Mainz (BLZ 550 700 40), weitere Spenden entgegengenommen.↧
Bauwerke im großen Maßstab
Auch ansonsten weist die Planung an der Hesselteicher Straße einige Besonderheiten auf. Da der Strecke im regionalen Verkehrsnetz eine gewisse Bedeutung zukommt, kann man sie nicht einfach über Monate oder gar Jahre sperren, um in Ruhe eine neue Straße zu bauen. Deshalb wird die Hesselteicher Straße auf einer Länge von knapp 500 Metern eine völlig neue Trasse bekommen, die östlich der heutigen Straße entstehen soll.
Wenn dieses neue Straßenstück an die derzeitige Hesselteicher Straße angeschlossen sein wird, kann die heute vorhandene Fahrbahn auf etlichen hundert Metern Länge komplett entfernt werden. Langfristig soll dieses Teilstück renaturiert werden, sieht die Planung des Landesbetriebs Straßen.NRW vor.
Die eigentliche Autobahn verläuft auf diesem Streckenabschnitt relativ gerade und führt in etwa 100 Metern Entfernung am Gelände der Kläranlage Casum vorbei. Etwa 500 Meter beträgt der Abstand zur Siedlung Casum. Der Lärmschutz wird zu beiden Seiten der Hesselteicher Straße in Form von vier Meter hohen Wällen errichtet.
Das trifft allerdings nicht auf einen Abschnitt zu, der ungefähr 100 Meter westlich der Hesselteicher Straße beginnt. Um den Casumer Bach unter der Autobahn hindurchzuführen, ist an dieser Stelle eine ebenfalls vier Meter hohe Lärmschutzwand vorgesehen. Weiter westlich, in Richtung des heutigen Autobahnendes an der Versmolder Straße, geht der anschließende Wall nach und nach in das hier etwas höher liegende Gelände über. An dieser Stelle wird die A 33 tiefer verlaufen, als es das heutige Landschaftsniveau vorgibt.
Die Unterführung des Casumer Bachs ist in technischer Hinsicht auch eine Brücke - und nicht mal eine ganz kleine. Auf einer Breite von 28,50 Meter wird an dieser Stelle die Autobahntrasse nicht allein über das Gewässer, sondern auch über einen mehr oder weniger naturnahen Bereich geführt. Links und rechts des Casumer Baches sollen Tiere die Autobahn unterqueren können. Deshalb beträgt die lichte Höhe dieser Autobahnbrücke etwa drei Meter.
Östlich der Hesselteicher Straße ist ein weiteres großes Bauwerk geplant. Dort entsteht ein Regenrückhaltebecken, das in seiner Form eher an einen Teich denken lässt. Die größte Breite beträgt dabei 80 Meter, die Längenausdehnung bis zu 60 Meter. Mit einem geplanten Fassungsvermögen von 1,2 Millionen Kubikmetern ist es das größte derartige Bauwerk im Borgholzhausener Teil der A 33.
Etwa 350 Meter weiter westlich, jenseits des Casumer Baches, entsteht ein weiteres Regenrückhaltebecken. Mit Abmessungen von etwa 30 mal 25 Metern ist es allerdings deutlich kleiner dimensioniert als sein Gegenstück, das östlich direkt neben der neuen Hesselteicher Straße entstehen soll.
Fährt man derzeit über die Hesselteicher Straße, so ist von den bevorstehenden Umwälzungen noch nichts zu erkennen. Das bedeute aber nicht, dass an den Grün- und Straßenbrücken über die A 33 derzeit nicht gearbeitet werde. Derzeit geht es aber nicht darum, mit dem Bagger Erde zu bewegen, sondern die Pläne im Detail fertigzustellen.
Statik, Bewehrungs- und Baupläne für jedes einzelne der geplanten Bauwerke füllen rund einen halben Meter Aktenordner, erklärt Johanning. Jede Brücke wird einzeln ausgeschrieben. „Das hat den Zweck, dass sich auch mittelständische Betriebe für den Bau bewerben können”, erläutert er weiter.
In den gegenwärtigen Planungen ist offenbar die Grünbrücke über den Eschweg am weitesten vorangeschritten. Im Herbst des kommenden Jahres, so die Erwartung der Planer von Straßen.NRW, sollen die Bauarbeiten für den Lückenschluss auch auf Borgholzhausener Gebiet sichtbar werden.
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Schluss mit Schulfrühstück
So ging es bisher jeden Dienstag zu im Schulzentrum Laukshof. Doch das Schulfrühstück in dieser Woche war vorerst das letzte. Zehn Jahre lang hatten Mütter Woche für Woche ehrenamtlich Brezeln gebacken und Sandwiches belegt.
Jetzt geben die Frauen das beliebte Angebot auf. Das Ehrenamt lässt sich nicht mit den Arbeitszeiten der Mütter vereinen. Sechs Helferinnen bilden das Frühstücksteam: drei Mütter von Kindern der Hauptschule, zwei Mütter von Kindern der Realschule sowie eine Mutter eines ehemaligen Hauptschülers. Weil fünf von ihnen in Wechselschicht im Dienstleistungsbereich arbeiten, ist es nicht immer leicht, jeden Dienstagmorgen frei zu bekommen für das Schulfrühstück.
Denn die Lebensmittel müssen eingekauft und vorbereitet, nach dem Verkauf muss gespült und aufgeräumt werden. „Das alles können wir in Zukunft nicht mehr leisten”, sagt Maria Ettrich, Vorsitzende des Fördervereins, und ist nicht glücklich damit. Jetzt, zehn Jahre nach der Premiere, war der passende Moment, um Adieu zu sagen.
Am Dienstag hatten die fleißigen Damen noch einmal aufgetischt: 100 Sandwiches, 15 belegte Brötchen, 24 Waffeln und 140 Brezel verkauften sich in Windeseile. Die Leitungen der Haupt- und der Realschule waren die ersten, die am Dienstag noch flugs Brötchen und Brezel kauften. Und zugleich Abschiedsgeschenke mitbrachten - als Dankeschön für den jahrelangen eifrigen Einsatz.
Auch wenn sie selbst das Schulfrühstück nicht aufrechterhalten können - ein Fortbestand dieses beliebten Angebots wäre Maria Ettrich, Ina Hegeler, Michaela Heidbreder, Kerstin Herbrich, Claudia Leier und Nadine Schöning schon recht. Doch Verstärkung ist nicht in Sicht. „Es müssen mindestens vier Leute sein, sonst ist es zu aufwendig”, erklärt Ettrich. Weil es immer weniger Schüler und daher auch Eltern an der Hauptschule gibt, hätte sie schon bei den Real-schuleltern um Unterstützung gebeten. Bisher vergeblich. Vielleicht gibt es aber doch einzelne, die bereit wären, sich zu engagieren, stellte Realschulleiter Frank Kahrau am Dienstag in Aussicht.
Die Schüler nehmen das Angebot gern wahr. Wie der wöchentliche Ansturm beweist. Schließlich bekommen sie so zu vernünftigen Preisen ein halbwegs gesundes Frühstück geboten. Denn um den finanziellen Gewinn war es dem Förderverein nie gegangen. Gleichwohl, wenn dort etwas übrig blieb, kam das Geld über den Förderverein den Schülern ja doch wieder zugute. So wie heute. Sämtliche Schulklassen machen sich heute auf den Weg nach Bielefeld, um sich im Kino den Film »Auf dem Weg zur Schule« anzusehen. Der Förderverein finanziert die Zugfahrt.
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Zum Finale ein kleines Gefecht
Mehr Auseinandersetzungen gab es schon um den Stellenplan des Rathauses. Er wurde nur mit 22 zu 15 Stimmen durchgewunken. Wiederum die Grünen hätten gern eine zusätzliche halbe Stelle für Wohnraumberatung, Quartiersentwicklung und Flächenmanagement geschaffen. Die CDU wollte einen Wirtschafts- und Innenstadtförderer im Rathaus beschäftigen - auch dieser Antrag hatte in den Haushaltsplanungen keine Mehrheit erhalten.
Insgesamt 27 Tagesordnungspunkte arbeitete der Stadtrat in seiner vorweihnachtlichen Sitzung ab - die meisten von ihnen im Eiltempo, da sie schon in den Fachausschüssen beraten worden waren. Für Unruhe sorgte lediglich die CDU mit ihrer Kritik am Umgang der Verwaltung mit dem Bodengutachten zum Kunstrasenplatz (siehe Kasten zur Haushaltsrede von Ulrich Wesolows-ki). Der kommissarische Verwaltungschef Hans-Jürgen Matthies wollte das Thema mit Blick auf ein laufendes Verfahren einerseits klein halten, wehrte sich andererseits gegen den Vorwurf, die Verantwortlichen im Rathaus hätten nicht gut gearbeitet. „Im Gutachten stand, dass der Boden nicht tragfähig war”, bestätigte die zuständige Fachbereichsleiterin Nina Herrling. „Allerdings wurden daraus Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt.” Nur hätten diese eben nicht gefruchtet.
Dann ging es im Eiltempo weiter, dem Weihnachtsbuffet für Rat und Verwaltung entgegen.
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Im Keller lauert Geheimnisvolles
„Der Verlag hat uns mitgeteilt, dass er unseren Roman, den es bis dahin nur in einer digitalen Version gab, gerne als Taschenbuch veröffentlichen möchte”, erinnert sich Sandra Dageroth. „So ein bisschen”, gibt sie zu, „haben wir auch darauf gehofft. Immerhin gehört die Internetplattform Neobooks zu Knaur, und uns war bekannt, dass der Verlag dort neue Autoren rekrutiert.” Die Geschichte, die von den Freundinnen Silvana und Corrie handelt, die in einem alten geheimnisvollen Laden eine Buchhandlung eröffnen wollen, sollte für die Buch-Version aber noch einmal überarbeitet werden.
Zusammen mit der Lektorin vom Knaur-Verlag kam die Geschichte auf den Prüfstand. Welche Szenen sind zu langatmig? Wo geht die Spannung verloren? An welchen Stellen braucht es mehr Gefühl? Der Plot blieb natürlich erhalten: Im Keller des geheimnisvollen Buchladens befindet sich das Portal zu einer anderen Welt, in der sich Vampire, Werwölfe, Elfen und Faunen bewegen. An dieser Schnittstelle verschwimmen Realität und Fantasy. Die Heldinnen Corrie und Silvana treten ein in diese Welt, in der sie sich den Plänen eines finsteren Magiers entgegenstellen müssen.
„Ein halbes Jahr haben wir noch mal in den Roman investiert”, blickt Sandra Dageroth zurück. Weil Koautorin Diana Kruhl in Marburg lebt, mussten sich die Freundinnen immer wieder abstimmen und hatten dabei immer das Veröffentlichungsdatum im Rücken. „Über die vom Verlag angedachte Seitenzahl sind wir natürlich zunächst hinausgeschossen”, blickt Sandra Dageroth zurück. „Die Zusammenarbeit mit dem Lektorat war aber wirklich toll. Die haben einen Blick dafür, worauf es ankommt”, sagt Sandra Dageroth, die auch das Cover von Taberna Libraria entworfen hat.
Der Knaur-Verlag ist von seinen neuen Autorinnen ebenfalls begeistert und sieht den Roman in der Tradition von Michael Ende, Cornelia Funke und den Chroniken von Narnia. „Das ist natürlich sehr schmeichelhaft, wenn man mit solchen großen Namen verglichen wird”, berichten Dageroth und Kruhl. Dass sie sich für den Roman ein Pseudonym gegeben haben und auf dem Einband Dana S. Eliott steht, haben sie selber so entschieden. „Wir haben noch andere Buchprojekte, in denen wir uns in total anderen Genres bewegen, und können so die Erwartungshaltung der Leser besser bedienen”, berichtet Diana Kruhl.
Die anderen Projekte sind inzwischen allerdings erst mal auf Eis gelegt. Denn die beiden Autorinnen haben bereits den Vertrag für den Fortsetzungsroman in der Tasche, und der soll im Herbst 2014 erscheinen.
¦ Dana S. Eliott: »Taberna Libraria - Die magische Schriftrolle«, Knaur-Verlag, 2013.
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Keita bringt den Coach zum Schwärmen
„Keita, Keita”, hallt es beim letzten Meisterschaftsspiel des Jahres übers Meyerfeld in
Werther.
Lautstark skandieren die TuS-Fans den Namen ihres neuen Lieblings. Der hat soeben nach einem Sololauf durch die Abwehr der BV-Reserve das 3:0 erzielt. Überglücklich reißt Keita die Arme in die Höhe und lässt sich von Zuschauern und Mitspielern feiern. „Abdoulaye ist bei allen sehr beliebt. Er ist ein intelligenter, bescheidener Mensch und einfach sehr sympathisch”, charakterisiert Solbads Sportlicher Leiter Michael Giannotti den jungen Afrikaner. Giannotti war es auch, der als Erster Kontakt zu Keita hatte: „Eckhard Strob von der Stadt Borgholzhausen erzählte mir von einem jungen Asylbewerber, der unheimlich gerne Fußball spielt. Ich habe dann Abdoulaye eingeladen, beim TuS mitzutrainieren.” Für Michael Giannotti eine Herzensangelegenheit. Er ist sich sicher, dass der Sport eine ausgezeichnete Plattform zur Integration von Menschen bietet, die aus einem anderen Kulturkreis kommen und sich in einer fremden Umgebung zurechtfinden müssen. Seit frühester Jugend spielt Abdoulaye Keita mit Begeisterung Fußball und träumt von einer Profikarriere. In Guinea war er mit Unterstützung seiner Eltern in höherklassigen Jugendmannschaften aktiv. Als seine Eltern vor vier Jahren starben, nahmen die Großeltern ihn und seine Schwester auf. In Guinea kam und kommt es immer wieder zu politischen Unruhen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International weist in ihrem Guinea-Report 2013 zum Beispiel auf Folter durch Sicherheitskräfte hin. Dieser Gewalt entfloh Keita. Er verließ allein sein Heimatland, kam nach Europa und landete inBorgholzhausen.
Dass er jetzt für den TuS Solbad spielt, ist für den Verein ein Glücksfall. Trainer Patrik Warmons gerät regelrecht ins Schwärmen: „Abdoulaye ist ein toller Fußballer. Er hat eine he-rausragende Technik und ist sehr schnell.” Außerdem imponieren ihm die rasche Aufnahmefähigkeit und Spielintelligenz seines Schützlings: „Trotz Sprachbarriere versteht er beim Training sofort, was ich von ihm will.” Außerhalb des Spielfeldes gestaltet sich die Verständigung schwieriger, da Keita nur französisch spricht. Durch den Kontakt zu seinen Mitspielern werden seine Deutschkenntnisse allerdings von Tag zu Tag besser. Ein besonders gutes Verhältnis hat Keita zu seinen Mannschaftskollegen Pietro Alfano und Oualid Kaaoch, die ihn zum Training sowie zu den Spielen abholen und wieder zurückbringen. Abdoulaye Keita hofft jetzt, dass sein Asylantrag als politisch Verfolgter genehmigt wird. Dann möchte er sich so schnell wie möglich Arbeit suchen und so hochklassig wie möglich Fußball spielen, um seine Schwester und die Großeltern, die in Guinea geblieben sind, finanziell zu unterstützen. Michael Giannotti wünscht seinem Schützling für die Zukunft alles Gute: „Es wäre schön, wenn Abdoulayes Hoffnungen in Erfüllung gehen würden.”↧
Wer vertritt den Bürgermeister?
Seit Mai 2011 fungiert der Fachbereichsleiter für Bürgerdienste, Hans-Jürgen Matthies, bereits als Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters. Das bedeutet, er war bislang der ranghöchste nicht gewählte Stadtvertreter und oberste Verwaltungsbeamte im Rathaus und bei Abwesenheit des Bürgermeisters dort der Chef. Nun ist der Allgemeine Vertreter bis zur Wahl eines neuen Bürgermeisters kommissarischer Chef der Stadtverwaltung
Carsten Wehmöller, Fachbereichsleiter der Allgemeinen Verwaltung, ist seit Donnerstagabend nun auch der sogenannte Verhinderungsvertreter von Hans-Jürgen Matthies. Mit einem einstimmigen Beschluss bestellte der Stadtrat Carsten Wehmöller in nichtöffentlicher Sitzung in dieses Amt. Für den Fall, dass Matthies verhindert sein sollte, trägt Wehmöller dann die Verantwortung im Rathaus.
Doch ein Bürgermeister hat nicht nur Verwaltungsaufgaben, auch Repräsentationspflichten gehören zu seinem Aufgabengebiet. Das können Gratulationsbesuche bei Seniorengeburtstagen sein, die Eröffnung von Ausstellungen oder Sportevents und auch das Halten von Grußworten bei Veranstaltungen und Festen von Vereinen, Unternehmen und Institutionen. Damit die Vielzahl dieser Termine nicht nur auf den Schultern einer Person ruht, gibt es stellvertretende Bürgermeister. Als gewählte Stadtratsmitglieder erfüllen sie diese Funktion ehrenamtlich. Thorsten Klute hat sich die Repräsentationstermine bislang mit seinen Stellvertretern Horst Hardiek und Petra Pölzing geteilt. Klute ist weg, die beiden bleiben im Amt und müssen nun zu zweit die repräsentativen Pflichten übernehmen.
Horst Hardiek obliegt zudem bis Mai die Leitung der Stadtratssitzungen. Dies kann nicht vom hauptamtlichen Verwaltungschef Matthies übernommen werden. Denn die Gemeindeordnung sieht vor, dass der Stadtrat natürlich auch von einem gewählten Ratsmitglied geleitet werden muss.
In einem anderen Regelwerk, nämlich dem Landesbeamtengesetz, ist das erläutert, was am Dienstag geschah. Warum der Bürgermeister - so wirkte es auf Außenstehende - von jetzt auf gleich zurücktreten kann, eine Stunde später seinen Schreibtisch räumt und am selben Nachmittag seinen neuen Posten als Staatssekretär der Landesregierung in Düsseldorf antritt, scheint erklärungsbedürftig. Mehrere Leser wandten sich mit dieser Frage in den letzten Tagen ans Haller Kreisblatt.
Möglich war dies, weil Klute kein Beamter im herkömmlichen Sinne war, sondern ein Wahlbeamter, der auf seinen Posten also ausschließlich durch Wahl der Bürger berufen wurde. Aus diesem Grund hat ein Bürgermeister keinen klassischen Arbeitsvertrag mit Kündigungsfristen, sondern er wird ernannt und kann sein Amt jederzeit niederlegen. Sobald solch ein Amtsträger zudem eine Ernennungsurkunde einer anderen Behörde - in diesem Fall der Landesregierung - bekommt, erlischt im selben Moment das bisherige Arbeitsverhältnis.
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Stromtrasse in Planfeststellung
95 Aktenordner und 35 CD-Versionen wurden der Genehmigungsbehörde in Detmold übergeben.
Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat das Planfeststellungsverfahren zum Bau des ersten Teilabschnitts der neuen 380-Kilovolt-(kV)-Freileitung von Gütersloh nach Osnabrück formell auf den Weg gebracht. Dazu sind in der Dortmunder Unternehmenszentrale in den vergangenen Tagen viele Ordner und CD-Versionen in Kartons gepackt worden, die jetzt von Projektleiter Jörg Finke-Staubach bei der Bezirksregierung Detmold zusammen mit dem Antrag auf Planfeststellung übergeben wurden.
Strommasten reduziert
Die beantragte Stromtrasse betrifft nur das nordrhein-westfälische Teilstück der Freileitung von der Umspannanlage in Gütersloh bis zum sogenannten Punkt Königsholz in Borgholzhausen, also bis zur Landesgrenze mit Niedersachsen. Auf diesem insgesamt rund 28 Kilometer langen Trassenverlauf werden dazu 112 alte Masten abgebaut und durch 78 neue ersetzt. Der geplante Netzausbau orientiert sich dabei im Wesentlichen am vorhandenen Trassenraum und verläuft von Gütersloh über Steinhagen und Halle bis
Borgholzhausen.
Es werden jetzt weniger Masten benötigt, weil die künftigen deutlich höher sind und damit eine längere Strecke überspannen. Dabei sind in Halle und Borg-holzhausen jeweils für zwei Streckenabschnitte Alternativen geprüft worden. Von diesen alternativen Leitungsverläufen hat Amprion drei beantragt. In Halle können die zwei Varianten »Arrode« und »Am Forst« verwirklicht werden und in Borgholzhausen die Variante »Sun-dernstraße«. Darüber sind die betroffenen Städte bereits in der ersten Jahreshälfte von Amprion informiert worden. In allen drei Fällen erklärte sich der Netzbetreiber bereit, die vorhandene Leitungsführung von Siedlungsgebieten zu entfernen. Ein Satz Planfeststellungsunterlagen für den nordrhein-westfälischen Teil umfasst fünf Ordner. Insgesamt hat Amprion 19 Sätze mit zusammen 95 Ord-nern und 35 CD-Versionen in Detmold abgegeben. Mit dem Antrag geht das Verfahren nun offiziell auf die Genehmigungsbehörde über. Diese entscheidet über die Eröffnung und gibt die Termine für die Auslegung der Planfeststellungsunterlagen und Beteiligung der übrigen Träger öffentlicher Belange als nächsten Verfahrensschritt bekannt. Zeitgleich mit der öffentlichen Auslegung durch die Genehmigungsbehörde wird Amprion die Unterlagen unter www.amprion.net veröffentlichen.↧
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„Freude macht fast alles bei meiner Arbeit”
Herr Keller, war 2013 ein gutes, ein schlechtes oder ein durchschnittliches Jahr?
Klemens Keller: 2013 war politisch und gesellschaftlich gesehen ein recht gutes Jahr. In finanzieller Sicht dagegen war es sehr schwierig, weil wir es hier vor Ort mit einem erheblichen Rückgang der Gewerbesteuer zu tun hatten. Im Haushalt mussten wir ein Defizit von 3,8 Millionen veranschlagen. Verbesserte Steuereinnahmen und sparsames Wirtschaften sorgen aber dafür, dass wir dieses Jahr wohl mit nur rund 2 Millionen Euro Defizit abschließen.
Welche war die wichtigste politische Entscheidung im Jahr 2013?
Keller: Die wichtigste Entscheidung ist im Bereich Schule gefallen, weil es leider nicht gelungen ist, eine einvernehmliche Schulpolitik im Altkreis Halle zu machen. Statt uns gegenseitig Konkurrenz zu machen, hätten wir uns gegenseitig unterstützen müssen. Das wäre für die Zukunft der Region besser gewesen und das wäre auch möglich gewesen.
Hätte Halle besser auf die Gesamtschule verzichten sollen?
Keller: Es ist das vornehme Recht jeder Kommune, ihre Schulpolitik eigenständig zu gestalten - die Frage ist nur, auf welche Art und Weise. Da es erwiesenermaßen im Altkreis Halle keinen Bedarf für eine weitere gymnasiale Oberstufe gibt, wäre eine Kooperation im Gesamtschulbereich die richtige Lösung gewesen. Die Gesamtschule in Werther und Borgholzhausen ist durch den Elternwillen in allen fünf Altkreiskommunen entstanden. Und ich sage ausdrücklich: Ein Mittelzentrum wie Halle kann ich mir ohne ein gut funktionierendes Gymnasium überhaupt nicht vorstellen.
Lohnt sich eine Klage gegen die Haller Entscheidung oder gilt es, jetzt nach vorn zu schauen?
Keller: Welche Schritte jetzt folgen, werden wir sehr sorgfältig abwägen. Eine harte juristische Auseinandersetzung ist für die Region nicht gut und führt zur Verunsicherung der Bürger. Wir müssen vor allem sehen, dass wir die hervorragend funktionierende PAB-Gesamtschule vor negativen Entwicklungen schützen.
Die Städte konkurrieren um Einwohner, Arbeitsplätze, Schüler und Unternehmen. Ist angesichts dessen die Beschwörung von Solidarität nicht überflüssig?
Keller: Es sieht danach aus, dass da harte Konkurrenz aufgebaut wird. Ich sage aber ausdrücklich, dass wir uns das nicht leisten können. Schaut man auf die Herausforderungen der Zukunft, so würde es uns helfen, wenn wir gut nachbarschaftlich auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Alles andere ist letztlich zum Nachteil der Bürger.
Kommen wir jetzt zu den positiven Aspekten. Welcher Teil Ihrer Arbeit hat denn 2013 besonders viel Spaß gemacht?
Keller: Die Fertigstellung des Freibades war schon ein sehr erfreuliches Ereignis. Wir haben es nachhaltig mit beständigen Materialien saniert, so dass es die nächsten Jahrzehnte überdauern sollte. Jetzt haben wir mitten im Ort wieder ein tolles Angebot für Einwohner und Gäste. Wichtig für die weitere Entwicklung von Borgholzhausen sind die beiden neuen Wohnbaugebiete Klockenbrink/Kampgarten und vor allem das Enkefeld, wo wir gute Voraussetzungen für die Ansiedlung junger Familien geschaffen haben.
Und sonst kam der Spaß in Ihrem Amt ziemlich kurz?
Keller: Freude macht fast alles bei meiner Arbeit. Es macht Spaß, in und für Borgholzhausen zu arbeiten. Gut für unsere Stadt ist auch, dass wir beim Klimawandel die großen Themen nicht nur sehen, sondern auch aktiv etwas dagegen tun, um unserer Verantwortung für nachfolgende Generationen gerecht zu werden. Mit hoher Beteiligung unserer Bürger und Unternehmen haben wir das integrierte Klimaschutzkonzept aufgestellt, um zukunftsgerecht handeln zu können.
Was folgt daraus ganz konkret für die Borgholzhausener Politik?
Keller: Die Stadt Borgholzhausen hat mit ihren eigenen bescheidenen Mitteln und Möglichkeiten eine Menge realisiert. Daran werden wir weiter arbeiten. Am wichtigsten ist dabei aber die Signalwirkung von dem, was wir auf den Weg bringen. Wir wollen die Menschen zum Mitmachen motivieren. Umwelt- und Klimaschutz ist für uns alle überlebenswichtig.
Welche wichtige Weichenstellung wird die Diskussion im neuen Jahr bestimmen?
Keller: Im Jahr 2014 wird uns sicher der geplante Neubau der 380-kV-Höchstspannungsleitung stark beschäftigen, da das Planfeststellungsverfahren jetzt offiziell eröffnet worden ist. Außerdem wird die Neuaufstellung des sogenannten Landesentwicklungsplans sicher einer der Schwerpunkte für 2014. Wir sehen in dem Entwurf große Gefahren für die kommunale Selbstverwaltung und die Planungshoheit.
Welche Gefahren sehen Sie ganz konkret und was soll dagegen unternommen werden?
Keller: Im Februar müssen wir die Beschlüsse für die Stellungnahme der Stadt Borgholzhausen fassen. Wir müssen dabei sicherstellen, dass uns der notwendige Entwicklungsraum für Wohn-, Gewerbe- und Indus-triegebiete nicht genommen wird. Der Kreis Gütersloh ist einer der wirtschaftlich erfolgreichsten Kreise in ganz Deutschland und Stillstand wür-de rasch zu Rückschritt führen. Zum Glück scheint aber in dieser Frage der Zusammenhalt der Städte und Gemeinden und dem Kreis Gütersloh zu funktionieren. Gemeinsam gelingt es uns, in Düsseldorf den notwendigen Eindruck zu machen.
Kommen wir von den lebenswichtigen Fragen zu denen der Lebensqualität. Sollte sich die Stadt mehr bei den bekannten Großveranstaltungen engagieren, bei denen nicht alles rundlief in diesem Jahr?
Keller: Aus meiner Sicht sind es vier Großveranstaltungen, die das Image und das Gesicht dieser Stadt prägen: die Nacht von Borgholzhausen, der Weihnachts- und der Kartoffelmarkt sowie die Sommerakademie. Wir müssen alles daransetzen, dass diese Veranstaltungen erhalten bleiben. Ich sehe die Lösung aber nicht in einem professionellen Eventmanager. Den könnten wir uns auch gar nicht leisten. Wir werden weiterhin auf das ehrenamtliche Engagement setzen. Gott sei Dank gibt es genug Bürgerinnen und Bürger, die bereit sind, das zu leis-ten. Wir als Stadt helfen dabei so gut es geht mit Rat und Tat. Das gilt für die Vorbereitung wie für die Durchführung und auch für die Genehmigungspflichten.
Noch stärkeres finanzielles Engagement der Stadt ist dabei ausgeschlossen?
Keller: Nicht in allen Fällen. Nehmen Sie nur den Steinbruch, wo heute Abend wie seit vielen Jahren das Piumer Bauerntheater die Weihnachtsgeschichte zeigt. Der gehört der Stadt Borgholzhausen, die ihn vor vielen Jahren gekauft hat und damit einen idealen Rahmen geschaffen hat, in dem sich viele großartige Veranstaltungen entwickeln können. Dank dafür gebührt an dieser Stelle Rolf Singenstroth und Horst Bobbenkamp, deren Initiative wir diese Naturbühne in erster Linie verdanken. Einen Wunsch habe ich allerdings: Wir sollten ihn nicht mehr »Bönkerscher Steinbruch« nennen, denn das ist lange her und klingt auch sehr sperrig. »Städtischer Steinbruch« fände ich persönlich schon passender, aber vielleicht gibt es ja noch einen besseren Vorschlag.
Man hat den Eindruck, dass Sie sich für Ihre restliche Amtszeit noch einiges vorgenommen haben. Haben Sie daran gedacht, den Weg für eine Neuwahl des Bürgermeisters bei den Wahlen zum Rat 2014 freizumachen?
Keller: Ich bin 2009 für eine sechsjährige Dienstzeit angetreten und habe die Wahl mit 82,4 Prozent der Stimmen gewonnen. Ich bin weder amtsmüde noch hätte ich andere Gründe, mein Amt freiwillig vorher aufzugeben. Meine Amtszeit endet am 20. Oktober 2015.
In der Diskussion steht oft der Aspekt möglicher Kosteneinsparungen durch die gleichzeitige Wahl von Bürgermeistern und Räten im Vordergrund. Was ist Ihre Meinung dazu?
Keller: In Süddeutschland werden hauptamtliche Bürgermeister seit langer Zeit unabhängig von den Ratsperioden für acht Jahre Dienstzeit gewählt. Das sichert ihnen meiner Meinung nach die notwendige Unabhängigkeit von Wahlkampfinteressen und erleichtert es ihnen, auch unpopuläre Maßnahmen anzupacken.
Wie würde sich eine vorgezogene Wahl ganz konkret in Borgholzhausen finanziell auswirken?
Keller: Ich finde es grundsätzlich nicht richtig, in dieser Frage ausschließlich über die Kosten demokratischer Wahlen zu sprechen. In Borgholzhausen wäre es so: Wäre ich frühzeitig zurückgetreten, müsste die Stadt ab dem 1. Juni 2014 für einen weiteren Pensionär bezahlen und hätte außerdem einen neuen Amtsinhaber auf ihrer Gehaltsliste.
Das Jahr 2013 neigt sich dem Ende entgegen. Haben Sie schon ein wenig Bilanz gezogen?
Keller: Borgholzhausen ist gut aufgestellt für die nächsten Jahre und insgesamt ein gut funktionierendes Gemeinwesen. Dass das so ist, liegt an der guten Zusammenarbeit und an dem großen Engagement der örtlichen Vereine und Verbände, der Kirchen und der Feuerwehr und natürlich auch an der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen Rat und Verwaltung. Dafür möchte ich mich ausdrücklich bei allen sehr herzlich bedanken. Und ich wünsche allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ein frohes, friedvolles Weihnachtsfest und viel Glück, Erfolg und Gesundheit im neuen Jahr.
Herr Keller, wir danken für das Gespräch.
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Streitfall Blotenberg
Es ist mehr als ungewöhnlich, wenn während der Haushaltsreden über Personalien wie Bürgermeisterämter gesprochen wird. Noch ungewöhnlicher allerdings, dass ausgerechnet die Liberalen, die bislang eher für ihre Nähe zu den Christdemokraten bekannt sind, einen SPD-Kandidaten unterstützen. Marion Weike kann also nicht alles falsch gemacht haben, wenn ihr auf diese Weise und durch dieses Lager Anerkennung entgegengebracht wird.
Allerdings schlug ihr nicht nur Lob entgegen. Sie musste auch erhebliche Kritik einstecken. Vor allem seitens CDU und Grünen, die die Millioneninvestition am Blotenberg, wo bekanntlich Werthers nächstes großes Wohnbaugebiet entstehen soll, für höchst bedenklich erachten.
Allen voran die CDU, die auf das zu erwartende Haushaltsdefizit von 1,6 Millionen Euro zu sprechen kam. „Schon aus diesem Grund sind die millionenschweren Risiken beim Ankauf der Fläche Blotenberg nicht tragbar”, so Ulrich Buchalla. Seine Fraktion sei keineswegs gegen neue, maßvoll ausgewiesene Bauflächen. Nur eben nicht an der denkbar schlechtesten Stelle in
Werther.
Die Vermarktungsrisiken seien enorm, „dieses Baugebiet wird von uns nicht schlechtgeredet, es ist schlecht”, kommentierte er. Und rechnete vor: Wenn man von Gesamtkosten in Höhe von fünf Millionen Euro ausginge, müsste der Quadratmeterpreis bei etwa 200 Euro liegen. „Wer das an dieser Stelle zahlen soll, ist uns ein Rätsel.” Er hofft, dass jedem klar ist, welches Fiasko hier möglicherweise drohe. Allein die fehlende Vermarktung von zehn Grundstücken risse ein Loch von einer Million Euro in die städtische Kasse. Buchalla fand klare Worte: „Sollten die Mehrheitsverhältnisse nach der Kommunalwahl andere sein, wird es ein Baugebiet Blotenberg nicht geben!” Nach seiner Aussage kommt als Alternative nur das Süthfeld in Frage, 20 bis maximal 30 Bauplätze. Mehr sei im Hinblick auf die demografische Entwicklung auch nicht nötig. Ohnehin sollte die Stadt besser Flächen gebrauchen als zu verbrauchen, nannte er das Stichwort »Jung kauft Alt«. „Sich Tricks zu bedienen, ist mehr als schlechter Stil” Mit diesen Worten traf er genau den Ton der Grünen. Auch sie lehnten den Haushalt aufgrund des Blotenbergs ab. Heinz-Peter Kuhlmann war in seiner Kritik an Marion Weike allerdings deutlicher: „Der Haushalt spiegelt die Politik wider, die Sie in Werther seit 13 Jahren durchsetzen”, richtete er sich direkt an die Bürgermeisterin. „Eine Politik des Durchwurstelns, Setzens auf überholte Konzepte, keiner Visionen für die Zukunft. Im Gegenteil wird jede Idee, die nicht aus Ihrem eigenen Stall kommt, abgebügelt.” Statt den Blotenberg oder die Rodderheide zu überplanen, sollten lieber Altindustrieflächen für neue Wohn- und Gewerbegebiete genutzt, außerdem alte Bauten saniert und energetisch ertüchtigt werden. Das sieht die SPD ganz anders. Wie Fraktionschef Rainer Schütz ausführte, wäre das Baugebiet Blotenberg für Werther sehr wichtig, zumal der Stadt über 90 Anfragen von Bauinteressierten vorlägen. Das Süthfeld, wie von der CDU favorisiert, wäre genauso eine „realitätsfremde Vision” wie das von den Grünen anvisierte Weco-Gelände, das schon da-rum nicht in Frage käme, da sich der Eigentümer einen anderen Verwendungszweck vorstellt. Und nur durch Neubürger, so Schütz, könnte Werther weder den Anteil an der Einkommenssteuer noch den Bestand an Schulen und Kindergärten halten. Hier knüpfte Uwe Gehring von der UWG an. Arbeitsplätze, Kaufkraft, eine lebendige Innenstadt und eine gute Infrastruktur ließen sich nur bei entsprechender Einwohnerzahl erhalten. Daher spräche sich seine Fraktion klar für das Baugebiet Blotenberg aus. Genau wie die FDP. Jan-Holm Sussieck: „Ohne den Blotenberg und die Rodderheide reicht der status quo nicht aus, um sagen zu können: Dieser Stadtrat ist seiner Verantwortung gerecht geworden.” Wer selbst moderates Wachstum verabscheue, müsse Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen vertreten - nur das wäre glaubwürdig. Er forderte die Blotenberg-Gegner auf anzuerkennen, dass es in dieser Sachfrage eine Mehrheit gibt. Das wäre Demokratie. „Nur weil man in der Sache nicht weiterkommt, die Legitimität des Planverfahrens in Zweifel zu ziehen und sich irgendwelcher Tricks zu bedienen, halte ich für mehr als schlechten Stil”, ärgerte er sich. Und kommentierte auch die Ausstellung der Bürgerinitiative auf dem Christkindl-Markt, die er in Anbetracht der klaren Eigentumsverhältnisse des Hofes Overbeck als „unverfroren” bezeichnete. „Es würde CDU und Grünen gut zu Gesicht stehen, sich von diesem Gebaren der Bürgerinitiative zu distanzieren.” Am Ende wurde der Etatplan 2014 mit deutlicher Mehrheit abgesegnet. Einig waren sich die Politiker darin, dass Werther weiterhin sparsam bleiben muss, allein aus dem Grund, um nicht in die Haushaltssicherung zu rutschen. Und so wurde der Millionen-Investition für den Blotenberg zwar zugestimmt, weiteren 10 000 Euro für die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes und 5000 Euro für die Kulturförderung ebenso, die Forderung der CDU nach weiteren 50 000 Euro zugunsten der Straßenunterhaltung jedoch abgelehnt.↧
In der Disko fliegen die Fäuste
Weil in der Diskothek randaliert worden sein sollte, rückten die Beamten gegen vier Uhr am Samstagmorgen zum Dejavue aus, wo in dieser Nacht eine Stufenparty von angehenden Abiturienten gefeiert wurde. Unter anderem hatten die Einsatzkräfte auch einen Diensthund dabei. „Vor der Disko trafen die Beamten auf 30 zum Teil erheblich alkoholisierte und aggressive Personen”, sagte auf HK-Anfrage ein Sprecher Versmolder Wache. Weitere 200 Personen hätten demnach im Gebäude gefeiert.
Ein 20-jähriger Gast war in der Disko offenbar in einer Schlägerei verwickelt, woraufhin ihn das Personal vor die Tür setzen wollte. Nach HK-Informationen riss der stark alkoholisierte Mann sich allerdings los und die Situation eskalierte. Der Gast und weitere Zeugen beschrieben demnach, dass er von Mitarbeitern des Dejavue in einen Nebenraum geschleift und dort einige Minuten mit Fußtritten traktiert worden sei. Dabei erlitt der 20-Jährige mehrere Prellungen - er wurde bis in den Morgen im Krankenhaus behandelt.
Das Opfer hat mittlerweile Anzeige auf der Versmolder Wache erstattet, wie die örtliche Polizei bestätigt. Nun werden Kriminalpolizisten versuchen, Licht ins Dunkel eines unübersichtlichen und sehr aggressiv aufgeladenen Abends zu bringen. Dabei wird es darum gehen, ob und wie das Dejavue-Team wirklich hingelangt hat - und vor allem wer an den angezeigten Übergriffen beteiligt war.
Türsteher-Gewalt zum wiederholten Mal Thema
Dass Türsteher - gerade bei alkoholisierten und aggressiven Personen - das Hausrecht durchsetzen müssen, steht dabei wohl außer Frage. Zum wiederholten Mal taucht beim Dejavue allerdings die dringende Frage nach der Wahl der Mittel auf. Erst im April diesen Jahres war ein ehemaliger Türsteher der Diskothek zu sechs Monaten Haft mit Bewährung verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mann im Februar 2012 einen Gast gewürgt, in einen Büroraum gezerrt, mit Handschellen gefesselt sowie mit Fußtritten und Faustschlägen traktiert hatte.
Für die Polizei sind Einsätze an der Rothenfelder Straße mittlerweile zu einer traurigen Routine geworden. Sehr häufig würden die Einsatzkräfte zur Diskothek gerufen, weil es dort - fast immer unter erheblichem Alkoholeinfluss - zu Schlägereien und Körperverletzungen komme, heißt es aus dem Umfeld der Beamten. Die Ermittlungsarbeit gestalte sich dabei schwierig bis frustrierend. Oftmals könnten die Beteiligten die Vorfälle nicht rekonstruieren, bliebe bei der Anzeigenaufnahme vieles im Vagen. Diesmal liegen zumindest konkrete Vorwürfe auf dem Tisch - schade für den Partymittelpunkt.
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Lärmkeule sichtbar gemacht
Im Rahmen des Luftreinhalteplanes sind von der Bezirksrego nach Angaben der Stadt Halle zwischen dem 7. Oktober und dem 13. Oktober die Verkehrs-ströme auf der Westumgehung gemessen worden. Die Verkehrszählung hat eine Dichte von 11457 Fahrzeugen in 24 Stunden im Schnitt der Woche ergeben. Der Lastwagenanteil liegt danach tags bei 16,3 Prozent und nachts bei 33,8 Prozent. Zum Vergleich lag der Verkehrslärmberechnung vom 14. August eine Verkehrsmenge von 9109 Fahrzeugen innerhalb von 24 Stunden mit LKW-Anteilen von 14,5 Prozent tags und 26,1 Prozent nachts zu Grunde.
In der offiziellen Einschätzung wird damit bestätigt, dass eine deutliche Zunahme des Gesamtverkehrs, insbesondere des Schwerlastverkehrs festzustellen ist. Auf dieser Basis ist für das Anliegergebiet am 10. Dezember von der AKUS-GmbH ein farbiges Lärmkataster errechnet worden.
Ergebnis: „Für sechs der Wohnhäuser wären Lärmsanierungsnahmen denkbar”, wie es Bauamtssachbearbeiter Eckhard Hoffmann vorsichtig in der Ratssitzung formulierte. Vo-raussetzung ist der bauliche Zustand des Hauses, die technische Ausstattung der Fenster und die Frage, wie der jeweilige Bauplatz planungstechnisch bezeichnet (reines Baugebiet, Mischgebiet, etc.) ist.
Die Ergebnisse der Lärmberechnung werden, so die Verwaltung, dem Landesbetrieb Straßen .NRW. ,mit der Aufforderung übersandt, sich mit den betroffenen Eigentümern in Verbindung zu setzen, um deren Ansprüche im Einzelfall zu prüfen.
Daneben wird die Berechnung den betroffenen Eigentümern zur Verfügung gestellt, damit sich diese auch selbst mit Straßen. NRW in Verbindung setzen können.
Entsprechend dem Beschluss des städtischen Bau- und Verkehrsausschusses vom 1. Oktober wird für den Streckenabschnitt B 68 bis zur Höhe des Bauhofes eine Geschwindigkeitenbeschränkung auf 50 Stundenkilometer beim Straßenverkehrsamt des Kreises Gütersloh beantragt.
Nach dem Vortrag von Eckhard Hoffmann kam es zu keiner weiteren Aussprache im Rat zu diesem Thema.
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Festliche Sternstunde der Chormusik
Das 40-köpfige Liedertafel-Ensemble sang sich mit - keineswegs nur weihnachtlichen Weisen - in die Herzen der Zuhörer. Natürlich durften Klassiker wie »Macht hoch die Tür« und »Vom Himmel hoch« nicht fehlen. Die große Bandbreite ihres Könnens bewiesen die Sänger aber ebenso mit einem fröhlichen »Rudolph, the red-nosed reindeer«. Klassisch anspruchsvoll wurde es beim »Halleluja« aus Händels Messias oder - einfühlsam an der Orgel begleitet - Sätze aus der Deutschen Messe von Franz Schubert.
Eigentlich unglaublich, aber: Das beliebte Bläserquintett Riga Brass aus der lettischen Hauptstadt hatte in all den Jahren noch nie in der St. Jacobikirche gespielt. Vom Konzertauftakt an zeigte sich die Klasse der Profis aus dem Baltikum etwa mit der »Intrada« von Georg Friedrich Händel. Eine eindrucksvolle und mehr als geglückte Premiere vor den zwei großen, geschmückten Weihnachtsbäumen im Altarraum.
Abwechslungsreich und vielfältig präsentierten sich alle Akteure an diesem Abend, Volker Schrewe etwa zum Orgelspiel von Ursula Schmolke, gleich zu Beginn mit einem berührenden »Vom Himmel hoch«. Spätestens da brach sich die weihnachtliche Stimmung Bahn.
Nach dem Adventsklassiker »Macht hoch die Tür«, von Instrumenten begleitet, überzeugte die Liedertafel auch a cappella mit einem kraftvoll intonierten »Herbei, o ihr Gläubigen«.
Ursula Schmolke antwortete von der Empore mit der gelungenen Toccata über »Tochter Zion«, bevor die Bläser aus Riga das Zepter für eine beeindruckende Weile übernahmen. Mit Händels »Einzug der Königin von Saba« ging es federleicht über zu Johann Sebastians Bachs weltbekanntem »Air« aus der Suite Nummer 3. Die zunehmende Begeisterung der vielen Zuhörer schlug sich in tosendem Applaus nieder.
Auch die Gemeinde durfte sich in den Gesang einfügen: Beim barocken »Wie soll ich dich empfangen« von Johann Crüger war der mächtige Gesang auch außerhalb der Kirchentüren gut zu hören. Die Bläser verführten so manche Fußspitze zum Mitwippen beim Potpourri von Weihnachtsliedern, um danach die Weihnachtsbotschaft auch international zu färben - mit einem echten Purcell »Lobt den Herrn der Welt« zeigten sich die Sänger abschließend bestens aufgestellt. Das Adventskonzert endete so, wie es sich gehört: Für alle gemeinsam mit einem stimmungsvollen »O du fröhliche«.
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Zeitweise in Schräglage
Loxten. Den größten Jubel entfachte ein Treffer, der gar nicht zählte. Kim Harting traf aus der eigenen Hälfte ins leere Tor, als der Gast alles auf eine Karte setzend den siebten Feldspieler gebracht hatte. Harting verschwand kurz darauf unter einer grünen Spielertraube, selbst Loxtens Trainer Dirk Elschner glaubte 20 Minuten nach Schlusspfiff noch an ein 26:24. Erst Schiedsrichter Günter Warkus klärte beim Beisammensein vor der Sparkassen-Arena auf: Die Schlusssirene war schon ertönt, als Hartings Ball im Netz zappelte.
Grundeinstellung nicht bei 100 Prozent
Knapp war es so oder so und Elschner hatte auch gleich die Gründe dafür ausgemacht: Einfache technische Fehler in der Schlussphase, fünf verworfene Siebenmeter und eine Grundeinstellung, die der Trainer gegen einen ersatzgeschwächten Gegner nicht bei 100 Prozent verortete. So gerieten die Sportfreunde in einer verhältnismäßig torarmen Partie nach dem 20:16 (45.) von Kim Harting zeitweise noch einmal in Schräglage.
Sechs Minuten vor dem Ende glich die HSG zum 22:22 aus. 90 Sekunden standen noch auf der Uhr, als Hüllhorsts Lars Fischer beim Stand von 25:24 einen Siebenmeter an die Latte setzte. Loxtens psychologischer Vorteil war nach einem anschließenden Fußfehler dahin. Doch der Gast, der sich über die gesamte Spielzeit viel Zeit für Angriffe nahm, hatte auch eine Minute später noch nicht ausgeglichen und den Ball wieder an die Gastgeber verloren.
Elschner rief die Seinen zu einer Auszeit. Anschließend versuchte Heiner Steinkühler, den Sieg über die Zeit zu bringen und einen Freiwurf zu provozieren. Ohne Erfolg: Die Pfeifen der Unparteiischen blieben nach dem Einsteigen von Niklas Depping gegen Steinkühler stumm. Noch einmal also bekam Hüllhorst die Chance zum Unentschieden. Im Kampf um den Ball landete das Spielgerät bei Kim Harting, dessen sehenswertem Schlusspunkt die Anerkennung verwehrt blieb.
Hüllhorsts Trainer André Torge war trotz der Niederlage nicht unzufrieden. „Mit so einem engen Spiel habe ich gar nicht gerechnet”, sagte er. Immerhin musste Torge unter anderem auf Leistungsträger Arne Halstenberg und den ersten Torwart Dennis Specht verzichten. Ins Gewicht fiel das nicht: Björn Witt machte seine Sache zwischen den Pfosten gut, vorne sorgte Tim Blomenkamp für einfache Tore. (Claus Meyer)
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Berufsalltag in Frankreich
Einen Einblick in ein ausländisches Unternehmen zu bekommen sei sehr bereichernd gewesen, da sind sich die Berufsschüler einig. Ihre Gruppe bestehend aus neun angehenden Bekleidungstechnischen Assistentinnen, einer Auszubildenden im Einzelhandel und zwei Auszubildenden zum Industriekaufmann führte in Lille Praktika im Mode- oder kaufmännischen Bereich durch. Das vorherige Unbehagen aufgrund der französischen Sprache, die nicht alle der Schüler perfekt beherrschen, sei letztlich unbegründet gewesen, so berichteten sie jetzt im Berufskolleg beim Rückblick auf den Frankreich-Aufenthalt. Die Kommunikation in den Betrieben habe während der Zeit problemlos geklappt. „Die Betriebe in Frankreich waren begeistert von der Selbstständigkeit und dem Engagement der Praktikanten”, erzählten Tabea Ziemons und Marita König, Lehrerinnen für Textil- und Bekleidungstechnik, die die Gruppe nach Lille begleiteten.
Im Rahmen dieses Austauschprojektes waren im September die französischen Schüler von der in einem Vorort Lilles gelegenen Partnerschule des Berufskollegs zu Besuch in Halle gewesen. Sie absolvierten Praktika bei Unternehmen in unserer Region. Das Projekt wird gefördert vom deutsch-französischen Sekretariat (DSF/FSA) in Saarbrücken.
Zum Austauschprojekt gehört auch ein buntes Kulturprogramm. So besichtigten die deutschen Schüler die Altstadt von Lille, wo sie für die drei Wochen in einem Hostel untergebracht waren. Sie besuchten unter anderem das Unternehmen Metro, einen Modemarkt, das Kunst- und Industriemuseum »La Piscine« in einem ehemaligen Schwimmbad und trafen Produktdesignerin Annabelle Wattier. „Lille ist eine wunderschöne Stadt mit vielen alten Gebäuden und es gibt auch einen kleinen Weihnachtsmarkt dort”, schwärmten Amy Raabe und Cara Fronemann.
„Man merkt, dass die Franzosen gerne genießen, denn es gibt viele Bars und Restaurants”, fügten Lija Esau und Jennifer Grass hinzu. Ganz besonders beeindruckt habe sie aber die Offenheit der Menschen in Lille, sind sich die vier angehenden Bekleidungstechnischen Assistentinnen einig.
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