¥
↧
Helm auf, Lampe an
↧
Hänsel und Gretels Abenteuer
Mit dem »Drehbuch« dafür hat Marina Girod, Leiterin der Musikschulen-Zweigstelle Werther, ihre Sommerferien verbracht. Am Samstag präsentierten 83 Kinder der Kreismusikschule die neue musikalische Version von Hänsel und Gretel.
Es gibt zahlreiche Hexenlieder, die Marina Girod für ihr Hexenkonzert verwenden konnte. Die Schwierigkeit bestand darin, alle darin vorkommenden kleinen und großen, jungen und alten, lieben und bösen Hexen in einer zusammenhängenden Geschichte unterzubringen. „Hänsel und Gretel sollten die zentralen Figuren sein”, berichtete Marina Girod. Denn schließlich treffen auch sie in ihrer Geschichte auf eine alte Hexe in einem Lebkuchenhaus, die die Kinder im Ofen braten will. Wie im Märchen sollten die Kinder aber auch in der selbst erdachten Geschichte von Marina Girod am Ende heil nach Hause kommen.
In der neuen, musikalischen Version von Hänsel und Gretel erlebten die beiden Kinder also auf ihrer Suche nach dem richtigen Weg nach Hause eine Menge Abenteuer, die in dem Märchen der Brüder Grimm nicht vorkommen. Sie treffen die kleine Hexe Trixie, der das Lernen in der Schule sehr schwer fällt, begegnen der Baumhexe Trude Trudis, die ihnen eine Hütte für die Nacht zaubert, und begegnen der Nebelhexe Wilma, die den Wald in dichte Nebelschwaden hüllt.
Die beiden Kinder müssen den gefährlichen Höllenbach überqueren, die Moorhexe im Teufelsmoor austricksen und sie verbünden sich am Ende mit der Hexe Lakritze, um endgültig nach Hause zu kommen. Kurz vor dem Ziel lernt Gretel von Trixie noch das Hexen, so dass sie den Eltern mit ihrer Zauberei zu Wohlstand verhelfen kann.
Die Kinder sangen und spielten 23 Lieder
Nicht nur die Hexenlieder, sondern auch allgemeine Kinder- und Volkslieder hat Marina Girod in ihrem Märchen untergebracht. Beispielsweise »Es klappert die Mühle am rauschenden Bach« oder »Im Frühtau zu Berge«. „Je nachdem, wie es gerade so passte”, schmun- zelte die Gitarren- und Blockflötenlehrerin. Sie selbst übernahm in dem Konzert den Part der Erzählerin, die zwischen den Liedern von den Geschehnissen berichtete.
Die insgesamt 23 Lieder wurden von den Kindern nicht nur gesungen, sondern auf der Blockflöte gespielt und mit Gitarrenmusik begleitet. Wochen zuvor hatten sie die Noten zum Üben mit nach Hause bekommen. Am Morgen des Konzertes spielten zunächst alle Blockflöten-Kinder zusammen und getrennt von ihnen übten auch die Gitarren-Kinder ihr gemeinsames Spiel.
Nach dem Mittagessen kamen dann alle 83 Kinder und die dazugehörigen elf Blöckflöten- und Gitarrenlehrer zur Generalprobe in der Aula der Gesamtschule zusammen und übten noch einmal gemeinsam. Gegen 17 Uhr begann dann als Abschluss des Workshops das Konzert.
Die Darbietung war bezaubernd und es verwunderte, dass das Zusammenspiel der Instrumente nach einem eintägigen Workshop so gut klappte. Zur Belohnung durften am Ende alle Kinder an einem riesigen Hexenhaus knuspern, das während des Konzertes verführerisch neben der Bühne gestanden hatte. Die anwesenden Gäste in der Aula der Gesamtschule Werther belohnten das Konzert mit viel Applaus.
↧
↧
Lichterglanz im Haller Nikolausdorf
Und als Samstagnachmittag der Nikolaus zur Aktionsbühne stiefelte, um Hunderte von Jungen und Mädchen zu begrüßen, lugte die Sonne hinter den Wolken hervor.
Die strahlte übrigens mit Kindern und Veranstaltungsteam um die Wette, denn der Mann im roten Mantel hatte mit Unterstützung der Haller Geschäftsleute 800 Beutel zu verteilen - allesamt großartig gefüllt. „Eine Wahnsinns-Sache”, freute sich Michael Schoregge, Vorsitzender der Haller Interessen- und Werbegemeinschaft (HIW) sowie Chef-Organisator des Nikolausmarktes, mit Blick auf die vielen, vielen roten Taschen voller Spiele, Bälle, Süßigkeiten oder Rucksäcke. Die kleinen Gäste dankten es mit Gedichten und Liedern, die sie eigens auswendig gelernt hatten. Zum Beispiel Ida und Neele, die beiden sechsjährigen Freundinnen, die »Holler, boller, Rumpelsack« im Gepäck hatten. Schon lange vor der Ankunft von Nikolaus sagten sie die Zeilen mehrfach und fehlerfrei auf. Oben auf der großen Bühne versagte ihnen dann doch irgendwann die Stimme - aber das Publikum spendete lauten Applaus, natürlich, und Lob und Geschenke vom Nikolaus gab es obendrein.
Neben vielen musikalischen Darbietungen - unter anderem traten die Brüdergemeinschaft der Mennoniten oder der A-cappella-Männerchor »Taktlos« aus Cuxhaven am Samstag auf - bot sich den Gästen im festlich illuminierten Nikolausdorf rund um die Johanniskirche viele Gelegenheiten zum Essen und Trinken. Im Kinderkarussell auf dem Lindenplatz ging es ordentlich rund und natürlich nutzten viele Besucher das große Angebot, um bereits Geschenke für Weihnachten zu erstehen: Kunsthandwerk, Holzarbeiten, selbst gekochte Marmeladen und Kekse aus eigener Herstellung, selbst gezogene Kerzen, Adventskränze, Textilarbeiten oder Roggensäckchen. Die hatte beispielsweise Maria Trapani im Angebot: Das ganze Jahr über näht die Hallerin Säckchen, ehe sie kurz vor Winterbeginn frischen Roggen kauft, die Körner säubert und dann frisch in die Säckchen füllt. Doch auch die Haller Geschäfte, die Sonntagnachmittag geöffnet hatten, zogen die Nikolausmarkt-Besucher an und so durfte sich das Orga-Team gestern entspannt zurücklehnen: Das Wochenende war bestens gelaufen und bot für alle Interessen etwas.
Wer zu den 24 Kindern zählt, die bei der »Wünsch dir was«-Aktion erfolgreich waren, und wie viele Sänger für den Abschluss-Chor aktiviert werden konnten, berichten wir morgen. (Nicole Donath)
↧
Kulturfest feiert vier neue Mitglieder
Die Vorsitzende lud ein zu einem kleinen Galoppritt durch die vielschichtige Ausstellung: Direkt neben den Stuhlreihen fällt die weiße Sandsteinskulptur von Ulf Richter ins Auge. Ein Bild mit dynamischer Farbgestaltung zeigt einen weiteren Aspekt von Richters handwerklichem Können. Es schließt sich auf der Empore eine interessante Landschaftsempfindung mit dreidimensionalen Überraschungen von Gertrud Hoppen an.
Jobst Schräder hat ein neues Kapitel in seiner langen Künstlerbiografie aufgeschlagen und präsentiert ein »Trypthichon mit Schattenbildern«, so Schütze. Quasi in den Raum hinein springen eigenwillige Kopf-Skulpturen von Michaela Berning-Tournier. Während in der Nachbarschaft sich zwei Reliefbilder sowie zwei kleine Bronzeskulpturen von Günter Schlömann in ihrer eindeutigen Formensprache mühelos behaupten.
Es werden immer mehr Mitglieder, die aus den Kursen der Sommerakademie herauswachsen: So werden beispielsweise drei Arbeiten von Brigitte Schreiber sowie eine Beton-Skulptur von Doris Kühnel gezeigt. „Die Skulptur hat zwar keinen Titel, aber alle, die beim Hängen der Ausstellung mitgeholfen haben, sagen Iwan zu ihm”, plauderte Schütze ein wenig aus dem Nähkästchen und wusste, dass Iwan seit Sonntagmorgen auch offiziell so heißt, dank seiner Schöpferin. Ein weiterer Neuzugang aus Bayern ist Johann Gnad.
Guter Kunstunterricht inspirierte Ina Parpart
Besondere Beispiele von Veronika Petersdorfs Kunst zeigen zwei Exponate in einer strahlkräftigen Farbigkeit an der hohen Wand jenseits des Treppenaufgangs. „Es sind wieder besondere Materialien und ihre Mischung”, sprach Astrid Schütze von Ton, Acryl und Pigmenten. Mit Barbara Knappe kommt eine sehr verschieden agierende Malerin. Zum einen sehr realistisch, das Porträt eines Schafkopfes und zum anderen das ins Surreale übersteigerte Doppelgesicht der „Twins”.
Ein weiteres neues Mitglied ist die junge Ina Parpart. Sie sagte, dass ein sehr guter Kunstunterricht sie bis heute inspiriere. Susanne Kinski zeigt drei Bilder , collageartig und mit Mischtechnik, bei denen sich sowohl ein zweiter, als auch ein dritter Blick lohnen, ermunterte die Vorsitzende zum genauen Sehen.
Astrid Schütze freute sich in ihrer Begrüßung besonders über vier neue Mitglieder, die teils auch schon mit eigenen Arbeiten an der am Sonntagmorgen eröffneten Mitgliederausstellung im Rathaus von Borgholzhausen mit eigenen Werken dabei waren.
Sowohl Gisa Märgner als auch Karin Warias steuern Fotografien zur Ausstellung bei, Eike Umney hängt direkt nebenan mit ihren beiden Arbeiten »Erd- und Untergeschoss«. Gegenüber gespiegelt von zwei sehr positiven Arbeiten von Sandra Leitz-Brüggeshemke, Aktuelles und ein frühes Werk.
Sowohl die beiden Aquarelle von Wolfgang Blockus als auch die Bleistiftzeichnungen von Siegfried Alexander Scholz lassen eine ganz feine und kunsthandwerklich hoch stehende Arbeitsmethode erkennen. Die Aussagen sind intensiv und verschieden. Waltraud Scholz überrascht mit vierfarbigen Arbeiten, mit poetischen Impressionen und einem romantischen Malstil. Wuchtig im Foyer wächst die große Holzskulptur mit Nähten von Kupferdrähten von Elfriede Schildmann aus dem Boden.
„Die große Vielfalt macht uns stolz”, wünschte Astrid Schütze der sich anschließenden „Familienfeier” mit selbst bestücktem Buffet einen fröhlichen Verlauf. (Christiane Gerner)
↧
Tanz und tolle Tage
Am Anfang sah es ja gar nicht gut aus: Platzregen und Sturm fegten am Freitagnachmittag die Wege zwischen den Buden leer. Doch kaum war der letzte Tropfen gefallen, kamen die Besucher gegen Abend wieder ins Dorf. Während die Glühweinstände und Bratwurstbuden davon profitierten, mussten sich die vielen Vereine mit ihren Geschenken und Plätzchen noch einen Tag gedulden. Doch am Samstag dann konnten sich alle Aktiven über wahre Besucherströme freuen. Die Straßen waren voll, die Menschen drängten sich und suchten nach den schönsten Geschenkideen. Fündig wurden sie alle, boten die Schulen, Vereine und Kindergärten doch für jeden Geschmack etwas. Von Schals und Socken über Kerzen und Holzfiguren bis hin zu Memobords war die Auswahl riesig. Renner an den Ständen waren selbst gemachte Plätzchen und Marmelade. Aber auch Salz und Risotto oder Kräuteröl erfreuten sich großer Beliebtheit.
Zum letzten Mal waren in diesem Jahr die Lehrer und Schüler der Hauptschule mit dabei. Sie hatten mit dekorativen Einweck-Gläsern und Körnerkissen noch einmal ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Auf einem Schild verabschiedeten sie sich von ihren Besuchern.
Neben Bewährtem erwartete die Besucher auch wieder viel Neues. So zum Beispiel die Laufstegaktion vorm Möbelhaus Möbel und Mehr. Tanzschüler von Tina Dröge präsentierten tänzerisch Geschenkideen der heimischen Geschäftsleute. Die Mitarbeiterinnen des Ladens zeigten danach, dass Secondhand sehr schick sein kann. Moderiert wurde das ganze von Bürgermeister Klaus Besser.
Über einen Scheck konnten sich am Samstag auch die Vertreter aus Fivizzano freuen. Die AGS spendete 1000 Euro für die vom Erdbeben gezeichnete Stadt in der Toskana.
↧
↧
Wo viele Weihnachtswichtel wirken
Nein, es ist kein Mini-Bier, das die Spielvereinigung Hesselteich da an ihrem Stand ausschenkt. Bei dem Getränk in dem Gläschen handelt es sich um Bratapfellikör, bei der »Krone« um eine Haube aus Sahne. Nicht die einzige Spezialität aus und mit Äpfeln. Als weitere Variante gibt es Apfelpunsch, für den kleinen Hunger Bratapfel und als passendes Drumherum Allerlei mit Apfel verziert: Teelicht, Tasse, Deko und selbst auf den Schürzen von Ulrike Klekamp und Heike Schwarz ist die Frucht zu sehen. Am Stand der Sportler zeigt sich, was den gesamten Hesselteicher Weihnachtsmarkt ausmacht: die Liebe fürs Detail, Ideenreichtum, Wiedererkennungswert.
Hesselteich hat seine ganz eigenen Weihnachtswichtel. Einmal mehr demonstrieren die Dorfgemeinschaft mit ihrem kleinen, aber feinen Weihnachtsmarkt rund ums Café im Schafstall, dass der kleinste Versmolder Ortsteil dank seiner großen Gemeinschaft viel auf die Beine stellen kann.
Ganz nebenbei spielte am Wochenende das Wetter vernünftig mit, so dass die Besucher zahlreich den Weg zum Schnatweg fanden. Um an den liebevoll dekorierten Holzbuden zu bummeln, zu stöbern, zu schlemmen, alte Bekannte zu treffen, der Musik zu lauschen - um es sich am ersten Advent einfach gut gehen zu lassen.
Bereits bei der offiziellen Eröffnung am Samstag hatte sich Café-Inhaber Wilhelm Froböse für die „gute Zusammenarbeit” der Vereine bedankt, die aus seiner Sicht nicht selbstverständlich sei. Seine besondere Aufmerksamkeit galt den vielen Leuten, die im Hintergrund wirkten, deren Leistung man zwar nicht sofort sehe, „die aber unersetzlich sind”.
Es folgten einige Worte von Löschzugführer Sören Järisch als Sprecher der Dorfgemeinschaft sowie die Grußworte von Bürgermeister Thorsten Klute - dann ging’s auch schon direkt zum gemütlich-geselligen Teil über. Zu den Höhepunkten gehörten der Auftritt des Gospelchores der evangelischen Kirchengemeinde, der lebendige Adventskalender und - selbstredend - der traditionelle Besuch des Nikolauses.(Tasja Klusmeyer)
↧
Mächtig gestreckt und verloren
Die HSG Union ’92 Halle spielt auf Augenhöhe mit den Spitzenteams in der 3. Liga. Das ist die positive Erkenntnis des Spiels gegen den Tabellenzweiten SV Werder Bremen. Die negative: Dennoch stand die Mannschaft von Trainer Uwe Landwehr am Ende mit leeren Händen da.
Woran es lag, dass die Haller Spielerinnen trotz einer über weite Strecken überzeugenden Leistung mit gesenkten Köpfen die Masch verließen, macht das Ergebnis deutlich. Wer gegen die zweitstärkste Offensive der Liga nur 23 Gegentore kassiert, der kann in der Abwehr nicht viel falsch gemacht haben. Dass die Union auf der Gegenseite gegen die ebenfalls zweitbeste Liga-Defensive nur 21 Treffer erzielte, war somit ausschlaggebend für die Niederlage. Die schwache Quote war jedoch nicht das Resultat eines unüberwindlichen Bremer Bollwerks, sondern Zeugnis der Haller Abschlussschwäche am gestrigen Sonntag.
2:6 lag die HSG nach zehn Minuten zurück, war bis dahin bereits vier Mal aus guter Position an Bremens Torhüterin Meike Anschütz gescheitert. Als die starke Gäste-Linkshänderin Marila Niemann zum 9:5 (16.) traf, standen auf dem Protokoll bereits zehn Haller Fahrkarten.
Anschließend fand die Union besser in die Partie. Geduldig spielte Halle gegen die defensive Bremer 6:0-Deckung Chancen heraus und hatte in Katrin Thiede eine sichere Werferin, die acht Minuten später per Gegenstoß die 10:9-Führung (24.) besorgte.
Auch nach dem Wiederanpfiff hielt Halles Defensive dem schnellen Spiel des Tabellenzweiten Stand, wobei Carina Weber ein ganz starkes Spiel im Mittelblock ablieferte. Weil ihre Mitspielerinnen jedoch wieder in alte Fehler der ersten Halbzeit zurückfielen, zu viele Fehlversuche und technische Fehler produzierten, geriet Halle nach dem 13:13 (33.)
erneut in Rückstand - 13:16 (38.). Noch einmal konterte die HSG zum 17:16, kassierte anschließend aber zwei Zeitstrafen und lag sieben Minuten vor dem Abpfiff wieder mit drei Toren zurück (17:20).
Aber auch das war noch nicht die Entscheidung. Obwohl Katrin Thiede durch das Fehlen der verletzten Theresa Janzen 60 Minuten durchspielen musste, blieb sie bis zum Schluss torgefährlich und brachte ihre Mannschaft nach drei Zeitstrafen gegen Bremen in 6:3-Überzahl 35 Sekunden vor Schluss wieder auf ein Tor heran. Am Ende aber entschied die größere Cleverness zugunsten der Gäste. Die zweitligaerfahrene Julia Lupke düpierte trotz zweifacher Unterzahl die Haller Abwehr und markierte 15 Sekunden vor dem Abpfiff das entscheidende Tor zum 23:21.(Heiko Kaiser)
↧
Tipps für Hobbykriminologen
Buchhändlerin Martina Bergmann hatte zu einer kleinen aber feinen Veranstaltung in den Rosendahl’schen Kotten von Gerhard Genau und Johanna Kißler eingeladen und 20 Krimifans sind gekommen.
Sie alle brannten darauf zu erfahren, welche Bücher Thomas Wörtche und Zoë Beck mitgebracht haben. Ihre Lesetipps waren ausgefuchst und amüsant zugleich. Und nicht nur die Auswahl der Bücher, auch das Ambiente war exquisit. Die Krimifreunde waren begeistert. Wohl auch, weil es an diesem Abend eine unerwartete Premiere gab. Autorin Beck las zum ersten Mal vor Publikum einige Zeilen aus ihrem neuen Buch.Zoë Beck, die mit bürgerlichem Namen Henrike Heiland heißt, hat nach der Begrüßung durch Martina Bergmann in der urigen Deele in einem knallbunten Patchwork-Ohrensessel Platz genommen. Zum Auftakt nahm sie das Buch »Der Marodeur von Oxford« des Briten Gary Dexter in die Hand und las mit ihrer ruhigen, angenehmen Stimme diverse Passagen vor.Die Geschichte erzählt in der Sprache der viktorianischen Zeit die Fälle des Dr. Henry St. Liver und Olive Salter. Ein amüsanter Krimi mit leicht erotischen Hauch. „Es sind keine spektakulären Verbrechen. Es gibt aber so manch merkwürdige sexuelle Obsession. Das Buch macht Spaß und ist gespickt mit literarisch schönen Sätzen“, sagte Thomas Wörtche, der neben Literaturkritiker ebenso Herausgeber ist. Die Besucher jedenfalls hatten ihren Spaß, wenn es im Buch um oben genannte Leidenschaften geht. Professionell unterstrich Zoë Beck die Handlung nicht nur mit ihrer Stimme, sondern immer wieder auch durch Gesten und Mimik.Die zweite Neuerscheinung, die sie vorstellte: »Unter dem Auge Gottes« von Jerome Charyn. Das Buch ist in Amerika sehr populär. Es handelt sich um den elften Roman, in welchem Isaac Sidel als Held durch New-York streift. Ein Politiker, Bürgermeister von New York und künftiger Vizepräsident der USA. Und der soll als Held eines Kriminalromans funktionieren? Klingt absurd, passt aber laut Kritiker Thomas Wörtche genau ins Bild. Auch dieses Buch ist kein typischer Krimi. „Das ist auch ein toller Stadtführer für New-York“, sagte Wörtche und schmunzelte.Die nächste Präsentation war so wohl nicht geplant. Martina Bergmann kramte in ihrer Kiste und hielt Zoë Becks druckfisches Werk: »Brixton Hill« hoch. Es ist noch gar nicht im Buchhandel erhältlich. Es war der Autorin fast ein wenig unangenehm, aber dann las sie doch eine Passage. Es geht in dem Werk um die junge Em, die im heutigen London lebt und mit ansehen muss, wie ihre Freundin im 15. Stock panisch aus dem Fenster springt. Kurz darauf wird Em verhaftet. Jemand spielt ein falsches Spiel und macht Jagd auf sie.Alles in allem war die Buchvorstellung im Rosendahl’schen Haus ein außergewöhnlicher Abend mit großartigen Literaturempfehlungen für experimentierfreudige Krimifans. (Marion Bulla)
↧
Der »heruntergekommene« Gott
„Es ist unfassbar, dass Jesus zu uns auf die Erde in den Schmutz gekommen ist“, erklärt Pastor Bernd Eimterbäumer das Thema des Gottesdienstes zum ersten Advent. Das Wort Advent leite sich von dem lateinischen Begriff Adventus ab, was so viel wie »Ankunft eines Herrschers« bedeutet. Und genau um das Wie und das Wo dieser Ankunft ging es dem Arbeitskreis, der sich für die Inhalte und die Ausgestaltung des Gottesdienstes verantwortlich zeigte.
In der von Melanie Barthel und Nicole Salvi gespielten Szene planen zwei Engel die Ankunft von Jesus im Vorzimmer des Himmels. Durch den direkten »heißen Draht« zu Gott wurde allen Beteiligten schnell klar, dass für die Geburt Jesus nicht ein repräsentatives Hotel in Rom mit Kutsche geordert werden muss, sondern ein bescheidener Stall in Bethlehem vom »Chef« gewünscht wird.
„Stellt Euch vor, ihr wäret im Himmel – wer würde freiwillig drauf verzichten?“, fragte Malte Wellhöner zu Beginn seiner Predigt. Denn um die Veranschaulichung von Jesus’ Abstieg aus dem Himmel ging es dem Jugendreferenten: „Wir fangen als Embryo an, Jesus aber war ein Vizepräsident im Himmel“, so Wellhöner weiter. Der Jugendreferent und ausgebildete Sozialpädagoge beschreibt im Verlauf seiner Predigt weitere Stationen des Abstiegs. Vom Gott zum Embryo degradiert, verzichtet Jesus bei seiner Ankunft auf alle göttlichen Rechte. Die Ausführungen über den „ekelig stinkenden Stallgeruch der Unterkunft in Bethlehem“ ließen das sonst so friedliche Weihnachts-szenario in der Vorstellung der Gottesdienstbesucher langsam aber stetig bröckeln. Jesus musste als illegaler Einwanderer sogar um sein Leben fürchten. Der Abstieg gipfelte in Verrat und der Kreuzigung.
Wellhöners Anliegen ist es, die Gedanken zu Weihnachten in Schwung zu bringen. Er appellierte an die Anwesenden, auch einmal Danke zu sagen. „Jesus ist die Rolltreppe hinabgefahren, damit wir sie hinauffahren können“, so Malte Wellhöner abschließend.
„Wenn euch etwas auf der Seele brennt oder ihr Fragen zu Maltes Predigt habt, dann könnt ihr sie hier loswerden“, erklärte das Moderatorenteam Carolin Büßelberg und Daniel Obermöller. Nur dreißig Sekunden hatte Malte Wellhöner beim Kreuzverhör Zeit, um sechs Fragen zu seiner Predigt zu beantworten.
Ob mitreißende oder leise und zurückhaltende Töne, die fünfköpfige Band »Reflect« fand auch die passende Untermalung beim Anbetungsteil mit Gebet. Kennzeichnend für die Band aus ehrenamtlichen Mitgliedern der evangelischen Jugendarbeit ist ein guter Sound und die gelungene Mischung aus englischen und deutschen Songs. (Katrin Beißmann)
In der von Melanie Barthel und Nicole Salvi gespielten Szene planen zwei Engel die Ankunft von Jesus im Vorzimmer des Himmels. Durch den direkten »heißen Draht« zu Gott wurde allen Beteiligten schnell klar, dass für die Geburt Jesus nicht ein repräsentatives Hotel in Rom mit Kutsche geordert werden muss, sondern ein bescheidener Stall in Bethlehem vom »Chef« gewünscht wird.
„Stellt Euch vor, ihr wäret im Himmel – wer würde freiwillig drauf verzichten?“, fragte Malte Wellhöner zu Beginn seiner Predigt. Denn um die Veranschaulichung von Jesus’ Abstieg aus dem Himmel ging es dem Jugendreferenten: „Wir fangen als Embryo an, Jesus aber war ein Vizepräsident im Himmel“, so Wellhöner weiter. Der Jugendreferent und ausgebildete Sozialpädagoge beschreibt im Verlauf seiner Predigt weitere Stationen des Abstiegs. Vom Gott zum Embryo degradiert, verzichtet Jesus bei seiner Ankunft auf alle göttlichen Rechte. Die Ausführungen über den „ekelig stinkenden Stallgeruch der Unterkunft in Bethlehem“ ließen das sonst so friedliche Weihnachts-szenario in der Vorstellung der Gottesdienstbesucher langsam aber stetig bröckeln. Jesus musste als illegaler Einwanderer sogar um sein Leben fürchten. Der Abstieg gipfelte in Verrat und der Kreuzigung.
Wellhöners Anliegen ist es, die Gedanken zu Weihnachten in Schwung zu bringen. Er appellierte an die Anwesenden, auch einmal Danke zu sagen. „Jesus ist die Rolltreppe hinabgefahren, damit wir sie hinauffahren können“, so Malte Wellhöner abschließend.
„Wenn euch etwas auf der Seele brennt oder ihr Fragen zu Maltes Predigt habt, dann könnt ihr sie hier loswerden“, erklärte das Moderatorenteam Carolin Büßelberg und Daniel Obermöller. Nur dreißig Sekunden hatte Malte Wellhöner beim Kreuzverhör Zeit, um sechs Fragen zu seiner Predigt zu beantworten.
Ob mitreißende oder leise und zurückhaltende Töne, die fünfköpfige Band »Reflect« fand auch die passende Untermalung beim Anbetungsteil mit Gebet. Kennzeichnend für die Band aus ehrenamtlichen Mitgliedern der evangelischen Jugendarbeit ist ein guter Sound und die gelungene Mischung aus englischen und deutschen Songs. (Katrin Beißmann)
↧
↧
Ein souveräner Youngster
Das war ein Super-Sonntag für die Fußballer des SC Peckeloh. Alle fünf Seniorenteams - vier Männer- und die Frauenmannschaft - siegten. Zur Gesamtbilanz von 15 Punkten und 26:3 Toren steuerte die Landesliga-Crew zwar nur ein bescheidenes 2:1 gegen Bad Oeynhausen bei. Doch nach dem Sieg gegen den Westfalenliga-Absteiger steht die Elf von Arno Hornberg wieder über dem Strich, der die Grenze zwischen Abstieg und Klassenerhalt zieht.
„Das gibt uns einen Schub fürs nächste Spiel“, sagte Peckelohs Trainer nach dem Schlusspfiff. Gut gebrauchen kann sein Team den Antrieb bestimmt, am Sonntag gehts zum Liga-Vierten SC Verl II. Zudem muss Hornberg mindestens eine, vielleicht zwei Lücken schließen: Um die Torwartposition macht sich der Coach dabei keine Gedanken. A-Junior Tom Weber war gegen Bad Oeynhausen zum zweiten Mal in dieser Saison adäquater Ersatz für Roman Benzel. Weber setzte nicht nur modisch im grell-orangen Outfit Akzente. Der Youngster strahlte Souveränität aus, traf in brenzligen Situation die richtige Entscheidung und blieb gegen die groß gewachsenen Oeynhausener bei Standards und hohen Bällen stets Sieger. „Das war ein Riesenspiel von Tom“, sagte Hornberg. Möglicherweise hütet Weber auch am Sonntag das Peckeloher Tor. Ob Benzel nach seinem Hexenschuss wieder fit sein wird, ist unklar.
Den rotgesperrten Matthias Gök eins zu eins zu ersetzen, wird schwieriger. Immerhin ist es für den SCP keine ungewohnte Situation, fehlte Gök in den vergangenen 18 Monaten doch häufiger verletzungs- oder krankheitsbedingt. „Er war endlich komplett fit“, haderte Hornberg. Der Trainer nimmt nun Kevin Ikeakhe, Thomas Göktas und Pascal Melhem in die Pflicht, Göks fehlenden Spielwitz im Dreierpack zu kompensieren.
Eine Peckeloher Baustelle bleibt das Defensivverhalten. Andrej Gorr deckte dies nach zehn Minuten schonungslos auf. Trotz respektabler Überzahl ließ der SCP-Defensivverband den flinken Außenstürmer bei dessen Torvorlage zum 0:1 gewähren. Auch Vollstrecker Tim Steffen muss sich im Fünfmeterraum einsam vorgekommen sein. „Das sind Tore, wie wir sie immer kriegen“, sagte Hornberg. Insbesonders Sören Singendonk hatte in der ersten Halbzeit seine liebe Mühe mit Gorr. Dass Oeynhausens Nummer 11 nach der Pause verletzungsbedingt nicht mehr aufs Feld zurückkehrte – Hornberg nahm es „ein bisschen erleichtert“ zur Kenntnis.
Verunsicherung von vorne bis hinten Relativ schnell abgehakt hatte Carsten Johanning die 2:4-Niederlage seiner Mannschaft beim SV Avenwedde, die für Steinhagens Trainer nur auf dem Papier eine Überraschung war. „Avenwedde hat in der Offensive mit Rüskaup, Syla oder Orhan eindeutig bessere Einzelspieler als wir“, stellte er nüchtern fest. Die Trümpfe seiner Mannschaft seien hingegen gute Einstellung, gute Taktik und die Qualität, weniger Fehler als der Gegner zu machen. „Aber das klappt halt nicht immer“, weiß Johanning.
Die erste allgemeine Verunsicherung in dieser Saison erwischte die Steinhagener am Sonntag von vorne bis hinten. Anders ist es kaum zu erklären, dass Sebastian Herrmann in der 32. Minute eine Chance vergab, die er normalerweise im Schlaf verwandelt. Doch statt mit seinem 19. Saisontreffer das 2:1 zu erzielen, scheiterte der Spvg.- Torjäger freistehend an Daniel Fernandez. „Macht er den rein, nimmt das Spiel vielleicht einen anderen Verlauf“, spekulierte Johanning.
Auch Philipp Schremmer griff ungewohnt häufig daneben. Um seinen Stammplatz muss Steinhagens Torwart, dem in Julian Pohlmann bekanntlich eine »Nummer 1b« im Nacken sitzt, allerdings nicht fürchten. „Philipp hat bislang sehr gut gehalten. Ein Fehler heißt nicht, dass ich ihn gleich rausnehme“, betonte Johanning. (Claus Meyer und Christian Helmig)
Den rotgesperrten Matthias Gök eins zu eins zu ersetzen, wird schwieriger. Immerhin ist es für den SCP keine ungewohnte Situation, fehlte Gök in den vergangenen 18 Monaten doch häufiger verletzungs- oder krankheitsbedingt. „Er war endlich komplett fit“, haderte Hornberg. Der Trainer nimmt nun Kevin Ikeakhe, Thomas Göktas und Pascal Melhem in die Pflicht, Göks fehlenden Spielwitz im Dreierpack zu kompensieren.
Eine Peckeloher Baustelle bleibt das Defensivverhalten. Andrej Gorr deckte dies nach zehn Minuten schonungslos auf. Trotz respektabler Überzahl ließ der SCP-Defensivverband den flinken Außenstürmer bei dessen Torvorlage zum 0:1 gewähren. Auch Vollstrecker Tim Steffen muss sich im Fünfmeterraum einsam vorgekommen sein. „Das sind Tore, wie wir sie immer kriegen“, sagte Hornberg. Insbesonders Sören Singendonk hatte in der ersten Halbzeit seine liebe Mühe mit Gorr. Dass Oeynhausens Nummer 11 nach der Pause verletzungsbedingt nicht mehr aufs Feld zurückkehrte – Hornberg nahm es „ein bisschen erleichtert“ zur Kenntnis.
Verunsicherung von vorne bis hinten Relativ schnell abgehakt hatte Carsten Johanning die 2:4-Niederlage seiner Mannschaft beim SV Avenwedde, die für Steinhagens Trainer nur auf dem Papier eine Überraschung war. „Avenwedde hat in der Offensive mit Rüskaup, Syla oder Orhan eindeutig bessere Einzelspieler als wir“, stellte er nüchtern fest. Die Trümpfe seiner Mannschaft seien hingegen gute Einstellung, gute Taktik und die Qualität, weniger Fehler als der Gegner zu machen. „Aber das klappt halt nicht immer“, weiß Johanning.
Die erste allgemeine Verunsicherung in dieser Saison erwischte die Steinhagener am Sonntag von vorne bis hinten. Anders ist es kaum zu erklären, dass Sebastian Herrmann in der 32. Minute eine Chance vergab, die er normalerweise im Schlaf verwandelt. Doch statt mit seinem 19. Saisontreffer das 2:1 zu erzielen, scheiterte der Spvg.- Torjäger freistehend an Daniel Fernandez. „Macht er den rein, nimmt das Spiel vielleicht einen anderen Verlauf“, spekulierte Johanning.
Auch Philipp Schremmer griff ungewohnt häufig daneben. Um seinen Stammplatz muss Steinhagens Torwart, dem in Julian Pohlmann bekanntlich eine »Nummer 1b« im Nacken sitzt, allerdings nicht fürchten. „Philipp hat bislang sehr gut gehalten. Ein Fehler heißt nicht, dass ich ihn gleich rausnehme“, betonte Johanning. (Claus Meyer und Christian Helmig)
↧
Harmonie auf hohem Niveau
Es ist Sonntagnachmittag, 16.30 Uhr in Versmold. Ungewöhnlich viele Fußgänger strömen Richtung Petri-Kirche und immer noch kreisen Autos ums Gotteshaus, auf der Suche nach Parklücken. Eine Viertelstunde später ist auch das letzte Programmheft für die Advents- und Weihnachtsmusik mit den Gemischten Chor und dem CJD-Kammerorchester sowie dem Vororchester vergriffen.
Erst vor zwei Wochen hatte Kantor Hadlef Gronewold den großen Besucherstrom beim Gospelkonzert mit dem an Heiligabend verglichen. Aber die Premiere des Gemeinschaftskonzertes zum Adventsauftakt übertrumpfte die Resonanz auf die Gospelklänge noch. Selbst der Leiter der CJD Orchesterschule, Michael Lempik, zeigte sich beeindruckt, als er sagte: „So voll habe ich die Kirche selten gesehen.“ Überwältigt war auch das Publikum, aber vom genussvollen Ohrenschmaus.
Einfühlsam spielende Orchestermitglieder unter dem Dirigentenstab von Lempik und der Gemischte Chor unter der Leitung von Christian Schumacher rechtfertigten die volle Petri-Kirche mit einem äußerst harmonischen Auftritt.
Klassisches wechselte sich mit erfrischend Modernem ab Hinzu kam ein so unterhaltsames wie vielfältiges Programm mit klassischen und erfrischend modernen Kompositionen. Für »Around the world at Christmas time« von Bruce Chase etwa wurden die Orchestermitglieder mit besonders kräftigem Beifall belohnt. Das Orchesterwerk »Kanon« von Johann Pachelbel wiederum erzeugte Gänsehaut in den Sitzreihen. Gronewold begleitete den Vortrag an der Standorgel und Lempik griff selbst zur Geige.
Am Schluss warf ein bestens aufgelegter Michael Lempik den besonders geforderten Streichern Kusshändchen zu. Auch für das Vororchester hatte er immer ein aufmunterndes Lächeln parat, als sie weihnachtliche Lieder wie »Schneeflöckchen« präsentierten. Unterhaltsam war zudem, dass sich reine Instrumentalmusik mit gemeinsamen Beiträgen von Orchester und Chor abwechselte – wobei die fließenden Übergänge nicht nur prächtig funktionierten, sondern auch eine besondere Atmosphäre der Festlichkeit in der Petri-Kirche erzeugten.
Das Publikum bewegte die Musiker mit seinem stürmischen Beifall zu zwei Zugaben. Eine von der Musik erfüllte Zuhörerin sprach schließlich aus, was viele auf dem Nachhauseweg dachten: „Es war ein traumhaft schönes Adventskonzert.“ (Rita Sprick)
Einfühlsam spielende Orchestermitglieder unter dem Dirigentenstab von Lempik und der Gemischte Chor unter der Leitung von Christian Schumacher rechtfertigten die volle Petri-Kirche mit einem äußerst harmonischen Auftritt.
Klassisches wechselte sich mit erfrischend Modernem ab Hinzu kam ein so unterhaltsames wie vielfältiges Programm mit klassischen und erfrischend modernen Kompositionen. Für »Around the world at Christmas time« von Bruce Chase etwa wurden die Orchestermitglieder mit besonders kräftigem Beifall belohnt. Das Orchesterwerk »Kanon« von Johann Pachelbel wiederum erzeugte Gänsehaut in den Sitzreihen. Gronewold begleitete den Vortrag an der Standorgel und Lempik griff selbst zur Geige.
Am Schluss warf ein bestens aufgelegter Michael Lempik den besonders geforderten Streichern Kusshändchen zu. Auch für das Vororchester hatte er immer ein aufmunterndes Lächeln parat, als sie weihnachtliche Lieder wie »Schneeflöckchen« präsentierten. Unterhaltsam war zudem, dass sich reine Instrumentalmusik mit gemeinsamen Beiträgen von Orchester und Chor abwechselte – wobei die fließenden Übergänge nicht nur prächtig funktionierten, sondern auch eine besondere Atmosphäre der Festlichkeit in der Petri-Kirche erzeugten.
Das Publikum bewegte die Musiker mit seinem stürmischen Beifall zu zwei Zugaben. Eine von der Musik erfüllte Zuhörerin sprach schließlich aus, was viele auf dem Nachhauseweg dachten: „Es war ein traumhaft schönes Adventskonzert.“ (Rita Sprick)
↧
„Was für eine irre Idee”
Wenn er einen Wunsch für den 22. Dezember frei hätte, würde er sich Schnee wünschen. Nicht zu viel davon, bei nicht zu großer Kälte, „aber so leise rieselnd, das wäre toll”, findet Reiner Beinghaus.
Ein Open-Air-Konzert im Winter – kann das funktionieren? Das haben sich die Akteure von Opus Arte und Vertreter der Stadt lange gefragt. Und im vergangenen Jahr dann den Versuch gestartet. Mit überwältigendem Erfolg. „Was ist das für eine irre Idee“, freuten sich gleich mehrere Besucher. Und das, obwohl es zum Teil in Strömen regnete. „Das war wirklich bitter“, erinnert sich Bürgermeisterin Marion Weike, großer Opus-Arte-Fan und eigentlich nicht empfindlich, was das ostwestfälische Wetter angeht. „Aber es war schon ungemütlich“, erinnert sie sich an das Schirme-Meer im Schloss-Innenhof.
„Dabei waren wir gut vorbereitet, hatten sogar eine kleine Schneekanone organisiert“, schmunzelt Reiner Beinghaus. Die hätte man allerdings getrost zu Hause lassen können, denn bei mehr als zwei Grad plus würde sie nicht funktionieren. Und es hätte zwar geregnet, sei aber nicht besonders kalt gewesen. „War also nichts mit Schnee“, bedauert der Chorleiter und wünscht sich für die zweite Ausgabe in knapp drei Wochen schöneres Weihnachtswetter.
Am Programm wird es jedenfalls nicht liegen, wenn keine rechte Weihnachtsstimmung aufkommen will. „Wir holen Weihnachten nach Werther“, erzählt Beinghaus, dass die Vorbereitungen auf das Konzert bereits im Spätsommer begonnen hätten. „Wir sagen »Merry Christmas«, mal laut, mal fröhlich, mal melancholisch, es wird ein schöner Mix“, freut sich der Countertenor und lädt alle Klassik- und Weihnachtsfans zu einem Besuch ein.
Dass die Veranstaltung im Freien stattfindet und die Besucher das Konzert größtenteils im Stehen verfolgen müssen, tut der Veranstaltung nach Aussage des Chorleiters keinen Abbruch. „Auf Weihnachtsmärkten steht man ja auch“, weiß er, dass ein Konzert mit Sitzgelegenheiten zu dieser Jahreszeit keine wirkliche Alternative ist. „Dann friert man so richtig schön durch.“
„Konkurrenz belebt das Geschäft“ Damit sich die Gäste ein bisschen bewegen, wird das Konzert, das etwa zweieinhalb Stunden dauern wird, dreigeteilt. In den Pausen haben die Besucher die Möglichkeit, sich mit Glühwein, Punsch und einer Kleinigkeit zu Essen aufzuwärmen.
Jetzt hoffen die Akteure von Opus Arte erst einmal auf besseres Wetter als im Vorjahr, damit dem Erfolg der zweiten Ausgabe nichts im Wege steht. Dass mit ihrem Konzert am 22. Dezember und dem Auftritt der Thunderbirds am 23. Dezember zwei kulturelle Veranstaltungen so dicht beieinander liegen, nennt Being?haus „bedauerlich, aber nicht zu ändern“. Er kann die Kritik der Thunderbirds-Organisatoren nur bedingt nachvollziehen, dass die Bürger so kurz vor Weihnachten nicht zwei Konzerte besuchen und sich die Abende gegenseitig das Publikum abspenstig machen würden. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, meint Beinghaus; ohnehin handele es sich beim Thunderbirds-Auftritt um ein Rockkonzert, beim Opus-Arte-Auftritt um eine Familienveranstaltung. „Und ganz sicher werden wir es nicht schaffen, das Thunderbirds-Konzert platt zu machen. Das ist auch nicht unsere Absicht.“
Wer beim Weihnachtskonzert von Opus Arte dabei sein möchte, erhält Karten in der Buchhandlung Lesezeichen in Werther sowie im Restaurant Sauerzapfes und dem Kosmetikstudio von Annette Drein in Halle. Sie kosten im Vorverkauf acht Euro. Unbedingt beachten: Es gibt keine Bestuhlung, aufgestellt werden lediglich einige Bänke und Stehtische. Wer sich einen guten Platz sichern will: Einlass ist bereits um 17 Uhr. Es gilt das Motto »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst«. (Anja Hanneforth)
„Dabei waren wir gut vorbereitet, hatten sogar eine kleine Schneekanone organisiert“, schmunzelt Reiner Beinghaus. Die hätte man allerdings getrost zu Hause lassen können, denn bei mehr als zwei Grad plus würde sie nicht funktionieren. Und es hätte zwar geregnet, sei aber nicht besonders kalt gewesen. „War also nichts mit Schnee“, bedauert der Chorleiter und wünscht sich für die zweite Ausgabe in knapp drei Wochen schöneres Weihnachtswetter.
Am Programm wird es jedenfalls nicht liegen, wenn keine rechte Weihnachtsstimmung aufkommen will. „Wir holen Weihnachten nach Werther“, erzählt Beinghaus, dass die Vorbereitungen auf das Konzert bereits im Spätsommer begonnen hätten. „Wir sagen »Merry Christmas«, mal laut, mal fröhlich, mal melancholisch, es wird ein schöner Mix“, freut sich der Countertenor und lädt alle Klassik- und Weihnachtsfans zu einem Besuch ein.
Dass die Veranstaltung im Freien stattfindet und die Besucher das Konzert größtenteils im Stehen verfolgen müssen, tut der Veranstaltung nach Aussage des Chorleiters keinen Abbruch. „Auf Weihnachtsmärkten steht man ja auch“, weiß er, dass ein Konzert mit Sitzgelegenheiten zu dieser Jahreszeit keine wirkliche Alternative ist. „Dann friert man so richtig schön durch.“
„Konkurrenz belebt das Geschäft“ Damit sich die Gäste ein bisschen bewegen, wird das Konzert, das etwa zweieinhalb Stunden dauern wird, dreigeteilt. In den Pausen haben die Besucher die Möglichkeit, sich mit Glühwein, Punsch und einer Kleinigkeit zu Essen aufzuwärmen.
Jetzt hoffen die Akteure von Opus Arte erst einmal auf besseres Wetter als im Vorjahr, damit dem Erfolg der zweiten Ausgabe nichts im Wege steht. Dass mit ihrem Konzert am 22. Dezember und dem Auftritt der Thunderbirds am 23. Dezember zwei kulturelle Veranstaltungen so dicht beieinander liegen, nennt Being?haus „bedauerlich, aber nicht zu ändern“. Er kann die Kritik der Thunderbirds-Organisatoren nur bedingt nachvollziehen, dass die Bürger so kurz vor Weihnachten nicht zwei Konzerte besuchen und sich die Abende gegenseitig das Publikum abspenstig machen würden. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, meint Beinghaus; ohnehin handele es sich beim Thunderbirds-Auftritt um ein Rockkonzert, beim Opus-Arte-Auftritt um eine Familienveranstaltung. „Und ganz sicher werden wir es nicht schaffen, das Thunderbirds-Konzert platt zu machen. Das ist auch nicht unsere Absicht.“
Wer beim Weihnachtskonzert von Opus Arte dabei sein möchte, erhält Karten in der Buchhandlung Lesezeichen in Werther sowie im Restaurant Sauerzapfes und dem Kosmetikstudio von Annette Drein in Halle. Sie kosten im Vorverkauf acht Euro. Unbedingt beachten: Es gibt keine Bestuhlung, aufgestellt werden lediglich einige Bänke und Stehtische. Wer sich einen guten Platz sichern will: Einlass ist bereits um 17 Uhr. Es gilt das Motto »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst«. (Anja Hanneforth)
↧
Kinderwünsche erfüllt, Regen überstimmt
Jeder wollte noch einmal ein bisschen was von der weihnachtlichen Gemütlichkeit mit nach Hause nehmen, die sich über drei Tage auf dem Haller Kirchplatz breitmachte. Aber auch fernab von Glühwein, gebrannten Mandeln und süßen Teigspezialitäten gab es allerhand weitere Gründe, auch am Sonntag noch einmal auf dem Haller Nikolausmarkt zu Gast zu sein.
Um 14.30 Uhr zeigte der
Haller Volkstanzkreis noch einmal sein breites Repertoire an heimischen Tänzen, ehe für die jungen Marktbesucher vielleicht das tollste Erlebnis an diesem Wochenende bevorstand: »Wünsch dir was«, die Geschenkaktion der Haller Interessen- und Werbegemeinschaft (HIW)
, erfüllte wieder 24 Kinderwünsche. Vom Mikroskop über den Fußball bis zum Modellbaukasten spendeten die heimischen Unternehmen und Einzelhändler wieder tolle Geschenke für die jüngsten Marktbesucher bis zum zwölften Lebensjahr. Wer von den 550 Teilnehmern am Ende zu den glücklichen Gewinnern zählte? Dafür war Glücksengel Anastazia (9) verantwortlich: Die Drittklässlerin der Haller Lindenschule bekam als Dankeschön für ihren Glücksengel-Job zwei Haller Taler mit auf den Weg. Die 2000 Haller Gutschein-Münzen waren am Sonntagnachmittag „fast weg” wie Schoregge berichtete. Schnell weg - in den Armen ihrer Gewinner (siehe Kasten) - waren auch die Preise der »Wünsch dir was«-Aktion. Anastazia sorgte unter den dicht gedrängten Zuhörern vor der Veranstaltungsbühne für echte Jubelschreie: Als der zehnjährige Jonas als Gewinner neuer Kopfhörer ausgerufen wurde, freute sich nicht nur der Haller selbst, auch seine Freunde vor der Bühne waren hellauf begeistert. Mit Freude blickten viele Besucher des Nikolausmarktes auch der zweiten Auflage von »In Halle singen alle« entgegen. Zehn Lieder wurden in diesem Jahr - inklusive Zugabe - gesungen. Die Spengerin Claudia Besler, sie übernahm in diesem Jahr die Chorleitung des Projektes, hatte in acht Proben mit den acht jungen Sängern aus Spenge und Enge Weihnachtsklassiker einstudiert. Für das richtige Arrangement war in diesem Jahr der Musiker Oliver Eggert verantwortlich. Eggert löste Klaus Scharffenorth ab, der die Aktion letztes Jahr initiiert hatte, mittlerweile aber beruflich mit dem Kreuzfahrtschiff »Aida« unterwegs ist. An der musikalischen Reise durch die Klassiker der Weihnachtsmusik wollten sich in diesem Jahr leider nur hartgesottene Sängerinnen und Sänger beteiligen. Zumindest bei ihnen dürften schon so etwas wie Weihnachtsstimmung aufgekommen sein - daran kann auch das bisschen Regen nichts ändern.↧
↧
Im Advent angekommen
Stil- und Tempowechsel bestimmten das Konzert, an dem sich neben dem evangelischen Posaunenchor und der Kantorei ebenso die neuapostolische Kirche mit ihren Instrumentalisten sowie dem Chor beteiligten. Das Adventskonzert bot mit einem abwechslungsreichen Programm für jeden Musikfreund etwas. Pompös war der Anfang, zu dem der evangelische Posaunenchor einstimmte und das »Jauchze laut!«, eine moderne Choralfantasie von »Tochter Zion« des zeitgenössischen Komponisten Matthias Nagel (1958) spielte. Es zeigte sich einmal mehr, wie gut Dirigentin Annette Petrick und ihre Musikern aufeinander eingestimmt sind.
Dann füllte sich der Kirchenraum mit den zarten Klängen der Geigen, Violinen und Flöten des Spielkreises der neuapostolischen Kirche. Unter der Leitung von Michael Lehmann intonierten die Streicher und Flötisten das weiche Largo von Georg-Friedrich Händel (1685-1759), eine Arie, die der Komponist für die Oper »Xerxes« geschrieben hat. Dann bat der Dirigent seinen rund 35-köpfigen Chor ins Kirchenschiff zum Altarbereich. Stimmgewaltig stellten die Sänger und Sängerinnen souverän ihr Können unter Beweis. Sie sangen Weihnachtslieder wie »Fröhliche Weihnacht überall«, aber auch englische Klassiker wie »Joy to the world«. Die Konzertfolge wurde immer wieder vom gemeinsamen Gesang der Gemeinde unterbrochen. So erklangen unter anderem jeweils mit musikalischer Begleitung gemeinschaftlich mit den Chören die berühmten Weihnachtslieder »Macht hoch die Tür« und »Nun sei uns willkommen«. Mit Ludwig van Beethovens (1770-1827) Variation des Werkes »Tochter Zion« endete ein gut einstündigs, kurzweiliges Konzert.
„Das ist immer großartig hier. Wir gehen jedes Jahr erst über den Markt und dann in die Kirche. Das hat schon Tradition”, sagte eine Besucherin. Sie singe selbst im Chor und finde es immer spannend, andere singen zu hören. Die Brockhagenerin war am Ende mehr als zufrieden mit den musikalischen Sängerkollegen. „Klasse”, so ihr klares Fazit. Eine gelungene Kooperation beider Kirchen, die die Herzen des Publikums berührt hat. (Marion Bulla)
↧
Von einer Kirche mitten im Leben
Viel sprach Regine Burg am Montagnachmittag im Haus Tiefenstraße von der Liebe Gottes und vom Auftrag, der der Kirche durch das Evangelium gegeben wurde. Weltfremdes Gerede allerdings war es nicht, was die Superintendentin des Kirchenkreises Bielefeld im Rahmen der Wertheraner Kamingespräche verlauten ließ. Vielmehr sprach die Theologin darüber, wie sie mit ihrem Team versucht, Menschen dort abzuholen, wo sie stünden, und mit Kreativität auf sich wandelnde Lebenssituationen der westlichen Gesellschaft reagiert.
Günter Frey und Willi Rose hatten als Organisatorenteam der Kamingespräche mit ihrer Einladung an Regine Burg ein glückliches Händchen bewiesen. Natürlich gab die Superintendentin auf die den Nachmittag überschreibende Frage »Wie viel Religion braucht die Gesellschaft?« eine sehr evangelische und kirchliche Antwort. So dass das Thema wohl eigentlich hätte lauten müssen: »Wie viel Kirche braucht die Gesellschaft und an welcher Stelle?«. Darauf allerdings hatte Regine Burg dann tatsächlich fundierte Antworten, basierend auf ihrem Berufsalltag in 18 Jahren als Gemeindepfarrerin und zwölf Jahren als Superintendentin.
Keinen Hehl machte sie aus dem Mitgliederschwund, an dem die innerstädtischen evangelischen Gemeinden in Bielefeld leiden. „Gerade Familien ziehen oft in den so genannten Bielefelder Speckgürtel, nach Werther oder Steinhagen”, wusste Burg zu berichten. Dass man in dieser Situation genau schauen müsse, was heute Aufgabe von Kirche ist und wie man sich ihr stellen könne. Heraus kam eine Agenda, die mit ganz praktischen Themen wie der Bereitstellung von Kindergartenplätzen beginnt, über Jugendarbeit, Beratung in Krisensituationen und Altenhilfe geht und mit dem großen Komplex »Einsatz für die Zukunft der Welt« endet.
Regine Burg sprach auch vom Stellung beziehen in einer Gesellschaft, in der der Staat grundsätzlich neutral sei und Politik sicher nicht zu den ersten Aufgaben von Kirche zähle. Trotzdem müsse eine Kirche, die Zukunft haben wolle, klar und eindeutig sein, wo sie durch das Evangelium dazu aufgerufen werde. Und das sei vor allem immer dann der Fall, wenn es um die Würde der Menschen gehe. Konkret etwa in der Frage, wie man mit Menschen, die Asyl suchen, umgehe.
Die Beispiele, die Regine Burg für die Anpassung von Kirche an die Lebensrealitäten der Menschen gab, zeugten von gesundem Pragmatismus. Etwa, wenn der mit G 8 obligatorisch gewordene Nachmittagsunterricht an weiterführenden Schulen mit Konfi-Camps an den Wochenenden oder in den Ferien an Stelle des traditionellen Konfirmandenunterrichts beantwortet wird. Oder der Kindergottesdienst auf den Samstag verlegt wird, weil der Sonntag in einer immer mehr Flexibilität fordernden Arbeitswelt in vielen Familien inzwischen der einzige Tag sei, den man noch entspannt und ohne Termindruck miteinander verbringen könne.
Die Bielefelder Superintendentin sprach noch über eine Reihe von Situationen, in denen Kirche aus ihrer Sicht gefordert ist zu reagieren. „Wir können Gottes Liebe nur weitergeben, wenn wir auf die Menschen zugehen”, formulierte sie ihren eigenen Anspruch an Kirche.
Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat betrachtet Regine Burg offenbar als eines im Wandel. „Der Staat ist neutral, aber er kooperiert mit uns und mit ganz vielen anderen.” Es obliege ihm nicht zu entscheiden, welche Religion die richtige sei. Ein klares Votum gab die Superintendentin für den Religionsunterricht ab. Er sei Teil einer Bildungsarbeit, die helfe die abendländische Kultur zu verstehen. (Kerstin Spieker)
↧
Hoffnungsschimmer zwischen Gewalt und Armut
Grauenvolle Bilder von Menschen auf den Philippinen, die nach dem Taifun alles verloren haben und ums Überleben kämpfen. Berichte von Flüchtlingen, die mit ihren Booten im Mittelmeer gekentert sind. „Auf den ersten Blick erscheint es, als müssten wir ohnmächtig dastehen und hilflos zuschauen”, sagt Weike, und fügt hinzu: „Wir praktizieren das Gegenteil in der nördlichen Grenzregion Ecuadors und verbessern die Lebensumstände dort, wo der Alltag von Armut und Gewalt geprägt wird.”
Das südamerikanische Ecuador hat die höchste Abholzungsrate: Von 2009 bis 2012 wurden jedes Jahr durchschnittlich 65 880 Hektar gerodet. Und das ist bereits ein Rückgang um 15 Prozent im Vergleich zu den Jahren davor. Der Handel mit Holz, der steigende Bedarf an Acker- und Weideland und der zunehmende Anbau von Ölpalmen sind die größten Bedrohungen für die Wälder. Die Provinz Esmeraldas - zu der auch die Stadt San Lorenzo gehört - führt dabei die ruhmlose Statistik mit 12 486 Hektar pro Jahr an.
Doch inmitten dieser Armut gibt es einen Lichtblick: das Projekt, das im Wesentlichen von rund 100 Spendern aus Halle und Umgebung unterstützt wird, teilweise aber auch von Menschen aus ganz Deutschland. In ihrem aktuellen Rundbrief schreibt Marion Weeke beispielsweise von einem ganz besonderes Highlight an einem Wochenende im Oktober: „Unsere Mitarbeiterin Paulina Paredes initiierte in der Cabaña eine Theaterwerkstatt zu dem Thema »Ich erkenne mich in meiner Umgebung und partizipiere«. Nach Jahrzehnten, in denen Kinderarbeit absolut normal war, sind inzwischen die Rechte der Kinder durchaus bekannt. Es geht jedoch darum, die Kinder noch weiter darin zu bestärken, sich nicht nur ihrer Rechte bewusst zu sein, sondern diese auch aktiv vertreten zu können”, erklärt die Mutter zweier Mädchen den Hintergrund dieses Projektes. „Ziel ist es, dass die Jugendlichen sich selbst wahrnehmen können als jemanden, der für das eigene Leben eine wichtige Rolle spielt, sich einbringen und die Zukunft gestalten kann.”
Für die Umsetzung kamen sieben Hauptdarsteller gegen Kost und Logis in den Ecoclub, der zunächst als Theater vorbereitet wurde. Nach einer kurzen Einführung wurden die Teilnehmer in drei Gruppen mit unterschiedlichen Aktivitäten aufgeteilt. Am Sonntag gab es dann für Eltern, Geschwister, Nachbarn und Interessierte eine Abschlussvorstellung, bei der auch die Kinder die vorbereiteten Szenen spielten.
Ansonsten verlief der Sommer in San Lorenzo relativ ruhig: „Die Kinder und Jugendlichen kommen weiterhin Montag-, Mittwoch- und Freitagmittag zum Essen. In altersmäßig getrennten Gruppen beginnen sie dann in der Regel ihre Hausaufgaben. Um da noch besser unterstützen zu können, hatten die drei Betreuerinnen die Idee, das Gespräch mit den verschiedenen staatlichen Schulen zu suchen. Dabei kristallisierten sich Förderbedarfe unter anderem beim Lesen heraus”, berichtet Marion Weeke. „Als Reaktion darauf wollen wir nun einen kleinen Bestand an Büchern aufbauen, der zum Lesen animiert. Es gibt zwar in San Lorenzo eine Bücherei, aber das Angebot ist nicht sehr umfassend, und sie liegt, von der Cabaña aus gesehen, am anderen Ende der Stadt.”
Was sie wieder besonders freue, sei die Tatsache, dass man manchmal auch den weiteren Lebensweg der ehemaligen Kinder verfolgen könne, obwohl sie bereits aus dem Ecoclub ausgeschieden sind, so Marion Weeke. „Yita Patricia Bone hat vor einem Jahr ihr Studium der Erziehungswissenschaften am Instituto Superior Aduanero de Ibarra in der Außenstelle San Lorenzo begonnen. Jetzt begleitet sie am Montagnachmittag die jüngsten Kinder, wobei ihr besonderes Augenmerk zunächst der Förderung der Fein- und Grobmotorik gilt - ein Thema, bei dem sie das Erlernte nun in die Praxis umsetzen kann. Andere sind mittlerweile verheiratet und haben Kinder.
Weitere Spender sind natürlich willkommen, Marion Weeke informiert gerne umfassender über das Hilfsprojekt und ist unter ` (0 52 01) 98 92 sowie per Mail unter Paten-fuer-Kinder@web.de erreichbar. (Nicole Donath)
↧
Die Raupe kommt
„Wir hätten nicht erwartet, dass es ein so großes Problem ist, einen anderen Standort zu finden”, sagt Sina Hauke, Besitzerin des ehemaligen Lindenkruges.
Gegen 10 Uhr postete Dirk Lotte, Betreiber der Feldmann-Raupenbahn, auf Facebook: „So, Ich habe eben Bescheid bekommen. Die Raupe darf dieses Jahr noch mal auf den alten Standplatz. Für nächstes Jahr wird es dann einen anderen Standplatz geben.” Seitdem hagelt es in der Gruppe »Du kommst aus Pium wenn...« Gefällt-mir-Klicks von Jugendlichen, aber auch Eltern, die finden, „dass die Raupe das einzige ist, worüber sich unsere Jugend Jahr für Jahr freut”, wie eine Mutter schreibt. „Klasse!”, „Super”, „Zum Glück!” und „Warum nicht gleich so?” sind die Kommentare, die Jugendliche unter die frohe Botschaft geschrieben hatten.
Wie berichtet hatten die neuen Eigentümer des Lindenkruges die Raupe nicht auf ihrem Gelände stehen haben wollen. Die Gründe waren ganz menschliche und durchaus nachvollziehbar. Der kleine Emilian hat sein Kinderzimmer zum Parkplatz hin und würde bestimmt nicht schlafen können. Dass der Wunsch, die Raupe möge woanders stehen, so große Probleme bereitet, hätten Sina Hauke und Jürgen Steinblock nicht erwartet. Erst als das Paar von der Unterschriftensammlung in Pium erfuhr, wurde ihnen die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst. „Wir wollten auf keinen Fall das Aus für die Raupe”, sagt Sina Hauke. Sie setzte sich mit dem Betreiber Dirk Lotte zusammen und man fand einen Kompromiss: In diesem Jahr darf die Raupe am Lindenkrug stehen. Zum letzten Mal. „Wir freuen uns, dass wir uns einigen konnten und die Borgholzhausener nicht auf ihre Raupe und der Betreiber nicht auf seinen Verdienst verzichten muss”, sagt die junge Mutter.
Mit vereinten Kräften haben sich die Arbeitsgruppe Weihnachtsmarkt unter der Leitung von Renate Manns, Ordnungsamtsleiter Manfred Warias und Dirk Lotte schon jetzt auf die Suche nach einem neuen Standplatz gemacht. Keine leichte Aufgabe, schließlich braucht das Fahrgeschäft eine Fläche von 21 mal 18 Metern und wird bereits mittwochs vor der Veranstaltung aufgebaut und ist erst dienstags nach dem Weihnachtsmarkt komplett abgebaut. So viel darf verraten werden: Es ist ein neuer Platz gefunden worden. Der kann aber dieses Jahr noch nicht genutzt werden, weil eine Hecke im Weg steht. Fürs nächste Jahr soll der Platz entsprechend hergerichtet werden, damit die Raupe auch beim 38. Weihnachtsmarkt dabei sein kann.
↧
↧
Den anderen verstehen
„Als sich mir ein Mann aus Eritrea in einer eingeborenen Stammessprache mitteilen wollte, half das Internet allerdings auch nicht mehr weiter”, erinnert sich die Rathausmitarbeiterin schmunzelnd. Im Steinhagener Rathaus ist Silke Schröder keine Unbekannte. Auf die Realschule folgte die Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten in der Gemeindeverwaltung. Nach Stationen im Sozialamt und Ordnungsamt ist die 43-Jährige seit dem 1. September die neue Integrationsbeauftragte und hat damit die Nachfolge von Holger Twistel angetreten, der krankheitsbedingt ausgeschieden ist.
Zu Silke Schröders Aufgabenbereich im Amt für Generationen, Arbeit, Soziales und Integration gehört auch die Bearbeitung von Leistungsanträgen der Asylbewerber, die in Steinhagen leben. „Und dieser Bereich kostet momentan am meisten Zeit, zumal wir in Steinhagen immer mehr Zuweisungen haben”, berichtet Silke Schröder. Aktuell leben 55 Asylbewerber in Steinhagen; Tendenz steigend (siehe auch HK-Bericht vom 29. November).
Dabei geht es nicht nur um die Sicherstellung von Unterkünften, Grundleistungen und Krankenhilfen. „Wenn es Streit mit dem Nachbarn im Übergangswohnheim an der Patthorster Straße gibt, oder mal die Post nicht angekommen ist, bin ich die Ansprechpartnerin für die Leute”, erzählt Silke Schröder. Dann sind Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen gefragt. Aber auch eine gehörige Portion Durchsetzungsvermögen. Hinzu kommen die unausweichlichen Sprachbarrieren. „Bei der Vielzahl von Ländern, aus denen die Personen kommen, wird das schon mal schwierig. Aber oft geht es dann doch mit Englisch, oder es findet sich jemand, der als Dolmetscher einspringt”, so die 43-Jährige.
Die Situationen, in denen sich die Asylbewerber wiederfinden, seien oft schwierig. „Da muss man sich auch mal in die Lage der Leute hineinversetzen, um sie besser zu verstehen”, sagt die Rathausmitarbeiterin.
Als Integrationsbeauftragte hat sie natürlich alle Steinhagener mit ausländischen Wurzeln im Blick. Um deren Lebenssituation besser zu verstehen, hatte die Gemeindeverwaltung zusammen mit der Universität Bielefeld eine Befragung unter Steinhagener Schülern der Klassen 8 und 9 zum Thema Integration durchgeführt (siehe Extra-Kasten). „Die Ergebnisse liegen jetzt vor, und wir wollen daraus zusammen mit der lokalen Arbeitsgemeinschaft ein Integrationskonzept erarbeiten”, hat sich Silke Schröder vorgenommen. Auf dessen Grundlage möchte sie ihre Arbeit weiter aufbauen. (Frank Jasper)
↧
Europa stößt immer noch an Grenzen
Was er über seine Schwierigkeiten, einen Bulli zu mieten, erzählt, mutet an wie ein Lehrstück über ein mehr als sensibles Thema: Integration und die Hürden, die sie auch in einer fortschrittlichen Gesellschaft immer noch zu überwinden hat.
Im Grunde war alles ganz einfach. „Ich brauchte einen Bulli, weil ich ein kleines Lager in Osnabrück auflösen und die Waren abtransportieren wollte”, erinnert sich der Versmolder an den Vorfall vor wenigen Wochen. Ein Anruf beim Hagebaumarkt an der Rothenfelder Straße, eine Reservierung - alles kein Problem. „Vor Ort konnte mir die Mitarbeiterin den Bulli dann aber nicht geben”, berichtet der 31-Jährige. „Sie sagte zu mir, dass ich dafür einen deutschen Ausweis bräuchte.”
Cristiano da Silva ist Portugiese. Er wurde in Versmold geboren, wuchs in der Stadt auf, hat seine Heimat eigentlich nie verlassen und ist auch stolz auf sie. Doch das ließ sich aus seinem portugiesischen Ausweis nicht herauslesen - unter anderem ist auf dem auch keine Meldeadresse vermerkt. „Dass ich mir beim Abschluss eines Handyvertrages jedes Mal eine Meldebescheinigung für sechs Euro aus dem Rathaus holen muss - daran bin ich mittlerweile gewöhnt”, sagt Cristiano da Silva. Er sieht ein, dass er dem Vertragspartner einen Wohnort nachweisen muss, einen nachprüfbaren Beleg für die Echtheit der Personalien. Doch die sind auf dem portugiesischen Pass, anders als auf dem deutschen, nicht eingetragen.
„Aber hier ging es explizit um einen deutschen Ausweis”, ereifert sich der Portugiese mit Blick auf das Gespräch beim Hagebaumarkt. „Von einer Meldebescheinigung war nie die Rede.” Er rief schließlich einen deutschen Freund an, der den Bulli für ihn reservierte. „Bezahlt habe ich dann mit meiner Karte - mein Geld ist also offenbar gut genug”, sagt der 31-Jährige. Er hat den Eindruck, als schwinge grundsätzlich der Verdacht mit, Ausländer könnten sich mit dem Fahrzeug in ihr Heimatland absetzen.
Dem widerspricht das Team des Hagebau-Marktes. „Eine Meldebestätigung aus dem Rathaus genügt uns völlig. So ist es mit dem Vermietungsunternehmen, mit dem wir zusammenarbeiten, auch abgesprochen”, sagt Christina Flottmann, beim Baumarkt in der Verwaltung tätig. „Jeder bekommt bei uns ein Fahrzeug - egal ob Deutscher, Portugiese oder Chinese. Wir haben viele ausländische Kunden, die einen Bulli ausleihen.”
„Halten uns nur an die vereinbarten Bedingungen”
Sollte eine Kollegin einen deutschen Ausweis gefordert haben, sei das eine falsche Auskunft gewesen. „Das täte uns leid.” Möglicherweise sei es aber auch zu Missverständnissen gekommen. Grundsätzlich versteht Christina Flottmann den Unmut der Kunden über den Zusatzaufwand. „Aber wir halten uns nur an die mit dem Autovermieter abgesprochenen Bedingungen.”
Diese können übrigens von Fall zu Fall abweichen, wie Michael Brabec, Sprecher des Bundesverbandes der Autovermieter Deutschlands, betont: „Die Unternehmen entscheiden ganz allein, welches Risiko sie eingehen wollen.” Manchen genüge schon der tiefe Blick in die Augen des Kunden, andere setzten auf belastbare Kreditkarten, um eine Bonität im Hintergrund zu wissen. „Und kleine Betriebe, für die der Verlust eines Fahrzeuges existenziell wäre, fordern eben Meldebescheinigungen”, sagt Brabec. Eine deutschen Ausweis zu verlangen, spiele sich allerdings in einer rechtlichen Grauzone ab. „Das könnte dann schon in Richtung Diskriminierung gehen - grundsätzlich herrscht aber Vertragsfreiheit”, so Brabec.
Sehr vorsichtig äußert sich dazu Sebastian Bickerich, Sprecher der Antidiskriminierungsstelle in Berlin: „Grundsätzlich muss bei einem solchen Rechtsgeschäft natürlich ein Wohnortnachweis vorliegen. Wenn explizit gesagt würde: ‘Wir vermieten nicht an Ausländer’, wäre das natürlich diskriminierend.” Dass allerdings allein schon aus der Forderung nach einem deutschen Ausweis ein Schadenersatzanspruch nach dem Grundsatz des Diskriminierungsverbotes besteht, sieht Bickerich skeptisch.
Vorsichtige Aussagen zu einer Grauzone, die Cristiano da Silvas im Alltag nicht weiterhelfen. „Wir sind doch alle in der EU. Muss es da nicht zumindest möglich sein, einheitlich Ausweissysteme zu entwickeln?” (Marc Uthmann)
↧
Alte Herren helfen in der Not
Beide sind sich mit Trainer Sven Weeke aber einig: „Das soll keine Dauerlösung werden.” Dabei vermittelten sowohl Helmig als auch Schley trotz ihres fortgeschrittenen Fußballeralters keinen besonders bemitleidenswerten Eindruck. Helmig, der langjährige Goalgetter des TSV, erzielte die 1:0-Führung und auch der ehemalige Libero Schley verrichtete seinen Dienst als - so heißt das wohl neuerdings - sich tief fallen lassender Innenverteidiger zuverlässig. „Gott sei Dank sind wir nicht negativ aufgefallen. Aber am Ende fehlte im Laufduell gegen die zehn Jahre Jüngeren natürlich die Kraft”, räumt Schley ein, der neun Minuten vor dem Schlusspfiff den entscheidenden Sprint vor dem Peckeloher 2:1-Siegtreffer verlor. Einen Vorwurf macht Trainer Sven Weeke seinen Oldies aber nicht: „Es ist zwar nicht geplant, aber ich hätte keine Bedenken, beide noch mal aufzustellen. Das sie es können, haben sie ja gezeigt.”
Auch Schley, der zusammen mit Robert Helmig Amshausens Obfrau Marion Baum unterstützt, hält trotz akuter Abstiegsgefahr zu seinem Trainer: „Ein Wechsel auf dieser Position ist überhaupt kein Thema.” Dass der TSV den Erwartungen bislang hinterherhinkt und aktuell nur einen Zähler Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz aufweist, begründet Schley vielmehr durch das in dieser Saison extrem große Verletzungspech: „Eigentlich ist der Kader ja groß genug. Aber so viele Langzeitverletzte wie Steven Badu, Sahin Yozbatiran, Patrick Weber, Andreas Böhlke oder Christian Bültmann können wir nicht kompensieren.” Daher hofft Schley, dass sich das Lazarett spätestens bis nach der Winterpause Mitte März lichtet: „In Bestbesetzung ist die Mannschaft mehr als stark genug für den Klassenerhalt. Aber Bestbesetzung war bisher halt nur zweimal da.”
Zwar haben die Verantwortlichen in Amshausen vollstes Vertrauen in die Qualität des bestehenden Kaders, dennoch gibt es Überlegungen, im Winter personell nachzulegen: „Wir denken zwar, dass wir ohne Verletzte keine Probleme bekommen werden. Aber die Abstiegsgefahr lässt sich ja auch nicht wegreden. Daher sind wir uns bewusst, dass wir vielleicht noch etwas zusätzliche Qualität gebrauchen können”, sagt Schley. Diese sei gerade im Winter allerdings schwer zu einem vernünftigen Preis zu bekommen: „Wir bräuchten ja Spieler, die uns sofort weiterhelfen. Und das ist nicht nur in der Bundesliga, sondern auch in der Kreisliga schwierig.” (Sven Hauhart)
↧