Klettern, Kunst und Kabarett
Ein Vierteljahrhundert in Rot und Schwarz
von Alexander Heim
Borgholzhausen.
Die Farben des Kartenspiels spielten auch am Samstagnachmittag eine erhebliche Rolle. Nicht nur, weil auf den Tischen im kleinen Saal des Hauses Hagemeyer-Singenstroth die Spielfarben und Kartenwerte als Deko zu bewundern waren. Auch, weil eine Party unter wahren Kartenfreunden ohne gutes Blatt auf der Hand einfach undenkbar ist. Die Mitglieder des 1. Skatvereins Borgholzhausen feierten jetzt ihr 25-jähriges Vereinsjubiläum.Dass selbst der Bürgermeister gerne zu so einem Anlass vorbeischaute - das freute den Zweiten Vorsitzenden Jörg Brinkmann schon sehr. Doch ein anderer Umstand rührte ihn noch mehr: die Anwesenheit des Ehrenvorsitzenden Werner Rüweler bei der Feierstunde. "Du hattest vor 25 Jahren mit Freunden einen Traum", sagte Brinkmann in seiner Ansprache. Der amtierende Vorsitzende der Piumer Skatfreunde, Sascha Fliegel, ließ sich krankheitsbedingt entschuldigen.
Mit einer Annonce in der Tageszeitung suchten Rüweler und seine Mitstreiter interessierte Skatspieler. Am 27. September 1990 trafen diese sich im Gasthof Strothenke. "Gemeinsam habt ihr beschlossen, einen Verein ins Leben zu rufen." Damit war der 1. Skatverein Borgholzhausen aus der Taufe gehoben.
Eine Weile spielte sich das Vereinsleben im Lindenkrug an der Tanfanastraße ab. Eine Zeit lang wurde im Hotel Meyer mit den Karten gereizt. Seit ein paar Jahren nun treffen sich die Skat- und Doppelkopffreunde in der Pizzeria Am Uphof. Ihrem Turnierlokal - dem Haus Hagemeyer-Singenstroth - sind sie indes stets treu geblieben. "Wir haben uns sehr gefreut, dass unser Turnierlokal uns immer die Stange gehalten hat", entbot Jörg Brinkmann ein großes Dankeschön in Richtung Christian Singenstroth. Und weiter gelte für den 1. Skatverein Borgholzhausen: "Wir sind der größte Verein im gesamten Umland"
Jörg Brinkmann, selbst neben Werner Rüweler, Rita Scheck, Manuela Scheck, Siegfried Wiszniewski und Bernhard Lakebrink eines der Gründungsmitglieder, erinnerte an die ersten Turniere, an bis zu 220 Teilnehmer bei den Großveranstaltungen im Haus Hagemeyer-Singenstroth, an Ausflüge zur Bundesliga oder zu anderen Meisterschaften und nicht zuletzt an die sportliche Verbundenheit mit dem Skatverein Heidenheim. Dessen Vorsitzender, Jürgen Lagerpusch war am Samstagnachmittag leider verhindert.
Seit vielen Jahren fahren Skatfreunde aus der Lebkuchenstadt nach Homberg-Efze, um sich dort mit den Heidenheimern zu treffen. "Dieses Jahr wird es wohl die letzte Fahrt werden", sagte Jörg Brinkmann. "Vielleicht bekommen wir ja noch einmal einen großen Bus zusammen."
Dass auch dem Bürgermeister ein gutes Blatt in der Hand zu halten, nicht fremd ist, plauderte Klemens Keller in seinen Grußwort aus: "Es kommt auf das Blatt an - und darauf, was man daraus macht", weiß der Bürgermeister, der sich aber eher als Doppelkopf-Kenner denn als Skatexperte bezeichnen würde. "Sie sind ein lebendiger Verein", beglückwünschte er die Geburtstagskinder. "Wenn Ihnen das Kartenspielen keinen Spaß machen würde, wären Sie nicht seit 25 Jahren dabei."
Und Keller weiß: "Neben Frohsinn und feiern wird bei Ihnen auch exzellent gespielt." Und dass just am Samstag Hartmut Ehmke an den Deutschen Meisterschaften in Ulm teilnahm, war nur ein Indiz dafür. Bürgermeister Klemens Keller überreichte Jörg Brinkmann und Werner Rüweler einen "flachen Blumenstrauß" mit finanzieller Zuwendung für den Verein.
Im Anschluss an den offiziellen Teil stand nicht nur ein gemütliches Kaffeetrinken auf dem Programm. Zahlreiche 32-Blatt-Sammlungen hatten ebenso ihren Weg ins Haus Hagemeyer gefunden wie diverse Gesellschaftsspiele. Und auch die Kegelbahn hatte am Nachmittag hohe Anziehungskraft. Ausklingen ließen die Skatfreunde ihren Feiertag mit einem gemeinsamen Grillen und Leckereien vom Buffet.
Wer selbst Lust am Skat- oder Doppelkopfspielen hat und bisher noch nicht den Weg ins Vereinslokal gefunden hat: Jeden Dienstag wird in der Pizzeria Am Uphof gereizt, aufgetrumpft und anschließend gefachsimpelt - wobei sich Skatfreunde und Doppelkopf-Experten im 14-tägigen Rhythmus abwechseln.
Deutschland trainiert
Halle (ehu).
Der innere Schweinehund ist ein träges Tier. Fast jeden Tag muss er bekämpft werden. Das Haller Kompetenzzentrum für Gesundheit und Fitness Saluto hilft ihn zu besiegen: Es bietet jedem Teilnehmer vom 1. Juni bis zum 31. Juli die Teilnahme an der Kampagne »Deutschland trainiert«. Zwei Monate lang können Sportinteressierte auf 2100 Quadratmetern das umfangreiche Saluto-Angebot vergünstigt nutzen: Für 28 Euro pro Monat gibt es eine Einführung in das Programm, dann folgt ein sportmedizinischer Check, danach wird ein individueller Trainigs- und Ernährungsplan aufgestellt und schließlich mit dem Training begonnen. Muskel-, Ausdauer- und Koordinations- und Entspannungsübungen sind regelmäßiger Bestandteil des Programms. "Wir bieten eine persönliche Betreuung durch hochqualifizierte Mitarbeiter", sagte Claudia Nolden. Die Projekt- und Teamleiterin betreut mit ihrem Kollegen und Sportwissenschaftler Jan Peters die Kampagne. Geschäftsführer Professor Dr. Elmar Wienecke: "Wir wollen Deutschland gesünder machen, das Gesundheitsbewusstsein der Bürger schärfen, sie coachen und ihnen das nötige Handwerkszeug zur Verfügung stellen, um sie zu Alltags-Fitnessmanagern zu machen."Nach dem Umbruch ist vor dem Umbruch
Bruch kurz vor Beginn der Rückrunde
Selbstverständlich sei diese starke Entwicklung nicht gewesen. Blankert erinnert an die Abgänge der Leistungsträger Christoph Lewanzik und Florian Haubrock, die lediglich noch in der Dritten der Spvg. auflaufen. Sie zu ersetzen, "das hat die Mannschaft super hingekriegt". Ein Bruch setzte kurz vor Beginn der Rückrunde ein. Nach dem Gewinn des Westfalenpokals sei es der Spvg. nicht mehr gelungen, "das Grundrepertoire mit Finesse zu paaren". Dabei seien die Gegner durchaus nicht übermächtig gewesen. Eine Nuance an fehlender Konzentration habe aber oft schon ausgereicht, um als Verlierer vom Feld zu gehen. Fünf Mal in Folge - von Mitte März bis Ende April - blieb Steinhagen in der Verbandsliga ohne Punktgewinn. "Tiefpunkt war das Heimspiel gegen Verl", sagt Blankert. 22:34 verlor Steinhagen die Partie. "Ohne Anstand", so das Urteil von Trainer Stephan Neitzel damals. Blankert erklärt die einzige Saisonniederlage in einem Kreisderby mit einem Motivationsproblem. "Verl hatte noch ein Ziel, wir nicht", sagt der Spvg.-Kapitän. Der TV wurde anschließend hinter Sundwig Vizemeister, Steinhagen landete wie im Vorjahr auf Platz fünf. "Obwohl Verl ganz klar unsere Kragenweite ist", sagt Blankert.„Stephan Neitzel ist emotionaler als Frank Spannuth“
Die Saison 2014/15 war auch die Premiere von Stephan Neitzel als Steinhagener Trainer. "Er ist emotionaler als Frank", nennt Blankert den Hauptunterschied zu seinem Vorgänger, "Taktikfuchs" Frank Spannuth. "Er kann sehr gut mit jungen Spielern umgehen und jedem Einzelnen den Kick geben", beschreibt Blankert Neitzels Motivationskunst. Den Umbruch, der sich durch die Abgänge von Leistungsträgern wie Haubrock, Lewanzik oder auch Torwart Sebastian Noak ergeben habe, in die Wege geleitet zu haben: "Das ist Stephans Verdienst." Einfacher werde die Aufgabe in der kommenden Spielzeit nicht, ist Blankert überzeugt. "Der Umbruch ist noch größer als in dieser Saison", sagt der Kapitän mit Verweis auf die Abgänge von Lukas Schulz, Jan Phillip Lindemann oder der langjährigen Steinhagener Instanz Steffen Thiede. Die Wiederholung des fünften Tabellenplatzes wäre da schon ein Erfolg. "Ich bin nicht pessimistisch - aber realistisch", sagt Blankert. Er selbst wird wieder ab September seinen Beitrag leisten im Rückraum der Spvg., wird wieder "Spiritus Rector" des Steinhagener Spiels sein, wie es Ex-Bundesligaspieler Diethard von Boenigk einmal gesagt hat. Blankert sieht sich als Lenker, der in jüngster Vergangenheit an Gelassenheit gewonnen hat. Seit acht Monaten ist er Vater der kleinen Edda. "Den Schlafmangel hat man mir manchmal angemerkt", sagt er. Auf der anderen Seite relativierten sich einige Dinge. "Ich bin ja ein ziemliches Zisselmännchen" beschreibt Blankert seine Emotionalität auf dem Platz: "Eine Schiedsrichterentscheidung zu akzeptieren, fällt mir aber leichter als noch vor drei Jahren."Bahnhof bleibt weiter in der Diskussion
Gutes Näschen für Erfolg
Herkunft der Keime ungeklärt
TWO weist ?Vorwürfe zurück
Dr. Ute Müller, CDU-Ratsmitglied und Allgemeinmedizinerin, hatte im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz zuletzt erklärt, dass das Trinkwasser für Immungeschwächte derzeit nicht zu empfehlen sei. Kritik übte gestern auch Marita Wandel aus Halle: "Ich hätte von den TWO erwartet, dass explizit auch immungeschwächte Menschen, die keine Tageszeitung beziehen, informiert worden wären." Dem Vorwurf begegnet Kohlmeier mit der Aussage, dass auch Immungeschwächte das Wasser bedenkenlos hätten trinken könnten: "Das wurde uns vom Kreisgesundheitsamt bestätigt. Andernfalls hätten wir einen ganz anderen Notfallplan in Bewegung gesetzt." Dieter Jung (Grüne), Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz, bedauerte gegenüber dem HK zwar auch, dass man keine Ursache für die Verunreinigung nennen konnte. Allerdings gehe er davon aus, dass die Technischen Werke Osning alles getan hätten, um den Fall aufzuklären: "Schließlich haben die Verantwortlichen großes Interesse daran, denn die Wasserqualität ist lebensnotwendig für die TWO. Ich hoffe einfach, dass das ein einmaliger Vorgang war."Gesagt, getan
Von Jonas Damme
Steinhagen. Als "etwas Besonderes" bezeichnete Hartmut Heinze von der Volkshochschule Ravensberg das Engagement der Steinhagener für die hier lebenden Flüchtlinge. Beim zweiten Runden Tisch mit dem Schwerpunkt »Sprachförderung« boten erneut viele der 50 Teilnehmer ihre Hilfe an. Allen Angeboten gemeinsam ist, dass sie niederschwellig und pragmatisch beim Sprechen-, Verstehen-, Lesen- und Schreibenlernen unterstützen wollen.
Als VHS-Leiter hat Hartmut Heinze einen guten Überblick über die Sprach- und Integrationsmaßnahmen im Altkreis. Aus dieser Warte konnte er beim Runden Tisch am Montagabend bestätigen: "Das Angebot ist nicht in allen Orten gleich. Es ist toll, was hier passiert. Die sechs Kurse, die im Augenblick laufen, sind absoluter Höhepunkt."
Statt sich aber auf dem Angebot auszuruhen, hatten sich gestern noch einmal fast 50 Engagierte im Ratssaal getroffen, um über weitere Sprachförderungsmaßnahmen zu beraten. Und die Notwendigkeit ist nach wie vor da. 110 Flüchtlinge leben im Augenblick in Steinhagen - Tendenz weiter steigend.
Davon können nur etwa die Hälfte Sprachkurse besuchen, wie der neue gemeindliche Flüchtlingsberater Sebastian Wohnhas erläuterte. "Das bedeutet, dass fast 50 Prozent der Flüchtlinge derzeit keine Möglichkeit haben, ihre Sprache zu verbessern. Ziel muss sein, es allen zu ermöglichen." Dabei soll es aber nicht nur um die klassischen Unterrichtsstunden gehen, denn davon gibt es bereits einige.
Nur wenige Flüchtlinge nehmen (wegen rechtlicher Hürden) am Integrationskurs des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge teil. Dazu gibt es den Alphabetisierungskurs der ehemaligen Flüchtlingsberaterin Jutta Klauke-Holste. Die VHS organisiert in der Gemeinde insgesamt drei Kurse, inklusive einem in Brockhagen. Immer dienstags ist außerdem Liane Schiermeyer im Übergangswohnheim in der Patthorst zu Gast, um mit allen Interessierten zu pauken.
Am 15. Juni soll darüber hinaus noch zwei Mal wöchentlich ein Alphabetisierungskurs der Lernpaten, ebenfalls in Brockhagen starten. Der neue Kurs, für den Hans-Werner Elbracht und Werner Recker verantwortlich zeichnen, will flexibel, ohne Lehrplan, dafür aber mit vielen Ideen wirken. "Wir versuchen einfach nach unseren Möglichkeiten zu helfen", erklärte Recker im Ratssaal, dass für den Kurs Hilfsbereitschaft wichtiger ist als Erfahrung. "Wir fangen einfach an." Dabei wolle er alltägliche Probleme angehen, die er schon beobachtet hat. Zum Beispiel schrieben Araber Zahlen nicht wie Europäer, sondern von rechts nach links, was nachvollziehbarer Weise beim Ausfüllen einer Überweisung katastrophale Folgen haben kann. Der Kurs soll aber keine anderen ersetzen, sondern einen Einstieg bilden, auf dem andere aufbauen können.
Im freien Gespräch sprudelten Ideen und Angebote. So bot Pfarrerin Dagmar Schröder das Johannes-Busch-Haus an, um dem gegenwärtigen Raummangel bei den Angeboten entgegenzuwirken und Birgit Pape vom Sozialamt ergänzte, dass auch die katholische Kirche schon Räume angeboten habe. Auch Mitglieder der Freikirchlichen Gemeinde, die zu Gast waren, wollten sich einbringen.
Integrationslehrerin Martina Abraham von der VHS betonte: "Jede Form von Angeboten ist gut, egal ab Sprache, Kunst, Musik oder etwas anderes." Das griff Steinhagener-Tisch-Köchin Irma Rosenow sehr konkret auf, die bereits dabei ist, jungen Flüchtlingen beim Kochen nebenbei auch die deutsche Sprache näher zu bringen. Die Organisatorinnen des Internationalen Cafés luden deutsche Frauen (und Männer) auf einen türkischen Tee ein, um so im direkten Kontakt Kulturelles auszutauschen und Sprachen zu lernen. Annette Hellmann von der Grundschule Amshausen ist noch auf der Suche nach Lesepaten, denn auch neun schulpflichtige Flüchtlinge leben in der Gemeinde (weitere fünf sind noch unter sechs Jahre alt).
Bei aller Motivation gaben die Gleichstellungsbeauftragte Bettina Ruks und die Ehrenamtlichen vom AK Asyl Steinhagen allerdings zu bedenken, dass es sich bei vielen Flüchtlingen um traumatisierte Menschen handele und man immer Verständnis dafür haben solle, wenn jemand nicht mit derselben Initiative auf ein Angebot reagiere.
Wer Interesse hat, sich als Lernpate oder in anderer Art und Weise zu engagieren, sollte sich an Flüchtlingsberater Sebastian Wohnhas, ` (01 71) 4 20 20 57, wenden.
¦ Der nächste Runde Tisch »Flüchtlingsarbeit in Steinhagen« widmet sich dem Thema Freizeitangebote. Er soll nach den Sommerferien stattfinden. Der Termin folgt.
Süße Beute im Unterricht
„Honig können wir nicht allein essen“
Und den ernten jetzt auch die Schüler des Bienenprojektes. "Das ist soviel, dass die Jungen und Mädchen das gar nicht allein essen können", berichtet Matthias Wach. Da ist noch genug übrig für die Sponsoren. Für den »Sponsorenhonig« allein ist die Kreissparkasse Halle bei aller Begeisterung für den süßen Genuss aber nicht in das Projekt eingestiegen. Sie setze ihre Spenden möglichst sinnvoll ein, dort etwa, wo es darum gehe, die Chancen von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu verbessern, also in Bildung und Ausbildung, begründete Günter Ludewig, Leiter der Geschäftsstelle in Werther, das Engagement. Für die Schülerinnen und Schüler im Bienenprojekt steht erst einmal die Arbeit mit den Honigsammlern im Vordergrund. Mit dem Rauch die Bienen beruhigen, die Beuten öffnen und die Waben kontrollieren - das alles umschwärmt von den Bienen. Einige der Projektmitglieder machen das, als ob sie schon zum Imkerurgestein gehörten. Und Matthias Wach lässt sie gewähren, gibt Tipps und erklärt Zusammenhänge. Am Samstag, 29. August, wollen die Gesamtschüler ihr Projekt der Öffentlichkeit präsentieren. In Zusammenarbeit mit der Imkergemeinschaft laden sie dann zum Imkeraktionstag ein. Dort wird es auch Honig aus Schulproduktion geben.Stadt will Sackgasse am Caldenhof
Beschilderung hat wenig Erfolg gebracht
Zu einer Sperrung konnten sich damals aber weder Verwaltung noch Politik durchringen. Man entschied sich zunächst dafür, Schilder aufzustellen, die die Durchfahrt ausschließlich Anliegern gestatteten, was im Frühjahr 2014 dann auch umgesetzt wurde. Zwar habe sich dadurch das Verkehrsaufkommen auf dem Caldenhofer Weg nach einem Jahr in geringem Maße auf den Stadtring verlagert, heißt es in der Beschlussvorlage. Doch die Beschilderung zeige nicht die erwartete Wirkung; ein Großteil der Fahrzeuge nutze die Strecke entlang des Kurt-Nagel-Parkstadions weiterhin als Durchfahrtsstraße. Untermauert werden diese Angaben von Daten, die innerhalb von fünf Jahren bei Verkehrsmessungen erhoben wurden. Sie zeigen eine kontinuierliche Abnahme des Verkehrs am Caldenhof - analog zum fortschreitenden Ausbau der Stadtringabschnitte und der Durchfahrt-verboten-Beschilderung. So ist die Zahl der Pkw von Juli 2010 bis April 2015 um 275 pro Tag auf 1557 gesunken. Die Zahl der Lkw sogar von 232 auf 74. Doch die Zahlen sind offenbar noch nicht zufriedenstellend. Es sei "sinnvoll und konsequent" die Straße durch bauliche Maßnahmen komplett zu sperren, schreibt Bürgermeister Michael Meyer-Hermann in der Beschlussvorlage. Ausgenommen davon sind Fußgänger und Radfahrer. Er schlägt einen Versuchszeitraum von einem Jahr vor. Die Sperrung soll in Höhe des Stadtparks gesetzt werden, so dass die Anwohner der Siedlung am Hopfengarten und der Parkstraße die verkehrliche Anbindung an die B 476 behalten und gleichzeitig eine sichere Überquerung der Straße zwischen Stadtpark und Sportanlagen gewährleistet ist.Zimmerbrand in Wohngruppe
Steinhagen (ei). Glimpflich ist am späten Dienstagabend ein Zimmerbrand an der Straße Bahndamm ausgegangen: In einem Zimmer der Wohngruppe Zirkel e.V. war eine Matratze in Brand geraten, der Schwelbrand konnte von den Feuerwehrleuten schnell gelöscht werden.
In der Wohngruppe sind fünf Menschen mit einer psychischen oder seelischen Behinderung untergebracht. Sie wurden am Dienstagabend von einem Betreuer beaufsichtigt. Nach ersten Ermittlungen setzte eine Frau ihre Matratze im Obergeschoss in Brand, der Betreuer konnte den Brand aber noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr weitestgehend löschen.
In der Weite des Raumes
Versmold/Ahlen. Die Ahlener SG, Heimatverein von Versmolds Coach Dirk Schmidtmeier, richtet jährlich ein Handballturnier auf Großfeld aus - endlich schafft es diesmal auch die Spvg., ein Team abzustellen. Seinen besonderen Reiz bezieht das Gastspiel aus der Tatsache, dass die Versmolder keine erfahrenen Großfeldrecken schicken. Vielmehr dürfen sich die Jungspunde der ersten Mannschaft auf dem weiten Grün austoben.
Das Ambiente in Ahlen passt zur traditionsreichen Sportart: Der Sportpark Nord ist eigentlich ein Leichtathletik-Stadion - mit mächtiger Betontribüne, Wellenbrechern und altehrwürdigen Kabinen. Gut vorstellbar, wie hier einst epische Schlachten im Feldhandball geschlagen wurden.
Die jungen Handballer der Spvg. Versmold wissen von all dem natürlich nichts: Ein wenig unsicher, fast schon linkisch, traben sie sich auf dem riesigen Rasenplatz warm, betrachten ehrfürchtig den 13-Meter-Kreis, in den die Feldspieler nicht eindringen dürfen.
Dafür misst allerdings auch das Tor stolze 7,32 Meter in der Breite - die Maße des Fußballs eben. Versmolds Keeper Marcel Meyer schaut entsprechend skeptisch, als er sich in den mächtigen Kasten stellt. Schließlich bringt es Dominik Niebrügge auf den Punkt: "Was muss ich eigentlich machen?", fragt er ganz unbedarft - und bekommt von Coach Dirk Schmidtmeier die kürzeste, denkbare Antwort: "Handball spielen."
Wobei das so einfach gar nicht ist. Zwar hat »Schmitti« ein paar Tag zuvor eine kleine Regelkunde geliefert, aber das Spiel ist eben ein komplett anderes. Zum Auftakt treffen die Versmolder ausgerechnet auf den Titelverteidiger TV Jahn Oelde. Und der hat einige Strategen zu bieten. Ein wurfstarker Hüne netzt scheinbar mühelos aus 16 Metern Entfernung ein, und in der Defensive stehen zwei echte Haudegen: der eine kräftig und kompromisslos, der andere hager, weißhaarig und unerbittlich. An ihnen beißen sich die Versmolder mit ihrem Stil aus dem Hallenhandball die Zähne aus. Schnell liegen sie 1:5 zurück.
Zeit für eine Analyse von Dirk Schmidtmeier: "Tippen, festhalten und gucken. Wackler, Zweikampf und solche Dönekes brauchen wir hier nicht!" Doch seine Jungs sind noch mit den profanen Dingen des Großfeldhandballs beschäftigt. Der Raumaufteilung etwa. Sechs Spieler dürfen angreifen, während vier in dieser Zeit in der eigenen oder der neutralen Zone in der Mitte des Platzes verharren müssen - genauso können maximal sechs Akteure verteidigen, während die verbliebenen Angreifer warten.
Nach Adam Riese steht damit fest: Zwei Jungs müssen laufen - und nachdem Alexander Neumüller diesen Job als balltragender Verbindungsmann zunächst mit Begeisterung übernommen hat, ist er dann doch schnell außer Puste. Ständig hört man zudem Rufe wie "Einer muss noch zurück!" oder "Wo stehst du denn?" über den Platz hallen - Dirk Schmidtmeier nimmt es schmunzelnd zur Kenntnis. Als sein Außen Andre Bohnemeyer sich allerdings - wie in der Halle befohlen - in die Ecke des Spielfeldes stellt, um auf Bälle zu warten, wird es »Schmitti« zu bunt: "Bohne, was machst du da!", brüllt er über den Platz.
Dennoch fangen sich die Versmolder in der zweiten Hälfte gegen Oelde. Nachdem Kai Sötebier am Anfang der Partie noch gedribbelt hat wie ein Basketballer, prellt er jetzt fachmännisch, nimmt den Ball mit beiden Händen auf, schaut sich um - und prellt weiter. "Was in der Halle als »Zwei Mal« abgepfiffen würde, gehört auf dem grünen Rasen zum guten Ton. Und auch vor dem riesigen Kasten legt die Spvg. nun die Zurückhaltung ab: Daniel Germer fliegt drei Mal von außen herein und lässt den Ball ins Toreck sausen - nur noch 4:6. Für den Sieg reicht es aber nicht mehr, dafür ist Oelde zu clever. Lange Angriffe, gemütliches Tippen - es gibt kein Zeitspiel beim Feldhandball. Nach der Auftaktpleite sieht sich Dirk Schmidtmeier genötigt, mit Sanktionen zu drohen: "Wenn wir hier Letzter werden, gibt es Straftraining."
So weit wollen es seine Jungs nicht kommen lassen, ohnehin hat sie nun der Ehrgeiz bei dem für sie so fremden Spiel gepackt. Den Auftakt macht Alexander Neumüller im zweiten Spiel gegen Villigst/Ergste: Mit einer spektakulären Bogenlampe aus etwa 20 Metern visiert er das gegnerische Tor an, gefühlte fünf Sekunden ist der Ball in der Luft - um dann unter dem Raunen des Publikums auf die Latte zu klatschen.
Die Versmolder haben jetzt sichtlich Spaß am Großfeldhandball, treiben den Ball mit langen Pässen nach vorne, drücken immer wieder aufs Tempo und feuern aus allen Rohren. Und endlich traut sich auch Torwart Marcel Meyer die Fallparade zu - ganz wie ein Fußballkeeper: 8:2 gegen Villigst/Ergste, 7:2 gegen Beckum und zum Abschluss 7:6 gegen Gastgeber Ahlen, die junge Spvg. spielt auf wie ein Team alter Großfeldhasen.
Drei Siege aus vier Spielen - eine tolle Bilanz, die aber nicht zum Sieg reicht. Denn die Könner aus Oelde gewinnen jede Partie und sichern sich erneut den dicken Wanderpokal. "Doppelt oder nichts!" - mit diesen Worten hatte Alexander Neumüller den Oeldern zuvor eine Revanche angeboten. Die Champions des Tages nehmen es lediglich grinsend zur Kenntnis. "Hätten wir gegen die doch später gespielt", hadern die Versmolder wenig später - um sich dann doch ausführlich selbst für ihre starken Leistungen zu besingen. Die Zeitreise hat ihnen wahrlich neue Welten eröffnet.
Gerade noch mal gut gegangen
Werther (aha).
Es war ein bisschen wie in alten Zeiten, als harsche Kritik und bissige Untertöne in politischen Ausschüssen an der Tagesordnung waren: Am Dienstag stand die Verwaltung im Gegenwind, und zwar beim vermeintlich harmlosen Thema Böckstiegel-Museum. Für dessen Realisierung muss das Gelände an der Schloßstraße im Flächennutzungsplan als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen werden. Dem wollten die Grünen allerdings nicht zustimmen, wie Wolfgang Böhm zu verstehen gab."Weil wir die Ausschussunterlagen viel zu spät erhalten haben", ärgerte er sich. "Und das nicht zum ersten Mal." Man habe in der Fraktion keine Zeit zum Diskutieren gehabt, weshalb er den Antrag stelle, die Angelegenheit bis zur nächsten Sitzung zu vertagen.
Bürgermeisterin Marion Weike trat sofort in Gegenrede: Die Unterlagen seien sehr wohl fristgerecht verschickt worden. Eine Vertagung wäre mehr als unglücklich, da die nächste Sitzung erst nach den Sommerferien stattfinden und danach erst die langwierigen formalen Schritte folgen würden, die die Änderung eines Flächennutzungsplans mit sich bringen. Zu spät für den reibungslosen Fortgang des Projekts, erinnerte sie an die Böckstiegel-Stiftung, die bereits im April 2016 den ersten Spatenstich für das Museum vornehmen will. Diesem Argument konnten sich die meisten Politiker nicht verschließen und lehnten daher den Antrag der Grünen mehrheitlich ab.
Damit war der Ärger aber noch nicht vom Tisch: Weitere Kritik musste sich die Verwaltung gefallen lassen, als Reinhard Kreft (UWG) einen kleinen Teil des Grundstücks an der Schloßstraße ansprach - 2700 Quadratmeter, etwa dort, wo sich heute die Sitzgruppe befindet -, das sich weder im Besitz des Kreises noch der Böckstiegel-Stiftung, sondern in privater Hand befindet, und ebenfalls in die »Gemeinbedarfsfläche Museum« einbezogen werden soll.
"Warum hat es die Verwaltung nicht für nötig befunden, im Vorfeld mit der Grundeigentümerin zu sprechen?", wollte Wolfgang Böhm wissen, und nannte dieses Vorgehen "sehr beschämend". Eine von ihm geforderte Sitzungsunterbrechung, um der Dame Gelegenheit zu geben, Stellung zu beziehen, wurde von den Politikern jedoch ebenfalls mehrheitlich abgelehnt. Begründung: Im Zuge der Bürgerbeteiligung könne jeder Anwohner Eingaben zum Projekt machen. Überdies wäre die Stadt nicht gut beraten, in öffentlicher Sitzung Grundstücksverhandlungen zu führen, bekräftigte Marion Weike. Sie werde aber gegenüber der Böckstiegel-Stiftung anregen, das Gespräch mit der Grundeigentümerin zu suchen. Zur Klarstellung betonte sie, dass das kleine Grundstück für die konkrete Museumsplanung nicht benötigt werde. Allerdings könne sich die Stiftung vorstellen, es zu erwerben, so die Bürgermeisterin.
Udo Lange (SPD) fasste am Ende zusammen, was wohl viele Anwesende dachten: "Gerade wir in Werther sollten nichts tun, das das Projekt Böckstiegel-Museum verzögert. Denn Werther profitiert klar am meisten davon. Da wäre es grotesk, wenn ausgerechnet wir uns jetzt dagegenstellen würden." Das wollte am Ende niemand und so wurde die Änderung des Flächennutzungsplans mit großer Mehrheit auf den Weg gebracht.
Beeindruckende Betriebe besichtigt
Von Andreas Großpietsch
Borgholzhausen. Aus persönlicher Anschauung kannte Garrelt Duin (SPD)
, Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk in Nordrhein-Westfalen, aus seinem Fachbereich bis gestern nur den Pommes-Pilz inBorgholzhausen-Bahnhof. Das hat sich gründlich geändert, weil er auf Einladung der heimischen SPD mit der Schüco KG und der Bostik GmbH zwei herausragende Vertreter der heimischen Wirtschaft besuchte.
Auftakt des Ministerbesuchs war ein Empfang im Ladencafé Schulze. SPD-Fraktionsvorsitzender Rolf Syassen erklärte dem Gast einige lokale Probleme wie die drohende 380-kV-Höchstspannungsleitung oder die möglichen Einschränkungen des Flächenverbrauchs durch den Landesentwicklungsplan, die zum Hemmnis der Wirtschaft werden könnten. SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Speckmann stellte die Stadt Borgholzhausen vor und wies auf sich abzeichnende künftige Schwerpunkte wie Gewerbegebietsentwicklung und Nutzung von Industriebrachen hin.
Speckmann begrüßte den Gast aus Düsseldorf als stellvertretender Bürgermeister zusammen mit seiner Amtskollegin Birgit Schröter (CDU), weil Bürgermeister Klemens Keller verhindert war. Dadurch nahm der Besuch seinen Auftakt nicht wie geplant im Rathaus, sondern im Honigkuchencafé.
Für Inhaber Peter Knaust eine gute Gelegenheit, sein Unternehmen vorzustellen. Seit 180 Jahren in Familienbesitz, hoch spezialisiert und erfolgreich in seiner Nische. Die Fertigung bei Schulze geht bis zur rentablen Losgröße 1 - ein Ziel der Industrie 4.0.
Dieses Schlagwort bestimmte den Besuch bei Schüco. Minister Duin machte einmal mehr auf die herausragende wirtschaftliche Bedeutung der Region Ostwestfalen aufmerksam, wo sehr oft familiengeführte Unternehmen in ihren Nischen besonders erfolgreich seien. Das gelte im Prinzip auch für Schüco, erklärte Gesellschafter Andreas Engelhardt. Sein Unternehmen sei Weltmarktführer im Bereich Aluminiumsysteme und betrachte das Werk in Borgholzhausen als wichtigen strategischen Standort.
Bostik in Borgholzhausen ist zwar nur ein kleiner Teil eines riesigen Konzerns, der einem noch größeren Konzern gehört - doch erfolgreich ist er auch. Das findet seinen Ausdruck in Millionen-Investitionen (siehe Bericht unten), aber auch in Aktivitäten in der Region. Dazu gehört die Premiere des Bostik Golf Turniers auf der Anlage des Golfclubs Teutoburger Wald in Eggeberg am 26. Juni, sagte Olaf Memmen, Managing Director für Zentraleuropa.
Streifzug über ein gemütliches Dorffest
Von Ekkehard Hufendiek
Halle-Hörste. "Jetzt geht es los", rief Elke Feldhaus den 100 Gästen auf dem Platz vor der Hörster Kirche zu. Die Vorsitzende des örtlichen Heimatvereines hat gestern um 15.20 Uhr den Hörster Bummel auf der Alten Dorfstraße offiziell eröffnet.
Zuvor begrüßten die Kindergartenkinder der Tiger- und Bärengruppe aus Stockkämpen die ersten 80 Besucher mit dem »Hallo-« und dem »Krachmacherlied«. Unter der Regie ihrer vier Erzieherinnen, Annemarie Baier, Sabine Wehmeier-Frank, Petra Strothmann und Claudia Nowak, sangen sie im Chor, drehten sich im Kreis, klatschten in die Hände und legten sich zum Abschluss ihrer Vorführung flach auf den Boden. Klar, dass die Eltern jede Bewegung ihrer Sprösslinge mit der Handykamera festhielten.
Danach legten die Kinder der Grundschule Hörste nach: Die zehnjährigen Freundinnen Allysha Anton und Samantha Werner rappten im Duett »Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland«. Dabei trugen sie die 42 Textzeilen des Gedichtes von Theodor Fontane frei vor - das beeindruckte. Prompt wunderte sich ein Vater über die Leistung der zwei Mädchen und musste seine Ansichten zur Schule neu überdenken: "Die lernen ja doch noch Gedichte auswendig."
Anschließend dirigierte Schulleiterin Marita Heistermann zwei Kanonstücke. Die Schüler sangen »Hey, hallo Sonne!« und »Es weht ein Wind«.
In ihrer Begrüßungsrede kündigte Elke Feldhaus an, allen Kindern zur Belohnung einen Eisgutschein zu schenken. Sie dankte zudem den Sponsoren. Dabei blickte sie einige Male hinüber zu ihrem Mann. Der gab ihr aus den Reihen der Zuschauer anscheinend Zeichen. Sie schien etwas vergessen zu haben. Feldhaus drehte sich geschwind um: "Ich hab ja noch gar nicht unsere Bürgermeisterin begrüßt", rief sie erschrocken und übergab Anne Rodenbrock-Wesselmann kurz das Mikrofon: "Das ist richtig toll, was sie hier machen", lobte die Rathauschefin, dankte allen und wünschte viel Spaß beim Bummeln. Schließlich sprach Feldhaus die entscheidenden Worte: "Der Hörster Bummel ist eröffnet."
Die Kinder stürmten auseinander und rannten zur Hüpfburg, zum Bungee-Jumping, zum Kinderkarussell oder zur Schießbude.
Die Alte Dorfstraße rund um die Hörster Dorfkirche füllte sich. Der Männergesangsverein bietet beim Bummel eine Bowle an. Im Gemeindehaus stehen Bücher antiquarisch zum Verkauf, Marmelade oder Sirup sind im Angebot. Auf einem Tisch können Kinder kleine Frösche aus Kronkorken und Herzen aus Nägeln basteln und in der alten Dorfschule gibt es ein reichhaltiges Kuchenbuffet.
Am heutigen Donnerstag geht es um 11 Uhr weiter mit der traditionellen Fronleichnamsprozession im Wald von Stockkämpen.
"Kaum vorstellbar"
Steinhagen/Krakau (fja).
"Das ist schon etwas anderes als die Bilder in unseren Geschichtsbüchern", sagt Ornina Yousef. Die 16-jährige Realschülerin gehörte zu den 28 Teilnehmern, die im Mai das Konzentrationslager Auschwitz besucht haben. Regelmäßig bietet die Steinhagener Realschule ihren Schülern diese Reise an. Alles andere als eine übliche Klassenfahrt."Ich wollte wissen, wie es dort wirklich aussieht und was dort passiert ist", erklärt Ornina ihre Motivation, an dem Ausflug teilzunehmen. Dominik Meyer, ebenfalls 16 Jahre alt, ergänzt: "Erst wenn man so ein Konzentrationslager live sieht, kann man die Dimensionen erfassen und erahnen, was dort damals abgelaufen ist."
Veranstaltet wurde die Fahrt vom Verein »Stätte der Begegnung« aus Vlotho. Zum Programm gehörte auch eine Begegnung mit dem Holocaustüberlebenden Tadeusz Sobolewicz. "Er hat uns davon berichtet, wie sein Vater vergast wurde und wie er selbst im Lager an Typhus erkrankte", berichtet Lena Schlaack. Sobolewicz war damals im selben Alter wie die Steinhagener Realschüler. In sehr direkten und ehrlichen Worten habe er seine Erinnerungen geschildert. Dafür zollen die Realschüler ihm Respekt.
"So eine Gedenkstätte wie die in Auschwitz muss auf jeden Fall erhalten bleiben", meint Marc-Frederic Wolf, "damit sich nachfolgende Generationen informieren können und damit so etwas nie wieder passieren kann."
Neben den Schülern hatten die Lehrer Klaus Baumgart, Konstantin Meier und Lorena Carbotti die Gruppe begleitet, außerdem der Teamer Johannes Schröder. Auschwitz war das größte nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager und ist weltweit zum Symbol für Holocaust, Völkermord und Nazi-Terror geworden. Aus allen von den Nationalsozialisten besetzten europäischen Ländern wurden Verfolgte nach Auschwitz transportiert und dort zu Zwangsarbeit oder direkt zum Tod in den Gaskammern selektiert.
Neben dem Stammlager Auschwitz I wurde in drei Kilometern Entfernung 1941 mit dem Bau des Lagers Birkenau begonnen. Dort wurden größere Gaskammern und Krematorien gebaut, um letztlich ungezählte Menschenmengen mit technischer Perfektion zu vernichten.
"Es ist inzwischen schon ein guter Brauch, dass jeder von uns eine weiße Rose in der Gedenkstätte ablegt", berichtet Johannes Schröder. Zur sechstägigen Reise gehörten außerdem eine Fahrt ins nahe gelegene Krakau und ein kultureller Abschluss. "Wir haben jüdisch gegessen und jüdische Musik gehört", so Schröder.
Für die Schüler, darunter auch zwei von der befreundeten Heinz-Nixdorf-Schule in Büren, war die Reise eine Erfahrung, die nachwirkt. Lejla Ilazi stellt bedrückend fest: "Kaum vorstellbar, was Menschen dort angestellt haben."
Stifter für die große Bühne
Von Silke Derkum
Versmold.
Erst vier Tage ist es her, dass die Premiere der Wagner-Oper Tannhäuser im Bielefelder Stadttheater für Aufsehen gesorgt hat. Mit frenetischem Beifall und vereinzelten Buhrufen goutierte das Publikum die ungewöhnliche und hochkarätige Inszenierung. Die war nur möglich, weil es unter anderem großzügige finanzielle Unterstützung aus Versmold gab: Die Liselotte-Stockmeyer-Stiftung hat das Opernprojekt mit 40 000 Euro gefördert. Hinter der Stiftung steckt der Versmolder Ekkehard Risken. Und die Wagner-Oper in Bielefeld ist nicht das einzige Kulturprojekt, das er großzügig fördert.Sein Engagement, sagt Ekkehard Risken, beschränke sich aber keinesfalls nur auf Projekte auf großen Bühnen. "Ich bin auch bereit, etwas in Versmold zu unterstützen", sagt der 65-Jährige, der im Aufsichtsrat des von seinem Bruder Heinrich Risken geleiteten Lebensmittelkonzerns Heristo sitzt. Was das sein könnte, da ist Risken ganz offen: Der musische Zweig des CJD wäre natürlich ein Adressat, unter Umständen auch Kirchenkonzerte oder Kunstprojekte, und auch eine Theaterinszenierung auf dem Marktplatz könnte schön sein. "Dann aber mit richtigen Tribünen", sagt Ekkehard Risken, der nicht nach dem Gießkannenprinzip - viele kleine Spenden - vorgehen möchte, sondern, "wenn, dann richtig".
So, wie bei DoxCity, dem gigantischen Maskenspektakel, das CJD und Stadt vor einem Jahr auf dem Marktplatz inszeniert haben - und das die Liselotte-Stockmeyer-Stiftung mit 10 000 Euro unterstützt hat. Bislang die einzige Gelegenheit, bei der Riskens Stiftung in Versmold als Förderin in Erscheinung getreten ist.
Denn offenbar sind die Versmolder zurückhaltend, wenn es um das Einwerben von Sponsorengeldern geht. "Die Leute müssten sich schon melden; man will ja niemandem hinterher rennen", sagt Ekkehard Risken.
»Wir unterstützen die Theater- und Konzertlandschaft in Deutschland, mit Fokus auf die Region Bielefeld, Osnabrück und Münster« - so lautet der Zweck, dem sich die 2012 gegründete Stiftung verschrieben hat. Vier große Produktionen in Osnabrück, Bielefeld und Bad Iburg sind seitdem mit Stiftungsgeldern realisiert worden (siehe Infokasten). Und auch wenn die Theater der genannten Großstädte an die 40 Kilometer von Versmold entfernt liegen, so ist Risken doch der Meinung, dass ein Engagement für die Menschen seiner Heimatstadt nicht an der Stadtgrenze endet. "Die Leute müssen natürlich auch in die Theater der umliegenden Städte gehen und die Angebote nutzen", sagt er. Der Tannhäuser werde in Bielefeld im Juni noch drei Mal aufgeführt und auch eine Wiederaufnahme in der kommenden Spielzeit stehe bereits fest.
Als er seine Stiftung gegründet hat, wollte er zeigen, "dass auch hier in der Region hochwertige Kulturprojekte möglich sind und man dafür nicht in die Metropolen reisen muss", sagt er. "Es ging mir nicht darum, irgendetwas zurückzugeben, so wie man das oft bei Stiftungsgründungen hört", sagt Risken, "sondern, weil ich Kultur wichtig finde, weil ich selbst Freude daran habe und weil es einfach gut für die Leute ist." Beim Namen der Stiftung musste er nicht lange überlegen. "Als die Gründung anstand, war meine Mutter genau 20 Jahre tot. Ich fand es eine schöne Möglichkeit, an sie zu erinnern und habe der Stiftung deshalb ihren Mädchennamen gegeben."
Bei einem Stiftungskapital von 100 000 Euro und der derzeitigen Zinslage sind die laufenden Erträge aus der Stiftung allerdings relativ gering. "Ohne Zustiftungen geht das nicht", sagt Risken, und die kommen dann projektgebunden aus seiner Privatschatulle.
SteinGy in Jazzlaune
Von Birgit Nolte
Steinhagen.
Bis zum Beginn der Sommerferien ist es zwar noch ein Weilchen hin. Doch das locker-entspannte Feeling stellte sich bereits am Mittwochabend am Gymnasium beim zweiten Open-Air-Jazzfestival ein.2010 hatte die Schule zum ersten Mal zum Festival unter freiem Himmel eingeladen. Schon bei der Premiere waren rund 800 Gäste dabei. Die Wiederholung zog jetzt mindestens genauso viele Besucher an, die einen musikalisch unterhaltsamen und kurzweiligen Abend auf dem Schulhof des Gymnasiums verbrachten.
"Wir sind schon seit Montag dabei, alles für unsere Gäste herzurichten", sagte Schulleiter Josef Scheele-von Alven. Schließlich musste die Lichtanlage auf der von der Gemeinde gesponserten Bühne aufgebaut, die verschiedenen »Futterstationen« organisiert und nicht zuletzt die Technik auf die Beine gestellt werden.
Eine erheblich längere Vorlaufzeit hatten dagegen die Musikgruppen des Gymnasiums. Monatelang feilten die »Junior Big Band« und die »Jazz Kids« mit den Lehrern Stefan Binder und Elmar Westerbarkey an ihrem Programm. Die letzten Feinheiten wurden kürzlich bei einem Probenwochenende eingeübt.
Dieser Fleiß sollte sich beim Festival auszahlen. Das Publikum wippte beim Auftakt mit der Junior Big Band und »Rolling in the deep« von Adele oder »Watermelon Man« von Herbie Hancock genauso begeistert mit wie bei den Swing Kids, die mit der »Party Rock Anthem« genau den richtigen Sound für das große Feuerwerk gefunden hatten, das Timo Drewitz zum krönenden Abschluss in den Himmel schoss.
Dazwischen ging es aber beim Festival alles andere als leise und gediegen zu. Die Bläserklasse des sechsten Jahrgangs sicherte sich mit dem »Arminia-Lied« jede Menge neue Fans unter den Fußballbegeisterten im Publikum und Lehrer Carsten Hönniger und sein Musikpartner Michael Strathmann bewiesen, dass es nicht mehr als eine Gitarre und ein Vibrafon braucht, um einen coolen Sound zu produzieren.
Mit »BiCussion« und dem OWL-Jazzorchester hatte sich das Gymnasium zudem hochkarätige Verstärkung gesichert. "Seit 1982 hat »BiCussion« immer mit Erfolg bei »Jugend musiziert« teilgenommen", unterstrich Lehrer Andreas Frerkes, der als Moderator locker-flockig durch den Abend führte, die Qualität der Gäste.
Hinter denen mussten sich die Musik-Teams des Gymnasiums aber keineswegs verstecken. Der Nachwuchs präsentierte sich bestens aufgelegt, und der Funke sprang sofort aufs Publikum über.
Darüber hinaus waren die Eltern einer der weiteren Aktivposten der Veranstaltung. Sie schoben Schichtdienst an den Essens- und Getränkeständen und verkauften Wertmarken. Und es wird neben der Musikbegeisterung am Gymnasium an diesem gelungenen Teamwork von Schülern, Lehrern und Eltern gelegen haben, dass sich Bürgermeister Klaus Besser sicher war: "Das Gymnasium ist weit und breit die einzige Schule, die so ein Open-Air-Festival in dieser Form überhaupt hinbekommt."