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Von Sonja Faulhaber

Steinhagen.
Wenn Tasha ihre haarige Schnauze auf den Schoß legt und mit treuen Augen aufblickt, sind für einen kurzen Augenblick alle Sorgen vergessen. Ein wenig kuscheln, ein wenig streicheln - und schon fällt es den Schülern viel leichter, mit Kathrin Richter, der neuen Sozialarbeiterin am Steinhagener Gymnasium, über ihre Sorgen und Nöte zu sprechen.

Es ist ein neuer Ansatz der Sozialarbeit, den Kathrin Richter und ihre extra dafür ausgebildete Mischlingshündin mit viel Schwung ins Gymnasium bringen. Seit Dezember arbeitet die 36-Jährige an der Schule. Zunächst ohne Hündin, ganz klassisch. "Doch ich hatte schon mit tiergestützter Arbeit Erfahrungen bei Erwachsenen gesammelt", erzählt sie. Und da dort das Zusammentreffen von Mensch und Tier fantastische Resultate erzielt hatte, schlug sie Schulleiter Josef Scheele-von Alven vor, doch einmal ihre Hündin Tasha mitbringen zu dürfen. "Viel Überzeugungsarbeit musste ich nicht leisten. Er war gleich begeistert", erinnert sich Kathrin Richter. Und auch das Kollegium stand der neuen haarigen »Kollegin« aufgeschlossen gegenüber.

Gesagt - getan. Tasha darf seitdem ein bis zwei Mal in der Woche mit in die Schule. Und wird schon sehnsüchtig erwartet. "An den Tagen, an denen Tasha da ist, klopft es ständig bei uns an der Tür", sagt Kathrin Richter mit einem Lachen. Und ihre Kollegin Alina Wehmhöner fügt mit einem ironischen Zwinkern hinzu: "Wenn einer von uns beiden nicht da ist - kein Problem. Aber wenn Tasha nicht da ist, sind die Schüler sehr enttäuscht." Und auch die sechsjährige Mischlingshündin genießt ihre Zeit auf beziehungsweise unter der Schulbank. Von Stress keine Spur. In aller Seelenruhe lässt Tasha sich bei Beratungsgesprächen streicheln, begrüßt in der Klasse jeden kurz mit einem Nasenstups und freut sich, wenn die ein oder andere Stulle aus dem Ranzen fällt.

Für Kathrin Richters Arbeit ist Tasha ein wahrer Segen, denn die Hündin schafft das, was sonst oft schwerfällt: in kürzester Zeit einen Kontakt zu Kindern aufbauen und ihnen ein sicheres Gefühl vermitteln. Die Arbeit mit Tasha und den Schülern findet in unterschiedlichen Situationen statt. Da ist zum einen das Einzelgespräch, bei dem Schüler sich ihren Frust von der Seele reden können und sollen. Doch nicht immer fällt es leicht, sich einem Menschen gegenüber zu öffnen. "Tasha dagegen ist einfach lieb, warm und kuschelig", so Kathrin Richter. Da fällt der Kontakt leicht. Und noch ein weiterer Punkt spricht für Tasha als Ansprechpartnerin: "Sie wertet nicht, nimmt jedes Kind so an, wie es ist, ohne dass Aussehen oder Kleidung eine Rolle spielt."

Und der Gesprächsbedarf bei den Schülern ist groß. "Die Kinder stehen unter Leistungsdruck", erläutert Kathrin Richter. Egal ob schulisch durch G 8 oder privat durch viele Hobbys, "viele Kinder sind heutzutage überfordert". Da hilft es oft, sich bei jemandem »auszuheulen«, der einfach gut zuhören kann - wie Tasha. Aber Hund und Frauchen betreuen nicht nur in Einzelgesprächen. Zum anderen gehen die beiden in Klassen und arbeiten mit größeren Gruppen. "Da werden die krawalligsten Klassen ganz rücksichtsvoll", fasst Kathrin Richter zusammen. Besonders, wenn die 36-Jährige erzählt, welche schrecklichen Dinge Tasha in ihrem Leben schon mitgemacht hat, schwappt die Sympathie sofort über. Die Mischlingshündin unbekannter Rasse kommt nämlich aus dem griechischen Tierschutz. Sie wurde in der Nähe von Athen mit zwei anderen Hunden gefunden und nach Deutschland gebracht. Hier lernte Kathrin Richter das völlig verängstigte Tier kennen und verliebte sich sofort. "Tasha war früher sehr durch ihre schlechten Erfahrungen geprägt", erinnert sich Kathrin Richter. Narben, Verletzungen an der Schnauze vom Zubinden und eine abgequetschte Rute sind stumme Zeugen ihres früheren Leids. "Doch nach und nach wurde sie immer mutiger. Und heute ist sie durchweg entspannt und genießt es, bei den Kindern im Mittelpunkt zu stehen." Die Geschichte, wie Tasha im Laufe der Zeit ihre Ängste überwandt, bewegt die Kinder. Manche identifizieren sich mit ihr und kommen etwas mehr aus sich heraus.

Und Tasha? Sie weiß genau, welche Kinder sie brauchen. Schüchtern? Ängstlich? Angespannt? Tasha spürt dies sofort und sucht instinktiv die Nähe der Kinder, die nicht mit sich im Reinen sind. "Ihr Gespür ist erstaunlich", so Kathrin Richter. Aber auch die übrigen Kinder einer Klasse reagieren auf die Hündin. "Gerade die krawalligen werden in Tashas Nähe ganz ruhig und nehmen Rücksicht." Und wenn die Stimmung in einer Klasse mal gar nicht passt und es zu Mobbing kommt? Auch dann wirkt Tasha kleine Wunder. "Wenn zwei Kinder so gar nicht miteinander auskommen, bitte ich beide kurzerhand um Hilfe mit Tasha. Die beiden können für mich eine Runde Gassi gehen. Und über das gemeinsame Interesse »Hund« treten dann manche Disharmonien in den Hintergrund", erläutert Kathrin Richter.

Mittlerweile ist Tasha fester Bestandteil des Schulalltags - und wird von Jungen wie Mädchen gleichermaßen geliebt. Nur auf eines muss Kathrin Richter immer ein Auge haben: "Sie ist so verfressen, sie würde den Schülern das Pausenbrot aus der Tasche klauen."


Die Geschichte geht ins Ohr

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Von Andreas Großpietsch

Borgholzhausen.
"Viel Geld haben wir nicht, aber wir haben gute Ideen", sagt Hartmut Escher vom Naturpark Terra.vita selbstbewusst. Eine dieser guten Ideen betrifft jetzt auch
Borgholzhausen.
Zwei besondere Sehenswürdigkeiten können dabei künftig im Wortsinn für sich selber sprechen - und haben interessante Geschichten zu erzählen.

Voraussetzung, um diese Geschichten zu hören, ist allerdings der Besitz eines entsprechenden Abspielgeräts, das die Besucher von Luisenturm und Heimathaus mitbringen müssen, um dort etwas über den Kraken-Garten am Grunde des Meeres oder die Pfaffenkammer zu erfahren. Was aber angesichts der Verbreitung von Handys kein großes Problem zu sein scheint, wie man tagtäglich sehen kann.

Die gute Idee der Leute von Terra.vita - einem Geo- und Naturpark, der große Teile des Teutoburger Waldes und des Wiehengebirges umfasst - ist es zum einen, die geologisch oder historisch wichtigen Fakten in Form unterhaltsamer kleiner Hörspiele anzubieten. Und zum anderen, diese kleinen Hörspiele genau am richtigen Ort kostenlos zugängig zu machen.

"Das lohnt sich für Touristen ebenso wie für Einheimische", freut sich Bürgermeister Klemens Keller über die beiden sogenannten »Terra-Vista Ausblicke zum Anhören-Punkte« in der Lebkuchenstadt. Am Luisenturm wird das Konzept besonders augenfällig. Während der Blick aus luftiger Höhe über Borgholzhausen schweift, kann man mit eigenen Augen nachvollziehen, wieso Borgholzhausen seine Entstehung einer Reihe zu ihrer Zeit verheerender Naturkatastrophen verdankt.

Dass es eine 290 Meter hohe Johannesegge gibt, ist die Folge des Auftreffens der afrikanischen Kontinentalplatte auf die eurasische. Dieses Millionen Jahre zurückliegenden Ereignis ist nicht nur die Auffaltung der Alpen, sondern als nördlichster Ausläufer dieser gewaltigen Erdbewegungen auch die des ungleich niedrigeren Teutoburger Waldes.

16 Meter über der Johannes-egge befindet sich die Aussichtsplattform des Luisenturms und der Blick ins Tal lässt mit etwas Fantasie erahnen, wie aus Norden heranrückende Gletscher an dieser niedrigen Stelle die Gebirgsbarriere überwanden und den heutigen Pass von Borgholzhausen glätteten und vertieften. Diese Stelle ist seit Jahrtausenden attraktiv für die Menschen, die hier gesiedelt haben. Und unter anderem die vom Luisenturm gut sichtbare Ravensburg schufen.

Diese interessanten Fakten werden in Form kurzer, professionell aufbereiteter Hörspiele direkt auf das Handy gespielt, wenn man den VR-Code scannt oder eine entsprechende Telefonnummer anwählt.

Beides findet sich auf entsprechenden Schildern direkt an den Sehenswürdigkeiten, aber auch auf der Homepage von Terra.vita für alle diejenigen, die sich vorab informieren wollen. Im gesamten Terra.vita-Gebiet gibt es derzeit 24 dieser Hörstandorte, doch die Zahl soll rasch weiter steigen.

Windrad läuft wieder rund

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von Herbert Gontek

Halle.
Drahtseilakt in gut 30 Metern Höhe. Aus einer am Kranhaken hängenden Arbeitsplattform montierten gestern drei Monteure der Firma Perl aus dem Emsland neue Rotorblätter an die Wittenbrock’sche Windkraftanlage. In den frühen Morgenstunden des 14. Januar war die Anlage vom Blitz eines Wintergewitters getroffen worden. Dabei war ein Rotorblatt abgebrochen. Ursprünglich sollte die Anlage schon Ende Februar repariert werden. Da die Instandsetzung des ebenfalls zerstörten Computers länger als erwartet dauerte, verzögerten sich die Arbeiten.

Für die drei Windkraftmonteure Daniel Hemme, Visar Maxharrj und Waldemar Lutz war der Auftrag in Halle eine Reise in die Vergangenheit der Windkraft. Die 23 Jahre alte Hofanlage mit 80 Kilowatt Leistung ist gemessen an den heute in Betrieb gehenden Stromerzeugern ein Spielzeug. "Wir arbeiten heute auf über 130 Metern Höhe", stellte Truppleiter Daniel Hemme fest. Aber Wittenbrocks planerische Rahmenbedingungen lassen an dieser Stelle keine größere Anlage zu. Um seine Betriebserlaubnis nicht zu verwirken, durften nur Originalersatzteile dieses Maschinentyps verwendet werden.

So lieferte gestern Morgen ein Emsländer Spediteur drei gebrauchte Ersatzrotorblätter an der Baustelle oberhalb der Bundesstraße 68 an. Für das Team begann damit ein oftmals geprobter Arbeitsablauf: Rotorblätter entladen, dann Aufstieg in der Personengondel am Kranhaken. Einer der Kollegen steigt aus und geht auf den Balkon des Turmes, die beiden anderen bleiben in der Gondel. Um den alten Rotorstummel demontieren zu können, muss nun das Blatt entgegen seinem Gleichgewichtsverhalten so gedreht werden, dass der Stummel nach unten zeigt. Dann gibt es Geräusche wie beim Reifenwechsel. 26 Schrauben sind mit einem Schlagschrauber zu lösen - sie verbinden die rund 250 Kilogramm schweren Blätter mit der Rotornabe. Minuten später schwebt der Rotorstummel am Kranhaken auf dem Weg in die Tiefe.

Nun beginnt der Umbau des kompletten Flügelsatzes, Blatt für Blatt. Das ist nötig, weil nur komplette Sätze aufeinander abgestimmt und ausgewuchtet sind. Bei der Länge der Blätter ist das unbedingt nötig, weil das System sonst nicht ruhig läuft und dadurch dauerhaft Schäden entstehen.

Für Marc Wittenbrock war gestern ein guter Tag. Er freut sich, dass das alte Schätzchen wieder flottgemacht werden konnte und hoffentlich noch einige Jahre seinen Dienst tun kann, denn ein Nachfolgemodell wird es an dieser Stelle nicht geben.

"Sitzen auf gepackten Koffern"

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Von Anja Hanneforth

Werther.
Die Räume hergerichtet, neue Wände eingezogen, die ersten Kisten rübergeschleppt, eine Rampe zum Eingang gebaut, die Vogelnestschaukel im Garten installiert und der Unterbau der Rutsche ebenfalls: In und um die ehemalige Gaststätte Stüssel tut sich was. Muss es auch, denn in einer guten Woche soll er losgehen, der Umzug der Kita Bunter Sandkasten vom derzeitigen Domizil an der Ravensberger Straße in das markante Fachwerkgebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Kinder, Eltern, Erzieherinnen und überhaupt das gesamte Team des Bunten Sandkastens sind schon ganz aufgeregt. "Das wird bestimmt toll. Wir freuen uns", sagt Leiterin Michaela Vogelsang.

Fünf Jahre hat es gedauert, bis das Vorhaben, die bisherigen Räume gegen größere und geeignetere auszutauschen, Realität wurde. Aus zwei Versuchen mit anderen Objekten wurde nichts, nun hat der Trägerverein in Claudia und Jörg Margenau perfekte Vermieter gefunden. Wie berichtet hatten diese die ehemalige Gaststätte im Herbst 2013 erworben.

Anfang des Jahres begannen die umfassenden Umbauarbeiten. Highlight der neuen Räume wird der große Bewegungsraum sein, den es im derzeitigen Domizil nicht gibt. "Eine riesige Verbesserung", sagt Michaela Vogelsang. Zwar habe man immer die Turnhalle an der Mühlenstraße nutzen können, "aber einmal in der Woche mit den Kindern zum Turnen zu gehen oder ab jetzt immer die Möglichkeit dazu zu haben, ist ein enormer Unterschied".

Eine Baustellenbesichtigung gab es für die Jungen und Mädchen zwar nicht, "das wäre bei den laufenden Arbeiten zu gefährlich gewesen", sagt Michaela Vogelsang. Aber natürlich habe man sich mit ihnen Baustellenfotos angeschaut und sie auf den bevorstehenden Umzug vorbereitet. "So richtig verstehen können es die ganz Kleinen allerdings nicht. Aber beim Kistenpacken haben sie begeistert geholfen."

Klar, dass bei einer so groß angelegten Aktion die ersten Kartons schon in die neuen Räume gebracht wurden. "Wir sitzen praktisch auf halb gepackten Koffern", verrät Michaela Vogelsang mit einem Schmunzeln - sie ist froh, wenn der Umzug geschafft ist.

Am dritten Aprilwochenende soll es so weit sein. Bereits am Freitag geht es nach dem normalen Kita-Betrieb los. Zunächst mit einer tollen Idee: Jedes der 33 Kinder darf seinen Lieblingsgegenstand auswählen und ihn in einen speziellen Karton seiner Gruppe tun. Danach wird der Karton verschlossen und am Montag, wenn die Kinder die neuen Räume beziehen, gemeinsam hinübergetragen.

Doch auch die Eltern sind am Umzugswochenende voll eingespannt. Sie haben sich im Vorfeld in Listen eingetragen, wann sie womit helfen können. "Alle sind mit im Boot, das ist richtig schön" - Michaela Vogelsang ist glücklich über so viel Engagement.

Sonst würde es wahrscheinlich auch nicht gehen, immerhin werden bis zum Schluss die meisten Möbel und Spielgeräte am heutigen Standort gebraucht. "Ich hoffe, dass alles reibungslos klappt", wünscht sich die Kita-Leiterin und blickt optimistisch einem gelungenen Start im ehemaligen »Stüssel« entgegen.

Vom Werksbus zur Reiseflotte

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Von Silke Derkum

Versmold-Peckeloh. Mit dem Wort Familienunternehmen schmücken sich viele mittelständische Betriebe. Doch wo die Oma für die ganze Belegschaft kocht, die Geschäftsräume im Wohnzimmer angesiedelt sind und die Eltern ihre kleinen Töchter einfach mit zur Arbeit nehmen, um sie zu betreuen, da darf mit Fug und Recht von einem Familienbetrieb gesprochen werden. Vor 50 Jahren legten Fritz und Renate Sieckendiek mit einem gebrauchten Bus und unter dem oben beschriebenen Einsatz aller Familienmitglieder den Grundstein für ihr Unternehmen, das heute mehr als 100 Mitarbeiter sowie 45 Busse zählt und fest in Versmold verwurzelt ist.

Alles begann mit einem Angebot. Fritz und Renate Sieckendiek waren beide bei Wiltmann beschäftigt - er als Fahrer, sie in der Buchhaltung. Heinrich Stinhans, der damals den Werksbusverkehr für Wiltmann abwickelte, fragte Fritz Sieckendiek, ob er nicht nur dessen Konzession für den Werksverkehr, sondern auch gleich seinen Bus kaufen wolle. Das Ehepaar überlegte nicht lange.

"Wir haben im Juli 1965 den Schritt gewagt", sagt Renate Sieckendiek. Und sie erzählt, dass ihr Mann in der Anfangszeit morgens die Wiltmann-Gastarbeiter, die in einem Heim in Oesterweg wohnten, abholte. Dann trat er selbst seine Schicht an und brachte die Kollegen danach abends wieder nach Hause.

Schon bald übernahm Fritz Sieckendiek auch den Werksverkehr für die Fleischbetriebe Nölke, Menzefricke und Stockmeyer. Im Oktober 1966 machte seine Frau Renate als erste Frau im Kreis Gütersloh ebenfalls den Busführerschein. In der Woche war genug zu tun. Nun musste das Fahrzeug auch am Wochenende ausgelastet werden. "Wir haben zum Beispiel Touren ins Sauerland zum Skifahren angeboten", sagt Renate Sieckendiek. "Wir haben abends den Wetterbericht geguckt, und wenn es Schnee gab, sind wir samstags um drei Uhr morgens aufgestanden, denn ab vier Uhr riefen die Kunden an, um zu fragen, ob die Fahrt stattfindet", berichtet sie. "Um 9 Uhr waren alle auf der Skipiste und abends wieder zu Hause."

Immer involviert in das Geschehen waren die Großmütter Mimi und Guste - und die beiden Töchter Bettina und Birgit. "Die Omas haben mittags für uns und unsere Fahrer gekocht und natürlich oft auf uns aufgepasst", erinnert sich Bettina Sieckendiek an ihre Kindheit. Zu deren Erinnerungen auch die vielen Fahrten gehören, in denen die Töchter die Eltern im Bus begleiteten - "damit wir nicht alleine zu Hause waren".

Zu den Werksfahrten war schon bald auch der Schülerbusverkehr hinzugekommen ebenso wie Busreisen. 1973 wurde der erste kleine Reisekatalog gedruckt und 1974 ein Reisebüro am Eschweg eröffnet. "Es war das erste Reisebüro in Versmold", sagt Birgit Sieckendiek-Rinker. Den Standort in der Innenstadt gaben die Sieckendieks schon nach zwei Jahren wieder auf und verlegten das Büro an ihren Stammsitz nach Peckeloh. "Wir haben einfach das Wohnzimmer ausgeräumt und das Reisebüro dadrin eröffnet", sagt sie. Und es lief.

1978 wurde mit der Einweihung der neuen Bushalle auch die MAN-Vertragswerkstatt eröffnet. Reparaturen und Ölwechsel an den Bussen waren auch schon zuvor in der eigenen Werkstatt durchgeführt worden.

In den 1980er-Jahren wuchs das Unternehmen immer mehr. Das spiegelte sich nicht nur im Bau des Bürotraktes und der Eröffnung des neuen Reisebüros am Firmensitz wider. Auch der Reisekatalog wurde immer weiter ausgebaut. "Da wurde früher viel in Handarbeit gemacht", sagt Bettina Sieckendiek und erzählt dann, wie sie gemeinsam mit ihrer Schwester aus Schreibmaschinentexten und Bildern Druckvorlagen für die Kataloge geklebt hat.

Ende der 80er-Jahre stiegen beide Schwestern ins Unternehmen mit ein - natürlich nicht, ohne auch den Busführerschein zu machen. Auch wenn sie heute nicht mehr so oft, wie sie gerne würden, hinterm Lenkrad der 16-Tonner sitzen, schwärmen alle drei Sieckendiek-Frauen vom Busfahren. "Das ist Leidenschaft pur, man hat richtig viel Platz auf der Straße", sagt Birgit Sieckendiek-Rinker und ihre Schwester Bettina ergänzt: "Im Schulbusverkehr kennt man irgendwann alle Kinder und weiß genau, wer immer zu spät zur Haltestelle kommt oder wer bestimmt wieder seinen Turnbeutel im Bus liegen lässt."

Das Jahr 1999 war ein Einschnitt für die Familie, aber auch für die Firma. Gründer Fritz Sieckendiek starb im Alter von 59 Jahren. "Da stand für uns die Welt still", sagt seine Tochter Bettina. Renate Sieckendiek und ihre beiden Töchter sowie deren Ehemänner führten das Unternehmen im Sinne des Vaters weiter. Er ist nicht nur im Firmennamen »Fritz Sieckendiek GmbH« bis heute präsent. "Wir haben auch den Tag der offenen Tür bewusst auf dieses Wochenende gelegt, weil mein Vater am 11. April 75 Jahre alt geworden wäre und das sicher auch gefeiert hätte", sagt Birgit Sieckendiek-Rinker.

Die Firma, sagen alle drei, sei ihr Leben. "Da steckt unser ganzes Herzblut drin", sagt Renate Sieckendiek, die auch heute noch Reisegruppen auf Touren persönlich betreut - sei es in der Antarktis oder in Australien. "Aber das Gleiche gilt für unsere Mitarbeiter", sagt sie und ist stolz auf jeden, der zur Sieckendiek-Familie gehört. Es ist eben wirklich ein richtiges Familienunternehmen.

Weltmeister unterschreibt in Halle

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Halle (helm).
Es sollte eine streng geheime Angelegenheit sein. Unter einigen Fußballern des SC Halle hatte sich der prominente Besuch aber natürlich doch herumgesprochen. So verfolgten am Ende etwa zwei Dutzend neugierige Fans das Abschlusstraining von Borussia Mönchengladbach, das der Bundesligist vor dem Pokalhit bei Arminia Bielefeld gestern Morgen in der Osning-Kampfbahn absolvierte.

Hochkonzentriert gingen Trainer Lucien Favre und sein Team zur Sache. Während Sportdirektor Max Eberl am Spielfeldrand eifrig mit dem Handy hantierte, stand für die Spieler vor allem der letzte Feinschliff im Verhalten bei Standardsituationen auf dem Übungsprogramm - bekanntermaßen eine Stärke der Arminen. Kein Wunder, dass Bielefelder Spione dabei unerwünscht waren.

Dabei hatten die Gladbacher alle Stars an Bord, die sich nach getaner Arbeit trotz aller Anspannung noch Zeit für die - meist jugendlichen - Autogrammjäger nahmen. Besonders begehrt war natürlich die Unterschrift von Christoph Kramer, der sich seit seinem legendären Auftritt im WM-Finale 2014 Weltmeister nennen darf. Aber auch Erinnerungsfotos mit den Nationalspielern Max Kruse und André Hahn oder Flügelflitzer Patrick Herrmann standen hoch im Kurs.

Untergebracht waren die Borussen nach ihrer Anreise am Dienstagabend im benachbarten Gerry Weber Sportpark Hotel. Dessen Direktor Ben Lambers hatte vor seinem Job in Halle lange Zeit in einem Hotel im Mönchengladbacher Borussenpark gearbeitet und pflegt seitdem gute Kontakte zum Gladbacher Kotrainer Frank Geideck.

Für optimale Übungsbedingungen hatte am Vortag der SC Halle in eiliger Zusammenarbeit mit Stadtverwaltung und dem Bauhof gesorgt. "Bis zum Dienstagmittag war der Rasen nicht bespielbar", berichtete SC-Geschäftsführer Matthias Kamann. Frisch gemäht und gewalzt dürfte das Geläuf demnächst auch für die Haller B-Ligakicker wieder zur Verfügung stehen.

Seelentröster auf vier Pfoten

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Von Sonja Faulhaber
Steinhagen. Wenn Tasha ihre haarige Schnauze auf den Schoß legt und mit treuen Augen aufblickt, sind für einen kurzen Augenblick alle Sorgen vergessen. Ein wenig kuscheln, ein wenig streicheln - und schon fällt es den Schülern viel leichter, mit Kathrin Richter, der neuen Sozialarbeiterin am Steinhagener Gymnasium, über ihre Sorgen und Nöte zu sprechen.
Es ist ein neuer Ansatz der Sozialarbeit, den Kathrin Richter und ihre extra dafür ausgebildete Mischlingshündin mit viel Schwung ins Gymnasium bringen. Seit Dezember arbeitet die 36-Jährige an der Schule. Zunächst ohne Hündin, ganz klassisch. "Doch ich hatte schon mit tiergestützter Arbeit Erfahrungen bei Erwachsenen gesammelt", erzählt sie. Und da dort das Zusammentreffen von Mensch und Tier fantastische Resultate erzielt hatte, schlug sie Schulleiter Josef Scheele-von Alven vor, doch einmal ihre Hündin Tasha mitbringen zu dürfen. "Viel Überzeugungsarbeit musste ich nicht leisten. Er war gleich begeistert", erinnert sich Kathrin Richter. Und auch das Kollegium stand der neuen haarigen »Kollegin« aufgeschlossen gegenüber. Gesagt - getan. Tasha darf seitdem ein bis zwei Mal in der Woche mit in die Schule. Und wird schon sehnsüchtig erwartet. "An den Tagen, an denen Tasha da ist, klopft es ständig bei uns an der Tür", sagt Kathrin Richter mit einem Lachen. Und ihre Kollegin Alina Wehmhöner fügt mit einem ironischen Zwinkern hinzu: "Wenn einer von uns beiden nicht da ist - kein Problem. Aber wenn Tasha nicht da ist, sind die Schüler sehr enttäuscht." Und auch die sechsjährige Mischlingshündin genießt ihre Zeit auf beziehungsweise unter der Schulbank. Von Stress keine Spur. In aller Seelenruhe lässt Tasha sich bei Beratungsgesprächen streicheln, begrüßt in der Klasse jeden kurz mit einem Nasenstups und freut sich, wenn die ein oder andere Stulle aus dem Ranzen fällt. Für Kathrin Richters Arbeit ist Tasha ein wahrer Segen, denn die Hündin schafft das, was sonst oft schwerfällt: in kürzester Zeit einen Kontakt zu Kindern aufbauen und ihnen ein sicheres Gefühl vermitteln. Die Arbeit mit Tasha und den Schülern findet in unterschiedlichen Situationen statt. Da ist zum einen das Einzelgespräch, bei dem Schüler sich ihren Frust von der Seele reden können und sollen. Doch nicht immer fällt es leicht, sich einem Menschen gegenüber zu öffnen. "Tasha dagegen ist einfach lieb, warm und kuschelig", so Kathrin Richter. Da fällt der Kontakt leicht. Und noch ein weiterer Punkt spricht für Tasha als Ansprechpartnerin: "Sie wertet nicht, nimmt jedes Kind so an, wie es ist, ohne dass Aussehen oder Kleidung eine Rolle spielt." Und der Gesprächsbedarf bei den Schülern ist groß. "Die Kinder stehen unter Leistungsdruck", erläutert Kathrin Richter. Egal ob schulisch durch G 8 oder privat durch viele Hobbys, "viele Kinder sind heutzutage überfordert". Da hilft es oft, sich bei jemandem »auszuheulen«, der einfach gut zuhören kann - wie Tasha. Aber Hund und Frauchen betreuen nicht nur in Einzelgesprächen. Zum anderen gehen die beiden in Klassen und arbeiten mit größeren Gruppen. "Da werden die krawalligsten Klassen ganz rücksichtsvoll", fasst Kathrin Richter zusammen. Besonders, wenn die 36-Jährige erzählt, welche schrecklichen Dinge Tasha in ihrem Leben schon mitgemacht hat, schwappt die Sympathie sofort über. Die Mischlingshündin unbekannter Rasse kommt nämlich aus dem griechischen Tierschutz. Sie wurde in der Nähe von Athen mit zwei anderen Hunden gefunden und nach Deutschland gebracht. Hier lernte Kathrin Richter das völlig verängstigte Tier kennen und verliebte sich sofort. "Tasha war früher sehr durch ihre schlechten Erfahrungen geprägt", erinnert sich Kathrin Richter. Narben, Verletzungen an der Schnauze vom Zubinden und eine abgequetschte Rute sind stumme Zeugen ihres früheren Leids. "Doch nach und nach wurde sie immer mutiger. Und heute ist sie durchweg entspannt und genießt es, bei den Kindern im Mittelpunkt zu stehen." Die Geschichte, wie Tasha im Laufe der Zeit ihre Ängste überwandt, bewegt die Kinder. Manche identifizieren sich mit ihr und kommen etwas mehr aus sich heraus. Und Tasha? Sie weiß genau, welche Kinder sie brauchen. Schüchtern? Ängstlich? Angespannt? Tasha spürt dies sofort und sucht instinktiv die Nähe der Kinder, die nicht mit sich im Reinen sind. "Ihr Gespür ist erstaunlich", so Kathrin Richter. Aber auch die übrigen Kinder einer Klasse reagieren auf die Hündin. "Gerade die krawalligen werden in Tashas Nähe ganz ruhig und nehmen Rücksicht." Und wenn die Stimmung in einer Klasse mal gar nicht passt und es zu Mobbing kommt? Auch dann wirkt Tasha kleine Wunder. "Wenn zwei Kinder so gar nicht miteinander auskommen, bitte ich beide kurzerhand um Hilfe mit Tasha. Die beiden können für mich eine Runde Gassi gehen. Und über das gemeinsame Interesse »Hund« treten dann manche Disharmonien in den Hintergrund", erläutert Kathrin Richter. Mittlerweile ist Tasha fester Bestandteil des Schulalltags - und wird von Jungen wie Mädchen gleichermaßen geliebt. Nur auf eines muss Kathrin Richter immer ein Auge haben: "Sie ist so verfressen, sie würde den Schülern das Pausenbrot aus der Tasche klauen."

Unfall auf der B68

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Halle. Ein Unfall mit mindestens sechs Verletzten ereignete sich am späten Donnerstagnachmittag auf der Bundesstraße 68 in Halle auf Höhe des Hammer-Marktes. Ein aus Richtung Bielefeld kommendes Fahrzeug war aus bislang ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn geraten. Es kam zur Kollision, weitere Autos fuhren auf die Unfallwagen auf. Lesen Sie morgen mehr im Haller Kreisblatt.

Anlaufstelle für Pflegefamilien

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Von Sonja Faulhaber
Steinhagen.
Als Pflegekind in eine neue Familie zu kommen, ist für alle Beteiligten eine Herausforderung. Auf der einen Seite für die Pflegeeltern, die ein ihnen fremdes Kind als neues Familienmitglied integrieren wollen, auf der anderen Seite für das Kind, das sich nach schwierigen Zeiten in der eigenen Familie an neue Bezugspersonen gewöhnen muss. Aber es gibt auch eine dritte Seite: die der leiblichen Eltern, die ihr Kind aus unterschiedlichsten Gründen abgeben mussten. Das Konzept »Mit zwei Familien leben« der Gesellschaft für systemische Sozialpädagogik will alle drei Seiten unterstützen. Und wird dies künftig in ihren neuen Räumen am Kirchplatz tun. Bis vor kurzem wurden in den Räumen am Kirchplatz 8 noch Ohrringe und Ketten in Gold und Silber verkauft. Doch ab kommendem Montag dient die ehemalige Goldschmiede Strüwe der Beratung von Eltern, die Fragen zur Erziehung haben. Dabei sind nicht nur Pflegeeltern angesprochen, denn das neue Büro umfasst zwei Beratungsstellen. Zum einen wird Daniela Wenzel (Bachelor of social work) von dort aus das Sozialpädagogische Zentrum OWL leiten. Dieses richtet sich speziell an bereits bestehende Pflegefamilien und solche, die Kinder aufnehmen wollen. Zum anderen steht in den Räumen am Kirchplatz Anna Boch als Leiterin des Diagnose- und Seminarzentrums OWL zur Verfügung. Hier geht es darum, Eltern und Kinder dabei zu unterstützen, harmonisch mitein-ander zu leben, Probleme im Zusammenleben zu erkennen und zu lösen. Angesprochen sind an dieser Stelle alle Eltern mit Kindern, die sich beraten lassen wollen. Das Diagnosezentrum gibt es in Steinhagen schon länger. Es war bisher an die Steinhagener Kinderhäuser angegliedert und hat nur die damit verbundenen Pflegeeltern beraten. Dieses Angebot soll nun erweitert werden. Anna Boch, Diplom-Sozialpädagogin und selbst dreifache Mutter, will an drei Tagen in der Woche vor Ort sein. Eine Terminabsprache sollte über ` (0 52 04) 9 27 55 55 erfolgen. Das Angebot reicht von der Überprüfung der altersgerechten Entwicklung bis hin zur Ursachenforschung bei Schulproblemen. "Unsere Idee ist es, den Kindern eine Stimme zu geben", erläutert die 33-jährige Steinhagenerin. In enger Zusammenarbeit mit den Jugendämtern der Region bietet im angrenzenden Büro Daniela Wenzel ihre Hilfe an. Sie richtet sich an Pflegeeltern und jene leiblichen Eltern, die ihr Kind aus unterschiedlichsten Gründen fortgeben mussten. Dabei wird der Leitgedanke der Systemischen Sozialpädagogik, dass Pflegekinder sich am besten entwickeln, wenn sie - so weit wie möglich - einen guten Kontakt zu Pflegeeltern und leiblichen Eltern gleichermaßen aufbauen. Das Konzept »Leben in zwei Familien« entwickelte die Steinhagener Gründerin der Steinhagener Kinderhäuser, Enamaria Weber-Boch. "Wir greifen in besonders kniffligen Fällen ein", beschreibt Daniela Weber, wie das Sozialpädagogische Zentrum OWL die Arbeit der Jugendämter vor Ort unterstützt. Oft sei es dieses Gefühl, mit den Problemen nicht allein dazustehen, das Pflegeeltern die Kraft gibt, auch in schwierigen Situationen weiterzumachen. "Dadurch verhindern wir oft, dass ein Kind von Familie zu Familie gereicht wird und irgendwann zum Problemkind wird", so die 43-Jährige. Wer sich über die Arbeit der beiden Einrichtungen informieren möchte, kann dies auch beim Spaß- und Informationstag der Gemeinde am 26. April rund ums Schulzentrum tun. Daniela Wenzel wird dort von 12 bis 18 Uhr mit einem Stand vertreten sein.

Ein Preis für die Fantasie

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Von Ekkehard Hufendiek Halle-Hörste. Der Anruf kam überraschend: "Sitzen Sie?", fragte Reiner Kuhn am Telefon. Der Leiter des Gütersloher Kunstvereines fuhr fort: "Sie haben den Woldemar-Winkler-Preis gewonnen." Die 38-jährige Hörster Künstlerin Ina Schulte ist durch die Auszeichnung nicht nur um 5000 Euro reicher, sie erfuhr dadurch auch eine außergewöhnlich große Anerkennung ihrer Arbeit. "Das ist ein super Preis. Danach habe ich tief durchgeatmet", sagte Schulte. Für sie sei es ein enormer Ansporn, weiterzumachen. Insgesamt neun Künstler waren nominiert. Schulte hatte 20 Fotos ihrer Arbeiten ans Preiskomitee geschickt. Die Mehrzahl der siebenköpfigen Jury stimmte für die Kunst der Hörsterin. Zur Jury zählten die Stiftungsangehörigen Reiner Kuhn, Dr. Silvana Kreyer, Wolfgang Meluhn und Kay Klinksieck, die Preisträgerin des Vorjahres und Fotokünstlerin Helen Jilavu sowie Christoph Winkler, der Sohn Woldemars. Der Namensgeber des Kunstpreises, Woldemar Winkler, starb 2004 in Gütersloh nach einem bemerkenswert langen künstlerischen Schaffen - er wurde 102 Jahre alt. Noch zu seinen Lebzeiten wurde die Woldemar-Winkler-Stiftung ins Leben gerufen, die seit 1996 alle zwei Jahre die hoch dotierte Kunstauszeichnung vergibt. Dabei ist maßgebend , dass der Stiftungspreis an Künstler geht, die im Sinne Winklers arbeiten: fantastisch, geheimnisvoll und spontan. Ausgezeichnet wurden unter anderem der tschechische Lyriker und Maler Milan Napravnik, die Kanadierin Mimi Parent oder die aus Zwickau stammende Malerin Rosa Loy. Ina Schulte ist jetzt die erste Preisträgerin aus der Region. Auch sie arbeitet wie Winkler fantastisch, geheimnisvoll und spontan. Die Malerin besitzt mehrere Skizzen- und Notizbücher, die sie nutzt, um ihre Gedanken sofort in Bilder oder Sprache umzusetzen. "Ich arbeite inspirativ." Dazu zählen auch ihre Essays, Gedichte und Lyrik. So beginnt sie einen Text, der sich mit den Schwierigkeiten der künstlerischen Motivation befasst, mit folgenden Worten: "Am Anfang ist es immer einfach. Konzentriert, binnen weniger Minuten, weben kleine Spinnennetze die Gedanken der Fantasie in kleine Meisterwerke. Und ehe gelbes Zellophan alles Inspirierende veredeln will, holt einen eine einfache, grünschwarze Fotografie eines Typs wieder herunter." Schulte lebt sich als Künstlerin wirklich aus. "Da würde ich mich nicht bremsen lassen." Sie arbeitet am liebsten alleine und fängt einfach an. "Wenn ich künstlerisches Talent in die Wiege gelegt bekommen habe, dann von meiner Großmutter Hedwig", erzählt Schulte. Die habe während ihrer Schulzeit im Kunstunterricht immer geglänzt. Schulte machte die Gabe ihrer Großmutter zum Beruf. 2001 studierte sie Malerei an der staatlichen Kunstakademie in Karlsruhe. Dort war sie Meisterschülerin der Karlsruher Kunstprofessorin Corinne Wasmuth. Seit 2007 arbeitete sie dann mehrere Jahre als freischaffende Künstlerin in Köln. "Die Stadt ist einfach klasse, auch wegen der kulturellen Vielfalt", sagt Schulte. Am 20. März kehrte sie in ihr Hörster Elternhaus zurück und im Herbst plant sie einen Umzug nach Steinhagen. "Dort haben ich dann mehr Platz zum Arbeiten." Derzeit malt Schulte Ölbilder für einen Katalog, der im Mai 2016 erscheinen soll. Außerdem wird sie auch einige aktuelle Werke am 14. Juni präsentieren. Denn dann findet die feierliche Preisverleihung in der Sparkasse Gütersloh statt.

Ärger mit dem großen Geschäft

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Von Anja Hanneforth

Werther.
Der Ärger über Hundehaufen an Straßenrändern und auf öffentlichen Grünflächen ist nicht neu und es wird es immer geben. Jetzt ist in Werther allerdings ein weiteres Problem aufgetaucht: Die Hundebesitzer ziehen sich zwar reichlich der vorgesehenen Hundekotbeutel und tüten die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner auch vorbildlich ein, werfen dann aber die Plastikbeutel nicht in den Mülleimer, sondern in die Gegend. "Eine aberwitzige Situation, die so nicht gedacht und nicht zu tolerieren ist", betont Bürgermeisterin Marion Weike.

CDU-Ratsherr Ralf Eckelmann hatte das Thema im jüngsten Planungsausschuss zur Sprache gebracht. Er beklagte, dass zwar an vielen Stellen die Spender mit den Hundekotbeuteln stünden, nicht aber genügend Mülleimer vorhanden seien, um die Tüten zu entsorgen. Was die Hundebesitzer dazu bringe, die gefüllten Beutel einfach dort, wo der Hund seinen Haufen gemacht hat, auf die Wiese oder in die nächste Hecke zu werfen.

"Ja, es stimmt" - Werthers Umweltbeauftragter Werner Schröder ist sich des Problems sehr wohl bewusst. Es sei sogar noch schlimmer, da einige Hundehalter die Tüten auch auf bestellte Äcker schmissen. Den Landwirten könne so ein massiver Schaden entstehen, denn hier ginge es auch um die Reinheit ihres Getreides. "Das ist kein Kavaliersdelikt mehr", betont Schröder.

Dabei dachte die Verwaltung eigentlich, sie hätte alles richtig gemacht, als sie ab 2007 die Spender für Hundekotbeutel eingeführt hat. Sieben gibt es inzwischen in Werther, zwei weitere in Häger. Kostenlos können sich die Hundehalter hier ihre Tüten herausnehmen; wenn das nicht reicht, gibt es sie auch im Rathaus. Im Jahr bestellt das Büro des Umweltbeauftragten rund 35 000 Beutel, gerade erst traf eine Lieferung von 25 000 Stück im Rathaus ein. "Wir sind also gut gerüstet", findet Schröder. Jetzt müssten nur noch die Hundehalter mitziehen.

Allerdings scheinen die das System nicht richtig verstanden zu haben: "Natürlich gehören die gefüllten Beutel dann in den Müll und nicht in die Landschaft", betont Bürgermeisterin Marion Weike.

Noch mehr Mülleimer aufzustellen, wie von Eckelmann angedeutet - und das speziell im Außenbereich -, hält sie für "unmöglich". Schon jetzt sei die Leerung aller öffentlichen Papierkörbe im Stadtgebiet durch Mitarbeiter des Bauhofs enorm zeit- und personalintensiv. Abgesehen davon, dass Kosten für Kauf und Leerung weiterer Mülleimer ebenfalls dem Steuerzahler aufgebürdet werden müssten.

Obwohl der Unmut über weggeworfene Hundekottüten groß ist - der Ärger über »Tretminen« an Straßenrändern, auf Grünflächen, Kinderspielplätzen, im Stadtpark und in jüngster Zeit wieder vermehrt auf Bürgersteigen (Weike: "Das ist wirklich ekelhaft") ist es nicht weniger. Daher appelliert die Verwaltung auf diesem Weg noch einmal an die Hundehalter, sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden und die Hundehaufen ordnungsgemäß zu entfernen. Und auch das verhehlt die Verwaltung nicht: Wer als Hundebesitzer auf »frischer Tat« ertappt wird, muss mit einem bis zu dreistelligen Bußgeld rechnen.

Letzter Spatenstich am AWO-Zentrum

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Versmold (upo).
"Was lange währt, wird endlich gut" - mit diesen Worten setzte gestern Vormittag Jürgen Jentsch, Kreisvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt (AWO) am zukünftigen AWO-Zentrum in Versmold zum ersten Spatenstich an. Mit den Gebäuden drei und vier sollen bis zum Sommer 2016 die Bauarbeiten auf dem ehemaligen Gelände des Versmolder Krankenhauses an der Wersestraße abgeschlossen werden.

"Die Vervollständigung des AWO-Zentrums Versmold ist absehbar", sagte Jentsch. Bereits 2013 war das Familienhaus fertiggestellt worden, das sich mit seinem stationären Angebot an junge Mütter und Väter ab 16 Jahren richtet, die Unterstützung im neuen Familienleben benötigen. Direkt vor diesem Gebäude, und somit zwischen dem früheren OP-Trakt und der ebenfalls 2013 eröffneten Kindertagesstätte, wird in den kommenden Monaten das Gebäude mit dem AWO-Angebot »Wohnen für Jung und Alt« entstehen.

Geplant sind zwölf Wohnungen, darunter sechs Zwei-Zimmer-Appartements mit bis zu 70 Quadratmetern, vier Drei-Zimmer-Wohnungen mit 74 Quadratmetern und zwei Vier-Zimmer-Wohnungen mit 88 Quadratmetern. "Das ganze Gebäude wird natürlich barrierefrei sein", sagte Jentsch. Alle Wohnungen werden einen Balkon oder eine Terrasse haben.

Praktisch zeitgleich mit diesem dritten Baustein soll dann auch der Bau des AWO-Hauses auf der freien Fläche zwischen der Kita und dem Parkplatz der Sonnenschule beginnen. Ursprünglich war die Fertigstellung dieses vierten Bausteins und somit des gesamten AWO-Areals bereits für Ende 2014 angepeilt gewesen. Da jedoch Mieter abgesprungen waren und der als neuer Mieter gewonnene Kreis Gütersloh sein derzeit noch im Rathaus befindliches Jobcenter und die Außenstelle des Kreisjugendamtes, die derzeit noch im Haus der Familie zu finden ist, im AWO-Haus ansiedeln wollte, mussten die Pläne überarbeitet werden. Um Platz für die Angebote des Kreises zu schaffen, wurde aus dem ursprünglich einstöckig geplanten Gebäude nun ein zweistöckiges Haus. Das gesamte zweite Obergeschoss ist vom Kreis gemietet worden. Zudem gab es einige Auflagen hinsichtlich eines möglichen Hochwassers des Aabachs, die zunächst überwunden werden mussten.

Im Erdgeschoss des AWO-Hauses wird es ein ambulantes und teilstationäres Erziehungshilfeangebot geben. Ins erste Obergeschoss wird die Physiotherapiepraxis Bischoff ziehen, die bisher noch ganz alleine die Stellung im Restteil des ehemaligen Krankenhausgebäudes hält. Sobald der Umzug der Praxis vollzogen ist, wird das alte Krankenhausgebäude abgerissen. An dessen Stelle und auf dem umliegenden Gelände soll dann das Bauprojekt Aabachhof realisiert werden (siehe Infokasten).

Versmolds stellvertretender Bürgermeister Horst Hardiek zeigte sich erfreut darüber, dass die AWO insgesamt 5,1 Millionen Euro in den Versmolder Standort investiert, wovon alleine 2,9 Millionen Euro auf die beiden nun laufenden letzten Bauteile entfallen. "Die AWO hat sich stets als verlässlicher Partner erwiesen", sagte Hardiek. Teile der Bevölkerung trauerten zwar immer noch dem Krankenhaus hinterher, aber es sei "aufgrund der gesetzlichen Bedingungen heute für eine Stadt wie Versmold unmöglich, ein Krankenhaus zu finanzieren." Diese Entscheidung sei im Rat einstimmig gefallen.

Ende der Festspiele

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Von Claus Meyer
Halle.
Eine Premium-Marke aufgeben zu müssen, fällt schwer. Zu einer solchen hat die Gerry Weber Management & Event GmbH nach den Worten ihres Geschäftsführers Ralf Weber die Finals um den deutschen Volleyball-Pokal gemacht. Der Deutsche Volleyball-Verband DVV und die Volleyball-Bundesliga beenden dennoch die Zusammenarbeit mit den Hallern und suchen sich eine neue Spielstätte. Nicht zuletzt die Volleyballer aus dem Altkreis bedauern den Abschied aus dem Gerry Weber Stadion nach zehn Jahren. Die bisherigen Kooperationspartner stimmen zum Abschied positive Töne an. "Der deutsche Volleyballsport ist durch uns mit Zuschauerzahlen im fünfstelligen Bereich auf der nationalen Sportbühne positioniert worden", sagt Weber. "Wir blicken auf zehn tolle Jahre in Halle zurück", sagt Michael Evers, Präsident der Volleyball-Bundesliga. "Die Begeisterung ist größer als jemals zuvor", pflichtet ihm DVV-Präsident Thomas Krohne mit Blick auf die 10 500 Zuschauer des jüngsten Finals am 1. März und die mediale Präsenz bei. Dennoch müsse der DVV nun "einen weiteren Schritt nach vorn" machen. Wohin der führen soll, verrät Krohne in der Pressemitteilung von Gerry Weber Management & Event nicht. In Kürze sollen Informationen folgen. Für Uwe Laupichler zumindest ist die Berliner Max-Schmeling-Halle die einzig realistische Alternative zu
Halle.
Der Pressesprecher der Steinhagener Volleyballer bedauert den Weggang des DVV aus der Lindenstadt. Als "phänomenal" hat er die Freundschaften in Erinnerung, die sich am Finaltag zwischen jeweils zwei Fanlagern der Frauen- und Männerteams bildeten und die den Pokalendspielen ihren lautstarken Rahmen gaben. "Dabei ist nie ein Team ausgepfiffen worden", rühmt Laupichler die faire Atmosphäre. Als Spieler ist ihm der schlaggewaltige Georg Grozer junior in eindrucksvoller Erinnerung geblieben. Für den Mehrfach-Funktionär Laupichler waren die Finalbesuche willkommener Anlass, »nur« die Perspektive des Zuschauers einnehmen zu dürfen. Lediglich ein Mal war er als Spieleprotokollant im Organisationsteam tätig. Angelika Schulte war da als Betreuerin der Ballkinder schon häufiger aktiv. "Das ist echt ein Drama", entfährt es der Volleyball-Abteilungsleiterin des TV Werther, als sie vom Ende der Haller Pokalfestspiele erfährt. Die Veranstaltung im Haller Stadion sah Schulte auch als Möglichkeit, den Nachwuchs an den Volleyball zu binden. "Das war ein Highlight für die Kinder", sagt sie. Das unmittelbare Treffen auf Stars des Sports, die Autogrammjagd nach getaner Arbeit als Ballkind - für die ehemalige Bundesliga-Schwimmerin Schulte waren die Pokalendspiele ein ideales Bindeglied zwischen Hochleistungs- und Breitensport. Das diesjährige Frauenfinale zwischen Sieger Stuttgart und Aachen mit dem dramatischen Tiebreak nennt sie ein persönliches Highlight. Björn Kranenberg, Spielertrainer von Landesligist SC Halle, nennt die Entscheidung des DVV "nicht nachvollziehbar". "Für die Region ist das schade. Es war beeindruckend, eine Mannschaft wie Friedrichshafen hier sehen zu können", fährt er fort. Den "Organisationsvorteil", den der DVV dank der engagierten heimischen Vereine in Halle gehabt habe, gebe der Verband nun auf. Eine Wiederauflage der Premium-Marke schließt Kranenberg allerdings nicht aus: "Ich hoffe, dass die Finals schnell nach Halle zurückkehren."

Schlupfloch für die Erdverkabelung gesucht

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Von Andreas Großpietsch

Borgholzhausen.
"Die Abstandsregeln, die für neue Leitungen gelten, gelten hier nicht. Ich kann keine Haftung dafür übernehmen, dass sie in Borgholzhausen eingehalten werden", hatte Dirk Becker gestern im Rathaus ernüchternde Worte für die Vertreter der heimischen SPD, der Piumer Bürgerinitiative gegen die Freileitung und der Stadtverwaltung. "Aber ich kann eine Initiative versprechen, um ein kleines Schlupfloch zu finden", erklärte er weiter, dass er sich für eine Erdverkabelung im Bereich der Stadt einsetzen will.

Das hört sich zwar zunächst nicht nach besonders viel an, doch Dirk Becker ist auch nicht irgendwer - und darum ist es schon eine ganze Menge. Der SPD-Bundestagsabgeordnete ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Energie in seiner Partei und damit ganz nah dran am Wirtschaftsministerium von SPD-Chef Sigmar Gabriel. Der Minister sieht sich selbst sicher mit guten Gründen als entscheidender Spieler bei der Umsetzung der Energiewende.

Untrennbar mit diesem ehrgeizigen Vorhaben verbunden ist der Netzausbau, sagt auch Dirk Becker. "Allerdings hätte das Stromnetz auch ohne die Energiewende vor großen Herausforderungen gestanden und große Investitionen nötig gemacht", lautet seine Einschätzung. Ohne neue Leitungen, so ist sich nicht nur die Bundesregierung sicher, kann die Energiewende aber gar nicht gelingen. Pläne zum Ausbau gibt es viele, aber an der Umsetzung hapert es vielerorts.

Das trifft allerdings nicht auf Borgholzhausen zu, denn der geplante Streckenabschnitt bis Gütersloh befindet sich bereits im Planfeststellungsverfahren. Was einer der Gründe ist, die dagegen sprechen, dass die Initiative für ein Erdkabel Erfolg haben könnte. Allerdings hat man auch im fernen Bundeswirtschaftsministerium in Berlin registriert, dass der Widerstand gegen die Netzausbaupläne überall da besonders groß ist, wo die Leitungen dicht an Siedlungen heranreichen.

Genau an dieser Stelle setzt der »Entwurf eines Gesetzes zur Änderung von Bestimmungen des Rechts des Energieleitungsbaus« an, der vor der Osterpause im Bundeskabinett beraten worden ist und direkt danach in den politischen Prozess des Bundestages einfließen wird. Eines der Ziele des Entwurfs ist es, die Zahl der Erdverkabelungen deutlich zu erhöhen, um mehr Akzeptanz für neue Stromleitungen zu erzeugen.

An genau definierten Stellen, wo die Riesenmasten besonders dicht an Wohngebiete heranreichen, soll diese Technologie zum Einsatz kommen. Dirk Becker registrierte allein in den zurückliegenden vier Jahren herausragende technische Entwicklungen auf diesem Gebiet, die den Einsatz von Erdkabeln effizienter und kostengünstiger machen. Wie viel teurer das Erdkabel noch als eine Freileitung ist, darüber streiten sich die Experten. Grundsätzlich nähern sich die Preise der beiden Systeme an, doch noch ist die Freileitung die erheblich preiswertere Alternative.

Auf der Basis der jetzt gültigen Rechtslage scheint sie in Borgholzhausen derzeit nicht umsetzbar zu sein. Doch Gesetze können sich ändern und die Bestimmungen zum Bau von großen Stromautobahnen befinden sich genau in diesem Moment in einem grundlegenden Änderungsprozess.

"Wir haben mit dem Besuch von Dirk Becker genau den richtigen Zeitpunkt erwischt, um unsere Sorgen und Nöte zu schildern", fasste Bürgermeisterkandidat Dirk Speckmann das Ergebnis der Gespräche zusammen. Die heimischen Sozialdemokraten hatten auch Vertreter der Piumer Bürgerinitiative gegen die 380-kV-Höchstspannungsleitung am Teuto eingeladen und zusammen mit Becker und ihnen einige neuralgische Punkte an der Trasse besichtigt. Besonders eng ist es im Bereich Sundernstraße und an der Goldbrede.

Dirk Becker zeigte sich erfreut über die ebenso sachlich wie sachkundig geführte Debatte und machte die eingangs genannten Zusagen. "Bis zur Sommerpause", so seine Einschätzung, werde man wissen, ob der Bereich Borgholzhausen in den erlauchten Kreis der Orte aufgenommen wird, an denen mit Erdkabel-Pilotstrecken die schlimmsten Auswirkungen neuer Stromautobahnen abgewendet werden sollen.

Tief im Holtfelder Boden verankerte Brücken

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Von Andreas Großpietsch

Borgholzhausen.
Die Menschen in Holtfeld werden es in den vergangenen Jahrhunderten kaum bemerkt haben, aber richtig tragfähig ist der Boden unter ihren Füßen erst in 30 Metern Tiefe. Jedenfalls, wenn er tragfähig genug sein muss, um eine große Brücke über die Autobahn 33 darauf abzustützen. Seit Wochen perforieren zwei gewaltige Bohrmaschinen den Boden mit immer neuen Löchern - und werden noch etliche Wochen damit zubringen.

Eigentlich produzieren die beiden Maschinen Betonsäulen, die zum größten Teil unterirdisch bleiben. Nur kleine Teilstücke dringen durch die Oberfläche. Sie bilden später die Stützen für die drei Grünbrücken, die hier in Sichtweite voneinander entstehen werden. Mit 5,9 Millionen Euro ist dieser Auftrag eines der größten »Pakete« der Ausschreibung.

90 Zentimeter Durchmesser haben die Löcher, die durch Sand und andere Schichten bis zum tragfähigen Untergrund in den genannten 30 Metern Tiefe gebohrt werden. Ist diese Sohle erreicht, kommt ein spannender Moment: In das wassergefüllte Bohrloch wird der Bewehrungskorb herabgelassen. Die vorgefertigten Eisengeflechte warten direkt an der Baustelle auf ihren Einsatz.

"Das Wasser im Loch sorgt dafür, dass das Loch ein Loch bleibt", erklärt Sven Johanning. Sprecher des Landesbetriebs Straßen.NRW, die besondere Technik in diesem Teil der Trasse. In das Loch mit dem Eisenkorb wird noch ein Schlauch geschoben, der fast bis zum Boden reicht. Die künftige Betonsäule wird von unten langsam aufgebaut und dabei wird das Wasser verdrängt. Rund 27 Kubikmeter Beton passen in ein einziges dieser Löcher und schon dafür müssen mehrere Betonmischfahrzeuge die Baustelle anfahren.

Der Arbeitsschritt der Betonierung muss besonders sorgfältig ausgeführt werden, damit die tragende Säule später auch wirklich tragen kann, was sie tragen soll. Natürlich nicht eine Säule allein: An den Rändern der Autobahntrasse sind es jeweils 21 dieser Bauwerke, in der Mitte noch einmal elf, auf denen die Grünbrücke am Ende ruhen wird.

Mit 20 Metern Breite nimmt sich die Grünbrücke Stockkämper Straße, die derzeit im Bau ist, schon recht gewaltig aus. Doch sie ist nur halb so groß wie die Bauwerke Eschweg und Holtfelder Straße, bei denen unmittelbar im Anschluss mit den Gründungsarbeiten begonnen wird. Für jede dieser Brücken sind 78 Bohrlöcher nötig - die Spezialisten an den Baumaschinen werden noch viele Wochen in Holtfeld Löcher bohren.

Allerdings spricht derzeit nichts dagegen, dass die Bauwerke im Sommer 2016 fertig sind. Die Grünbrücken haben eine Dicke von 1,10 Metern. Auf diese Betonschicht wird ein weiterer Meter Erde aufgetragen. Schließlich sollen die Grünbrücken wie möglichst natürliche Bestandteile der Landschaft wirken.

Bei den beiden 40-Meter-Bauwerken wird das zum Beispiel dadurch erreicht, dass sich genau in der Mitte eine Reihe von Obstbäumen findet, während jeweils fünf Meter breite und ebenso hohe Hecken den Rand abgrenzen. Die übrige Fläche soll nach Fertigstellung begrünt und später sogar beweidet werden, so dass optisch der Eindruck einer hügeligen Obstwiese entsteht.

Allerdings sollen die Grünbrücken den Tieren, vor allem den wild lebenden, vorbehalten bleiben. Für die Menschen werden etliche weitere Brücken in gehörigem Abstand errichtet. Deren Bau soll auch noch in diesem Jahr beginnen.


Plötzlich stieg dichter Rauch auf

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von Herbert Gontek

Halle-Kölkebeck. Es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre der Hof Vahlenkamp in Kölkebeck an der Sinnerstraße durch ein Großfeuer zerstört worden. Als gestern Mittag gegen 11.50 Uhr plötzlich Rauch vom Strohboden aufstieg, schlug die Mieterfamilie Alarm. Ein auf dem Hof arbeitender Klempner setzte einen Pulverlöscher ein. So konnten die Flammen bis zum Eintreffen der Feuerwehr kleingehalten werden. Der Schaden hält sich in Grenzen, dürfte bei etwa zehntausend Euro liegen.

Ob es einen Zusammenhang zwischen den Klempnerarbeiten am Dach und dem Feuer gibt, darauf wollte sich die Polizei gestern nicht festlegen. Man müsse gründlich ermitteln, hieß es auf Anfrage des Haller Kreisblattes.

Als die Mitglieder des alarmierten Löschzuges Kölkebeck eintrafen, qualmte es erheblich unter dem Dach. Wegen der Alleinlage des Hofes und der damit verbundenen schlechten Wasserversorgung löste die Feuerwehrleitstelle Großalarm für die gesamte Haller Feuerwehr aus. 70 Einsatzkräfte mit einem halben Dutzend Fahrzeugen trafen an der Einsatzstelle ein.

Derweil hatten die Kölkebecker die Situation schon unter Kontrolle gebracht. Auf dem Durchgang des Bodens wurde das Stroh mit Wasser besprüht und dann durch das geöffnete Dach in den Innenhof geworfen und nochmals abgelöscht und aus dem Bereich des Gebäudes gebracht. Anschließend wurde der Bodenraum mit einer Wärmebildkamera auf mögliche Wärmenester abgesucht.

Durch das eingesetzte Löschwasser kam es zu Schäden im unteren Wohnbereich.

Gegen 12.45 Uhr ließ die Einsatzleitung die Haller und Hörster Kräfte wieder abrücken. Die Kölkebecker schlossen die Arbeiten ab. Zuvor war mit einem Belüftungsgerät der Rauch des Strohes beseitigt worden. Bei diesem Einsatz bewährte sich das beim Löschzug Kölkebeck stationierte neue Tanklöschfahrzeug Unimog mit einer Löschwasserreserve von 5000 Litern. "Für uns optimal", sagte Löschzugleiter Jörg Vemmer.

Weber kehrt ins Tor zurück

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Von Claus Meyer Altkreis
Halle.
Die Crème de la Crème der Fußball-Landesliga wird an diesem Wochenende von den beiden heimischen Teams geprüft. Der SC Peckeloh empfängt bereits am Samstag den Tabellenzweiten RW Mastholte. Die Spvg. Steinhagen reist zum Spitzenreiter SV Spexard. SC Peckeloh - RW Mastholte. Mit einem Tabellenzweiten machte der SCP erst zu Ostern seine Erfahrung. Es war beim 3:1-Sieg in Rödinghausen eine gute. Nun stellen sich die Rot-Weißen aus Mastholte als neuer Hauptverfolger von Ligaprimus Spexard in der Wöste vor. Peckelohs Trainer Markus Kleine-Tebbe erinnert sich gern an das Hinspiel im November, das Peckeloh trotz vieler Ausfälle überraschend mit 2:0 gewann. "Das waren drei Bonuspunkte für uns", sagt Kleine-Tebbe und ergänzt: "In Rödinghausen waren es dann noch einmal drei Bonuspunkte." Ob es gegen Mastholte die volle Saisonausbeute gibt, ist zumindest fraglich. "Die haben eine richtig gute Mannschaft", sagt Kleine-Tebbe und nennt Spieler wie Stürmer Lukas Althoff oder Mittelfeldmann Hendrik Eickel. Die Tatsache, dass Ex-Bezirksligatorjäger Roberto Fichera kein Stammspieler sei, zeige, über wie viele Alternativen die Rot-Weißen verfügten. Für Kleine-Tebbe selbst wird Tom Weber wieder zur Alternative auf der Torwartposition. Roman Benzel, der in Rödinghausen zwischen den Pfosten gestanden hatte, fällt mit einer Bänderdehnung aus. Thomas Göktas und Robin Sander sind ebenfalls verletzt, Sercan Özdil ist im Urlaub. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Oliver Fontenla. SV Spexard - Spvg.
Steinhagen.
Die Online-Fußballexperten setzen auf den SVS. Mit Stand vom Freitagmittag glauben 51,3 Prozent der Nutzer, die sich an der Abstimmung auf der Spexarder Homepage beteiligen, dass die »Spechte« am Ende der Saison auf Platz eins einlaufen werden. Vermessen ist die Prognose nicht. Vier Punkte beträgt der Vorsprung des SVS auf Mastholte. Hätte Steinhagens Sebastian Herrmann im Hinspiel nicht in der Nachspielzeit das siegbringende 1:0 erzielt, wäre es sogar noch einer mehr. Der Spvg.-Torjäger lief am vergangenen Wochenende nach mehrwöchiger Verletzungspause für die Steinhagener Reserve in der B-Liga auf. Für Carsten Johanning, Trainer der Ersten, ist er auch für das Spiel in Spexard noch keine wirkliche Alternative. "Fitnessmäßig ist er noch meilenweit von den anderen entfernt", sagt Johanning und zieht allenfalls in Betracht, Herrmann auf die Bank zu setzen. Als positiv kann der Spvg.-Trainer verbuchen, dass die zweite Garde der Stürmer seit Ostern zur Treffsicherheit zurückgefunden hat. Tobias Kreutzer und Andreas Kretschmann erzielten gegen Dützen Tore und sind nun beim Spitzenreiter gefordert. "Spexards Prunkstück ist die Abwehr", weiß Johanning und erwartet wie schon im Hinspiel eine chancenarme Partie. Timo Dannehl mit einer Muskelverletzung und der grippegeschwächte Tim Koliofotis fallen aus.

"Es muss weh tun ..."

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Werther.
Die Stimme der Nacht - kaum ein Mensch in NRW, der Jürgen Domian nicht kennt. Seit 20 Jahren spricht er bei 1LIVE und im WDR-Fernsehen mit Verzweifelten, Verrückten, Kriminellen und anderen, ganz normalen Menschen. Gerade gab der Zuhörer bekannt, dass er Ende kommenden Jahres seine Dauernachtschicht beenden will. Mit Jonas Damme sprach er anlässlich seiner Lesung am Samstag, 25. April, in der Gesamtschule über sein neues Buch »Richtig leben ... und dann tu, was du willst« darüber, wie er all das, was er zu hören bekommt, verkraftet und wie es nach seinem Ausstieg weitergehen soll.

Herr Domian, Sie haben ein »Interview mit dem Tod« geführt (so titelt sein sechstes Buch, d. Red.). Was war Ihre erste Frage?

Jürgen Domian: Ich fragte: Was ist die Zeit?

Und was antwortete er?

Domian: Die Menschen nehmen die Zeit viel zu wichtig. Eigentlich gibt es ja nur die Gegenwart. Denn die Vergangenheit ist schon im Besitz des Todes und die Zukunft nichts weiter als eine Illusion. In dem Buch spiegelt sich meine Beschäftigung mit dem Zen-Buddhismus sehr stark.

Ist das Ihre Religion?

Domian: Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit Zen. Mit Anfang 20 brach mein christlicher Glaube zusammen und ich stürzte in eine tiefe Sinnkrise. Die atheistische Haltung aber hat mich auch nicht weitergebracht. Also wurde ich ein Suchender, und im Grunde bin ich das immer noch. Obwohl ich mittlerweile das Gefühl habe, auf einer heißen Spur zu sein. Zen sehe ich nicht als Religion, sondern eher als eine Lebens- und Todesphilosophie.

Viele Anrufer empfinden Sie als den Fels in der Brandung. Sind Sie so stabil?

Domian: Ich würde gern stabiler sein. Gelassenheit fällt nicht von Himmel. Man muss sich ständig darum bemühen, darum ringen. Dabei helfen mir die vielen Gespräche in der Nacht. Es geht ja meistens um die grundlegende Frage, wie lebt und handelt man richtig. Seit 20 Jahren denke ich zusammen mit den Anrufern über das Leben nach. Es ist ein großes Glück, dies tun zu dürfen.

Kommt es denn vor, dass Sie jemandem nicht helfen können?

Domian: Natürlich. Manchmal sind Menschen in so ausweglose Situationen geraten, da gibt es keine Hilfe. Die Gespräche mit Sterbenden oder mit Hinterbliebenen sind für mich zum Beispiel besonders schwierig. Ich habe gelernt, dass in solchen Fällen die einzige Hilfe darin besteht, für die Betroffenen da zu sein und zuzuhören. Ich habe einmal 30 Minuten mit einer Frau telefoniert, deren Kind ermordet worden war. Wie hätte ich dieser Frau helfen können? Aber wir haben gesprochen, und das hat der Frau ein wenig Trost geschenkt. Letztlich ist man mit tiefer Trauer aber immer allein.

Wen rufen Sie denn an, wenn es Ihnen schlecht geht?

Domian: Ich habe Glück. Ich habe schon mein ganzes Leben immer mindestens zwei gute Freunde, bei denen ich mich melden kann. Es ist erschreckend, wie viele Menschen so etwas nicht haben.

Brauchen Sie das auch, um die Sendung auszuhalten?

Domian: Nach der Sendung machen wir immer, zusammen mit unseren Psychologen, eine etwa einstündige Nachbesprechung. Das entlastet sehr. Jedoch bleibt immer etwas, was man mit nach Hause nimmt. Ich finde, das ist auch gut so. Es muss weh tun, sonst wäre ich der falsche Mann an diesem Platz. Das Einschlafen in den frühen Morgenstunden gelingt mir allerdings oft nur schwer. Das liegt an der Sendung, aber hauptsächlich an meinem völlig verdrehten Tag-Nacht-Rhythmus. An so etwas gewöhnt sich der Körper wohl nie.

Und deshalb wollen Sie aufhören?

Domian: Ich will ja nicht aufhören. Nur die Nachtsendung Domian beende ich Ende 2016. Danach sehen wir weiter. Mich interessiert der gesamte Bereich Talk. Nach mehr als 20 000 geführten Telefoninterviews möchte ich gerne meine Talkgäste einmal sehen. Ich würde gerne eine große Talkshow allein oder mit jemandem zusammen moderieren. Besonders nicht prominente Menschen haben so viel zu erzählen. Sie kommen in der deutschen Talkshow-Landschaft kaum zu Wort.

Im Gespräch mit Ihren Telefontalkgästen kennt man Sie verständnisvoll, auf Fotos sieht man Sie meist lächeln. Sind Sie immer so oder pampen Sie auch mal Leute an?

Domian: Jemanden anzupampen fände ich sehr unhöflich. Aber natürlich gibt es in der Sendung manchmal heftige Auseinandersetzungen mit Anrufern. Zum Beispiel mit dem uneinsichtigen Mauerschützen, einem unbelehrbaren Hooligan oder einem notorischen Fremdgeher, der seit Jahren seine Frau übel betrügt und das auch noch gut findet.

Welcher Fehler stört Sie an Menschen am meisten?

Domian: Illoyalität - das ist der Killer für jede Art von Beziehung. Aber auch geizige Menschen sind mir ausgesprochen unsympathisch.

Letzte Frage: Man kennt Sie nur als Gesprächspartner. Sprechen bei Ihren Lesungen nur Sie oder auch die Gäste?

Domian: Meine Lesungen sind immer ein Mix aus Vorlesen und gemeinsamem Gespräch. Mir macht es großen Spaß, mich mit meinem Publikum zu unterhalten. Nur Vorlesen, das fände ich langweilig.

¦ Am Samstag, 25. April, kommt Jürgen Domian nach

Werther.
In der Aula der Peter-August-Böckstiegel-Gesamtschule stellt er im Rahmen des Lese-Frühlings sein neues Buch vor. Karten gibt es in der Stadtbibliothek Werther unter ` (0 52 03) 88 45 01, unter stadtbibliothek@ stadt-werther.de, in der Buchhandlung Lesezeichen unter ` (0 52 03) 88 44 63 und unter lesezeichen-werther@t-online.de sowie mit Glück noch an der Abendkasse.

In Versmold können viele Örtchen still sein

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Von Uwe Pollmeier

Versmold.
Die menschliche Blase gehört wohl zu den gemeinsten Organen im Körper. Sie meldet sich oft ganz plötzlich und zu den ungünstigsten Momenten. Ob im Stau zwischen München und Salzburg, beim Elfmeterschießen im WM-Finale oder auch beim Einkaufsbummel durch
Versmold.
Die Suche nach einem stillen Örtchen darf dann - gerade wenn Kinder mit im Spiel sind - nicht besonders lange dauern. In Versmold gibt es mehrere Möglichkeiten, um mal auszutreten. Wildpinklern drohen hingegen Bußgelder von bis zu 1000 Euro.

"Es handelt sich nach Paragraf 118 um eine Belästigung der Allgemeinheit und somit um eine Ordnungswidrigkeit", sagt Jennifer Oldach, Pressesprecherin der Stadt Versmold, über das Urinieren in der Öffentlichkeit. Rein rechtlich seien Bußgelder zwischen fünf und 1000 Euro denkbar, in der Praxis seien jedoch Beträge zwischen 50 und 100 Euro üblich. Es komme, so Oldach, gar nicht selten vor, dass solche Strafen verhängt werden. Insbesondere bei Großveranstaltungen und wenn Alkohol im Spiel ist. "Alkoholeinfluss mildert jedoch nicht die Strafe", stellt sie klar.

Wem das Geschäft hinter dem nächsten Busch oder an der gegenüberliegenden Hauswand zu riskant ist, der hat im Stadtzentrum die Wahl zwischen zwei öffentlichen Toiletten. Im Schatten der Petri-Kirche lädt ein ovaler Flachbau mit Sonnenlichteinstrahlung per Deckenfenster zum kurzzeitigen Verweilen ein. Der geräumige Raum ist behindertengerecht und steht sowohl Männern als auch Frauen offen. Waschbecken und Toilette aus Edelstahl setzen Akzente in dem aus einem Guss erzeugten Kunststoffinnengehäuse. Die Tür öffnet sich auf Knopfdruck, mit einer ähnlichen Handbewegung legt auch die Spülung los.

Die ähnlich gebaute Toilette am Busbahnhof ist in einem eckigen Gebäude untergebracht. Schon von außen weist eine ampelähnliche Signalanlage darauf hin, ob das WC frei oder besetzt ist. Grünes Licht bedeutet, bald freien Lauf lassen zu können, rotes Licht erzwingt zunächst ein weiteres Verkneifen.

"Die Reinigungskosten für beide Toiletten beliefen sich im vergangenen Jahr auf 3900 Euro", verrät Bauamtsleiterin Nina Herrling. Bis Ende 2010 habe man für die Benutzung der Toiletten per Münzeinwurf bezahlen müssen, seit 2011 gibt es die Örtlichkeiten jedoch gratis. "Die Ausgaben für Reparaturen durch Vandalismusschäden waren höher als der eingenommene Geldbetrag", sagt Herrling. Seit dieser Umstellung seien keinerlei Vandalismusschäden mehr aufgetreten. Im letzten Jahr der Bezahlphase seien die beiden Toiletten, so habe der eingeworfene Gesamtbetrag ergeben, 1960-mal benutzt worden. Deren Reinigung erledigt eine externe Firma.

Indirekt betroffen von der Blasenschwäche einiger Bürger sind auch die Geschäfte und Cafés im Zentrum. "Es kommt ein bis zweimal am Tag vor, dass jemand nach einer Toilette fragt", sagt Roland Wibker, stellvertretender Filialleiter des Jibi-Markts. Obwohl es keine eigens eingerichtete Kundentoilette gibt, helfen die Mitarbeiter gerne. "Wenn ein Kunde kommt und fragt, stellen wir ihm die Toilette natürlich zur Verfügung", sagt Wibker.

Unkompliziert geht es auch bei Edeka Farthmann zu. Auf Nachfrage gibt es beim Personal einen Schlüssel und somit freien Zugang zur Kundentoilette. Ähnlich sieht es beim Imbiss Arcade an der Wiesenstraße aus. Dort gibt es ebenfalls einen Schlüssel für das Kunden WC. Dessen Benutzung ist für Kunden gratis, Passanten ohne Pommeslust zahlen 50 Cent.

Das Eiscafé San Remo am Schweinebrunnen ist ebenfalls häufiger Anlaufpunkt, wenn die Blase drückt. "Viele fragen, ob sie auf die Toilette gehen können", sagt Inhaber Nuri Gül. Das sei auch in Ordnung, selbst wenn derjenige kein Eis verzehre. In der Stadtbibliothek gibt es für Besucher ebenfalls ein WC und in ganz dringenden Fällen leistet auch das Rathauspersonal mit einem Schlüssel für eine im Gebäude liegende Örtlichkeit Abhilfe.

150 Kinder im Angesicht der Löwen

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Steinhagen (BNO).
Die Geschichte von Daniel in der Löwengrube ist wohl auch den wenig Bibelfesten bekannt. Zwei dieser gefährlichen Vierbeiner begegneten jetzt 150 Jungen und Mädchen im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Allerdings handelte es sich bei diesen Löwen um ganz harmlose Vertreter ihrer Art. Lena Düfelsiek und Katrin Schirra waren für die Kinderbibeltag in die Fellkostüme geschlüpft.

Daniel ist ein bedeutender Prophet des Alten Testaments. Um das Jahr 600 v. Chr. herum soll er gemeinsam mit jüdischen Freunden nach Babylon verschleppt worden sein. Dort machte Daniel schnell Karriere. Nicht zuletzt, weil er als zuverlässiger Traumdeuter galt. Eine Gabe, die auch König Nebukadnezar gerne in Anspruch nahm.

Währenddessen hielt Daniel stets an seinem Glauben fest. Seine hohe Stellung am Hofe und seine religiöse Unbeirrbarkeit brachten ihm viele Neider ein, die letztendlich dafür sorgten, dass Daniel in eine Löwengrube geworfen wurde. Doch die wilden Tiere griffen ihn nicht an, was dazu führte, dass der König Daniels Glauben zur Staatsreligion erklärte.

Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag dieser Woche lernten 150 Jungen und Mädchen die Geschichte bei den ökumenischen Kinderbibeltagen kennen. Gemeinsam mit 40 ehrenamtlichen Helfern hatten der katholische Gemeindereferent Simon Wolter, der evangelische Pfarrer Ulrich Potz und Kantorin Annette Petrick das Projekt organisiert, das unter der Überschrift »Daniel - im Angesicht des Löwen« stand.

Zum Auftakt kamen Kinder und Erwachsene an allen drei Tagen im großen Saal des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses zusammen. Mit einer kurzen Schauspielszene wurden die Jungen und Mädchen mit einem Teilaspekt der biblischen Geschichte vertraut gemacht. Am Donnerstag lautete das Thema etwa »Ich bin der Größte«. Damit wurde auf die leichtsinnigen Aspekte von Daniels Löwengeschichte angespielt.

Nach dem gemeinsamen Auftakt vertieften Kinder und Betreuer das Gehörte in Gruppen. Davon gab es dieses Mal sieben Stück, da die Hälfte der Kinder Fünf- bis Sechsjährige waren. Die ältesten Kinder besuchten die vierten bis sechsten Klassen.

Während der Pausen stärkten sich die Kinder mit von den Eltern gebackenen Kuchen. Außerdem standen Obst und Gemüse auf der Speisekarte. Der gemeinsame Abschluss fand wieder mit viel Musik von Kantorin Annette Petrick und weiteren Musikern im Saal des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses statt.

Am Sonntag, 12. März, enden die Kinderbibeltage. Um 11 Uhr beginnt dann der Familiengottesdienst in der Dorfkirche. Dann werden die Kinder viele Lieder, die sie bei der Veranstaltung gelernt haben, und natürlich Daniels Geschichte präsentieren. Im Anschluss sind alle Gottesdienstbesucher zum gemeinsamen Mittagessen in das Dietrich-Bonhoeffer-Haus eingeladen.

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